BOL-Einführung, Teil III: Endlich eine eigene Mittelfrankenliga - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 19.05.2020 um 07:15 Uhr
BOL-Einführung, Teil III: Endlich eine eigene Mittelfrankenliga
Dass der 1. FC Nürnberg Gründungsmitglied der Bundesliga ist, dürfte allgemein bekannt sein und aufgrund der ruhmreichen Historie wenig verwundern, aber wer weiß noch welche Nürnberger und Fürther Mannschaften Gründungsmitglieder der Bezirksoberliga Mittelfranken waren? Wir blicken in drei Teilen in die Gründungszeit der Bezirksoberliga vor über 30 Jahren zurück. 
Von Marco Galuska
Der TSV Cadolzburg und der ESV Rangierbahnhof trafen schon als Gründungsmitglieder in der BOL 1988/89 aufeinander.
Privat

Schon am Ende der Saison 1987/88 hatte Bezirksspielleiter Erich Schroll sich mit den Vereinsvertretern in Verbindung gesetzt, um die Modalitäten zur Einführung der neuen Liga abzusprechen. In einer ersten Besprechung in Erlangen wurde klar, dass die Mehrzahl der Vereine zur Eingliederung ihrer Reserven in die C-Klassen tendierte. Damit durften die 2. Mannschaften, die vorher in der Reserverunde der Bezirksliga spielten, erstmals mit einem Aufstiegsrecht in den Spielbetrieb gehen. Da auch bei der zweiten Sitzung in Lauf nur sechs der 16 Vereine (darunter die Nürnberger Klubs) in einer Reserve-Runde spielen wollten, stand zwangsläufig fest, dass alle 16 Klubs mit der zweiten Garnitur in den C-Klassen starten würden.

Zuber sauer über 2. Mannschaften in der C-Klasse

Darüber war insbesondere Rangers-Coach Gerhard Zuber aufgebracht: "Das ist ein Verbrechen an der Jugendarbeit! Es wäre besser in einer attraktiven Reserve-Runde zu spielen als in der C-Klasse." Doch die Saison sollte für den zweimaligen Reserve-Meister in der C-Klasse Mitte mit der Meisterschaft sehr erfolgreich verlaufen und spätestens nach dem 6:1-Sieg im letzten Spiel gegen den Tabellenführer SC Viktoria war der Ärger über die zwangsweise Eingliederung in den aufstiegsberechtigten Spielbetrieb verflogen.

Andreas Speer (links) als Torhüter des ASV Neumarkt im Spiel gegen den TSV Schwabach 04 um Peter Haaf (rechts).
privat


Im gut besetzten Möbel-Krügel-Turnier vor dem Saisonstart beim FC Stein demonstrierten der ESV Rangierbahnhof und ASV Neumarkt ihre starke Frühform und ließen die Landesligisten VfB Coburg, TSV Südwest und ASV Zirndorf hinter sich. Von einer Favoritenrolle in der BOL wollte der ESV Rangierbahnhof aber nichts wissen. So gab Trainer Zuber einen "einstelligen Tabellenplatz" als Ziel aus.

Beim TSV Katzwang übernahm Ex-Club-Profi Manfred Rüsing das Traineramt von Horst Leupold und wollte mit den im Aufschwung befindenden Katzwangern "so weit wie möglich vorne dabei sein". Bescheiden gab sich dagegen Günther Raabe, Coach des TSV Altenfurt. Einfach nur der Klassenerhalt sollte erreicht werden, höhere Ziele sah Raabe in seiner dritten Saison an der Wohlauer Straße nicht:
"Wenn man sich als Siebter der Bezirksliga qualifiziert hat, kann man sich nichts anderes vornehmen!" 


Große Vorfreude auf die eigene Mittelfrankenliga

Die Vorfreude auf die neue Liga war groß: "Unser lang gehegter Wunsch, eine eigene Mittelfrankenliga zu haben, ist endlich in Erfüllung gegangen", freute sich Raabe auf den Saisonstart und die Tatsache, dass schließlich der Meister direkt in die Landesliga aufsteigen durfte. Dem Tabellenzweiten sollte sich eine Aufstiegschance über die Relegation bieten. Absteigen mussten im ersten Jahr "nur" drei Vereine direkt - eine Abstiegsrelegation gab es noch nicht.


Mit diesem strammen Schuss traf Altenfurts Piwernetz zum 3:0-Endstand gegen den SC Uttenreuth, dessen Abstieg dadurch besiegelt war. 
Gatkiewitsch

Bad Windsheim, Lauf und Uttenreuth steigen ab

Am 16. August 1988, es war ein Dienstagabend, wurde die erste Partie der BOL Mittelfranken angepfiffen. Mit 2:0 besiegte der TSV Katzwang den FSV Bad Windsheim. Doch wie sich recht schnell herausstellen sollte, war der Sieg gegen den Landesliga-Absteiger nicht mehr als eine Pflichtaufgabe. Eine Aufgabe, die schließlich alle Gegner der Bad Windsheimer lösen sollten. So war vom Beinamen "Cosmos" im Kurort nicht mehr viel übrig. Mit der vernichtenden Bilanz von 11:167-Toren und 0:60-Punkten wurde der FSV in die Bezirksliga durchgereicht.

Auch der SK Lauf musste nach der Premierensaison wieder zurück in die Bezirksliga. Zwei Drittel der Saison hielten die Laufer gut mit, erlebten aber in den letzten elf Spielen den großen Einbruch, als nur noch ein Remis herausspringen sollte. Da half auch die Maßnahme von Trainer Günter Muschick, dass Torwart Peter Wittl als Feldspieler auflief, nur kurzzeitig. Beim 3:1-Sieg gegen den TSV Cadolzburg am 14. Spieltag leitete der zur Pause ins Feld gewechselte Keeper die Wende nach einem 0:1-Pausenrückstand ein.

Als dritten Absteiger erwischte es den SC Uttenreuth. Nach einem katastrophalen Start mit fünf Niederlagen, schien es als sollte sich Uttenreuth im Mittelfeld festsetzen, doch auch beim SCU reihten sich gegen Ende der Saison die Misserfolge. Nach der 0:3-Niederlage beim TSV Altenfurt am 28. Spieltag war der Abstieg des SC Uttenreuth besiegelt.


Weißenburger Überflieger - Auerbacher Aufstieg in Relegationskrimi

Der 28. Spieltag sollte auch die Meisterschaft endgültig entscheiden. Mit einem 4:2-Sieg gegen den TSV Katzwang war der TSV Weißenburg auch rechnerisch in der Landesliga. Die Weißenburger waren zweifelsohne die Überflieger in der Premierensaison der BOL. Nur eine Niederlage (1:2 in Schwabach) leistete sich die Wilfling-Truppe. Am Ende der Saison hatte der TSV eine stolze Bilanz von 53:7-Punkte und 71:24-Tore vorzuweisen. Die letzten Zweifel am Gewinn des Meistertitels beseitigten die Weißenburger im Spitzenspiel gegen den ASV Auerbach am 25. Spieltag. Zwar gingen die Auerbacher unter der Leitung von Referee Markus Bayerl (SC Worzeldorf) früh in Führung, mussten aber vor über 500 Zuschauern doch noch den 1:1-Ausgleich durch Wokon hinnehmen. Damit blieb Weißenburg sieben Zähler voraus und sollte auch in den übrigen Spielen keinen Punkt mehr abgeben.

Ex-Profi Siggi Susser war Dreh- und Angelpunkt im Spiel des BSC Erlangen. Am Ende landeten die Büchenbacher auf dem vierten Rang. 
Gatkiewitsch

 

Auerbach startete eher durchwachsen in die Saison und steckte nach zehn Spieltagen mit 11:9-Punkten im Mittelfeld fest. Doch dann folgte eine fast unglaubliche Siegesserie mit zehn gewonnenen Spielen am Stück und der ASV Auerbach hatte dem ASV Neumarkt und BSC Erlangen (mit Ex-Club-Profi Siggi Susser) den Rang als Verfolger der Weißenburger abgelaufen. Ganze neun Punkte lag Auerbach am Saisonende vor dem ASV Neumarkt und BSC Erlangen. Und Platz zwei in der Endabrechnung ermöglichte die Teilnahme an der Relegation zur Landesliga. Dort wurde zunächst die SpVgg Deggendorf im Elfmeterschießen bezwungen, doch richtig dramatisch wurde es im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen den TSV Straubing. Mit 0:3 lag Auerbach nach 64. Minuten zurück, konnte aber mit einem Doppelpack in den Schlussminuten das 3:3 erzielen. So ging es vor 1500 Zuschauern in Burglengenfeld in die Verlängerung. Die 4:3-Führung von Auerbach (94.) glich Straubing aus (103.), doch sorgte Daschner mit seinem dritten Treffer in der Begegnung (107.) für Jubelstürme bei den Mittelfranken.


Katzwang, Cadolzburg, Rangers und Altenfurt im Mittelfeld

Relativ schnell sollte sich herausstellen, dass die Nürnberger und Fürther Teams nichts mit dem Aufstiegsrennen zu tun haben sollten und auch die Abstiegsplätze schon vor der heißen Phase der Saison andere Klubs als Adressaten vorsahen. Der TSV Katzwang spielte eine bemerkenswerte ausgeglichene Runde. Kaum eine andere Mannschaft dürfte sich den Ruf der "Grauen Maus" mehr verdient haben als die Truppe von Manfred Rüsing. Mit einer Zuverlässigkeit wie ein Schweizer Uhrwerk glichen die Katzwanger ihr Punktekonto immer wieder aus. Nicht einmal bot der TSV Anlass zu Spekulationen, nicht einmal hatte Katzwang ein Plus oder Minus von vier Zählern aufzuweisen. Nach der Vorrunde lautete die Bilanz 15:15-Punkte (Platz 10), am Ende stand auf dem Punktekonto 30:30, was für Rang acht reichen sollte.

Die Rangers hatten in der Saison 1988/89 häufiger das Nachsehen, dagegen spielte der TSV Katzwang eine grundsolide Runde, nur bei den direkten Vergleichen war der ESV besser - auch wenn in dieser Szene Katzwang oben auf schien.
Geiger

 

Einen Platz dahinter landete der ESV Rangierbahnhof, dem einige Experten vor der Saison sicherlich mehr zugetraut hatten. Doch unmittelbar vor Rundenbeginn schlug das Verletzungspech gnadenlos zu. "Vielleicht kommen nach den fetten jetzt die mageren Jahre", unkte Coach Zuber. Mit Übelmesser, Jonscher und Büttner fielen drei Stammkräfte mit Bänderriss aus, der hoch gehandelte Neuzugang Heubusch verunglückte bei einem Autounfall schwer. Mit 2:8-Punkten ging der Saisonstart entsprechend in die Hose. Der 3:1-Derbysieg gegen Katzwang sollte nur kurz die Wende zum Besseren einleiten. Nach der Vorrunde lagen die verunsicherten Rangers mit 11:19-Punkten auf einem Abstiegsplatz. Ins Jahr 1989 startete Rangierbahnhof recht ordentlich, holte immer wieder wichtige Punkte, wurde aber in aller Regelmäßigkeit wieder mit Niederlagen zurückgeworfen. Ein 3:2-Sieg beim SK Lauf sollte aber dann doch die vorzeitige Rettung für den ESV bedeuten, der freilich froh sein durfte, ein "Seuchenjahr" überstanden zu haben.


Der TSV Cadolzburg startete mit 3:11-Zählern, konnte sich aber im Laufe der Vorrunde steigern, so dass die "Sporcher" sich während des Saisonverlaufs meist "über dem Strich" bewegen sollten. Nach 13:17-Punkten zur Halbzeit steigerte sich der TSV. Nach einem Schlussspurt mit 8:4-Punkten landete Cadolzburg in der Endabrechnung auf Rang zehn.

Auf Platz elf schloss der TSV Altenfurt sein Spieljahr ab. Die Schützlinge von Günter Raabe fanden gut in die Saison und konnten sich stets auf Distanz zur Abstiegsregion halten. 15:15-Punkte standen nach der Hinrunde auf dem Konto. Auch danach lief es für den TSV zunächst noch ordentlich, ehe eine Negativserie von 2:12-Punkten urplötzlich das Abstiegsgespenst in den Nürnberger Osten rief. Doch die verkorkste Rückrunde, mit vielen verletzungsbedingten Ausfällen, fand spätestens beim 3:0 gegen Uttenreuth ihr Happyend. Die Klasse war gesichert. Dass am letzten Spieltag der Lokalrivale ESV Rangierbahnhof im Derby zu einem schmeichelhaften 3:3 in Altenfurt kam und so vor dem TSV landete, war freilich nur eine Randnotiz.


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Tabelle Bezirksoberliga 1988/89

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
30
96:44
45:15
3
30
67:37
36:24
4
30
51:35
36:24
5
30
61:41
35:25
6
30
79:53
34:26
7
30
62:48
33:27
8
30
55:47
30:30
9
30
52:51
30:30
10
30
47:44
28:32
11
30
50:52
28:32
12
30
42:47
27:33
13
30
48:65
27:33
14
30
49:61
21:39
15
30
41:67
17:43
16
30
11:167
0:60
Bei Punktgleichheit: Entscheidungsspiel


Relegation zur Landesliga Mitte

ASV Auerbach - Deggendorf 4:3 n.E.
TSV Straubing - ASV Neustadt 3:2 n.V.
ASV Auerbach - TSV Straubing 5:4 n.V.

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