"Was der Rudi für den Verein gemacht hat, ist einmalig. So einen wie ihn wird es nicht mehr geben, und so wie er den Verein über die Jahre geführt hat, kann das auch nur er machen", singt Jochen Winner, seit 2010 2. Vorstand des FSV Stadeln, eine wahre Lobeshymne auf Rudi Hirschmann, der Generationen von Sportlern beim FSV Stadeln geführt hat. Seit 1974 steht Hirschmann seinem FSV vor, hat den Verein aus der Fürther Vorstadt mittlerweile zu einem Aushängeschild im mittelfränkischen Amateurfusball gemacht.
Am heutigen 8. Oktober 2013 wird die Stadelner Institution 70, gefeiert wird natürlich auch in der "FSV-Familie": Vor dem Derby und Spitzenspiel in der Landesliga Nordost beim TSV Buch gibt es für den Jubilar am Sonntagvormittag einen Empfang im Rahmen eines Frühschoppens im Stadelner Sportheim. Dabei werden langjährige Weggefährten, Vertreter des BFV Mittelfranken, Vertreter der Stadt Fürth, Mitglieder des Stadelner Vereinskartells, Vorstände der umliegenden Vereine sowie die Vorstandsmitglieder, Jugendleitung und 1. und 2. Mannschaft ihrem Rudi die Ehre erweisen und auf das verdiente Vereinsoberhaupt anstoßen.
20 Jahre lang, von 1961 bis 1981, spielte Rudi Hirschmann in über 800 Pflichtspielen der 1. Mannschaft des FSV Stadeln und wurde schlieslich zum Ehrenspielführer des FSV ernannt.
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Es gibt sicher nur noch wenige Zeitgenossen, die sich zu den Gründungsmitgliedern eines traditionsreichen Vereins, wie es der FSV Stadeln über all die Jahre wurde, zählen dürfen. Im Januar 1958 wurde der "Fussball-Sportverein Stadeln" aus der Taufe gehoben und der 14-jährige Rudi Hirschmann spielte von 1958 an bis 1961 in der Nachwuchsmannschaft der Stadelner, dessen Vorstand Vater Karl Hirschmann senior von 1960 bis 1967 sein sollte. Ab 1961 spielte der FSV Stadeln bereits dort, wo noch heute der A-Platz am Kronacher Wald beheimatet ist. Rudi Hirschmann stürmte fortan für die 1. Mannschaft des FSV und sollte es in zwanzig Jahren auf 810 Spiele in der "Ersten" bringen. Der größte Erfolg war dabei freilich der Aufstieg in die Bezirksliga in der Saison 1976/77, den Rudi Hirschmann als Spielführer gemeinsam mit seinem 2001 verstorbenen Bruder Karl Hirschmann junior, der viele Jahre im Verein als Jugendleiter aktiv war, unter Trainer Fred Zippmann erreichte.
Aufstieg in die Bezirksliga 1977: Der FSV Stadeln wurde Meister der Saison 1976/77 in der A-Klasse Nürnberg/Fürth - mit Kapitän Rudi Hirschmann (unten 2.v.r.).
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Der sportliche Erfolg war aber nur eine Seite der Entwicklung des FSV Stadeln unter der Regie des Mittelstürmers Rudi Hirschmann, der in späteren Jahren auf die Liberoposition wechselte, 1981 seine Laufbahn bei den Herren beendete und seitdem als "Ehrenspielführer" seines Vereins geführt wird. Was ein Fritz Walter für den 1. FC Kaiserslautern oder ein Uwe Seeler für den Hamburger SV ist, gilt für Rudi Hirschmann wohl noch umso mehr für den FSV Stadeln. Denn nicht allein seine Fähigkeiten auf dem Platz, gerade auch seine Qualitäten als Vereinsfunktionär sollten über die Jahre immer mehr gefordert sein. Vom Schriftführer wurde er 1967 zum 2. Vorstand und 1974 schließlich 1. Vorstand des Klubs, den er 2014 somit ohne Unterbrechung 40 Jahre auch offiziell anführen wird!
Rudi Hirschmann ist seit fast 40 Jahren 1. Vorstand des FSV Stadeln.
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Blickt man heute über das Vereinsgelände des FSV Stadeln am Kronacher Wald, so darf man Hirschmanns Devise "lieber in Steine als in Beine" zu investieren - noch heute lehnt Hirschmann vehement eine Verpflichtung von Vertragsamateuren in Stadeln kategorisch ab - als vollen Erfolg verbuchen. Mittlerweile drei Rasenplätze, der A-Platz mit Tribüne und Anzeigentafel umrahmt, ein Kleinfeld, ein Fitness-Center und eine schmucke Tennisanlage (die Abteilung leitet Rudis Schwester Dora) gehören zum FSV Stadeln. Der Erfolg des Vereins geht mit den Prinzipien seines Oberhauptes einher. Noch heute hört man Hirschmann zwar Sätze sagen, die mit "Solange ich hier etwas zu sagen habe..." beginnen, dennoch ist aus dem Alleinherrscher früherer Jahre, der sich um nahezu alle Belange seines Vereins selbst kümmern wollte, ein lernfähiger Macher mit Weitblick geworden.
Rudi Hirschmann im Gespräch mit Spielleiter Bernd Mielack (m.) und Torwart-Trainer Norbert Dietsch (r.).
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So gelang es ihm, über die Jahre ehrenamtliche Mitstreiter, wie Jochen Winner, Kassier Erwin Brunner, Spielleiter Bernd Mielack oder Spieler-Scout Robert Frank - um nur einige zu nennen - für wichtige Posten in der FSV-Familie zu gewinnen. Bei all dem damit verbundenen Vertrauen wollte sich Hirschmann deswegen aber nicht der Verantwortung entziehen. Vielmehr will das Stadelner Original sein Wissen als Vorstand und die Werte als Vereinsoberhaupt an die folgende Generation weitergeben. "Rudi will alles wissen, über seinen Kopf hinweg wird nichts entschieden. Er bindet uns aber in Entscheidungen ein, nimmt Ratschläge an und sucht immer nach einer gemeinsamen Lösung", weiß sein Stellvertreter Winner.
Rudi Hirschmann in seinem Element: "Man muss mit den Leuten reden" - und sie gut kennen, wie den Fürther Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, der regelmäßig beim FSV zu Gast ist.
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Geradlinig und bodenständig ist Hirschmann über all die Jahre geblieben. Dabei stimmt er nicht engstirnig in die Klagelieder ein, dass früher doch alles besser gewesen sei. Denn nicht alles, was neu oder anders ist, muss schlecht sein. Er verfügt über ein ausgesprochenes Organisations- und Kommunikationstalent, weiß sich mit den Begebenheiten der Zeit zu arrangieren und sich zu behelfen. So entgeht ihm beispielsweise auch das Geschehen im Internet rund um seinen Verein nicht; auch wenn er selbst mit diesem Medium wohl nicht mehr viel anfangen wird, so weiß er doch ganz genau, was über den FSV Stadeln zu lesen ist - und sei es, dass er sich diverse Berichte einfach ausdrucken lässt.
Auf den Sportplätzen ist Hirschmann ein gern gesehener Gast und Gastgeber, der stets ein offenes Ohr im Verein und Umfeld hat. "Ich war schon immer ein Freund von direkten, ehrlichen Gesprächen, damit lässt sich am Ende immer am meisten erreichen", verrät Hirschmann sein Erfolgsrezept, dem er über all die Jahre treu blieb, und das in vielen Verbindungen ganz sicher nicht zum Nachteil seines Vereins führte. Lösungen sucht Hirschmann lieber als Streit, wenngleich er sich nicht scheut, wenn nötig, auch entsprechend Contra zu geben - dabei verfügt er über eine erstaunliche Kunst der Selbstreflexion und hat eine ausgesprochen gute Menschenkenntnis.
Bevor der FSV Stadeln in die Saison startet, richtet Vorstand Rudi Hirschmann traditionell persönliche Worte an das Team und versucht die Werte und Gedanken des Vereins zu vermitteln.
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Seine Verdienste im Verein, sein soziales Engagement und die jahrzehntelangen ehrenamtlichen Funktionen wurden in seiner Heimatstadt 2005 auch offiziell gewürdigt. Von Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, den Hirschmann von klein auf kennt und zu dem er nach wie vor einen direkten Draht besitzt, wurde ihm das Goldene Kleeblatt der Stadt Fürth überreicht und so gehört das Stadelner Vereinsoberhaupt nun auch offiziell zu jenem elitären Kreis verdienter Bürger der Kleeblattstadt.
Seit 2009 ist Rudi Hirschmann mittlerweile zwar offiziell in Rente, wobei für ihn jener Udo-Jürgens-Schlager "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an" auf den Leib geschnitten scheint. Denn nachdem er seinen Job als Verkaufsleiter der Verpackungsfirma Emil Stahl an den Nagel gehängt hatte, wartete der nächste Vollzeitberuf auf den Familienmenschen. Und auch von einer zwischenzeitlich schweren Krankheit ließ sich Kämpfer Hirschmann nicht unterkriegen, ging - wie es seine Art ist - offen damit um und freut sich nun umso mehr über die Erfolge, die ihm seine Familien bescheren. Indes stand er beim größten sportlichen Erfolg der "FSV-Familie", dem mittlerweile schon legendären Relegationssieg über den SV 73 Süd, der 2012 die Stadelner in die Landesliga führte, ausnahmsweise mal nicht an seinem Platz an der Treppe auf Höhe der Mittellinie. Damals verbrachte er, wie seit vielen Jahren mit seiner "anderen" Familie, seinen Pfingsturlaub an der italienischen Adria in Cattolica und fieberte von dort aus mit seinem FSV mit.
Zum 60. ließen die FSVler ihren Ruuudi hochleben, nun darf zum 70. gratuliert und gefeiert werden.
Foto: FSV
Dies zeigt auch, dass Rudi Hirschmann, der passionierte Saunagänger, neben all dem Engagement beim FSV großen Wert auf das Familienleben legt. Mit Hannelore ist Rudi seit fast 40 Jahren verheiratet und hat nicht nur drei Kinder - Sabine, Florian und Benjamin - sondern ist inzwischen auch schon stolzer vierfacher Opa - ganz abgesehen von den hunderten "Fußball-Enkeln", die am Kronacher Wald unter seiner Obhut stehen. Dies hält Hirschmann auf Trab: "Die Jugend ist das Salz in der Suppe", sprach der Vereinsvorstand und Großvater.
Herzlichen Glückwunsch, Rudi Hirschmann!