Erfolgsmodell Saarland: Ausverkaufte Hallen und zufriedene Vereine - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 02.04.2019 um 06:00 Uhr
Erfolgsmodell Saarland: Ausverkaufte Hallen und zufriedene Vereine
Der Abgesang auf den Hallenfußball wurde im vergangenen Winter deutlicher denn je. In einer Umfrage bei den Runden Tischen im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe sprachen sich mittlerweile 58 Prozent gegen die Hallenrunde aus. Im Saarland hingegen boomt die Hallenmeisterschaft wie eh und je. 3200 Zuschauer verfolgten in der restlos ausverkauften Saarlandhalle die 27. Auflage des SFV-Masters. Einblicke in ein Erfolgsmodell.
Von Marco Galuska
Auch das Saarland-Masters 2019 war mit 3200 Zuschauern in Saarbrücken wieder restlos ausverkauft.
SFV
Überschaubar gefüllte Hallen, rückläufige Teilnehmerzahlen und vor allem nur noch ganz wenige Mannschaften, die (einigermaßen) mit dem ersten Anzug antraten - die BFV-Hallenrunde 2018/19 im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe sprühte nicht gerade vor Esprit.

Vereine üben Kritik am Futsal


Der Kreisvorsitzende Thomas Raßbach thematisierte an den Runden Tischen zum Jahresbeginn natürlich auch die Problematik der gefühlt seit Jahren siechenden Hallenrunde. Die Auswertung der Fragebögen zeichnet dann ein recht deutliches Bild: "Alle Vereine haben Kritik an der Austragungsart Futsal geäußert, die als eigene Sportart zu werten ist, und daher nur sehr schwer den Fußballern, ob als Zuschauer oder als Spieler, zu vermitteln ist."

Damit ist viel gesagt. Futsal ist nicht wirklich schlecht, die Frage ist nur, ob die Sportart in Turnierform von den Gelegenheits-Futsalern, sprich den Fußballern, in den nur wenigen Wochen des Jahres angenommen werden kann. Eine Frage, die sich auch die Schiedsrichter stellen (müssen). Viele Fußball-Schiris wollen es nicht pfeifen. Viele Fußballer wollen es wohl auch nicht spielen. Futsal gehöre stattdessen über ein vernünftiges Ligensystem, mit Nettospielzeit, weiter etabliert.

Umfrage: 58 Prozent wenden sich von der Hallenrunde ab


Thomas Raßbach
fussballn.de
Erschreckend liest sich aus der Umfrage die Zahl von 58 Prozent, die sich mittlerweile komplett von der Hallenrunde abwenden würden. Eigentlich ein Votum gegen eine weitere Austragung der Hallenkreismeisterschaft. Raßbach reißt sich zwar nicht um die Arbeit in den Wintermonaten, sieht sich dennoch in der Pflicht "den Vereinen im Winter etwas anzubieten." Dabei versucht der Lehrberger gewissermaßen aus einem Scherbenhaufen der Hallenrunde - den er mit seinem Kreis ganz sicher nicht exklusiv in Bayern hat - noch das Beste zu machen, indem er versucht, an Stellschrauben zu drehen, die aber eigentlich das Kernproblem nicht lösen.

Welche Stellschrauben gibt es?

"Die Kreisspielleitung wird versuchen, durch eine Aufteilung der Hallenrunde auf zwei Jahre, entsprechend dem Vorbild der Pokalrunden im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe, eine Verbesserung der Situation im Hallensport zu erzielen. Eine Realisierung hängt jedoch auch weitestgehend von den Hallenkapazitäten und der tatsächlichen Bereitschaft der Vereine an der Sportart Futsal mitzuwirken ab." Wer zwischen den Zeilen lesen kann, der merkt schnell: Raßbach ist keineswegs naiv und verspricht sich damit nicht wirklich die Rückkehr eines Hallen-Booms vergangener Jahre, eher soll es eine Linderung des kränkelnden Systems sein.

Zu einer Rückgewinnung der Vereine, Schiedsrichter und Zuschauer in die Hallen lohnt schon eher ein Blick in Richtung Saarland. Der Saarländische Fußballverband veranstaltete 2019 in der 27. Auflage das Volksbanken-Masters. 3200 Zuschauer waren wieder Anfang Februar zum Finalturnier der besten acht Mannschaften in die restlos ausverkaufte Saarlandhalle nach Saarbrücken gekommen. Zum Vergleich: Der Lotto Bayern Hallencup in Stadtbergen mobilisierte nicht einmal ein Viertel jener Besucherzahl.

Budenzauber par excellence: Im Saarland wird - nach Rücksprache mit den Vereinen - in der Halle nach Futsal-Regeln, aber mit einem Fußball auf Kunstrasen und Rundumbande gespielt.
SFV

Was macht das Saarland anders als Bayern?

Der wohl wesentliche Faktor sticht sofort ins Auge: Gespielt wurde beim SFV-Masters mit einem klassischen Fußball, 5-Meter-Tore, Rundumbande auf Kunstrasen. Nur das Regelwerk wurde vom Futsal (z.B. Teamfouls) übernommen. Die Turnierbestimmungen (siehe Interview weiter unten) wurden im Rahmen der Vorgaben des DFB eingehalten und mit den Vereinen abgestimmt.

Stolze 45 Qualifikationsturniere wurden so im Rahmen der Masterswertung im vergangenen Winter von den Vereinen im Saarland ausgerichtet. Der ausrichtende Verein meldete dem Verband, welche Mannschaften vertreten sind, entsprechend bekam das Turnier dann eine Wertigkeit, auf deren Basis die Quali-Punkte (50% für den Sieger, 25% für den Zweiten, 15% für den Dritten, 10% für den Vierten) berechnet wurden. In die Masters-Tabelle gingen nur jeweils die drei besten Resultate eines Vereins aus der Qualifikation ein. Die ersten Acht der Punktwertung waren letztlich für das Masters in Saarbrücken qualifiziert und erhielten jeweils einen Fanblock in der Saarlandhalle zugewiesen.

Es gibt nicht viele Argumente, die gegen das liberale Angebot an die Vereine sprechen. Thomas Raßbach verfolgt das Saarland-Modell mit größtem Interesse, man munkelt es geht auch dem einen oder anderen Kreisspielleiter so...

Interview mit Jan Neubauer (Stellvertretender Geschäftsführer des SFV)

Hallo Herr Neubauer, das Hallenmasters 2019 in Saarbrücken war schon im Vorfeld ausverkauft. Von Hallenmüdigkeit scheint das Saarland nicht betroffen...

Jan Neubauer: Es ist richtig, unser Hallenmasters erfreut sich auch nach 27 Jahren immer noch extremer Beliebtheit. Die Zuschauerzahl ist nach wie vor konstant hoch und es ist auch nicht zu erwarten, dass hier sich etwas groß verändert.

Klären Sie uns kurz auf: Wie ist die Turnierorganisation geregelt?

Neubauer:
Wir überlassen grundsätzlich die Organisation der Qualiturnieren unseren Vereinen. Lediglich das Finalturnier wird vom SFV veranstaltet.

Dabei wird, anders als bei uns in Bayern, aber gewöhnlich nicht mit einem Futsal-Ball gespielt. Hat man dazu in ihrem Verband den Hallenspielbetrieb überarbeiten müssen?

Neubauer:
Wir haben im Saarland gemeinsam mit unseren Vereinen eine gute Mischlösung zum reinen Futsal gefunden. Die Regeln wurden komplett vom Futsal übernommen, allerdings ohne die Tore und den Ball. Auch den Untergrund sowie Banden sind den Vereinen überlassen. Es gibt Turniere auf normalem Hallenboden sowie auf Kunstrasen, mit und ohne Bande.

In Bayern gibt es in der Halle durch den Verband organisiert ausschließlich Futsal, der Hallenfußball ist mittlerweile nur noch bei Privatturnieren zu finden. Wenn es im Saarland anders geht, muss das doch bedeuten, dass die Regularien des DFB es generell hergeben, dass man mit anderen Toren (5m statt Handball) und Bällen (Fußball statt Futsal) spielt?

Neubauer:
Sagen wir mal so, unsere Spielweise wurde gemeinsam mit den Vereinen entwickelt und wird vom DFB nicht „verboten“. Ich denke, da haben wir eine absolut sinnvolle Lösung gefunden, da wir in erster Linie für unsere Vereine als Dienstleister Fußball organisieren und weiterentwickeln.

Und welche Variante suchen sich die Vereine für ihre Turniere in der Regel raus? 

Neubauer:
Die meisten Turniere sind ohne Kunstrasen, aber mit Bande. Das Finalturnier in der Saarlandhalle wird in den letzten Jahren immer auf Kunstrasen und Rundum-Bande gespielt. Die Tore sind die Jugendfeldtore (5m).

Nimmt der Masters-Sieger aus dem Saarland an der Deutschen-Futsal-Meisterschaft teil oder ist die Hallensaison mit dem Masters dann für das Saarland beendet?

Neubauer:
Der Masters-Sieger nimmt, wenn gewollt und möglich, an der Futsal-Regionalmeisterschaft teil. Da wir auch einen reinen Futsal-Verein haben, ist dieser automatisch für die Regionalmeisterschaft qualifiziert. Somit eine optimale Lösung für alle Beteiligte.

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Leser-Kommentare

Hallenfußball im Saarland

27. Auflage des Volksbanken-Masters

Im Winter 2018/19:
- 45 Qualifikationsturniere (von Vereinen organisiert)
- Futsal-Regeln, jedoch Ball, Bande und Untergrund frei wählbar
- Turnier erhalten je nach Teilnehmerfeld Wertigkeit
- Wertungspunkte, werden auf die ersten vier Plätze vergeben
- Nur die drei besten Punktergebnisse pro Team gehen in die Wertung ein
- Die ersten Acht der Punkttabelle qualifizieren sich fürs Masters


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