Uni-Auswahl Bamberg in Südamerika: Betrug, Pokalgewinn und Rinderfilet... - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 11.04.2018 um 18:00 Uhr
Uni-Auswahl Bamberg in Südamerika: Betrug, Pokalgewinn und Rinderfilet...
MAGAZIN Anfang vergangenen Monats machten sich die Uni-Kicker auf den Weg nach Südamerika auf. Heute, etwas mehr als einen Monat später, sind sie schon wieder vollkommen in ihren Vereinen eingebunden, um die internen Ziele zu erreichen - egal, ob für den Klassenerhalt oder den Ligaaufstieg. In den Koffern wurden nicht nur unbezahlbare Erfahrungen nach Deutschland mitgebracht...
Von Stanimir Bugar

Schnelle Akklimatisierung

... sondern mit im Gepäck war ebenfalls ein kleiner, aber feiner Pokal. Doch fangen wir ganz von vorne an. Wie bereits im Vorbericht durch einige Spieler aus dem Team angeführt, wussten die Spieler im Vorfeld nicht genau, was sie in Südamerika erwarten würde. Freilich lag es im Erwartungsbereich, eine neue Kultur kennenzulernen und womöglich eine etwas rauere Spielweise annehmen zu müssen. Doch zu diesen Erfahrungen kamen noch besondere Umstände beim ein oder anderen Spiel hinzu. Im ersten Spiel lag die Intention der Gastgeber mit aller Wahrscheinlichkeit nach eher darin, die Bamberger Uni-Auswahl etwas besser kennenzulernen und das fußballerische Können einzuschätzen. So spielte man das erste Spiel auf argentinischem Boden in einem abgeriegelten Country-Club gegen eine Auswahl von ansässigen Fußballern mit Grenzschutz, denn der Einlass wird nur durch Vorlage des Ausweises und Kennzeichnung der Sporttaschen gewährleistet. Dieses Spiel konnte man ungefährdet trotz des langen Flugs und einer Pause von nur einem Tag deutlich mit 10:0 gewinnen. Das erste Ausrufezeichen für die kommenden Spiele war gesetzt und die wartenden Gegner durften nun von einem ernsthaften Bamberger Kontrahenten auf hohem Niveau ausgehen - die Akklimatisierung ist dem Team vollends gelungen.

Einige Tage später ein Spiel gegen Profis

Nachdem man gegen eine mehr oder weniger 'unprofessionelle' Auswahl zur Eingewöhnung antreten musste und äußerst souverän die Vorgaben des Trainers umgesetzt hatte, wartete bereits wenige Tage danach ein ganz anderes Kaliber auf die Studierenden-Auswahl. Es ging gegen die Profi-Mannschaft "UAI Universidad Abierta Interamericana" (dritte argentinische Liga) in ein sehr heißes Duell. Nach der frühen 1:0 - Führung durch Christos Makrigiannis übernahmen die Gastgeber mehr und mehr die Spielkontrolle vor allem in der zweiten Halbzeit. Nicht unbedingt mit Hilfe von fairen Mitteln, dafür jedoch mit übertriebenem Einsatz und teilweise auch ohne Rücksicht auf Verluste, wobei der Unparteiische das Spiel nicht selten zum Erstaunen aller neutralen Beobachter weiterlaufen ließ. Doch auch die Franken passten sich mit zunehmender Absolvierung des Spiels der körperbetonten Note an und konzentrierten sich nicht mehr einzig und allein auf die eigenen spielerischen Fähigkeiten. Eine Niederlage auf Seiten der Profis war für die Spieler von UAI Universidad Abierta Interamericana mit den eigenen Ansprüchen zu keinem Zeitpunkt verhandelbar. Eine Blamage versuchte der Gegner mit allen Mitteln abzuwenden. Zwei Einzelaktionen auf Seiten der Argentinier Mitte der zweiten Hälfte sollten das Ergebnis auf den Kopf stellen. Trotz einiger nicht konsequent ausgespielten Konterchancen auf Bamberger Seite darf man mit der angebotenen Leistung auf jeden Fall zufrieden sein. Nicht allzu häufig ergibt sich in der Laufbahn eines Amateurfußballers die Gelegenheit gegen Profis zu spielen und diese im Anschluss daran noch an den Rand einer Niederlage zu bringen. Am Verhalten der Gegner in Südamerika hat Otto J. Band am meisten der krasse und für jeden erkennbare Unterschied zwischen vor und nach sowie während des Spiels verwundert: "Diese überaus netten und in jeder Situation hilfsbereiten Menschen, die vor und nach dem Spiel wirklich die nettesten Menschen auf der Welt sind, ändern ihre Charakterzüge jedoch schlagartig zu demjenigen Zeitpunkt, an dem das Trikot für das kommende Kräftemessen übergestreift wird und wir im Bestfall auch noch mit 1:0 in Führung gehen. Genau ab dann wird rumgetreten wie die Acker-Gäule! Darüber war ich verwundert und in keinster Weise darauf vorbereitet - zumindest nicht in dieser Form!" Genau dieses Verhalten spiegelt den Stellenwert des Fußballs in Südamerika wider.

Die Uni-Auswahl gut gelaunt im Stadion "Bombonera". 
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Die kalte Dusche sollte sich am Ende auszahlen

Doch genau dieses "Rumgetrete", wie es ein Acker-Gaul nicht besser hätte tun können, hat der Mannschaft zu den im Anschluss folgenden noch besseren Leistungen maßgeblich geholfen: "Im Nachhinein war es für den Turniergewinn in Uruguay, der "Copa de la Amistad", die allerbeste Erfahrung, die wir machen konnten! Dadurch konnten wir durch nichts mehr überrascht werden, denn genau in diesem Moment waren wir in Südamerika angekommen!" Doch bevor es zum Turniersieg in Montevideo in einem Flutlichtspiel kommen sollte, durfte man gegen die Argentinische Studierenden-Nationalmannschaft in Buenos Aires spielen! Auch in diesem Spiel wurde man durch die vorangegangene Erfahrung durch kaum eine Handlung überrascht. Ein Gegner, der ebenfalls schon des Öfteren international Erfahrung sammeln konnte, verlangte den Spielern der Universität Bamberg alles ab. 2017 gewann eben diese Mannschaft die Südamerikameisterschaft in Bogota (Kolumbien), flog zur Hochschulweltmeisterschaft 2017 nach Taipeh (Taiwan) und belegte dort einen starken siebten Platz. Im Jahr 2016 wurde die Mannschaft von Trainer Raúl "Pacha" Cardozo, ein argentinischer Ex-Nationalspieler und Weltpokalsieger 1994 mit Vélez Sársfield, Dritter bei den Südamerikameisterschaften. Dieses Spiel war einer derjenigen Momente, die aus Sicht von Coach Band mit nichts zu vergleichen und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen sind: "Dieses für uns am Ende sogar unglückliche 2:2 - Unentschieden war der Wahnsinn. Wer darf schon einmal gegen eine Mannschaft dieses Formats spielen? Und dann auch noch so eine Leistung abzurufen und rundum perfekt aufzutreten, macht mich einfach nur stolz! Das wird immer im Gedächtnis bleiben und kriegt man in keinem Katalog!" Nach einer schnellen Führung Makrigiannis´ kassierte die Elf von Otto J. Band einen verunglückten Freistoß des Gegners, der ohne Fremdeinwirkung den Weg ins Tor finden sollte. Kurz vor Spielende dann die erneute Führung durch den Blondschopf Marc Reischmann, ehe Sekunden vor dem endgültigen Schlusspfiff ein äußerst fragwürdiger Elfmeterpfiff das Unentschieden in diesem Aufeinandertreffen besiegeln sollte. Auch mit den "unparteiischen" Schiedsrichtern sollten die Spieler ihre Erfahrungen ebenfalls noch in Uruguay machen. Gleich im ersten Spiel in Montevideo gegen die Mannschaft der "Universidad de Montevideo" lag das gut aufspielende Team bis kurz vor Schluss durch einen Treffer von Markus Saal mit 1:0 in Front, traf zweimal Aluminium und sah wie der sichere Sieger aus, doch scheinbar hatte das Schiedsrichtergespann etwas dagegen: Ein Schuss aus etwa zehn Metern fand seinen Weg an den Pfosten, dieses Mal an den Pfosten des Bamberger Teams und von dort aus wieder ins Spiel, woraufhin der Ball aus der Gefahrenzone von der Bamberger Hintermannschaft geklärt wurde. Doch das Spiel ging trotzdem nicht weiter als ein lauter und langer Pfiff ertönte: Der Assistent wedelte mit der Fahne und brachte den Schiedsrichter dazu, auf Tor zu entscheiden. Lautstarke Proteste führten zu keiner Rücknahme des Tores. Auch der Gegner hat die Entscheidung nicht nachvollziehen können - der Treffer hat sie trotzdem nicht gestört und sie nahmen das Schiedsrichtergeschenk dankend an. Endstand 1:1. Mehr als nur eine gefühlte Niederlage. Das war Betrug in seiner offensichtlichsten Form.

Natürlich stand auch Kulturelles auf dem Plan wie beispielsweise der Besuch einer Kirche. Hier lauschen die Spieler ihrem Stadtfrührer. 
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"Copa de la Amistad" als krönender Abschluss

Doch vielleicht gerade wegen den Ereignissen im ersten Spiel auf uruguayischem Boden, sah sich die Mannschaft zu weiteren guten Leistungen gezwungen. Als "krönenden Abschluss" darf man den Gewinn der "Copa de la Amistad" bezeichnen. Bei einem Turnier mit insgesamt vier Mannschaften und Gegnern aus dem ganzen Land, konnte man mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung am Ende völlig verdient den zierlichen Pokal in den Nachthimmel von Montevideo strecken und nicht nur sich selbst feiern. Nicht nur aufgrund der taktischen Einstellung seines Teams, sondern viel mehr die mit der Reise verbundenen Mühen und Organisationen seitens ihres Trainers veranlasste das Team dazu, den eigenen Coach hochleben zu lassen. Dass jemand im Rahmen einer Fußball-Uni-Auswahl Reisen dieser Kategorie über Jahre plant, ist mit Sicherheit einmalig im Universitätsleben Deutschlands. Im Halbfinale gewannen die Auswahlspieler gegen die Sport Fakultät/Universidad de la Republica (UDELAR) mit 2:0 durch die Tore von Makrigiannis und Eckert. Im Finale schlug man letztlich ungefährdet die Fakultät der Rechtswissenschaften Montevideos deutlich mit 4:1 durch die Tore von Pascal Niersberger, Maximilian Grossmann und den beiden "Zwillingsreischmännern aus Ravensburg" Lukas und Marc.

Die Spieler der Uni-Auswahl im Stadtteil "La Boca" in Buenos Aires. 
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Riesendank an das gesamte Team

Abschließend wollte Mannschaftstrainer Otto J. Band, der bereits eine interne Ansprache an das Team am letzten Abend in Buenos Aires nach einem Steakessen adressierte, nochmals auf öffentlichem Wege auf deutschem Boden etwas an die Mannschaft der Uni-Auswahl Bambergs richten: "Es war wunderbar mit Euch zu reisen und eine herrliche Zeit! Das Auftreten bzw. dieses Gefühl, welches Ihr alle miteinander eigenständig während der Reise kreiert habt, dieser außergwöhnliche Teamgeist, ist mit nichts zu bezahlen und zu vergleichen. Die sportlichen Erfolge sind ebenfalls der Hammer! Nochmals ganz großes Dankeschön für dieses "Zurückgeben" Eurerseits für die Arbeit, die man in diese eine Sache reingesteckt hat!"

Die abwechslungsreiche Bilderstrecke wurde vom Mannschaftsfotografen Thomas Görtler zur Verfügung gestellt. Herzliches Dankeschön auch dafür von anpfiff.info!

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