"Und immer sind da Spuren deines Lebens": Nachruf: Larissa Grune - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.05.2009 um 17:12 Uhr
"Und immer sind da Spuren deines Lebens": Nachruf: Larissa Grune
Im Oktober wäre Larissa Grune gerade 19 Jahre jung geworden. Die allseits beliebte und anerkannte Schülerin verstarb am vergangenen Sonntag auf tragische Weise bei einem Segelflug-Unfall.  Unvergessen wird die junge Frau mit den „vielen Namen“ jedoch in Erinnerung derer bleiben, sie sie auf ihrem Lebensweg begleitet haben. Ein „ganz besonderer Mensch“ wird in den Herzen vieler weiterleben…
Von Bernd Riemke

Nach dem Spiel am Sonntag feierte Larissa Grune (Mitte, mit Krone) im Kreis ihrer Mannschaftskolleginnen die Meisterschaft der Bezirksoberliga.
SV Reitsch

Der Fußballplatz war ihr zweites Zuhause. Samstag und Sonntag gehörten meist der Jagd nach dem runden Leder. Kickte Larissa Grune zunächst noch gemeinsam mit den Jungen im heimischen Neuses um die Wette, so wurde sie im zarten Alter von 13 Jahren von Anita Petermann entdeckt und kurzerhand zum SV Reitsch für die Mädchen-Mannschaft angeworben. Bei den C-Juniorinnen hinterließ das sympathische Mädchen mit dem „starken Bumms“ sofort einen derart überzeugenden Eindruck, dass sie binnen kürzester Zeit der Kreisauswahl Kronach unter Trainer Lorenz Richter angehörte. Bereits in ihrer ersten Saison für den SV Reitsch gelang ihr, die aufgrund ihres enormen Talents des öfteren bei den B-Juniorinnen zur Unterstützung aushalf, mit der U 17 der Aufstieg in die Bayernliga. Technisch äußerst versiert interpretierte sie die Rolle des Liberos in den Nachwuchsmannschaften des SVR derart überzeugend, dass sich Larissa Grune schon zur Saison 2006/07 gerne einer Doppelbelastung aussetzte. Während sie sonntags für die Mädchen in der Bayernliga die Defensive dirigierte, lief sie samstags in der Landesliga für die Frauen auf. Läuferisch war sie – wie Spielleiterin Karola Herrmann schilderte – indes wahrlich kein Aushängeschild. „Die Klöße von Oma Renate haben ihr immer zu gut geschmeckt“, huscht ein kurzes Lächeln über das Gesicht der Spielleiterin in Gedanken an die lebensfrohe, stets gut gelaunte junge Frau, die immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte und nicht nur ihre Mitspielerinnen mit ihrer allgegenwärtigen Fröhlichkeit mitreißen konnte. „Hauptsache braun werden“, quittierte sie beispielsweise eine Entscheidung des Trainers, als sie während eines Auswärtsspiels bei hochsommerlichen Temperaturen zunächst auf der Auswechselbank Platz nehmen musste. Auswärtsfahrten wurden mit der schlagfertigen Schülerin ohnehin nie langweilig. Nach Röslau – wo der Sportplatz „Auf der Hut“ heißt – reiste Larissa Grune, die die elfte Klasse des Caspar Zeus Gymnasiums in Kronach besuchte – mit einer eigens mitgebrachten Kopfbedeckung an, um zu verdeutlichen, dass sie ebenfalls „auf der Hut“ sei. Mit der jungen Frau mit den vielen Namen wurde es einfach nie langweilig. Wurde sie in Mannschaftskreisen zumeist nur Lara genannt, so hörte sie ebenso auf den Namen Lena Grüne, nachdem sie auf diese falsche Weise einmal in der Tagespresse betitelt wurde.


Mit ihrer strahlenden Herzlichkeit war sie die (un)gekrönte Königin des SV Reitsch.
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Tragisches Unglück


„Sie war ein ganz besonderer Mensch mit einer durchwegs positiven Ausstrahlung“, blickt Karola Herrmann auf jene Ereignisse zurück, die sie am Sonntag, 3. Mai 2009 plötzlich und unerwartet aus dem jungen Leben reißen sollten. Noch eine Woche zuvor machte "Lara" ihrem Namen als "Partykönigin" alle Ehre, als sie sich während der Partie gegen Röslau vorzeitig auswechseln ließ, um die anschließenden Festlichkeiten unermüdlich mit vorzubereiten. Cola-Weizen wurde herangetragen und eine Fast-Food-Schirmmütze kurzerhand derart übermalt, dass auf ihrem Kopf eine Krone mit der Aufschrift „BOL-King“ thronte. Nach dem Sieg über Selb und der feststehenden direkten Rückkehr in die Landesliga ließ es der lebensfrohe „Mannschaftsclown“ ruhiger angehen, um in Kronach ihrem zweiten leidenschaftlichen Hobby zu frönen. Kurz nach dem Start mit ihrem Segelflugzeug geriet dieses jedoch ins Trudeln und schlug beim eingeleiteten Landeanflug schließlich neben der Landebahn auf. Larissa Grune wurde zwar umgehend ins Klinikum „Hohe Warte“ geflogen, erlag dort jedoch noch in der Nacht ihren Verletzungen.


Augenzwinkernd, schelmisch, lustig. Ihre Frohnatur ist in wenigen Worten kaum zu beschreiben.
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Unvergessen in der Erinnerung


„Sie hat jeden Tag gelebt und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen“, weiß Karola Herrmann, dass die Vorzeigesportlerin nicht nur als sichere Elfmeterschützin und faire Sportsfrau, die in all den Jahren „wohl nie eine gelbe Karte bekommen hat“ in Erinnerung bleiben wird, sondern vor allem als beste Freundin, geliebte Schwester, Tochter und Enkelin, deren ansteckende Fröhlichkeit buchstäblich gewesen ist. Am Freitag, 8. Mai 2009 wurde Larissa Grune im Rahmen eines Trauergottesdienstes im heimischen Neuses bei Kronach beigesetzt. Auf dem Trauerflor des SV Reitsch ging das orange-farbene Trikot mit der Nummer 4 mit ihr. „Das ist einfach Lara forever. Mit dieser Nummer wird bei uns sicher nie mehr jemand auflaufen“, erweisen die Mitspielerinnen und Verantwortlichen des von ihr so geschätzten Fußballclubs ihrer unvergessenen Kameradin die ihr gebührende Ehre. „Lara wollte ungeschlagen zurück in die Landesliga. Deswegen wäre es nicht in ihrem Sinne gewesen, die ausstehenden Spiele abzusagen“, verweist Karola Herrmann darauf, dass in Gedenken an Larissa Grune am kommenden Samstag, 16. Mai nach dem letzten Punktspiel um 19 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche in Reitsch ein Gedenkgottesdienst abgehalten werden wird. Nicht nur der SV Reitsch trauert um eine Ausnahmesportlerin und einen großartigen Mitmenschen, der in wacher Erinnerung bleiben wird, wie auch der emotionale Nachruf der Fußballabteilung zum Ausdruck bringt: „Und immer sind da Spuren deines Lebens, Bilder, Augenblicke und Gefühle, die uns an dich erinnern und uns glauben lassen, dass du bei uns bist!“

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