Ercan Dedeoglu kennt wie nur wenige die Fusballlandschaft im Grosraum Nürnberg. Mit einer exzellenten Technik ausgestattet erreichte der Torjäger beachtliche Erfolge in seiner Laufbahn, musste aber auch miterleben, wie Vereine, die früher wahre Aushängeschilder der Region waren, in grose Probleme gerieten und zum Teil komplett verschwanden. "Es tut weh, wenn man sieht, wie es bei einigen Vereinen bergab ging und diese dann komplett von der Bildfläche verschwinden", sagt Dedeoglu, den man als freundlichen und besonnenen Sportsmann kennt.
Dedeoglu blickt mit Wehmut auf frühere Stationen zurück, wo er grose Erfolg feiern konnte, die mittlerweile entweder von der Bildfläche verschwunden sind oder mit argen Problemen zu kämpfen haben. Vorbei sind die fetten Jahre des Türkischen FK Nürnberg, dem über lange Jahre führenden türkischen Verein, der mittlerweile die Fusballbühne komplett verlassen hat. Auch bei Türk Gücü Fürth, wo Dedeoglu einige Zeit erfolgreich als Spielertrainer arbeitete, gingen nach dem Abstieg aus der Kreisliga 2010 die Lichter aus. Während zumindest der TSV Südwest seine Talsohle durchschritten zu haben scheint, schockierte erst kürzlich die Nachricht vom Rückzug des BSC Erlangen, der nur noch in der B-Klasse anzutreffen ist.
Die Führungsriege beim SC Türk Genc 2014 eingerahmt von Trainer Ercan Dedeoglu (rechts) und Spielleiter Ramazan Sugurlu (links).
Bule
Eigentlich wollte Dedeoglu nach seiner Tätigkeit als Spielertrainer beim SV Eyüp Sultan seine Laufbahn beim ESV Flügelrad so allmählich ausklingen lassen und seinen Sohn in der E-Jugend der "Räder" trainieren. Um noch ein wenig fit zu bleiben, spielte er zuletzt noch in der AH des SC 04 Schwabach. In der Winterpause klingelte bei Dedeoglu öfter das Telefon. Der SC Türk Genc war nach dem Abschied von Trainer Erata Cetin und der erst im Sommer angetretenen Vorstandschaft nach nur einem halben Jahr erneut im Umbruch - und vor allem auf Trainersuche.
"Es sind alte Freunde von mir nun im Vorstand, die mich gebeten haben, dem Verein zu helfen. Man muss offen gestehen, dass der Verein sich nahe am Abgrund befindet und es darum geht, nicht einen weiteren türkischen Verein sterben zu lassen", so Dedeoglu, der seine Hilfe als Trainer bis zum Saisonende zugesagt hat. "Wir haben zwar einige wirklich talentierte Jungs hier, aber an vielen Punkten steht uns schon sehr viel Arbeit bevor. Da müssen wir praktisch bei Null anfangen, aber wir werden das Beste daraus machen", verspricht der neue Coach, der womöglich auch selbst wieder die Fußballschuhe schnüren wird ("Mein Pass ist zumindest frei"), mit gewohnter Zurückhaltung.
Nach dem Abgang einer Handvoll von Stammkräften im Winter wird die Lage für den auf dem Relegationsrang platzierten Klub ohnehin nicht leichter. "Natürlich ist es unser sportliches Ziel, die Klasse zu halten. Aber das Wichtigste ist überhaupt, dass es eine Zukunft für den Verein gibt, dazu muss man sich dann neu formieren - egal in welcher Spielklasse", erklärt Dedeoglu und denkt zurück an den Werdegang des Türkischen FK oder Türk Gücü Fürth.