"Mehr Respekt vor einem Mann": Von Liegestützen und verlorenen Kontaktlinsen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 25.03.2009 um 19:23 Uhr
"Mehr Respekt vor einem Mann": Von Liegestützen und verlorenen Kontaktlinsen
Das Streben nach sportlichem Erfolg und der Wille zu absoluten Höchstleistungen ist Männern wie Frauen auch beim Fußball gleich. Der Weg dorthin ist jedoch mitunter ein anderer.  Die Identifikation mit ihrem Sport ist den Frauen in keinster Weise abzusprechen, wie zwei junge Damen im anpfiff-Gespräch eindrucksvoll beweisen…
Von Bernd Riemke

Zusammenhalt demonstrieren die Damen der DJK Teuchatz nicht nur auf dem Platz, sondern auch beim eigenwilligen Mannschaftsfoto.
privat

„Wenn der Vater mit der Tochter!“ Da Peter Denzlein lange Jahre für die DJK Teuchatz stürmte, fand sich auch Klein-Anja regelmäßig an den Sonntagen auf dem Fußballplatz wieder. Eine Mädchenmannschaft schien zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne. So schnürte die gerade einmal 14-Jährige seit Sommer 2003 kurzerhand eben die Stiefel für die Damen-Mannschaft der DJK. Just zu diesem Zeitpunkt fand auch die ein Jahr jüngere Julia Stöcklein Gefallen an der „rauhen Männersportart“, konnte sich dem Gedanken, mit Jungs zusammenzuspielen, aber nicht so richtig anfreunden. Es bedurfte nicht nur des weiblichen Charmes, sondern auch einer gehörigen Portion Überredungskunst, bis sich Matthias Schick überzeugen ließ, eine Mädchenmannschaft zu betreuen, die zwei Jahre später anfing , im regulären Spielbetrieb um Punkte und Tore zu kämpfen.

Die erste Saison
Anja Denzlein: Wir hatten unser erstes Spiel gleich an der Sportlerkerwa. Wir haben zu Hause gegen Schönfeld gespielt und ich hab auch gleich mein erstes Tor erzielt. Da wusste ich erst gar nicht, ob ich mich freuen soll, bis alle Mitspielerinnen auf mich zugestürmt kamen und mich gedrückt haben.

Julia Stöcklein: Wir sind auch in den Anfangsjahren zumindest nie Letzter geworden – immer Vorletzter. In der ersten Saison haben wir vier Unentschieden geschafft und ganze zwei Tore erzielt – die hab beide ich gemacht. 2006/07 sind wir dann sogar aufgestiegen.


Der Ball war ins Rollen gebracht und die jungen Damen fortan nicht mehr zu bremsen. „Ich werde immer den Adler auf der Brust tragen“, zeigt Anja Denzlein ihre Verbundenheit zur DJK Teuchatz, wo Zusammengehörigkeit und Kameradschaft nicht nur vage Floskeln sind, sondern gelebte Einstellung zum Sport. Den Enthusiasmus haben beide jedenfalls vollkommen verinnerlicht. „Wenn im Winter unsere Saison frühzeitig beendet ist, die Männer noch spielen und ich nur zuschauen kann, bin ich schon ein wenig deprimiert“, kann Julia – Gymnasiastin am Bamberger E.T.A. – von der Jagd nach dem runden Leder inzwischen gar nicht mehr genug kriegen. Und das , obwohl peinliche Momente auch in den jungen Karrieren bislang nicht ausbleiben sollten.

Das größte Missgeschick
Anja Denzlein: Ich war im vollen Spurt, hatte aber einen offenen Schnürsenkel. Da bin ich dann natürlich draufgetreten und wie in Zeitlupe hingefallen. Im Zweikampf hab ich unglücklicherweise dann meine Kontaktlinse auf dem Platz verloren…
Julia Stöcklein: Das war ohne Zweifel mein erstes Tor für die Damen. Bei einer Ecke hatte die Torfrau den Ball schon so gut wie sicher in der Hand, bis ich dazwischen kam und ihn vor ihr ins Tor geköpft habe – es war ein Eigentor.


Schon im dritten Anlauf Meister: In der Saison 2006/07 gelang der Mädchen-Mannschaft der DJK Teuchatz der Titelgewinn in der Kreisliga.
privat

Davon lassen sich die Damen selbstredend nicht entmutigen. Eher im Gegenteil, denn auch verbal treten sie für die Anerkennung des Frauen-Fußballs ein. „Ich finde es schade, dass unsere Leistungen nicht so anerkannt werden. Wir trainieren genauso wie die Männer und , wenn eine Frau richtig gut Fußball spielen kann, sieht das technisch meist auch besser aus“, bricht Anja Denzlein eine Lanze für ihre ambitionierten Mitstreiterinnen. In Teuchatz stellt sich dieses Problem ohnehin nicht. So dürfen sich die Kreisliga-Damen der DJK oft über zahlreichen Anhang der männlichen Kollegen freuen. Auf der anderen Seite ist das Zuschauen bei den Herren für die weiblichen Kickerinnen fast schon zur Pflichtaufgabe geworden.  „Da tauchen wir dann auch im DJK-Look mit rotem Shirt und Jacke auf“, tragen die Damen die Verbundenheit auch rein äußerlich zu Tage. So ganz ohne Männer geht eben auch der Frauenfußball nicht…

Trainer oder Trainerin?
Anja Denzlein: Vor einem Mann hat man einfach mehr Respekt und ein Trainer sollte die Zügel schon fest in der Hand halten. Zu den „Lieblingsübungen“ unseres Trainers Stephan Schick zählen immer noch Liegesützen und Purzelbaum.
Julia Stöcklein: Der Stephan nimmt das trotzdem immer nicht so ernst, so dass wir auch mit Spaß bei der Sache sind. Unter Frauen wird aber dennoch immer mal wieder gern gezickt. Deswegen ist es gut, wenn der Trainer ein Mann ist.


Womit die Fronten geklärt wären. Bei allem Spaß und guter Laune haben die Damen aber auch den Leistungsgedanken verinnerlicht. Zu Beginn dieser Saison erweckte Teuchatz gar den Anschein, als könnte man zum ganz großen Wurf, dem Aufstieg in die Bezirksliga , ansetzen. Einer Schwächeperiode im Herbst ist es zu „verdanken“, dass dieses Ziel derzeit etwas aus dem Blickwinkel geraten ist. „Jede muss Einsatz zeigen und beweisen, dass wir es schaffen wollen“, möchte die gelernte Zahnarzthelferin Anja Denzlein der Kreisliga schon irgendwann den Zahn ziehen und am liebsten mit der heimischen DJK einmal Bezirksligaluft schnuppern. Nicht nur in diesem Punkt sind sich die beiden jungen Damen einig, wobei Julia Stöcklein die Kameradschaft und den Zusammenhalt als Schlüssel zum Erfolg ausgemacht hat. „Wir brauchen keinen Star, der alles alleine macht. Wir haben genug Ehrgeiz und wollen zusammen mit unseren eigenen Mitteln aufsteigen“, dürften die Worte der 18-Jährigen Schülerin wohlwollend in den Ohren des Trainers klingen. Ob das große Ziel in diesem Jahr noch erreicht werden kann, wird die bevorstehende Rückrunde zeigen. Doch heute ist nicht aller Tage, die DJK kommt wieder – auch im nächsten Jahr – keine Frage…

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