Niedergeschlagen klingt er und mitunter auch ein wenig ratlos. Peter Kaiser ist in seinem zweiten Jahr beim FSV wahrlich nicht zu beneiden. Aus einem ohnehin schon eher dünn besetzten Kader fallen mit Michael Bablitschky, der seit dem letzten Sieg am 15. Oktober über den unangefochtenen Spitzenreiter FCE Bamberg II einen Kreuzbandanriss auskuriert und Michael Gorzelik (doppelter Bänderriss im Sprunggelenk), dem kongenialen Sturmpartner von Goalgetter Matthias Holler zwei eminent wichtige Spieler dauerhaft aus. "Wir haben seit Wochen eigentlich nicht genügend Spieler, weil immer wieder einige Akteure angeschlagen sind", umschreibt Kaiser den personellen Engpass treffend, ohne sich dabei jedoch über die Maßen beklagen zu wollen. Andere Vereine hätten ähnliche Probleme - mit dem Unterschied, dass diese solche Ausfälle aufgrund eines größeren Kaders eben eher kompeniseren können. Es wird schwer, die zweite Halbserie unbeschadet zu überstehen, dessen ist sich der Übungsleiter bewusst.
Ein jäher Absturz in den letzten Wochen
An den Strohhalm "Neuverpflichtungen" während der spielfreien Wintermonate möchte er sich jedoch nicht klammern. "Wir halten natürlich schon Augen und Ohren offen und sind bemüht, den ein oder anderen Spieler zu holen", versichert Kaiser, doch es wären echte Verstärkungen notwendig und nicht nur Alternativen - und die sind im Laufe einer Saison nunmal schwer zu bekommen. Oliver Raff wäre so einer. Er könnte beim FSV schon längst in Lohn und Brot stehen, doch seit Saisonbeginn wartet man in Unterleiterbach auf die Freigabe des FC Frickendorf. Eine Einigung in der Winterpause vorausgesetzt, könnte Raff eine der ersehnten Verstärkungen für den derzeitigen Tabellenelften sein. Elfter! Noch vor wenigen Wochen war man von der Abstiegszone weit entfernt. Der erwähnte Sieg über FCE Bamberg sollte Selbstbewusstsein geben und das Ziel, sich möglichst in der vorderen Tabellenhälfte zu etablieren, neu angegangen werden. Es sollte der vorerst letzte Dreier bleiben. Fünf Spiele - 1 Punkt und der FSV wurde durchgereicht mit aktuell 22 Zählern auf der Habenseite auf Rang 11 mit nur zwei mickrigen Pünktchen mehr als der Relegationsplatzinhaber aus Würgau.
"Holler-mania" allein ist zu wenig
Bei nur 31 erzielten Treffern wäre es einfach die ausbleibenden Erfolge auf die fehlende Durchschlagskraft der Offensivabteilung zu schieben. Doch die Wahrheit zeichnet ein bisschen ein anderes Bild. Mit dem Linksfuß Bablitschky und Stürmer Gorzelik fehlen eben zwei wichtige Spieler aus der Stammformation. Gerade Gorzelik sorgte in den ersten Spielen stets für Unruhe im gegnerischen Strafraum und war vor allem eine dankbare Entlastung für Matthias Holler. Der Torjäger vom Dienst brachte es bislang auf 10 Treffer. Nimmt man die beiden erwähnten Langzeitverletzten aus der Rechnung, erzielte der gesamte Rest der Mannschaft gerade einmal 15 Tore. Nicht auszudenken, wenn Matthias Holler auch noch ausfallen würde. Dann müsste wohl die Hintermannschaft erst Recht über sich hinaus wachsen. Eine Hintermannschaft aus der Dominik Czepluch herausragt. Den Abgang des etatmäßigen Keepers Hannes Koester, der zum Ligakonkurrenten nach Seßlach zurückkehrte, konnten die Verantwortlichen mit der Verpflichtung des 23-jährigen Keepers von Kreisligaabsteiger FC Baunach mehr als kompeniseren. "Er ist einer dieser Vorzeigetypen, die es heute nur noch selten gibt. Dominik ist ein akribischer Arbeiter, der immer noch Entwicklungspotenzial hat", schwärmt Kaiser von seiner Nummer 1. Gerüchte, die den 23-jährigen mit Bezirksoberligist SV Memmelsdorf in Verbindung bringen, weist Kaiser von der Hand. "Das würde seinem Charakter widersprechen. Er ist nicht der Typ, der heimlich, still und leise den Verein wechselt. Wenn daran etwas Wahres wäre, hätte er uns darüber informiert", ist sich der Trainer sicher, dass er auf die Ausnahmeleistungen seines Torhüters auch in der Rückrunde zählen kann.
Mission: Klassenerhalt
Eine Rückrunde, die ohnehin schwer genug werden wird. "Wir sind auf jeden Punkt angewiesen und müssen nach hinten schauen. Es geht momentan nur um den Klassenerhalt, alles andere haben wir uns längst abgeschminkt", gibt Kaiser die Devise für die letzten zwölf Partien aus. Dass der FSV das "Zeug" dazu hat, hat die Mannschaft schon des öfteren eindrucksvoll bewiesen. Jetzt gilt es die Ärmel hochzukrempeln, damit es am 3. Juni kein böses Erwachen gibt. Eine nervliche Zerreißprobe am letzten Spieltag beim Auswärtskampf in Mitwitz würden sich alle Beteiligten jedenfalls gern ersparen...
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