Alexandra Spörlein im Porträt: Die Pferdeflüsterin als Lebensversicherung - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.09.2018 um 12:00 Uhr
Alexandra Spörlein im Porträt: Die Pferdeflüsterin als Lebensversicherung
MAGAZIN Kreispokalsieger, Kreisligameister, Aufsteiger in die Bezirksoberliga. Die Damen der DJK Teuchatz schreiben seit zwei Spielzeiten ihre ganz eigene Erfolgsgeschichte. Mittendrin ist mit Alexandra Spörlein eine Spätzünderin, die zwischen den Broilers und zwei herzlichen Vierbeinern immer noch Zeit findet, gegnerische Angreifer zur Verzweiflung zu treiben.
Von Bernd Riemke

„Eine schönere Kindheit hätte ich mir nicht wünschen können“, sagt die heute 24-Jährige, die auf einem idyllischen Bauernhof in Gräfenhäusling aufgewachsen ist und zunächst lieber auf Kühen geritten ist, als überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden, dem runden Leder nachzujagen. Den ersten verzweifelten Anstoß musste die eigene Mama geben, die ihre Tochter gerne im Trikot der Mädels des SC Jura Steinfeld gesehen hätte, doch „ich wusste gar nicht, was Fußball sein soll und habe mich viel lieber mit Tieren beschäftigt“, zog Klein-Drine, wie sie von ihrem jüngeren Bruder, einem von fünf leiblichen Geschwistern liebevoll genannt wird, ihrer Mutter Anita rasch den Zahn von wegen körperlicher Ertüchtigung auf dem Fußballplatz. Da bedurfte es schon eines gescheiterten Versuchs am Akkordeon, der geringen Affinität zur Einzelsportart Schwimmen sowie ihrer Freundin Luisa Wilhelm, bis sich der lebensfrohe Blondschopf der Mädchenriege des TSV Ebermannstadt anschloss.

Mythos Nummer 5

Da der weibliche Nachwuchs der Oberfränkinnen mit dem zweitschwächsten Angriff der Liga „gesegnet“ war, durfte sich die Newcomerin sogleich in vorderster Front versuchen. Ein Unterfangen, das auf Dauer von mäßigem Erfolg gekrönt war. Zwar schlug das Spielgerät tatsächlich ab und zu im gegnerischen Netz ein nachdem es den Schlappen der motivierten Alexandra Spörlein verließ, doch „ich konnte eigentlich mit dem Ball nichts anfangen und war viel lieber hinten die Abräumerin“, stellte der Rechtsfuß selbst früh die Weichen für die Fortsetzung ihrer Laufbahn in der Abwehrreihe. Da agierte ohnehin ihr Ebs-Vorbild Annika Köferlein, die sie in jungen Jahren nicht nur dafür bewunderte, wie sie defensive Zweikämpfe führte und saubere Bälle im Spielaufbau platzierte, sondern die auch ihre Lieblingszahl auf dem Rücken tragen durfte. Um genau jene Nummer 5 selbst tragen zu dürfen, bedurfte es zwar nicht zwingend eines Vereinswechsels, den strebte sie dennoch im Sommer 2013 an und gab schließlich dem Zureden der DJK-Urgesteine Marina Lukard und Katharina Schick nach und sollte fortan auf dem hohen Jura für Teuchatz in die Zweikämpfe gehen. Dass dies im ersten Spiel gehörig misslang als es im Rahmen der Sportlerkerwa ausgerechnet gegen die ehemaligen Mitstreiterinnen aus Ebermannstadt ging und die DJK mit 0:7 unterging, sollte für den weiteren sportlichen Werdegang indes keine Signalwirkung haben.

In der Saison 2013/14 feierte Alexandra Spörlein (re.) ihre Premiere im Trikot der DJK Teuchatz.
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Mythos Teuchatz

Ganz im Gegenteil. Es bedurfte zwar drei Spieljahre Anlaufzeit, doch dann hatte nicht nur Alexandra Spörlein endlich Feuer gefangen. „Es ist mir egal, ob es ein Freundschafts- oder ein Pflichtspiel ist, ich gebe immer alles“, so die Teuchatzer Strahlefrau, die aus der größten sportlichen Enttäuschung die Kraft für die sich anschließenden Erfolge zog. In der Saison 2015/16 schoss sich Teuchatz drei Spieltage vor Schluss nach einem Last-Minute 1:0-Auswärtserfolg beim direkten Konkurrenten TSV 08 Kulmbach an die Tabellenspitze, um diese nur eine Woche später durch den späten Ausgleich zum 3:3 in Mistelgau wieder preisgeben zu müssen. Der so lang ersehnte Aufstieg war vertan. „Doch diese Momente haben mir gezeigt, warum ich so gerne in Teuchatz spiele. Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt haben uns ein Jahr später zur Meisterschaft geführt“, kehrt der Stolz in die strahlend blauen Augen der resoluten Innenverteidigerin zurück, wenn sie von der glorreichsten Saison in der Geschichte des Teuchatzer Frauenfußballs erzählt.

Auf- und Aufstieg

Nach dem verpassten Aufstieg zunächst ohne jeden eigens auferlegten Druck in die Folgesaison gegangen, entwickelte sich im Laufe der Serie ein Vierkampf, in dem die übrigen Bewerber nach und nach abreißen lassen mussten und sich die DJK schließlich die Kreisligakrone aufsetzen konnte. Ein wichtiges Mosaiksteinchen auf dem Weg dorthin war der Gewinn des Kreispokals wenige Wochen zuvor als der RSC Oberhaid in einem packenden Finale mit 2:0 niedergerungen werden konnte. Zu Null – das ist immer auch ein Lob an die Abteilung Abwehr. „Das war auch einer der wenigen Tage, an denen ich mit meiner Leistung zufrieden war. Sonst ärger ich mich immer, wenn der letzte Schritt fehlt, um ein Gegentor zu verhindern“, so Spörlein, die von ihrem ehemaligen Trainer Frank Lunz ob ihrer Schnelligkeit und dem vorausschauenden Zweikampfverhalten gerne als Lebensversicherung in der Hintermannschaft bezeichnet wurde. Und weil aufsteigen so viel Spaß machte, legte Teuchatz prompt in der Bezirksliga eine fabelhafte Saison hin, die auf Anhieb zum Durchmarsch in die Bezirksoberliga führte. Nach vielen verpassten Anläufen in den Jahren zuvor, überhaupt aus der Kreisliga herauszukommen, spielt die DJK nun im Konzert der Großen des oberfränkischen Frauenfußballs. „Zuletzt haben wir echt gemerkt, wie geil es ist, zu feiern“, schmunzelt Spörlein in Anbetracht der nicht enden wollenden Erfolg, die sie mit ihrem Team seit dem Frühjahr 2017 zelebriert.

Aus der Defensive heraus setzt die 24-Jährige ihre Mitspierlinnen in Szene.
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Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde – und auf Festivals

Richtig zelebriert werden regelmäßig auch die Besuche diverser Festivals mit ihrer Mannschaftskameradin Tanja Sponsel. „Sie hat mich einmal mitgeschleppt, seither agieren wir zusammen sehr gut als Festival-Buddys“, grinst Alexandra Spörlein, wenn sie von Besuchen bei Nova Rock in Österreich, dem legendären Southside in Baden-Württemberg oder dem Mega-Event Rock im Park berichtet. Dabei ist es gar nicht die Musik selbst – es sei den die Broilers stehen auf der Bühne - die die quietschfidele Industriemechanikerin gen Festivals zieht, sondern vielmehr das förmlich mit dem Betreten des Geländes einsetzende Lebensgefühl aus zelten und chillen sowie dem morgendlichen aufgewärmten Getränk aus der Dose. Dieses laissez-faire steht wiederum im Gegensatz zur fürsorglichen Pflege, die sie ihren beiden Vierbeinern zukommen lässt. Mehrmals wöchentlich führt sie ihr Weg zum American Quarter Horse (die ihren Namen daher haben, weil sie die schnellsten auf der Viertelmeile sind) Sweet Pistole Powder, das sie liebevoll Sweety nennt. „Das sind einfach coole Socken“, gerät Alexandra Spörlein ins Schwärmen, wenn sie in Gedanken bei dem großen und dem kleinen Vierbeiner ist, denn neben dem Westernpferd weicht ihr auch Jack Russell Terrier Birdy nicht von der Seite. Bei ihren beiden tierischen Weggefährten findet die Hirschaiderin sowohl Ruhe als auch innere Zufriedenheit und tankt zweifelsohne die Kraft für neue sportliche Herausforderungen auf dem Fußballplatz. Auch an diese wird sie zweifelsohne im Galopp herangehen und sie mit Bravour meistern – schließlich verraten die Initialen von Alexandra Spörlein schon, wer bei der DJK Teuchatz die Lebensversicherung in der Hintermannschaft ist: die Trumpf – AS!

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Leser-Kommentare

Steckbrief A. Spörlein

Alexandra Spörlein
Spitzname
Drine
Alter
30
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Hirschaid
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
168 cm
Beruf
Industriemechanikerin
Hobbies
Festivals, Pferde, Hunde
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Libero


Saisonbilanz A. Spörlein

 
23/24
1
0
0
0
R
0
0
23/24
3
0
0
0
R
0
0
22/23
7
0
0
0
R
0
0
22/23
2
0
0
1
R
0
0
19/21
5
0
0
1
R
0
0
19/21
2
0
0
0
R
0
0
18/19
1
0
0
0
R
0
0
18/19
17
0
0
3
1
0
0
17/18
6
0
0
0
R
0
0
17/18
18
0
0
0
R
0
0
16/17
14
0
0
0
R
0
0
16/17
9
1
0
2
R
0
0
15/16
14
0
1
0
R
0
0
14/15
16
0
1
0
R
0
0
13/14
17
1
0
1
R
0
0
12/13
1
0
0
0
R
0
0
Gesamt
133
2
2
8
1
0
0

Entweder...oder

Hund oder Pferd
Da kann ich mich nicht entscheiden (lacht). Als Kind hatte ich schon vier Hunde, für die ich die Bezugsperson war. Sie freuen sich einfach immer, dich zu sehen und Birdy ist sogar zu unserem Team-Maskottchen geworden. Pferde sind aber einfach schöne Tiere. Über Stoppelfelder zu galoppieren ist außerdem ein unbeschreibliches Gefühl.
Sport-Bild oder Wendy
(lacht). Die Wendy habe ich mir als Kind immer gekauft und auch in der Schule in Poesie-Alben geschrieben, dass ich später mal ein Pferd haben möchte. Die Pferdegeschichten über Penny und Dixie habe ich wirklich gern gelesen.
Dirndl oder Jogginghose
Jogginhose (kommt wie aus der Pistole geschossen). Ich bin der lockere, sportliche Typ, trage sowieso selten Kleider und fühle mich in Jeans, einem T-Shirt und ein Paar schönen Sneakers sehr wohl.
Fuß oder Kopf
Definitiv Fuß. Ich glaube ich köpfe höchstens zweimal pro Saison (lacht). Jedesmal wenn ein hoher Ball kommt springe ich lieber hoch, um ihn mit der Brust anzunehmen. Übrigens: Mit dem linken Fuß übe ich auch fleißig.
Sekt oder Bier
Ich trinke gerne Sekt zum Anstoßen mit Freunden, aber nach Feierabend zu Hause schmeckt ein Huppendorfer am besten.
FCN oder DJK
Teuchatz, weil es hier einfach schön ist. Wenn ich überhaupt für einen Bundesligaverein bin, dann für den Club. Das wurde mir in die Wiege gelegt. Grundsätzlich spiele ich aber viel lieber als dass ich zuschaue.

Auf ein Wort mit A. Spörlein

Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich eine Katze, denn die machen was sie wollen und trotzdem werden sie ständig gefüttert.

Das letzte Mal viel Geld ausgegeben habe ich beim CHIO Reitturnier in Aachen für Jacken und eine Umhängetasche.

Niemals verzichten möchte ich auf Schokolade. Ich esse so selten wie möglich Süßigkeiten, aber Kinder-Schokolade ist wie eine Droge. Mein Arbeitskollege hat mir sogar schon Kinder-Country in die Schublade am Schreibtisch gelegt, wenn ich mal nicht so gut drauf war.

Als Letztes bevor ich ins Bett gehe, sage ich meinem Hund Gute Nacht und streichle ihn nochmal. Er hat seinen Korb neben meinem Bett und wenn ich traurig bin oder es richtig kalt ist, darf er sogar mit ins Bett kommen.

Wenn ich eine Million im Lotto gewinne, würde ich mir einen schönen Audi und einen kleinen Hof kaufen - so im Stil von Unsere kleine Farm (schmunzelt)

Einen perfekten Tag habe ich oft. Am schönsten ist es, im Stall zu frühstücken und anschließend einen Wanderritt in einen Biergarten zu machen und abends zu Hause zu grillen.

In meiner Handtasche habe ich immer mein Handy, meinen Autoschlüssel, meinen Geldbeutel und eine Hundeleine, weil ich Birdy oft spontan mitnehme - und einen Hundekotbeutel auch (lacht).

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