Training statt Nagelstudio: Der Erfolg kommt nicht von ungefähr - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 21.10.2009 um 14:30 Uhr
Training statt Nagelstudio: Der Erfolg kommt nicht von ungefähr
Ein "neues Blatt" stellt die Frauen-Mannschaft des FC Mitwitz wahrlich nicht dar. Doch anfängliche Erfolge verpufften schnell wieder. In der laufenden Saison nun ein anderes Bild und die Blau-Weißen Damen stürmen ungeschlagen durch die Kreisliga. anpfiff unterhielt sich mit Trainer Michael Reisberg
Von Bernd Riemke
Herr Reisberg, seit wann gibt es denn aktiven Frauenfußball in Mitwitz und wie lange stehen Sie schon in verantwortlicher Position?
Michael Reisberg: In den 1980ern gab es schon mal eine Damenmannschaft beim FC. Die heutige Mannschaft gründete sich 2003 unter Federführung von Wolfgang Dötschel und Daniel Sünkel. Nach zwei Jahren Kreisliga stieg die Mannschaft in die Bezirksliga auf, musste aber feststellen, dass dort ein schärferer Wind weht. Nach diesem einjährigen Ausflug in die BL übernahm ich die Trainings- und Spielleitung. Den Kern unserer Mannschaft bilden nach wie vor die Mädels der Bezirksligasaison.

Sie sprechen das Bezirksliga-Jahr an. Eine Liga, die damals einfach noch zu früh kam?
Michael Reisberg: Die Bezirksligasaison verfolgte ich noch als Zuschauer. Spielerisch waren die Damen gar nicht so weit weg, es hat aber noch nicht für einen Verbleib in der BL gereicht. Mittlerweile konnten sich die Damen des FC im oberen Drittel der Kreisligatabelle etablieren. Die Kreisliga stellt sich im Moment zweigeteilt dar. Wünschenswert wäre hier eine Unterteilung in Kreisklasse und Kreisliga um den Damenfußball attraktiver und spannender zu gestalten. Schließlich gibt es im Moment vier Kreisligen mit ähnlichen Situationen.

In der laufenden Saison sind Sie eines von drei Teams, das nach knapp einem Drittel der Saison noch ungeschlagen ist. Sind Sie damit automatisch ein Mitfavorit auf den Aufstieg?
Michael Reisberg: Das kann man nicht bestreiten, nur mag ich noch gar nicht daran denken. Schließlich haben wir mit dem TSV Oberlauter, dem SV Reitsch und dem VfB Neuensee Mannschaften, die da ein Wörtchen mitreden werden. Mein größter Respekt, Wolfgang Ruppert möge mir verzeihen, gilt jedoch dem SV Friesen. Was da geleistet wird ist beachtlich. Letzte Saison mit einem hervorragenden fünften Platz gestartet, sind sie nun mein Geheimtipp.

Worauf führen Sie Ihren eigenen aktuellen Höhenflug zurück?
Michael Reisberg: Das ist nicht leicht zu erklären. Die FC-Damen schaffen es immer wieder gegen die vermeintlichen Mitkonkurrenten über den Kampf ins Spiel zu finden. So konnte gegen den SVF und den TSV Oberlauter unentschieden gespielt werden. Im Moment tun wir uns gegen Mannschaften im hinteren Tabellendrittel schwer, konnten aber immer drei Punkte mitnehmen. Das spricht aber für diese Mannschaften, die immer besser werden. Ein wichtiger Punkt, der nicht einfach zu erarbeiten war, ist die Disziplin auf dem Platz. Hat doch in der letzten Saison mangelnde Souveränität einige Punkte gekostet.


Die erfolgreichen Frauen des 1. FC Mitwitz mit ihrem Trainer Michael Reisberg (hi. 4.v.li.)
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Sicher gibt es auch in Ihrem Team so genannte Korsettstangen, die nur schwer zu ersetzen sind. Wen zählen Sie zu den Leistungsträgern?
Michael Reisberg: Oje, jetzt soll ich einige herausheben… Da ist zunächst der Rückhalt der Mannschaft im Tor, Jaqueline Spindler. Eine der besten Torhüterinnen in der Region. Ihr großes Plus und Vorbild für alle ist ihr unbändiger Trainingsfleiß. Ich glaube, wenn man sie Mitternacht bei minus 10°C zum Training bestellt, ist sie schon `ne halbe Stunde eher auf’m Platz zum warmmachen. Dann die gute Seele der Mannschaft, Julia Rauh, von Anfang an dabei, eine laufstarke  und ballsichere Spielerin und immer fleißig am Trainieren. Sie wird von allen Spielerinnen geachtet und weiß immer Rat. Natascha Rauch, eine weitere Leistungsträgerin, schnell, ballsicher und trickreich, verletzte sich im Spiel gegen den TSV Oberlauter so schwer, dass sie wohl vorläufig nicht mehr spielt. Dieser Ausfall ist kaum zu kompensieren. Andrea Gregor-Nowack, im Moment in Babypause, eine Spielerin mit ähnlichem Leistungsvermögen, erwarten wir sehnsüchtig zurück. Eigentlich hat jeder seinen Part und ist auf seiner Position schwer zu ersetzen, nur kann ich hier nicht alle nennen. Unsere zwei Torgaranten, die erfahrene Elke Zimmermann und die junge Christina Hickel, die letzte Saison zu uns kam, seien hier aber noch erwähnt.

Es zeichnet sich in diesem Jahr eine „Zweiklassengesellschaft“ ab. Sie zählen zur oberen Hälfte, haben in den nächsten Wochen mit Reitsch, Neuensee und Neuses aber noch drei Brocken vor der Brust. Wird sich in diesen Spielen zeigen, wohin Ihr Weg endgültig führt?
Michael Reisberg: Hier ein klares ja. Neuensee und Neuses auf Augenhöhe, beim SV Reitsch II kommt es ein bisschen auf deren Aufstellung an, ob wir da mithalten können. Nach diesen Spielen wird sich der Weg abzeichnen, nur sollte unser Ziel, Platz 3, realistisch sein.

Frauenfußball boomt, doch gerade die vielen Neugründungen sind vielleicht auch ein Grund für die eben beschriebene Zweiklassengesellschaft, da viele Mannschaften in ihrem ersten Jahr noch nicht die Erfahrung haben. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Michael Reisberg: Ich denke, dass die neugegründeten Mannschaften schneller den Anschluss finden werden. So zeichnet sich ab, dass die hohen Resultate der vergangenen Jahre nicht mehr so häufig sind. Es kommen immer mehr Spielerinnen nach, die ehrgeizig sind und durch Erfolge noch mehr angespornt werden. Gerade deshalb wäre die Einführung einer Kreisklasse zu befürworten. Und im Hinblick auf die WM 2011 in Deutschland, da bin ich mir sicher, wird es einen weiteren Schub für den Frauenfußball geben. Wichtig wäre hier, dass die Vereine dort mitziehen und sich auch im Nachwuchsbereich engagieren. An dieser Stelle mal ein Dankeschön an alle FC’ler, die immer ein offenes Ohr für die Belange der Frauenabteilung haben und uns unterstützen. Ebenfalls den Zuschauern, die immer zahlreicher erscheinen und die Damen anfeuern.
 
Mitwitz zählt im Vergleich zu den „Neuen“ schon zu den „alten Hasen“. Beschreiben Sie doch einmal Ihren Trainingsalltag mit einer Frauenmannschaft
Michael Reisberg: Zunächst hofft man als Übungsleiter immer auf eine hohe Trainingsbeteiligung. Manchmal hatte man den Eindruck, dass ein Termin im Nagelstudio oder beim Friseur wichtiger scheint. Nun hat sich das beim FC gerade durch Neuzugänge gebessert und meine zuverlässigen Leistungsträger sind auch hier Vorbild. Wir trainieren zwei Mal in der Woche mit einer 20 minütigen Erwärmung, Techniktraining, Pass- und Torschussübungen und natürlich einem abschließenden Spiel. Natürlich schaue ich mir Trainingsvarianten von den „Jungs“ unserer Bezirksligamannschaft ab, um das Training immer abwechslungsreich zu gestalten. Unser Keepertrainer Daniel Herold, genannt „Hüter“ trainiert unsere Torfrau speziell ein Mal in der Woche separat und unterstützt unseren Trainingsablauf. Danach gibt es hin und wieder Mannschaftssitzungen, manchmal auch bei einem anschließenden Besuch in der Pizzeria…
 

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