Der Auftakt aus der Winterpause hat vielleicht ein Nachspiel. Nachdem die SF Großgründlach das Nachholspiel beim FC Bayern Kickers II mit 0:5 verloren hatten, meldete sich Vorstand Udo Gäberlein gegenüber fussballn.de zu Wort. Wir haben uns bei den Vereinen und Kreisspielleiter Thomas Raßbach umgehört.
Udo Gäberlein, Vorstand SF Großgründlach:
Erlaubt, aber auch fair?
Als Vorstadtverein, dessen 1. Mannschaft „nur“ Kreisklasse
spielt, ist man es in der Kreisklasse 4 ja fast schon gewohnt, dass gegen die
2. Mannschaften von Bezirks- oder Landesligamannschaften immer wieder, vor
allem gegen Saisonende und wenn Abstiegsgefahr droht, Spieler der 1. Mannschaft
in der Zweiten auflaufen.
Das allein bringt uns schon ordentlich Frust ein, denn wir
müssen auch um jeden Punkt gegen den Abstieg kämpfen und können immer nur
hoffen, dass die Verstärkung „von oben“ nicht zu heftig ausfällt.
Am vergangenen Sonntag aber wurde der § 34 der Spielordnung
seitens Bayern Kickers brutal ausgenutzt: Bayern Kickers musste in der Vorrunde
auf Grund eines Wasserrohrbruchs das Heimspiel der 2. Mannschaft gegen die
Sportfreunde Großgründlach verständlicher Weise absagen. Wir haben von Anfang
an sehr deutlich gemacht, dass der Nachholtermin bitte nur an einen Tag
stattfinden soll, an dem auch die Bezirksligamannschaft von Bayern Kickers
spielt. Es wurde der Sonntag, 10.03. vereinbart.
Wir erhalten am Vortag die Information, dass das für die 1.
Mannschaft angesetzte Freundschaftsspiel abgesagt werden musste, da der Platz
nur ein Spiel „verträgt“ und dann „natürlich“ das Punktspiel Kreisklasse
vorgeht. Bei der Ankunft an der Mittelstraße standen zwar zwei gleichwertige
Rasenflächen zur Verfügung, aber es konnte Angabe gemäß nur auf dem A-Platz
gespielt werden.
Uns war dann sofort klar, was kommen würde: Sage und
schreibe ein gutes halbes Dutzend (der Berichterstatter von Bayern Kickers
schreibt selbst „eine Hand voll Spieler“, wir haben 7 gezählt) aus der
Bezirksligamannschaft tritt in diesem, auch für uns wichtigen, Nachholspiel für
die abstiegsbedrohte Kreisklassen-Mannschaft an.
Nachdem die Platzbelegung der Verein bestimmen kann und die
Spielsperren/-beschränkungen des erst vor kurzem verschärften § 34 SpO in der
Winterpause „verfallen“, war der natürlich alles legal und regelkonform – war
es auch fair (nicht nur uns gegenüber)?
Es ist wirklich frustrierend, um jeden Punkt kämpfen zu
müssen und dann immer wieder mit Wettbewerbsverzerrungen konfrontiert zu sein. Wir werden auf dem nächsten Kreistag beantragen, die
Regelungen des § 34 SpO ab Bezirksliga aufwärts weiter zu verschärfen und unter
anderem beantragen, dass Spielsperren/-beschränkungen auch über die Winter- und
Sommerpausen hinweg gelten. Wir freuen uns über zahlreiche Unterstützung dieser
Überlegungen.
Achim Mletzko, Vorstand FC Bayern Kickers:
Zwei Seiten einer Medaille! Unfair?
Generell können wir nachvollziehen, dass im Ligabetrieb
zwischen 1. und 2. Mannschaften ein gewisses Maß an Wettbewerbsverzerrung
vorherrscht. Im Übrigen gilt dies auch in beide Richtungen zu betrachten! Bei
der Diskussion darf nicht vergessen werden, dass es auch für uns als kleinen
Verein (im Übrigen sehen wir uns auch selbst als Ein-Sparten-Verein mit 450
Mitgliedern nicht als größerer Verein) immer wieder eine große Schwierigkeit
ist, entsprechend eine 2. Mannschaft aufzubieten. Denn diese muss sich in erste
Linie nach der 1. Mannschaft richten. So trafen in den elf Partien vorher beispielsweise sämtliche Gegner auf einen Feldspieler (oder ausnahmsweise einem AH-Keeper) in
unserem Tor der 2. Mannschaft, weil wir aufgrund von Verletzung nur einen Torhüter für zwei
Mannschaften über ein halbes Jahr zur Verfügung hatten.
Wir verstehen, dass dies im Verhältnis ärgerlich für
Großgründlach ist, dass sie am Sonntag eben nicht auf eine geschwächte 2.
Mannschaft getroffen sind. Die Betonung liegt dabei auf 2. Mannschaft, denn die
Regularien hätten es hergegeben, mit einem kompletten Kader von 1 bis 15 aus der
Bezirksliga aufzulaufen. Stattdessen waren es fünf Spieler, die auch in Zukunft
zum erweiterten Kader der Bezirksliga gehören sollen, darunter auch zwei
Neuzugänge, die noch keinen Einsatz in dieser Saison bei uns hatten (also gar keine Sperre möglich gewesen wäre) und mit
Mike Meyer ein Spieler, der aufgrund von Verletzung vor exakt einem halben Jahr
sein letztes Pflichtspiel bestritten hat, und im Übrigen zu Spielbeginn auf der
Bank saß und erst nach einer Verletzung eingewechselt wurde.
Uns insofern ein unfaires Verhalten vorzuwerfen, können wir
so nicht stehen lassen! Schon gar nicht den unterschwelligen Vorwurf, man hätte
den Spieltag gewissermaßen missbraucht, um den spielfreien Tag der 1.
Mannschaft zu nutzen. Zum einen wurde unser Meisterschaftsspiel in der
Bezirksliga von Verbandsseite aufgrund des Pokalspiels von Türkspor Nürnberg
abgesagt, zum anderen hatten wir zum Ersatz extra ein Testspiel gegen die
Sportfreunde Dinkelsbühl (die am Sonntag
auch zwangsläufig spielfrei waren, weil ihr Gegner Mosbach im Pokal
gegen Türkspor hätte spielen sollen) angesetzt. Dass man auf einen frisch
angelegten Platz, der für den Trainings- und Spielbetrieb noch nicht freigegeben
ist, bei jener Witterung nicht spielt, dürfte nachvollziehbar sein. Dass auf
dem A-Platz dann auch nur maximal ein Spiel stattfinden kann, erklärt sich
auch, wenn man die zahlreichen Absagen an diesem Tag betrachtet.
Die Prioritätenregelung „Pokal geht vor Meisterschaft“
finden wir im Übrigen auch alles andere als glücklich. (Nur nebenbei der
Treppenwitz: Bei einer Meldung von Großgründlach für den Ligapokal wäre die
Partie am Sonntag nicht angesetzt worden). Dies wäre in unseren Augen eher ein
Ansatz, um sich an den runden Tischen einzubringen. Denn der nächste Kreistag
wird erst in 3 Jahren stattfinden, eine lange Zeit.
Was die Regelung der Sperre von Spielern im Einsatz
von verschiedenen Spielklassen anbelangt, so sehen wir (die besonders strikte
Regelung für die letzten vier Spieltag außen vor gelassen) die seit dieser
Saison neue 15-Tage-Frist als absolut ausreichend an. In unserem Fall bedeutet
das, dass ein Spieler, der in der ersten Hälfte in der Bezirksliga eingesetzt
wurde, erst drei Wochen später theoretisch wieder bei der 2. Mannschaft spielen
darf. Auch hier sollte man die andere Perspektive sehen!!! Wenn ein Spieler von
der Zweiten aufgrund Verletzung hochgezogen werden muss, dann fehlt dieser
seiner 2. Mannschaft in mindestens drei Spielen! Unfair?
Kreisspielleiter Thomas Raßbach:
Der größte Feind der Vereine sind die Vereine
Grundsätzlich bin ich der Auffassung von Udo.
Ich habe in der Anfangsphase meiner Karriere, immer versucht darauf
hinzuwirken, dass man Fair Play spielt und die Spieler der Ersten eben nicht
bei der Zweiten einsetzt. Dies habe ich solange gemacht, bis ich von einem
Verein die Mitteilung erhielt, dass ich ruhig sein sollte, da man nicht unfair
spielen kann, wenn man sich an die Spielordnung hält. Dem kann man nichts
entgegensetzen. Es gibt natürlich auch
gleichwohl Argumente dafür, Spieler der Ersten bei der Zweiten einzusetzen. Ein
Beispiel hat Achim ja auch genannt.
Ich bleibe aber dabei
und sage das meinen Vereinen immer wieder: Das Fair Play muss in den Vereinen
gelebt werden. Es wird immer ein Hintertürchen oder eine Ungerechtigkeit geben,
egal was der Verband regelt! Und darum gilt auch
daher mein weiteres Credo: Der größte Feind der Vereine sind die Vereine. So
viel Blödsinn kann der Verband gar nicht veranstalten - im Vergleich zu dem, wie
sich viele Vereine untereinander verhalten.