Sebastian Glauber im Interview: "Regensburg spiegelt nicht Futsal-Bayern wider!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.09.2017 um 16:07 Uhr
Sebastian Glauber im Interview: "Regensburg spiegelt nicht Futsal-Bayern wider!"
Mit einem Heimspiel gegen Jahn Regensburg, amtierender Deutscher Meister und UEFA-Cup-Teilnehmer, eröffnet Futsal Nürnberg am morgigen Samstagabend die Saison in der Futsal-Regionalliga Süd (18 Uhr, Uhlandhalle). Im Vorfeld haben wir uns mit Abteilungsleiter Sebastian Glauber über die aktuelle Entwicklung im Team, Liga, aber auch allgemein in der Sportart Futsal unterhalten.
Von Marco Galuska
Als krasser Außenseiter wird Futsal Nürnberg am 1. Spieltag den Deutschen Meister Jahn Regensburg empfangen.
fussballn.de
Mit neun Brasilianer, welche auch international im UEFA-Futsal-Cup für Furore sorgten und souverän in die 2. Runde einzogen, wird der Deutsche Meister Jahn Regensburg am Samstagabend um 18 Uhr (fussballn.de TOPSPIEL vor Ort) den Auftakt zur Futsal-Regionalliga Süd in der Nürnberger Uhlandhalle bestreiten. Für das gastgebende Futsal Nürnberg um das neue Trainer-Duo Peter Schulze-Zachau und Mario Goreta ein Einstand gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner.

Sebastian Glauber hat das Traineramt bei Futsal Nürnberg abgegeben, ist nun als Abteilungsleiter und weiterhin als Spieler dabei. Im Interview blickt er voraus auf die bevorstehende dritte Regionalliga-Saison der Nürnberger.

Sebastian Glauber ist als Abteilungsleiter und Spieler bei Futsal Nürnberg aktiv.
fussballn.de

Hallo Herr Glauber, die Futsal-Pause ist vorbei. Wie hat sich die personelle Neuausrichtung, die Futsal Nürnberg im Frühjahr eingeleitet hat bislang bewährt?

Sebastian Glauber: "Ich denke, es war ein notwendiger und guter Schritt, den wir bei uns intern vollzogen haben. Für mich persönlich, als junger Familienvater, wäre es nicht mehr möglich gewesen, mich in jenem Umfang einzubringen, wie ich das bisher getan habe. Ich bin sehr zufrieden, dass wir mit Peter Schulze-Zachau und Mario Goreta zwei Trainer aus den eigenen Reihen gewinnen konnten. Beide bringen viele Ideen ein. Insgesamt hat sich die Zusammenarbeit auch mit Alexej Pinskij als Spielleiter gut eingespielt. Mit den drei Positionen - Trainer, Spielleiter, Abteilungsleiter - sind wir organisatorisch besser aufgestellt."

Wie lassen sich die Ideen der neuen Trainer beschreiben?

Glauber: "Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass wir künftig anders spielen werden. Es gibt eine neue Ausrichtung auf dem Parkett. Das wird man vielleicht gegen Regensburg noch nicht so sehr sehen, aber diejenigen, die sich genauer mit Futsal beschäftigen, werden es sehen."

Sie haben Futsal Nürnberg seit der Gründung 2013 als Spielertrainer geführt. Wie geht man nun mit der neuen Rolle als spielender Abteilungsleiter um?

Glauber: "Für mich ist es schön, dass die Aufgaben klar verteilt sind. Ich muss mich jetzt beispielsweise nicht darum kümmern, ob die Anzeigentafel geht. Ich glaube, es ist für mich persönlich so, dass ich den Sport aus der Perspektive des Spielers nun einfach mehr genießen kann. Nichtsdestotrotz stimmen wir uns ja weiterhin im Vorfeld über den Spielbetrieb eng ab, aber bei den Spielen bin ich in erster Linie Spieler."

Dann sprechen wir nun wieder mit dem Abteilungsleiter Sebastian Glauber: Mit welcher Erwartung geht Futsal Nürnberg nach einem starken 5. Platz im Vorjahr in die dritte Saison der Regionalliga?

Glauber: "Wir wollen wieder eine gute Rolle spielen und müssen uns sicher nicht verstecken. Allerdings erwarte ich die Top drei der Liga aus der Vorsaison schon wieder ganz oben. Die haben sich alle gut verstärkt: Regensburg mit seinen neun Brasilianer, alles absolute Futsal-Könner, Weilimdorf hat auch zwei, drei richtig gute Neuzugänge bekommen und Portus Pforzheim hat internationale Erfahrung dazugeholt. Die weiteren bayerischen Vereine wie Wackersdorf und Aufsteiger Deisenhofen werden auch dafür sorgen, dass die Liga noch einmal stärker wird. Also man kann sagen, dass Regensburg der Initiator ist und andernorts überlegt wird, wie man konkurrenzfähig in der Liga spielen kann."

Lässt sich das Saisonziel für Futsal Nürnberg konkretisieren?

Glauber: "Das primäre Ziel ist der Klassenerhalt. Ich denke, wir müssen uns vor den Mannschaften, die im Vorjahr hinter uns waren, auch weiterhin nicht verstecken. Platz vier bis sechs wäre eine tolle Sache, unter die ersten Drei zu kommen schon sehr schwierig."

Dann schauen wir doch auf das Team von Futsal Nürnberg. Was hat sich verändert?

Glauber: "Zum Glück nur wenig! Im Gegensatz zu den Vorjahren können wir auf den bisherigen Kader zum Großteil weiter zurückgreifen. Der Kern ist geblieben. Positiv empfinde ich dabei die Tatsache, dass wir noch mehr reine Futsal-Spieler dabei haben, denn das macht sich einfach bemerkbar, wenn man eingespielt ist. Wir haben in jedem Fall neun, zehn gleichwertige Spieler. Ich würde sagen, es ist der beste Kader, den wir je hatten!"

Stellen Sie uns doch die Neuzugänge vor!

Glauber: "Mit Christian Saur haben wir einen erfahrenen Futsal-Spieler hinzubekommen, er hat mit Peter Schulze-Zachau schon in Köln gemeinsam gespielt, hat auch für Uerdingen schon Futsal gespielt. Er studiert in Bayreuth, war länger verletzt, und nun hat es geklappt, dass er sich uns angeschlossen hat. Zudem ist Paul Schulze-Zachau nun fest bei uns. Er hat ja beim FSV Erlangen-Bruck Fußball gespielt, wird uns nun aber hauptsächlich unterstützen. Auch Jonas Yanez kommt vom Fußball vom Baiersdorfer SV, ebenso Julian Aeissen, der beim TSV Buch II spielte."

Wie verlief die Vorbereitung?

Glauber: "Wir haben Anfang August intensiver begonnen. Testspiele gab es keine, wir haben in den Einheiten viel Wert auf die Grundlagen gelegt. Zusätzlich gibt es auch ein Athletiktraining, das wir jeden Montag haben. Davon versprechen wir uns viel - mehr Frische und auch weniger Verletzungen."

Blicken wir auf den morgigen Gegner Jahn Regensburg - Deutscher Meister, Europapokal-Teilnehmer - wie ist dieses aktuelle Aushängeschild im deutschen Vereins-Futsal einzuschätzen?

Glauber: "Fakt ist, dass Regensburg die erste UEFA-Futsal-Cup-Runde in Schweden souverän gewonnen hat. Ich traue ihnen auch in der nächsten Runde einiges zu. Das sind alles Kumpels aus Brasilien - in Schweden war sogar einer aus Australien dabei - die ein außergewöhnliches Niveau haben. In der Regionalliga werden sie wieder das Maß aller Dinge sein. Interessant ist es aber, wie es dann weitergeht, denn auf DFB-Ebene dürfen ja ab Viertelfinale nun nur noch drei nicht EU-Ausländer eingesetzt werden. Aber auch da werden sich die Regensburger sicher etwas einfallen lassen, denn der Jahn hat starkes Interesse am Futsal und wird dann eine andere Top-Mannschaft aufbieten."

Hand aufs Herz: Wie stehen Sie zum Projekt Futsal Regensburg?

Glauber: "Man muss schon sagen, dass es für die Nachwuchsförderung klasse ist. Auch die Aufmerksamkeit, die der Futsal durch die Jahn-Mannschaft bekommt, ist unterm Strich positiv zu werden. Das Projekt Jahn Regensburg aber als Maßstab für die Entwicklung von Futsal in Bayern vorzuzeigen, damit tue ich mich wirklich schwer. Das hat nicht viel damit zu tun, denn aus Regensburg ist ja kein einziger Spieler, da erscheint dann der Standort theoretisch gesehen beliebig."

Bringt so eine Futsal-Mannschaft der Entwicklung in Bayern also nicht viel?

Glauber: "Das darf man so pauschal nicht sagen. Generell könnte man ja von diesem Niveau viel lernen. Und ich glaube auch, dass es für die zwei, drei Spieler, die neben den Brasilianern im Team sind, eine große Chance zur Entwicklung gäbe, sofern diese regelmäßig beim Training dabei sind. Die Möglichkeiten mit vier Trainingseinheiten pro Woche, zwei davon in der Sportschule des Verbandes in Oberhaching, suchen ihresgleichen. Doch der Wissenstransfer ist natürlich auf einen kleinen Kreis beschränkt, für eine breite Entwicklung des Futsal in Bayern reicht das in der aktuellen Konstellation nicht."

Dann erweitern wir doch noch den Fokus auf Futsal-Deutschland - wo steht die neu gegründete Nationalmannschaft?


Glauber: "Der Weg, einen erfahrenen Bundestrainer aus dem Ausland zu holen, ist ein super Schritt für die weitere Entwicklung. Das gibt einen Mehrwert, der die Möglichkeit schafft, dass sich die Spieler weiterentwickeln. Allerdings wird der Schlüssel zum Erfolg weiterhin die breite Basis sein. Diese muss gefördert werden, und die Vereine in der Regionalliga müssen gefördert werden, denn daraus rekrutiert sich dann die Nationalmannschaft. Aktuell sehe ich viele gute junge Spieler im Kader. Regelmäßige Lehrgänge helfen bei der Entwicklung, ebenso aber auch Erfahrungen, wie jetzt beim Vier-Nationen-Turnier, wo man dann von Belgien (Anm. der Red. :28. der Weltrangliste) die Grenzen aufgezeigt bekommt. Ich bin optimistisch, dass eine Qualifikation für die kommenden Turnier in nicht allzu weiter Zukunft möglich ist. Um weiter zu kommen, wäre ein ganzjähriger Spielbetrieb notwendig, aber die mediale Aufmerksamkeit mit den TV-Übertragungen ist zumindest ein guter Schritt der Weiterentwicklung."


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