Nur eine Momentaufnahme?: Kein Schlussverkauf beim SSV - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.09.2009 um 14:00 Uhr
Nur eine Momentaufnahme?: Kein Schlussverkauf beim SSV
… denn der Aufsteiger aus Schwabthal hat in der Frauen-Bezirksoberliga derzeit wahrlich nichts herzuschenken. Und günstig zu erwerben gibt es für die jeweiligen Gegner auch nur eines – Niederlagen. Der Bezirksliga-Meister des Vorjahres hat sich im Oberhaus jedenfalls schnell akklimatisiert und grüßt – zumindest vorläufig – wieder von der Tabellenspitze.
Von Bernd Riemke
„Der Sprung von der Bezirks- in die Bezirksoberliga ist von der Leistungsdichte her nicht so groß“, nimmt SSV-Trainer Holger Müller gleich all jenen Optimisten den Wind aus den Segeln, die  die weiß-blauen Damen schon auf dem Durchmarsch sehen. Oberstes Ziel ist für die derzeitigen shooting-stars der Liga ohne Einschränkung der Klassenerhalt und für das Erreichen dieser Vorgabe sind die bislang erzielten neun Zähler durchaus eine gute Grundlage. In einer Zehnerliga ist das im wahrsten Sinne des Wortes beinahe schon die halbe Miete. „Wir haben in der Vorbereitung gut und hart trainiert. Die Mannschaft setzt ihre Vorgaben ausgezeichnet um“, scheint der Trainer die lapidare Begründung für den momentanen Höhenflug gefunden zu haben. Jene Vorgaben sind dabei eher schlicht gehalten. „Für die Mannschaft gibt es nur eine Richtung“, schmunzelt Müller selbst über seine schier aussichtslosen Versuche, seinem Team ein zurückhaltenderes Auftreten auf dem Platz, verbunden mit einer abwartenden Taktik nahe zu legen. „Ab nach vorne“ lautet daher die Devise eines Teams, die genau auf diesem Weg ihre Stärken auch am besten zum Tragen bringen kann.

Sinnvolle Verstärkungen

Mit Andrea Landvogt auf der klassischen Zehnerposition und den beiden Stürmerinnen Kerstin Schnapp sowie Andrea Lieb verfügt der SSV über ein offensives Dreigestirn, das jeder Abwehr das Leben schwer machen kann. Dabei hat sich der Aufsteiger vor Rundenbeginn gezielt und äußerst sinnvoll verstärkt. Kerstin Schnapp war schon in der vergangenen Saison Leistungsträgerin bei Ligakonkurrent FC Michelau und Andrea Lieb kehrte von ihrem einjährigen Ausflug zu Bayernligist RSV Drosendorf an ihre alte Wirkungsstätte zurück. „Sie haben beide optimal eingeschlagen“, freut sich Müller über die Alternativen, die er nun in der Sturmmitte hat, denn die Hintermannschaft war ohnehin noch nie das Sorgenkind. Mit gerade einmal zwölf Gegentoren spazierte Schwabthal in der vergangenen Saison durch die Bezirksliga und kann sich auch in den bisher absolvierten Partien auf ein defensives Bollwerk verlassen. Zwei Zu-Null Heimsiege gegen Michelau und Mitaufsteiger Wunsiedel sprechen eine ebenso deutliche Sprache wie das 5:1 bei der überraschend schwach gestarteten zweiten Vertretung der SpVg Eicha.


Bereits zwölfmal durften die Damen des Schwabthaler SV in nur drei Partien einen eigenen Treffer bejubeln.
Wolfgang Müller

Die Mischung macht's

Das Geheimnis des Erfolges scheint jedoch weder die stabile Hintermannschaft, noch eine treffsichere Angriffsreihe zu sein. „Nicht zuletzt durch unser gemeinsames Trainingslager im Sommer herrscht bei uns eine tolle Kameradschaft. Wir haben keinen Überspieler. Jede ist in der Lage ein Tor zu erzielen und die Ausgeglichenheit innerhalb des Teams ist wohl unser derzeitiges Plus“, ist Müller zurecht Stolz auf den guten Saisonstart. Ein Start, der zudem etwas ruhiger auf die anstehenden Aufgaben blicken lässt. Die Mischung stimmt einfach.  Mit Kerstin Stern ist sogar noch ein Gründungsmitglied der Frauen-Mannschaft in Schwabthal aus dem Jahr 1993 aktiv. Sie zählt mit Heidi Hagel und Kerstin Schnapp zweifelsohne zu den „Leitwölfen“ im Team, die auch auf verbale Art „schon mal ein Signal setzen“. Neben ihnen dürfen sich talentierte Youngster austoben, die allesamt auf eine langjährige Ausbildung im Mädchen-Bereich blicken können. Andrea Lieb ist dabei nur eine von dreien. Luisa Gründel zählt inzwischen ebenso zur Stammformation und Isabell Lilie kam in den vergangenen beiden Spielen auch bereits zu Kurzeinsätzen. „Sie bringen das nötige Spielverständnis mit“, lobt Müller seine „Küken“ im Team, wohl wissend, wie wichtig eine Nachwuchsabteilung für dauerhaften Erfolg im Verein wäre. Wäre, denn seit zwei Jahren fehlt dem Schwabthaler SV jener Unterbau zur Damen-Mannschaft.

Der ungewisse Blick in die Zukunft

Eine Tatsache, die Holger Müller durchaus mit Sorge betrachtet. „Wir müssen uns Gedanken machen, denn wenn die älteren Spielerinnen aufhören, wird es sehr schwer, das Niveau zu halten. Ein Bruch scheint da fast unvermeidlich“, zumal der inzwischen seit sechs Jahren im Amt befindliche Übungsleiter die Gründe für die fehlenden Nachwuchsmannschaften genau kennt. „Wir liegen geographisch gesehen im Hinterland. Staffelstein leistet eine ebenso gute Jugendarbeit, wie es beispielsweise Fortuna Roth tut, die derzeit wohl mit die besten Juniorinnen-Mannschaften im Landkreis haben“, weiß Müller wie schwierig es ist, junge Mädchen „auf das Land“ zu bringen, wenn das Angebot in den umliegenden größeren Gemeinden ebenso vorhanden ist. „Die spielerische Qualität ist keine Altersfrage. Wenn die Mädchen rechtzeitig anfangen, haben sie mit 17 oder 18 Jahren auch das Potenzial mindestens in der Bezirksliga zu spielen“, hat Müller aktuell mit Carina Müller oder Steffi und Simone Baumann Spielerinnen in den eigenen Reihen, die jene Laufbahn gegangen sind, so dass sich dieses Problem in der laufenden Spielzeit nicht stellt. Im Gegenteil: Schwabthal verfügt über einen derart großen Kader, dass zu Serienbeginn gar eine 2. Mannschaft in der Kreisliga gemeldet werden konnte. „Die Begeisterung darüber war riesig groß“, freut sich Müller, dass nun alle jungen Damen regelmäßig zum Einsatz kommen können. Aushängeschild ist momentan zweifelsohne die 1. Mannschaft, die sich anschickt, sich in der Bezirksoberliga zu etablieren, zumal Müller die Bürde der Favoriten - wohl wissend um deren Stärken – auf andere Schultern verteilt. So sieht er Landesliga-Absteiger ASV Oberpreuschwitz und die traditionell starken Selber-Damen im Aufstiegskampf ganz vorne. Ganz vorne – da wo der Schwabthaler SV es sich zumindest vorläufig gemütlich gemacht hat. Nur eine Momentaufnahme…?!

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