"Die Seele des Fußballspiels": Versammelte Trainergilde lauscht - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 13.09.2009 um 07:00 Uhr
"Die Seele des Fußballspiels": Versammelte Trainergilde lauscht
Mehr als 70 Trainer nahmen am vergangenen Montag auf der Tribüne des Waldstadions in Weismain Platz, um eine Trainingseinheit der A-Junioren des 1. FC Eintracht Bamberg zu verfolgen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Heinz Eger, dem Vorsitzenden der Gemeinschaft der Fußball-Trainer im Bezirk Oberfranken.
Von Bernd Riemke

Gut besucht waren die Ränge des Waldstadions in Weismain...
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Jene Gemeinschaft der Fußball-Trainer (GFT) ist eine freiwillige Interessengemeinschaft innerhalb des Bayerischen Fußballverbandes, die es in Oberfranken seit Mitte der 1960er Jahre gibt. Den aktuell knapp 350 Mitgliedern in Oberfranken werden in regelmäßigen Abständen Fortbildungsangebote unterbreitet, zu denen fachkompetente Referenten eingeladen werden. Praxisdemonstrationen auf der einen und fachtheoretische Hintergründe auf der anderen Seite geben den Trainern Einblicke in moderne Trainingsarbeit.


... wo Christoph Heckl äußerst fachkundig eine Trainingseinheit vorführte...
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Mit dem Headset in den Zweikampf

Am vergangenen Montag lud 1. Vorsitzender Heinz Eger zum wiederholten Male ins Weismainer Waldstadion. Als Referent konnte er Christoph Heckl aus dem oberbayerischen Ingolstadt gewinnen, der beim dortigen Drittligisten seit Jahren äußerst erfolgreich in der Nachwuchsarbeit tätig ist und mit dem Juniorenteam des 1. FC Eintracht Bamberg eine knapp zweistündige Einheit unter der Überschrift „Individualtaktisches Handeln im modernen Fußball – Bedeutung der 1:1-Situation in Offensive und Defensive“ abhielt.
Didaktisch hervorragend aufbereitet trainierte Heckl einzelne Übungsformen mit den Jugendlichen, um zugleich markante Phasen des Trainings immer wieder zu unterbrechen und über das Headset den anwesenden Trainern die spielpraktische Bedeutung der einzelnen Übungen zu erklären. Genau darauf legte der Ingolstädter nämlich besonderen Wert – Übungen vorzuführen, die möglichst nahe an tatsächlich auf- und eintretenden Spielsituationen liegen. So wurden die Nachwuchskicker des FCE stets auf engstem Raum, um die Intensität der Übungen zu steigern, angeleitet sowohl offensiv wie defensiv engagiert und effizient in den direkten Zweikampf eins gegen eins zu gehen. „Das ist die ehrlichste Art Fußball zu spielen“, ließ Heckl über das Mikrofon seine Kollegen auf der Tribüne wissen. Von einfachen Übungen zum Aufwärmen angefangen bis hin zu einem dynamischen Abschlussspiel stand die zweistündige Veranstaltung komplett im Rahmen des Zweikampfes, wobei zunehmend intensiver gearbeitet und stetig verbessert wurde. Heckl hob dabei hervor, dass sich nicht nur der angreifende Spieler in der aktiven Rolle befindet, sondern auch der verteidigende Abwehrspieler jenes eins gegen eins forcieren muss, um die Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten. Das, was die gut 70 Trainer auf dem grünen Rasen zu sehen bekamen, wurde in einem anschließend mündlichen Vortrag im Vereinsheim des SCW Obermain weiter intensiviert und mit Hintergrundwissen angefüllt.


... bei der auch die A-Jugendlichen des 1. FCE Bamberg mit vollem Einsatz zur Sache gingen.
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Von Sepp Herberger und Lionel Messi

„Die Summe der gewonnen Zweikämpfe entscheidet das Spiel“, wusste schon Sepp Herberger wie wichtig der direkte Zweikampf in einer 90-minütigen Partie ist. Doch bevor Heckl ins Detail ging, führte er den Anwesenden die Paradoxie des heutigen Fußballs auf höchstem Niveau und in der Grundausbildung vor Augen. Während die kleinsten Kickern in der E- und F-Jugend häufig angehalten werden, den Ball abzuspielen und „nicht alles allein zu machen“, bewundern wir im Stadion und vor den Fernsehgeräten Weltstars wie Lionel Messi oder Bayern Münchens neues Traumduo „Robbery“, die uns in eben jenen eins gegen eins Situationen mit immer neuen Tricks verzaubern. „Solche Individualisten müssen wieder ihren Platz finden“, hob Heckl im gleichen Atemzug jedoch hervor, dass selbstverständlich Konditions- oder Taktikeinheiten ebenso ihren Platz im wöchentlichen Trainings-Rhythmus finden müssen. Gerade im modernen Fußball, in dem zwei Viererketten im Mittelfeld nicht selten die Räume eng machen, sind es immer wieder die direkten Zweikämpfe, die letztlich ein Spiel entscheiden können. Als moderates Mittel die dichten Deckungsverbände zu überwinden nannte Heckl im Wesentlichen drei Möglichkeiten. Zum einen sind es lange Bälle in die Spitze, die der eigene Stürmer zu sichern versucht, bis die Mitspieler nachgerückt sind. Zum anderen bieten sich lange Diagonalpässe in den freien Raum an und schließlich ist effizientes Kurzpassspiel in der gegnerischen Hälfte häufig ein zweckdienliches Mittel. Immer jedoch, so betonte der Referent, komme es im entscheidenden Moment auf eine eins gegen eins Situation an, die selbstredend sowohl in der Offensive wie in der Defensive gilt. Während der Stürmer zwangsläufig versuchen muss, an seinem Widersacher vorbeizukommen, gäbe es für den abwehrenden Akteur die eine Wahrheit nicht, denn je nach Spielsituation sei individuell zu entscheiden, ob der Spieler versucht vor dem Angreifer an das Leder zu kommen oder zunächst nur absichernde Haltung einnimmt und den Spielfluss des Gegners zu bremsen. Im täglichen Training – so schloss Heckl seine Ausführungen – sei daher zwingend darauf zu achten, dass alle Spieler sowohl offensive wie defensive Rolle im Zweikampf einzunehmen hätten, denn schließlich „hat jeder Spieler das Recht ein Tor zu schießen, aber auch jeder die Pflicht eines zu verhindern…“

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