Nach den Spielabsagen am Wochenende: Problemkind Stadtvereine - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 16.03.2009 um 16:46 Uhr
Nach den Spielabsagen am Wochenende: Problemkind Stadtvereine
Am Wochenende blickten einmal mehr zahlreiche Vereine in die Röhre – Spielabsage wegen zu schlechter Platzverhältnisse. Konnten die Mannschaften auf dem Land noch bis Sonntag auf Besserung und ein Zustandekommen des Spieltags hoffen, war für sämtliche Stadtvereine schon am Donnerstag klar: die Stadt sperrt die Plätze, der Punktspielauftakt nach der Winterpause muss erneut verschoben werden.
Von Benni Hofmann
21 Spielabsagen gab es auf Kreisebene, vier Partien davon hätten auf Plätzen der Stadt Bamberg stattfinden sollen und wurden entsprechend bereits am Donnerstag abgesagt. Von den Bamberger Vereinen bis zur Kreisliga konnten einzig der SC 08 Bamberg, der auf den Sandplatz des FC Eintracht zurückgreifen musste, sowie der FC Wacker Bamberg – die Margaretendammer mieteten den Kunstrasen der DJK Don Bosco Bamberg an – ihre Heimspiele austragen.


Glücklich schätzen kann sich, wer einen Kunstrasenplatz zur Verfügung hat wie die DJK Don Bosco Bamberg. Problem nur: Kostenpunkt und Arbeitsaufwand.
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Nur begrenzte Ausweichmöglichkeiten in der Stadt

Das Problem an sich ist kein Neues, doch nimmt es aufgrund der zunehmend länger werdenden Winterzeit ungeahnte Ausmaße an. So haben beispielsweise die Vereine auf dem Jura oft mit Schneemassen zu kämpfen (anpfiff berichtete), die Stadtvereine eben mit dem Gartenamt, das sich in persona Robert Neuberth gegen Vorwürfe der unbegründeten Spielabsagen wehrt: „Was sollen wir denn machen? Auf dem Land haben die meisten Vereine zwei, oft sogar drei Plätze. Wenn dann einer durch das Training kaputt ist und erst einmal ruhen muss, ist für Spiele eine Ausweichmöglichkeit vorhanden. In der Stadt ist das nicht so.“ Es sei schließlich Aufgabe des Gartenamtes, so Neuberth, den Schaden an den Plätzen so gering wie möglich zu halten. „Man kann doch nicht zu Jahresbeginn die Plätze durch Mehrbelastung niedermachen, wenn das ganze Jahr darauf noch gespielt werden soll.“ Dennoch stößt die Politik des Amtes auf Kritik, in der A-Klasse 4 traf es mit dem SC 08 Bamberg II und dem Türk. SC Bamberg gleich zwei Bamberger Vereine, die nun einen Nachholtermin mehr wahrnehmen müssen – und mit Kopfschütteln auf die Platzsperre reagierten.


Verlängerte Winterpause: Tobias Linhardt.
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Tobias Linhardt (Spielertrainer SC 08 Bamberg II): Unsere Erste hat auf dem Sandplatz des FC Eintracht gespielt, wir durften vorher leider nicht drauf. Unser Abteilungsleiter Kevin Adams und Erstmannschafttrainer Ingmar Blum meinten, dass der Platz nach unserem Spiel zu weich für eine weitere Partie gewesen wäre. Ich fand das eigentlich nicht und hätte gerne gespielt. Allgemein halte ich die Regelungen für übertrieben, die Rasenplätze wären am Wochenende durchaus bespielbar gewesen.



Muss sich ebenso gedulden: Alkan Bag.
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Alkan Bag (Spielertrainer Türk. SC Bamberg): Wir haben am Donnerstag noch auf einer Rasenfläche neben dem Platz der 30er trainiert und ich muss sagen, da war der Platz noch ok. Da hätte man am Sonntag durchaus drauf spielen können. Schade, dass die Stadt immer so viel absagt. Mittlerweile hat man im Winter jährlich acht statt fünf Wochen Vorbereitung, wenn man zeitig mit dem Training anfängt. Darauf kann man sich im Voraus schon einstellen.

Dieser Problematik ist sich auch Neuberth bewusst. „Natürlich wollen die Fußballer spielen. Unser jetziger Bestand in Bamberg selbst umfasst nahezu 30 Plätze, die sind allesamt hoch frequentiert. Wir tragen Sorge für Pflege und konstante Bespielbarkeit.“ Wir, das ist in erster Linie ein Ingenieur, der für Sport und Spiel verantwortlich ist sowie ein Meister, der für die operative Erhaltung der Rasenflächen einsteht: „Es wird stets vor Ort bewertet, ob ein Spiel am Wochenende möglich ist. In Krisenzeiten, wie z.B. jetzt, wo das Grün viele Wassermassen bewältigen muss, tun das sogar Beide.“ Bei Entscheidungen von höherer Tragweite sprich Liga liege die Kompetenz gar direkt im Rathaus, so Neuberth. Doch was tun in Zeiten der Klimaveränderung? „Eine Lösung wäre sicherlich ein Hartplatz oder ein Kunstrasenfeld, zumindest für die kritische Phase zu Jahresbeginn, der möglichst vielen zugänglich ist.“ Dass alle davon profitieren, hinge dann nur noch von Planung und Organisation ab. „Wir bringen jedes Jahr diesen Wunsch beim Kämmerer der Stadt Bamberg vor. Doch auch er hat nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Bislang konnten wir in dieser Richtung nichts erreichen.“ Und aufgrund der aktuellen Lage durch die Wirtschaftskrise sei es auch nicht absehbar, dass sich in dieser Hinsicht etwas ergibt. "Sicherlich wäre es besser, wenn die Vereine sich zusammentun würden und gemeinsam mit der Stadt ein Konzept ausarbeiten würden, wie denn so etwas realisierbar wäre. Auch vom finanziellen Aspekt her," empfiehlt Neuberth. Dass es in der Tat umsetzbar ist, bewies jüngst die DJK Don Bosco Bamberg, die mit viel Arbeit und Aufwand ihr Trainingszentrum um einen Kunstrasenplatz der Spitzenklasse erweitern konnte (anpfiff berichtete). Und bis es für das Stadtgebiet Bamberg eine solche Lösung im öffentlichen Sinne gibt, müssen die Fußballer weiter hoffen – auf den Grünen Daumen des Gartenamtes oder auf Petrus` Gunst und milde Winter.

Lesen Sie im Laufe der Woche, warum ein Kunstrasenplatz nicht die einzige Lösung wäre und was die Pressestelle der Stadt Bamberg zur aktuellen Problematik sagt. Gerne können auch Sie Ihre Meinung mitteilen, einfach per Mail an benni.hofmann@anpfiff.info.

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