Selina Heidig im Porträt: Der weiße Blitz der DJK-Familie - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.04.2018 um 06:00 Uhr
Selina Heidig im Porträt: Der weiße Blitz der DJK-Familie
MAGAZIN Durchschnittlich mehr als ein Treffer pro Partie stehen für Selina Heidig, Stürmerin des Bezirksligisten DJK Teuchatz zu Buche. Welche besonderen Schweini-Parties sie feierte, warum sie lieber friert als schwitzt und welche ganz besonderen Highlights sie in ihrer jungen Karriere schon erlebte, verrät die 20-Jährige im anpfiff-Porträt der Woche.
Von Bernd Riemke

Was macht ein Papa auf dem hohen Jura, wenn er mit drei Töchtern gesegnet und der einzige Verein im Dorf ein Fußballverein ist? Er begeistert seine Mädchen natürlich für die Jagd nach dem runden Leder. Nichts anderes tat Pankraz Heidig – einst selbst in der Kreisklasse für die DJK Teuchatz aktiv – und er tat es mit Erfolg. Selina, die mittlere der drei Heidig-Töchter, machte den Anfang, bekam im zarten Alter von sieben Jahren ihren ersten Spielerpass ausgestellt und ist seither fester Bestandteil der DJK-Familie. Anfangs erhielt der „weiße Blitz“ noch eine Art Sondertraining bis Pass und Schuss automatisiert waren, doch dann wurde Selli losgelassen. Zunächst gemeinsam mit den Jungs in der F- und E-Jugend. „Das sind die mit den vielen Mädchen in der Mannschaft“, urteilten die Gegner meist vorschnell bevor sie vom Teuchatzer Nachwuchs mit Selina Heidig in der Hintermannschaft geschlagen nach Hause geschickt wurden.

Grundlagen im Juniorenbereich

Das gemeinsame Spielen und Trainieren mit den Jungs tat der fußballerischen Entwicklung der weiblichen Nachwuchskickerinnen ausnahmslos gut. Selina Heidig, die sich zwar auch für andere Teamsportarten wie Volley- oder Basketball begeistern konnte, konzentrierte sich bald ausnahmslos auf die Jagd nach dem runden Leder auf grünem Rasen. Die umtriebige Allzweckwaffe der Teuchatzer Junioren half in einem Spiel sogar einmal zwischen den Pfosten aus. „In der Viertelstunde gegen Waischenfeld habe ich zumindest keinen Treffer kassiert“, erinnert sich der 20-jährige Sonnenschein zwar sehr konkret an das eigene Torwart-Debüt zurück, avancierte selbst aber nach und nach zu der Spielerin, die die gegnerischen Hüterinnen zur Verzweiflung trieb. Aus dem Mittelfeld heraus erzielte sie in ihrer statistisch gesehen besten Saison 36 Treffer in einer Spielzeit ehe sie später bei den Damen nicht zuletzt aufgrund ihrer Abschlussstärke in vorderste Front beordert wurde. Zuvor standen freilich mit dem weiblichen DJK-Nachwuchs zwei Meisterschaften auf dem Programm. Die erste in der Serie 2013/14 verblasst in der Erinnerung jedoch ein wenig, weil sie aufgrund eines unerlaubten Einsatzes einer gegnerischen Spielerin am grünen Tisch errungen wurde. Ein Jahr später machten die Juniorinnen ihren Triumph auf sportlichem Wege perfekt und kamen ohne eine einzige Saisonniederlage zu Meisterehren.

Am 14.09.2014 bestritt Selina Heidig (li.) ihr allererstes Pflichtspiel für die Damen gegen DJK Teuchatz. Gegner war der TSV Plankenfels
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Mehr Tore als Spiele

Im September 2014 im Alter von 16 Jahren feierte Selina Heidig ihre Premiere in der Damen-Mannschaft der DJK Teuchatz in der Heimpartie gegen TSV Plankenfels (2:1). Erst in der Folgesaison sollte die Torjägerin jedoch zum festen Bestandteil des Damenteams werden und tat gleich im ersten Spiel das, was sie ohnehin am besten kann. Der Gegner hieß wieder TSV Plankenfels und es dauerte keine neun Minuten bis Selli zum ersten Mal über einen eigenen Treffer jubeln durfte. Das tat sie seither 57 Mal in lediglich 43 Pflichtspieleinsätzen für den Juraverein – eine sagenhaft starke Quote. Zu behaupten, Heidi – wie sie aufgrund ihres Nachnamens gern liebevoll genannt wird – startete auf Anhieb voll durch, ist wahrlich keine Untertreibung. Im Gegensatz dazu nahmen die Damen der DJK Teuchatz mehrere Jahre Anlauf, um sich ihren Traum von der Meisterschaft zu erfüllen. „Als unaufsteigbar zu gelten war intern schon ein Thema“, blickt Selina Heidig auf die Spielzeit 2015/16 zurück, in der sich Teuchatz ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem TSV Kulmbach lieferte, um am letzten Spieltag doch noch den Kürzeren zu ziehen. „Die Enttäuschung war riesengroß, doch mit unserer neu formierten Mannschaft haben wir sozusagen nur Anlauf genommen für die Meisterschaft im Jahr darauf“, kehrt das Strahlen in die Augen der charmanten Knippserin zurück, die sich und ihrem Team im Sommer 2017 den eigenen Traum von der Meisterschaft erfüllte.

Double für die Geilsten auf dem Jura

Doch damit nicht genug. Einmal auf den Geschmack gekommen, sicherte sich Teuchatz gleich das Double aus Kreisliga-Meisterschaft und Kreispokalsieg. Doppeltorschützin beim 2:0-Finalerfolg über den RSC Oberhaid? Selina Heidig! Der Pokalkrimi war der erste Streich, die Meisterschaft folgte sogleich. Sie ist – als Lohn für die konstant guten Leistungen über eine gesamte Spielzeit hinweg – vielleicht sogar noch höher einzuschätzen. Vor allem nach dem verpassten Coup im Vorjahr waren Heidig & Co motiviert bis in die Haarspitzen. Als nach dem letzten Spieltag der Titelgewinn feststand gab es für die Feierbiester auf dem Jura kein Halten mehr. „Mit dem LKW ging es unter anderem nach Heiligenstadt zu Kathrin Nader“, beweist der Weg zu einer der Gründungsdamen und herausragenden Spielerpersönlichkeiten vergangener Kreisligazeiten, dass Zusammenhalt bei der DJK nicht nur eine hohle Phrase ist. Es war die erste Meisterschaft im Frauenfußball des Vereins und so stieg das Stimmungsbarometer bei der anschließenden Sportheimfeier stetig an. Mittendrin statt nur dabei war nicht nur Goalgetterin Selina Heidig, sondern auch ihre jüngere Schwester Elena. „Es ist für sie bestimmt nicht immer leicht, weil ich sie manchmal anschauze, wenn etwas nicht passt, aber wir pflegen insgesamt ein richtig gutes Verhältnis und auf dem Platz verteilt sie die Bälle sowieso meist sehr sehr gut“, spart Selli nicht mit Lob für ihre jüngere Schwester, mit der sie mit Stolz das gleiche Trikot trägt.

Es ist schwer, Selina Heidig (re.) vom Ball zu trennen. Sie schirmt das Spielgerät gut ab.
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Hauptsache rot und weiß

Wenn Selina Heidig nicht selbst im Trikot der DJK Teuchatz steckt oder mit der eigenen Herren-Mannschaft in der Kreisklasse am Spielfeldrand mitfiebert, dann wechselt die 20-Jährige allenfalls das Jersey, nicht jedoch die Farben. „Früher war ich größter Schweini-Fan überhaupt. An seinem Geburtstag haben wir Schweini-Parties gefeiert, supercoole Fußball-CDs angehört und uns sogar Tischunterlagen mit einem Poster von ihm gebastelt“, erinnert sich die Studentin Multimedialer Kommunikation und Dokumentation an vergangene „Jugendsünden“, die an ihrem Fandasein bezüglich des FC Bayern München jedoch bis zum heutigen Tage nichts geändert haben. Genau wie Bastian Schweinsteiger – das Idol ihrer Kindheitstage – strebt auch Selina Heidig nach immer neuen Höhepunkten ihrer fußballerischen Laufbahn. Gegen eine erneute Meisterschaft und damit dem Durchmarsch von der Kreis- in die Bezirksoberliga würde sich die Frau, die sich „ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen könnte“, sicher nicht wehren.

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Leser-Kommentare

Steckbrief S. Heidig

Selina Heidig
Spitzname
Selli, Heidi
Alter
26
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Teuchatz
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
166 cm
Beruf
Studentin
Hobbies
Skifahren
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm


Entweder...oder

Schweine- oder Sauerbraten
Oma macht den besten Sauerbraten der Welt mit frischen Klößen und Wirsing. Sie hatte früher eine eigene Wirtschaft. Heute esse ich dann eher den von Mama ? aber der ist auch gut (lacht).
Aschaffenburg oder Teuchatz
Teuchatz! Da sind meine Familie und meine Freunde und die sind mir sehr wichtig. Wenn Fußballspiele sind fahre ich jedes Wochenende nach Hause. In der Prüfungszeit bin ich natürlich häufiger in Aschaffenburg, aber das ist auch eine gemütliche Stadt, in der man am Main sehr gut chillen kann.
Kerwa oder Disco
Kerwa! Ich gehe zwar ab und an gerne in Clubs, insgesamt findet man mich aber häufiger auf der Kerwa. Da kennt man viele Leute und es geht auch nicht so oberflächlich zu ? eher vertraut und gemütlich.
FCB oder DJK
(überlegt lange) Es ist beides rot und weiß, trotzdem entscheide ich mich für die DJK, weil sie fast wie eine Familie für mich ist und ich viel Zeit dort verbringe.
Winter oder Sommer
Ich friere viel lieber als ich schwitze!

Torheiten von Selina Heidig

Mein schönstes Tor war nach einem Eckball von meiner Schwester Elena in einem Spiel gegen Unterleiterbach. Ich habe den Ball genau in den Winkel geköpft. Dafür, dass ich so klein bin, habe ich schon einige Kopfballtore gemacht.

Mein typisches Tor erziele ich im Strafraum, wenn ich den Ball intuitiv flach am Torwart vorbei in ein Eck schiebe. Häufig werde ich aus dem Mittelfeld angespielt, es kommt aber durchaus auch vor, dass ich mir den Ball vorne selbst erkämpfe.

Ein Tor, das ich noch schießen möchte ist ein Freistoßtor in den Winkel – dafür müsste ich aber erst einmal Freistöße schießen dürfen (lacht). So zwanzig Meter vor dem Tor in halblinker Position – das wäre meine Chance.

Bei einer Torflaute mache ich mir schon Gedanken, warum es nicht klappt. Am liebsten treffe ich daher früh in einem Spiel, damit ich es hinter mir hab (schmunzelt).

Auf ein Wort mit Selina Heidig

Das letzte Mal beim Friseur war ich, um mir die Spitzen schneiden zu lassen. Ich mag meine langen Haare (Anm. d. Red.: 65cm) sehr. Ich hatte tatsächlich vor einigen Jahren einmal einen Kurzhaarschnitt, habe mich damit aber nicht wohl gefühlt.

Mein letzter Urlaub war über Silvester in Mailand. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich viel mehr verreisen. Kanada finde ich richtig faszinierend. Ich mag aber auch Sonne, Strand und Meer.

In meiner Handtasche habe ich immer einen Geldbeutel und mein Handy. Immer trage ich aber auch eine Uhr an meinem linken Handgelenk.

Wenn ich eine TV-Sendung moderieren dürfte, wäre es ein Biathlon-Rennen – obwohl ich eigentlich gar nicht so viel rede (lacht). Aber ich mag den Winter sehr gern.

Karriere in Zahlen S. Heidig

Spiele
132
Spiele gewonnen
76
Spiele unentschieden
22
Spiele verloren
34
Tore gesamt
129
Vereine
1
Aufstiege
2
Abstiege
0

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