Johannis 88 III an der Spitze: Die Stellschrauben der Freiwilligkeit gedreht - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 26.09.2019 um 11:15 Uhr
Johannis 88 III an der Spitze: Die Stellschrauben der Freiwilligkeit gedreht
Viele Teams wurden im Favoritenkreis der A-Klasse 7 gehandelt, der TB Johannis 88 III gehörte vor dem Saisonstart nicht wirklich dazu. Dies hinderte die Mannschaft von Trainer Moritz Schmutzler aber nicht daran, dennoch die Tabellenführung zu übernehmen. Auf der Suche nach einer Erklärung für den Leistungssprung findet sich die Verfeinerung eines außergewöhnlich interessanten Ansatzes.
Von Marco Galuska
Trainer Moritz Schmutzler führt mit dem TB Johannis 88 III die Tabelle in der A-Klasse 7 an. Dies kam aufgrund besonderer Umstände doch etwas überraschend.
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Wenn man genauer auf die Entwicklung der 3. Mannschaft des TB Johannis 88, kommt man nicht umher, genauer auf die vergangenen beiden Spieljahre zurückzublicken. Vor zwei Jahren noch war der Kern der heutigen Dritten die 2. Mannschaft, schon damals durchaus mit einigen langjährigen Kickern aus der 1. Mannschaft gespickt. Gefühlt war jedoch ein wenig die Luft raus. Dagegen stieg die 3. Mannschaft aus der B-Klasse auf.

Für die Saison 2018/19 gab es dann folgerichtig einen Rollentausch. Die Dritte wurde zur Zweiten und umgekehrt. "Wir haben für die 3. Mannschaft das Konzept der Freiwilligkeit eingeführt", blickt Moritz Schmutzler auf die Idee zurück, einige Spieler wieder zurückzugewinnen, oder die Mannschaft überhaupt zu retten, indem die Verbindlichkeit, die sich durch zwei Trainingseinheiten vor einem Spiel gewöhnlich ergibt, beiseite gelegt wurde. Lange Zeit fuhr man damit recht gut, der Kader wuchs, es gab keine Missstimmung wegen Absagen für Trainingseinheiten, die Ergebnisse ließen sich sehen, ehe es zum Ende der Saison doch noch eine ganz enge Kiste in der A-Klasse 6 wurde und man mit zwei Punkten vor der Abstiegszone ins Ziel kam.

Der TB Johannis 88 III durfte schon 16 Punkte aus sechs Partien bejubeln und führt die Tabelle in der Liga damit an. 
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Fehlende Verantwortung ist Gift auf dem Platz

Trainer Schmutzler machte sich eingehend Gedanken, woran es an dem gut gemeinten Konzept, das ja tatsächlich einige wieder regelmäßig zum Kicken bewegen konnte, hapert. "Die Systematik, die bei der Verbindlichkeit in einer Mannschaft gilt, kann man nicht komplett aushebeln. Wir haben aus dem Experiment gelernt, dass es trotz der Freiwilligkeit nicht an Verantwortung fehlen darf", betont Schmutzler und erklärt: "Zwar hat es der Kader hergegeben, dass man immer mit einer anderen Mannschaft spielen konnte, aber die Kontinuität hat da in der vergangenen Saison gefehlt und das ist letztlich Gift, wenn sich die Spieler auf dem Platz nicht sonderlich verantwortlich fühlen, wenn sie nur ab und an in der Truppe spielen."

Die Idee der Freiwilligkeit wollte Schmutzler mit seinen Spielern nicht aufgeben, schließlich war sie die Basis, auf der sich der Kader weiter zusammenfand. Allerdings gab es vor der Saison eine klare Absprache, dass sich alle mehr einbringen müssen, sei es bei der Organisation rund um den Spieltag, aber beispielsweise auch beim Verfassen von Spielberichten. "Wir haben uns da wirklich gut verständigt. Es herrscht ein anderer Geist. Die Spieler verstehen es so, dass man sich praktisch mit Freunden zum Kicken trifft und das sehr viel Spaß machen kann, wenn jeder auch mit anpackt."

Die Stimmung ist gut bei der Truppe von Trainer Moritz Schmutzler, der Teamgedanke wird neu und erfolgreich gelebt.
Wolfgang Cibura

Kein allgemeingültiges Patentrezept für Rang eins

Schmutzler möchte - das ist ihm wichtig - mit dem gewählten Konzept nicht den Besserwisser spielen, weder im eigenen Verein noch gegenüber der Liga. Vielmehr sei es eben den besonderen Umständen im Kader geschuldet, dass die Dritte der Schnepfenreuther sich weiter auf Basis der Freiwilligkeit - nun eben mit mehr Verantwortung auf mehreren Schultern - bewegt. Dass man nach sechs Spieltagen als Tabellenführer der A-Klasse 7 dasteht, sei dann aber doch "eine gewisse Überraschung. Wir hatten uns eine ruhige Saison vorgenommen, dass wir aktuell Erster sind mit so vielen Punkten, hatten wir so nicht erwartet."

Freilich konnte man mit Tobias Schlund vom TSV Fischbach und Christoph Haupt vom ASC Boxdorf (der bisher nur sporadisch zum Einsatz kam) Spieler mit Kreisliga-Erfahrung hinzubekommen, der Rest des Kaders blieb indes nahezu identisch zum Vorjahr. Dafür läuft es bislang deutlich besser als noch im Vorjahr. 16 Punkte aus sechs Partien stehen zu Buche. Besonders erfreulich ist für Schmutzler, dass "schon alle Varianten an Spielverläufe dabei waren: Rückstand, Führung, klare Ergebnisse, enge Spiele, gute erste oder zweite Hälfte, schlechte erste oder zweite Hälfte. Dass wir letztlich daraus so erfolgreich waren, gibt uns Sicherheit!"

Mit Tobias Schlund (links) bekamen die Schnepfenreuther Erfahrung aus der Kreisliga hinzu.
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Konkurrenzfähig ja, aber die Spitzenmannschaft muss sich noch beweisen


Ob dieser Flow sich auch über weite Strecken der Saison beibehalten lässt, will Schmutzler nicht einfach so unterschreiben: "Es wird sich noch zeigen, ob wir konstant genug sind für oben, mit unserem Konzept. Wir können aber auf alle Fälle sagen, dass wir konkurrenzfähig sind, auch gegen Topmannschaften wie Gostenhof oder Bosna. Und dann gilt es das für jedes Spiel einzeln zu sehen: Wir wollen beweisen, dass wir an dem Tag das bessere Team sind." Dabei sei auch dies ein Lernprozess im Vergleich zur Vorsaison: "Auch da waren wir konkurrenzfähig. Insofern muss es der Imperativ an uns sein, auch mehr herauszuholen!"

Dies gilt nun auch am Sonntag, wenn auf der Tabellenführer aus Schnepfenreuth zum Schlusslicht nach Oberasbach fährt: "Ich erwarte ein ausgeglichenes Match. Es zeigt sich an dem Ergebnis zuletzt, dass die konkurrenzfähig sind und in Oberasbach ist es nicht leicht zu spielen." Überraschen lassen will sich die 88er-Dritte also nicht, vielmehr weiter selbst positiv überraschen. Die Verantwortung tragen sie gemeinsam.

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