Stefan Vogel im Interview: "Ich habe wertvolle Erfahrungen gemacht" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 26.02.2013 um 14:13 Uhr
Stefan Vogel im Interview: "Ich habe wertvolle Erfahrungen gemacht"
Den Rücktritt von Stefan Vogel hatten nach den vielen Turbulenzen beim SV 73 Süd im vergangenen Jahr wohl einige erwartet, dennoch erscheint der Zeitpunkt des Abschieds aus der Werderau nun doch überraschend. Die komplette Neuaufstellung der Mannschaft im Winter war für den 44-Jährigen jedoch wohl auch nicht der ausschlaggebende Punkt, vielmehr fehlte dem Übungsleiter die langfristige Perspektive.
Von Felix Steinbach

Im fussballn.de-Interview spricht Vogel über seine Zeit in der Werderau und seine Beweggründe für den Rücktritt.


fussballn.de: Hallo Herr Vogel, viele Leute sind von Ihrem Rücktritt wohl weniger überrascht als vom Zeitpunkt kurz vor dem Start nach der Winterpause. Was waren die Beweggründe für Ihren Rücktritt in der vergangenen Woche?


Stefan Vogel: Es haben am Ende mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. Dazu zählen auch die Vorkommnisse im Verlauf der Vorrunde, sowie deren Aus- und Nachwirkungen, denen ich als Trainer machtlos ausgesetzt war. Normalerweise hätte ich schon damals, nachdem Voraussetzungen und Basis meiner Verpflichtung vollständig weggefallen waren, Konsequenzen ziehen müssen, doch der Aufbau einer neuen Mannschaft mit jungen, hungrigen Spielern hat mich als Trainer gereizt, damit konnte ich mich vom Grundgedanken her identifizieren. So gesehen war der komplette Umbruch der Mannschaft im Winter für mich nicht das Problem. Den bevorstehenden Neuaufbau (erfolgreich) zu bewältigen, erforderte aus meiner Sicht jedoch eine zumindest mittelfristige Planung. Um konzeptionell zu arbeiten und Spieler wie Mannschaft zu entwickeln und weiterzuentwickeln so wie ich mir das vorstelle, hätte ich mehr Zeit benötigt als die bevorstehenden drei Monate bis zum Ende der Saison. Nach einem Gespräch mit dem 1. Vorstand Antonio Giangrasso und den beiden neuen Abteilungsleitern Manfred Gügel und Gerhard Bohner Mitte Januar habe ich erkennen können, dass das von mir als notwendig erachtete Vertrauen für eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus dort nicht vorhanden war. Um nach der Saison nicht ein zweites Mal Opfer der Strategie der Verantwortlichen zu werden, und im Falle eines Abstiegs als Trainer die Verantwortung übernehmen und gehen zu müssen, war die Entscheidung, unter diesen Voraussetzungen nicht in die Rückrunde zu gehen, für mich die logische Konsequenz.

BZN
Nicht immer leicht war es für Trainer Stefan Vogel beim SV 73 Süd. Nach seinem Rücktritt erläuterte der 44-Jährige seine Entscheidung gegenüber fussballn.de und hatte trotz der vielen schwierigen Umstände auch einiges an Lob an seinen Mitstreiter und Nachfolger zu verteilen.
fussballn.de


fussballn.de: Sie haben ja beim SV 73 Süd eine sehr turbulente Zeit als Trainer mitgemacht, an der fast die ganze Fußballszene in der Region teilhaben konnte. Welches Resümee können Sie aus dieser Zeit bei Süd ziehen? Sie wurden ja unter anderem damit zitiert, dass es "ein Alptraum" gewesen sein soll.


Stefan Vogel: Ich habe viele wertvolle Erfahrungen gemacht und aufrichtige, wie weniger aufrichtige Menschen kennengelernt. Trotz aller Umstände und situationsbedingter Schwierigkeiten bereitete mir meine Arbeit auf dem Platz und mit der Mannschaft immer Freude. Ein "Alptraum" deshalb, weil ich mir das, was sich hier innerhalb weniger Monate ereignet und auf meine Arbeit mit der Mannschaft drastisch ausgewirkt hat, anfangs beim besten Willen nicht hätte vorstellen können. Doch so dumm es klingen mag, ich bereue meine damalige Entscheidung, bei Süd Trainer zu werden, nicht. Es gab tatsächlich - wenn auch wenige - schöne Momente.

fussballn.de: Wie schätzen Sie die Chancen für den Klassenerhalt der Süder ein?


Stefan Vogel: Der Klassenerhalt wird ein schwieriges, wenngleich nicht unmögliches Unterfangen.

fussballn.de: Und wie stehen die Chancen für einen "Neuaufbau" im Falle des Abstiegs?


Stefan Vogel: Die Chancen und Möglichkeiten für einen "Neuaufbau" im Falle eines Abstiegs beurteile ich besser als die Chancen auf den Klassenerhalt.

fussballn.de: Was halten Sie von der Lösung Ihrer Trainernachfolge bei Süd?


Stefan Vogel: Ich habe meinen Co-Trainer Maurizio Scigliuzzo als tollen Menschen, absoluten Fußball-Fachmann und loyalen Kollegen kennen und schätzen gelernt. Für seine Unterstützung möchte ich mich auch an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken, wie auch bei meinem Spielleiter Rainer Zanger für dessen Vertrauen. Bei der Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben wünsche ich beiden viel Erfolg.

fussballn.de: Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter? Haben Sie schon neue Stelle als Trainer in Aussicht? Wo wird man Stefan Vogel in der nächsten Zeit sehen können?


Stefan Vogel: Mein Leben geht weiter wie bisher, nur ohne Trainerjob bei 73 Süd. Mit einer neuen Aufgabe als Trainer habe ich mich gedanklich noch nicht beschäftigt. Nachdem der Frühling vor der Tür steht, gehe ich davon aus, in der nächsten Zeit verstärkt in meinem Garten im Einsatz zu sein.

Fragen: Felix Steinbach


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