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Ich kann fliegen. Meistertrainer Norbert Schlegen durfte in die Luft gehen. Geworfen von seinen Spielern. |
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„Heyho jetzt geht's ab – wir holen die Meisterschaft!“ Der Song aus dem Stadionlautsprecher lieferte die perfekte Vorlage für einen perfekten Nachmittag. Mit einer vor allem nach der Pause beeindruckenden Vorstellung machte der SV Memmelsdorf sein Meisterstück in der Landesliga Nord perfekt. Nachdem in der letzten Woche beim 0:0 in Kahl der erste Matchball vergeben wurde, gab es diesmal schon lange vor dem Schlusspfiff kein Halten mehr. Zu überlegen und zielstrebig agierten die Mannen von Norbert Schlegel. Vor allem nach dem Wechsel, als der Druck plötzlich erhöht wurde, zog der Gegner deutlich den Kürzeren und war dem schnellen Spiel des Tabellenführers, konsequent über die Flügel vorgetragen, nicht mehr gewachsen. Binnen weniger Minuten wurde aus dem knappen 1:0 ein beruhigendes 3:0. Die Festvorbereitungen konnten beginnen. Spätestens als das 4:0 und kurz vor dem Schlusspfiff das 5:0 folgten, gab es kein Halten mehr. Der SV Memmelsdorf hat es geschafft und steht erstmals in der Bayernliga. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte nur zwei Jahre nach der Rückkehr in die Landesliga.
Ein Triumph, der viele Namen trägt
Ein Triumph, der viele Namen trägt. Zuerst sticht natürlich der von Mario Meth ins Auge. 37 Tore machte der 24-Jährige im Laufe der Spielzeit. Topwert in den bayerischen Landesligen. Auch am Samstag markierte er das 1:0, das 2:0 und das 4:0. Mit ihm bekam der SV Memmelsdorf das, was ihm in der letzten Saison oft fehlte, einen echten Goalgetter, einen der auch aus keiner Chance einen Treffer machte. Schon früh in der Saison prognostizierte Trainer Norbert Schlegel seinem Sturmführer eine Quote von 20 plus x. Die wurde bei weitem übertroffen, auch weil sich der Pettstadter an der Schmittenau so richtig wohl fühlt. Für sein Spiel der vielleicht entscheidende Faktor. Der Goalgetter soll auch in der Bayernliga zum Erfolgsgaranten werden. Er bleibt dem SVM trotz einiger Angebote aus höheren Klassen erhalten.
Aber Mario Meth war und ist sicherlich nicht der alleinige Schlüssel zum Erfolg. Auch Norbert Schlegel hat seinen Anteil beigetragen. Der Ex-Profi und erfahrene Fußballlehrer setzte die Arbeit von Heinrich Dumpert nahtlos fort und brachte die Mannschaft taktisch und spielerisch auf eine neue Ebene. Vor allem gelang es ihm, den in der vergangenen Spielzeit immer wieder zu beobachtenden Schlendrian ad acta zu legen. Spätestens ab dem Herbst wurde der SVM zur erfolgshungrigen Einheit. Schlegels Philosophie: Wir müssen jedem Gegner mit Respekt begegnen. Was nicht heißt, dass man die eigene Stärke hinten anstellen würde. Je länger die Saison dauerte mit desto breiterer Brust trat die Elf auf. Allerdings ohne abzuheben, sondern immer in dem Bewusstsein, dass jeder Dreier von Neuem erarbeitet werden muss.
Norbert Schlegel konnte dabei auf bewährte Kräfte, wie Thomas Kotissek, Mark Büttner, Rainer Lindner oder Michael Massak zurückgreifen, die immer wieder für entscheidende Tore, wie zum Beispiel bei den knappen Heimsiegen gegen Sand (Marc Büttner) oder Hollfeld (Rainer Lindner) sorgten. Gleichzeitig baute der erfahrene Coach aber auch junge Spieler wie Tobias Haderlein, Stefan Seifert, Michael Pitzer oder Daniel Probst in die Mannschaft ein. Als Glücksgriff erwiesen sich auch die Neuzugänge Roland Kropf, der aus Strullendorf kam und im defensiven Mittelfeld in 33 von 34 Begegnungen dabei war. Eine Bank war lange auch Jens Horbelt, ehe er seine Berlin Pause einlegte. Zuletzt gehörte der Ex-Stegauracher aber wieder zum Kader und wurde sogar einige Male eingewechselt. Und noch ein „Neuer“ sorgte nach der Winterpause für Furore. „Oldie“ Mario Hermannsdörfer war nach überstandener Langzeitverletzung just dann zur Stelle, als das Team zu schwächeln schien, sich aber an dem zurückgekehrten Führungsspieler wieder aufrichten konnte, der zwar nur zu sechs Einsätzen kam und sich erneut verletzte, aber dennoch einen wichtigen Anteil am Aufstieg hat.
Manni Distler steigt noch einmal auf
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Bayernliga wir kommen! |
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Als kritischste Position entpuppte sich am Saisonanfang die im Kasten. Nachdem Manni Distler kürzer treten wollte, sollte sich Matthias Schneider bewähren. Was ihm aber nicht gelang. Die bisherige Nummer zwei schaffte es nie, die gleiche Sicherheit wie das Keeper-Urgestein Manni Distler auszustrahlen. Nach drei Spieltagen beendete Norbert Schlegel das Experiment. Manni Distler kehrte in die Kasten zurück und darf noch einmal einen Aufstieg in die Bayernliga feiern.
Das größte Plus der Truppe war aber sich die Kameradschaft. Aus der eingespielten Elf ist im Laufe der Jahre ein verschworener Haufen geworden, der auch privat viel miteinander unternimmt und durchaus zu feiern versteht. Was Norbert Schlegel toleriert und auch fördert. Begegnungen, wie die in Badeklamotten, Schwimmflügel und Flossen inklusive, gegen die eigenen Spielerfrauen, dürften in der Landesliga eher die Ausnahme sein.
Waren es zunächst noch zu viele Unentschieden, so folgte im Frühjahr die endgültige Verwandlung in eine Siegerelf. Seit der Winterpause gab es in zwölf Spielen neun Siege und nur noch drei Unentschieden – eine tolle Bilanz. Insgesamt hat der SV Memmelsdorf gar seit Mitte September und damit seit 24 Spielen nicht mehr verloren. Schritt für Schritt pirschte man sich an die Konkurrenz heran und ließ nacheinander den SV Friesen, den TSV Mönchröden, Alemannia Haibach und zuletzt den FC Sand uneinholbar hinter sich.
Vor allem die Partie gegen den FC Sand war ein Fingerzeig, was in der neuen Saison möglich sein könnte. Ein Spiel auf taktisch hohem Niveau vor einer tollen Kulisse von 1200 Zuschauern. So langsam aber sicher entwickelt sich rund um den SV Memmelsdorf so etwas wie Euphorie. Sie in die Bayernliga mitzunehmen sollte möglich sein.
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So sehen Sieger aus. Die Meistermannschaft des SV Memmelsdorf. |
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Ohne Thomas Kotissek und Matthias Kubiak
Dort wird Norbert Schlegel auf eine weitgehend unveränderte Elf setzen. Allenfalls punktuell wird der Kader ergänzt. Abschied nehmen heißt es nur von Thomas Kotissek und Matthias Kubiak, der seine Laufbahn beendet. Außerdem will sich Keeepr-Urgestein Manni Distler endgültig ins zweite Glied zurückziehen. Sein Nachfolger soll der Noch-Schweinfurter und Ex-Weidener Christian Bergmann werden. Außer steht Hirschaids Tobias Wichert kurz vor einem Wechsel. „Wir werden uns weiterentwickeln müssen“, weiß Norbert Schlegel, dass eine Klasse höher neue und größere Herausforderungen auf sein Team zukommen. Sie zu meistern wird nicht einfach, sollte aber machen sein. Die Unbesiegbaren wollen sich auch im Konzert der höchsten bayerischen Liga beweisen.