Der fränkische Weltfußballer Lothar Matthäus sagte einst, kurz vor dem Ende seiner Karriere, im Hinblick auf seine Zukunftspläne: "Schiedsrichter kommt für mich nicht in Frage - eher etwas, das mit Fußball zu tun hat!" Wahrscheinlich hat Matthäus den Satz so nicht gemeint - und wenn doch, stimmt er natürlich nicht. Denn selbstverständlich sind die Schiedsrichter ein ganz elementarer Bestandteil des Fußballs, der so, wie wir ihn kennen ohne eine ausreichende Anzahl an ausgebildeten Schiedsrichtern undenkbar wäre. Eine der Parallelen, die es zwischen Schiris und Fußballern gibt, ist das Leistungsprinzip mit Auf- und Abstieg.
Alexander Distler (Bezirksliga), Lehrwart Michael Demus, Daniel Reich (Landesliga), Christian Sinne (Bezirksliga), Andreas Göller (Bezirksliga) und Schiedsrichter-Obmann Günther Reitzner (von links).
anpfiff.info
Obmann Günther Reitzner ist stolz, dass drei von sieben oberfränkischen Bezirksliga-Aufsteigern aus der Gruppe Bamberg kommen.
anpfiff.info
"In den letzten drei Jahren wurden alle vier Aufsteiger gefördert und intern mit BEO-Bögen beobachtet.", so KSO Günther Reitzner über die Bezirksligaaufsteiger Christian Sinne, Alexander Distler und Andreas Göller, sowie den Landesligaaufsteiger Daniel Reich. "Das heißt, sie werden von verschiedenen Beobachtern kritisch beäugt und dann gelobt oder auch kritisiert, wenn es sein muss. Aus diesen Beobachtungen kristallisieren sich dann die Besten heraus, die wir dann auch meist als BAW'ler (Bezirksliga-Anwärter) für die nächste Saison melden!", erklärt der Schiedsrichterobmann.
Das Bezirksliga-Anwärter-System wurde in der Saison 2015/16 installiert. Dazu werden von jeder SR-Gruppe in ganz Oberfranken SR-Talente an den BSA gemeldet. Sie werden dann vom BSA und auch von Verbands-Beobachtern beobachtet und bewertet und die sieben Besten steigen dann in der folgenden Saison in die Bezirksliga auf. In der Saison 2015/16 war übrigens Daniel Reich einer der BAW'ler, der dann von dort in die Bezirksliga aufstieg - und jetzt in der Saison 2017/18 in die Landesliga ging! Ranglisten-Bester der Bezirksliga in der vergangenen Saison war übrigens sein Vater Wolfgang Reich, bei dem aber aus Altersgründen ein Aufstieg ausscheidet.
Hohe Flexibilität gefordert
"Wer den Druck nicht aushält", so wird Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Uwe Kemmling zitiert, "der soll am Samstagnachmittag spazieren gehen!" Für die Top-Schiedsrichter der Gruppe sind Wochenendspaziergänge wohl eher selten im Zeitplan unterzubringen, denn: "Du musst als Top-Schiedsrichter flexibel, präsent und du musst zeitlich uneingeschränkt verfügbar sein! Du musst pfeifen können, wie sie dich einteilen - egal ob Wochenende oder wochentags.", erklärt Günther Reitzner. "Wer nach oben will, darf selten Nein zu einer Spieleinteilung sagen...!"
Wir unterhielten uns mit den Schiedsrichtern aus der Gruppe Bamberg, die allesamt in der anstehenden Saison eine Liga höher pfeifen dürfen. Bei Christian Sinne, Alexander Distler und Andreas Göller ist das die Bezirks-, bei Daniel Reich sogar die Landesliga! Vorab baten wir aber den KSO um eine Einschätzung "seiner" Aufsteiger:
Daniel Reich (hellblau, Szene aus Juni 2016) darf in der kommenden Serie Spiele bis hoch zur Landesliga leiten und kam über Vater und Bruder zur Schiedsrichterei.
anpfiff.info
Aufsteiger in die Landesliga
Daniel Reich, SV Heubach, geb. 23.06.1999, SR seit 27.02.2011
"Er hat die Gene seines Vaters und ist durch und durch Schiedsrichter. Sein Riesenvorteil ist, dass er sehr jung angefangen hat und seine Familie hinter ihm stand. Das ist nicht selbstverständlich, jedoch ist hier die ganze Familie Reich eine Vorbildfamilie, allein in Sachen Fahrdienst zu den Spielen, etc., solange die Kinder noch nicht selbst fahren konnten. Dass er sich als sehr junger Schiedsrichter bei den Herren durchgebissen und durchgesetzt hat, spricht für Daniel. Er ist nicht nur körperlich, sondern auch geistig, regeltechnisch topfit. Er brennt für die Schiedsrichterei und hat die besten Voraussetzungen für höhere Klassen. Ich traue ihm zu, dass er in ein paar Jahren eine Top-Karriere machen kann. Natürlich- nur solange nichts dazwischen kommt - wie z.B. Freundin, etc. - dann können Prioritäten ganz schnell anders gesetzt werden und es ist aus mit der Schiedsrichterei...!"
Aufsteiger in die Bezirksliga
Christian Sinne, FC Adler Weidhausen, geb. 20.03.1982, SR seit 2012
Alexander Distler, SV Merkendorf, geb. 09.02.1989, SR seit 2012
Andreas Göller, TSV Hirschaid, geb. 19.08.1996, SR seit 2009
"Alle drei, das gilt aber natürlich auch für Daniel Reich, sind noch gar nicht so lange Schiedsrichter, haben aber jedes Jahr gute Leistungen gebracht und gut gepfiffen und sind somit auch jährlich in die nächsthöhere Klasse aufgestiegen. Selten ist auch, dass sie sich vom Pfeifen, Auftreten, Ausstrahlung (ruhig, konsequent, überziehen nicht, jeder ist auf seine Art eine Persönlichkeit) her, sehr ähnlich sind. Sie sind keine Lautsprecher, keine Angeber, bleiben am Boden und sind froh und dankbar und freuen sich natürlich, dass sie jetzt Bezirksliga pfeifen dürfen. Ich traue ihnen zu, dass sie die Landesliga und vielleicht sogar auch Bayernliga schaffen können. Die Perspektive haben sie alle Drei bzw. Vier. Ob sie es jedoch schaffen, das liegt an jedem einzelnen selbst und vor allem am zukünftigen persönlichen und beruflichen Umfeld und Lebensweg." Als kleines Aufstiegsgeschenk erhielten alle vier Aufsteiger ein Relegationsspiel in der abgelaufenen Saison. Im Gegensatz zu manch anderem Schiedsrichter, gibt es für die vier wirklich nur ein Hobby: Schiedsrichter! Natürlich sind solche Schiris auch bereit, sich in die eigene Gruppe mit einzubringen und evtl. Posten, die es zu besetzen gibt, zu übernehmen. Und das ist gut so und soll auch so sein. Denn sie sind die künftigen Aushängeschilder und fühlen sich wohl im Schiedsrichterwesen."
Nicht zuletzt, was die Bezirksliga-Aufsteiger angeht, ist der Obmann natürlich erfreut über die Quote: "Wenn von sieben Schiedsrichtern aus ganz Oberfranken, die in die Bezirksliga aufsteigen dürfen, drei aus der eigenen Gruppe kommen - dann darf man schon ein bisschen stolz sein!"
Christian Sinne (gelb) ist mit 35 Jahren der älteste der drei Bamberger Bezirksliga-Aufsteiger. Er kam zur Schiedsrichterei, weil er nach seiner aktiven Karriere "nicht auf Fußball verzichten wollte".
anpfiff.info
Ein abschließendes Interview soll die vier Schiedsrichter, von denen Christian Sinne mit 35 Jahren der älteste ist, ein wenig näher bringen:
Daniel Reich
anpfiff.info
Wie sind Sie zur Schiedsrichterei gekommen, warum sind Sie Schiedsrichter geworden?
Daniel Reich: Ich bin Schiedsrichter geworden, weil mein Vater und mein Bruder schon Schiedsrichter waren und mich dieses Hobby fasziniert hat, dies hat mich dazu bewogen mit 12 Jahren schon meine SR-Prüfung abzulegen.
Alexander Distler: Als aktiver Spieler hat mich die Schiedsrichterei schon interessiert. Kurz nachdem ich dann mit dem Spielen aufgehört habe, fand glücklicherweise ein Neulingslehrgang der Gruppe Bamberg statt.
Christian Sinne: Nach meiner Zeit als aktiver Spieler wollte ich auf Fußball nicht verzichten. Insofern bot sich für mich die zweite Karriere als Schiedsrichter an. Mitte 2013 habe ich dann einen Lehrgang der
Schiedsrichtergruppe Bamberg besucht und wurde nach kurzer Zeit im
Herrenspielbetrieb eingesetzt. Darüber hinaus bin ich auch bei zahlreichen erfahrenen Kollegen als Assistent im Einsatz.
Andreas Göller: Ich bin damals ganz klassisch durch eine Zeitungsanzeige darauf aufmerksam geworden. Noch dazu, war es für mich als damaliger Schüler eine gute Möglichkeit, mein Taschengeld etwas aufzustocken. Um ein Klischee uns gegenüber etwas zu bedienen, muss ich allerdings ehrlich zugeben, dass ich es als Torwart wahrscheinlich nie in die Bezirksliga geschafft hätte... ;-) Wenngleich wir auch sehr gute Fußballer in unseren Reihen haben.
Alexander Distler (li.), hier als Assistent am Ende der vergangenen Serie beim Relegationsspiel Sassendorf - Mistendorf, stieg ebenfalls in die Bezirksliga auf.
anpfiff.info
Alexander Distler
anpfiff.info
Was macht für Sie die Aufgabe aus, was macht Ihnen besonders Spaß an der Schiedsrichterei?
Daniel Reich: Die Aufgabe ist es, ein guter Spielleiter zu sein und jedes Spiel nach bestem Gewissen zu leiten. Besonders Spaß macht mir genau diese Aufgabe. Außerdem macht es mir besonders Spaß, wenn wir als SR-Team im Gespann unterwegs sind.
Alexander Distler: Das spannendste an der Schiedsrichterei besteht darin, mit den unterschiedlichsten Charakteren sowohl auf dem Platz, als auch neben dem Platz zurecht zu kommen. Das stellt im Prinzip immer wieder die größte Herausforderung dar. Zudem wird immer von einem Schiedsrichter erwartet, schnelle (und vor allem richtige) Entscheidungen zu treffen. Das alles dann zusammen in einem Schiedsrichtergespann zu bewältigen, macht Spaß.
Christian Sinne: Am meisten Spaß macht es mir, im Gespann unterwegs zu sein. Wer selbst schon einmal Mannschaftssport betrieben hat kennt den Teamgeist der am Spieltag in der Umkleide herrscht. Zusammen mit den Jungs (und Mädels) eine gute Leistung abzuliefern, die dem Einsatz der Spieler und dem der vielen ehrenamtlichen Betreuern, die uns den Amateurfußball erst ermöglichen, gerecht wird, motiviert mich am Wochenende aufs Spielfeld zu gehen. Zudem hat man als Schiedsrichter sehr viel Kontakt zu unterschiedlichen Vereinen. Da lassen sich sehr viele positive Erfahrungen sammeln.
Andreas Göller: Man hat zuerst mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun. Das ist in jedem Spiel eine neue Herausforderung, sich auf diese einzustellen. Zudem trifft man ab der Kreisliga im Team die Entscheidungen, was sehr viel Spaß macht. Alles in allem ist man trotzdem ein Einzelkämpfer auf dem Platz und muss sich gegen 22 unterschiedliche Typen durchsetzen. Das und die Affinität sich zu bewegen, findet man nur als Schiedsrichter.
Christian Sinne
anpfiff.info
Was bedeutet Ihnen der Aufstieg?
Daniel Reich: Wieder einen weiteren Schritt gemacht zu haben und der Aufstieg zeigt mir, dass sich meine Arbeit als SR bisher gelohnt hat und dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde und so weiter machen sollte.
Alexander Distler: Mich freut es einfach, dass ich in trotz meines relativ späten Einstiegs in die Schiedsrichterei den Sprung in die Bezirksliga geschafft habe. Das zeigt für mich, dass sich der Aufwand lohnt und es nicht nur vom Alter abhängt.
Christian Sinne: Sehr viel. Ich habe selbst einige Spiele in der Bezirksliga bestritten und kenne den Leistungsdruck, der dort herrscht. Nichts anderes ist es bei uns Schiedsrichtern. Wenn man dann am Ende einer langen Saison für seinen Einsatz belohnt wird, ist das immer ein tolles Gefühl.
Andreas Göller: Er bedeutet für mich eine Bestätigung meiner Leistung, mit der gleichzeitigen Aufforderung, an einem selbst zu arbeiten, Tipps von den Beobachtern anzunehmen und dadurch immer etwas besser zu werden.
Auch Andreas Göller vom TSV Hirschaid leitet in der kommenden Serie Partien bis hoch zur Bezirksliga und will "als Aufsteiger zunächst natürlich erst einmal die Liga halten!"
anpfiff.info
Andreas Göller
anpfiff.info
Gab/gibt es für Sie ein Schiedsrichter-Vorbild?
Daniel Reich: Ja, sogar zwei. Damir Skomina (FIFA-Schiedsrichter aus Slowenien) und Dr. Felix Brych.
Alexander Distler: Ein echtes Vorbild gibt es an sich nicht. Man versucht einfach gerade von den höher qualifizierten Schiedsrichtern etwas zu lernen, was für einen persönlich vielleicht gut ist, um sich so weiterhin zu verbessern.
Christian Sinne: Zum einem fällt mir da mein Freund Sebastian Linz ein, dem es gelungen ist, trotz der hohen Anforderungen, die an einen Schiedsrichter gestellt werden, die Freude am Hobby nie aus den Augen zu verlieren und der durch seine kommunikative Art einen Draht zu Spielern und Funktionären gefunden hat, der seinesgleichen sucht. Andererseits ist das mein Freund Daniel Reich, der bereits in jungen Jahren eine professionelle Einstellung zum Schiedsrichterwesen gefunden hat, von der man lernen kann und die absoluten Vorbildcharakter hat.
Andreas Göller: Manuel Gräfe und Knut Kircher. Diese zwei leiten, bzw. leiteten ihre Spiele mit einer wahnsinnigen Coolness. Es ist total bemerkenswert, wie die zwei mit dem Druck bei ihren Spielen umgehen.
Wie bereiten Sie sich auf ein Spiel vor, haben Sie bestimmte Leitlinien zu Ihrer Spielleitung?
Daniel Reich: Ich bereite mich vor den Spielen vor, indem ich mich kurz über die Paarung und die Vereine, sowie die Tabellensituation informiere. Die Leitlinien für eine Spielleitung sind natürlich vom Spiel und Spielverlauf abhängig.
Alexander Distler: Ich schaue mir vor dem Spiel natürlich die aktuelle Tabelle und die Mannschaften an sich an. Manchmal hat man vielleicht schon eigene Erfahrungen mit den Teams oder einzelnen Spielern gesammelt oder hat von anderen Schiedsrichtern schon den ein oder anderen Tipp bekommen.
Christian Sinne: Natürlich bekommt man gewisse Leitlinien an die Hand, an denen man sich orientiert. So auch ich. Man sollte schon wissen, mit welchen Mannschaften man es zu tun hat und schaut sich sicherlich auch mal die Tabellensituation oder Spielerstatistiken an. Gerade in den höheren Ligen tauscht man sich als Schiedsrichter ohnehin untereinander aus, insofern weiß man oftmals, mit wem man es zu tun hat und was einen erwartet. Zudem gehört zum Schiedsrichterwesen eine gewisse Fitness dazu. Deshalb trainieren wir auch regelmäßig einmal die Woche. Viel wichtiger empfinde ich die Abstimmung mit meinen Assistenten. Da passiert oftmals sehr viel Kommunikation, die der Zuschauer am Spielfeldrand in dieser Form gar nicht mitbekommt.
Andreas Göller: Man schaut vorher natürlich mal auf die Tabelle. Dadurch hat man schon eine Ahnung, wie das Spiel laufen könnte. Ich schaue mir oft noch das Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in der Hinrunde/vorherigen Saison an und welche Spieler in Sachen persönlichen Strafen besonders herausstechen.
Welche Pläne/Ziele haben Sie als Schiedsrichter für die Zukunft?
Daniel Reich: Ich möchte mich weiterhin verbessern und natürlich auch noch weiter aufsteigen, um möglichst weit als SR zu kommen.
Alexander Distler: Natürlich ist das erste Ziel, gut und erfolgreich in die neue Saison zu starten. Etwas längerfristig gedacht möchte ich natürlich weiterhin an mir arbeiten und dann wird sich zeigen, was die Zukunft bringt.
Christian Sinne: Mit meinen 35 Jahren gehöre ich tatsächlich schon zu den älteren Schiedsrichtern. Dadurch sind meinen Ambitionen ein Stück weit auch
Grenzen gesetzt. Ich gehe in meine erste Bezirksliga-Saison und möchte einfach eine gute Leistung bringen, mit der Spieler und Funktionäre zufrieden sein können. Wohin der Weg in der Zukunft geht, wird sich dann zeigen.
Andreas Göller: Mein erstes Ziel ist es als Aufsteiger natürlich die Klasse zu halten. Alles andere wäre realitätsfern. Ich denke, in seinem ersten Jahr sollte man immer von Spiel zu Spiel denken, an sich arbeiten und sich nicht falsche Hoffnungen machen, dass man aufsteigt.
Gibt es besonders in Erinnerung gebliebenen Spiele/Situationen/Erlebnisse?
Daniel Reich: Positiv war kürzlich erst das Spiel FC Eintracht Bamberg 2010 gegen den 1.FC Nürnberg vor 2500 Zuschauern in der Vorbereitung der Saison 17/18 als SR-Assistent. Außerdem natürlich noch viele Spiele, die mir verholfen haben, in die Liga aufzusteigen, in der ich jetzt bin.
Alexander Distler: Die Relegationsspiele am Ende der Saison sind natürlich auch für Schiedsrichter etwas Besonderes. Da macht es schon Spaß, vor einer größeren Zuschauerkulisse auf dem Platz zu stehen. Richtig negative Erlebnisse wie z. B. Gewaltaktionen oder Ähnliches hatte ich bisher zum Glück noch nicht.
Christian Sinne: Ein Highlight für viele Schiedsrichter sind sicherlich die
Relegationsspiele am Saisonende. Wenn es vor einer eindrucksvollen Kulisse in einem K.O.-Spiel oftmals um den Lohn einer ganzen Saison geht, macht das schon besonderen Spaß.
Andreas Göller: In meinem zweiten Spiel als Schiedsrichter (ich war damals 12) leitete ich, wie am Anfang üblich, ein Jugendspiel. Der Trainer der Gastmannschaft schrie mich von der ersten Minute an von der Seitenlinie aus an. Damals war es natürlich mit der Persönlichkeit noch so 'ne Sache... Man nimmt dann alles persönlich und ich war kurz davor, aufzuhören. Allerdings hat es sich gelohnt weiter zu machen, wenn man bspw. ein Relegationsspiel pfeifen darf, was immer ein Highlight in der Saison ist.
Wie gehen Sie mit dem Druck um, wie gehen Sie mit - gerade von Außen ja teilweise emotional vorgetragener - Kritik um?
Daniel Reich: Ich versuche die Kritik selbst zu reflektieren und in konstruktive Kritik umzuwandeln, um somit Fehler abzustellen und mich zu verbessern.
Alexander Distler: Da muss man, denke ich, einfach unterscheiden. Kritik oder Zwischenrufe von Zuschauern außerhalb des Platzes, die manchmal schon auch mal unter die Gürtellinie gehen, darf man einfach nicht persönlich nehmen. In der Regel lernt man das aber relativ schnell als Schiedsrichter :-) Objektiver Kritik z.B. von den Assistenten oder den Beobachtern stehe ich immer offen gegenüber. Dadurch lernt man immer wieder etwas dazu und versucht, es im nächsten Spiel umzusetzen.
Christian Sinne: Als ehemaliger Spieler kenne ich natürlich die Atmosphäre auf dem Spielfeld und kann die Art der Kritik ein Stück weit einschätzen und relativiert betrachten. Glücklicherweise habe ich damit in der Vergangenheit keine Probleme gehabt. Nach Spielschluss spricht man sich kurz mit den Beteiligten aus, dann ist alles wieder gut. Und auch wenn mir mal ein Fehler passiert ist, habe ich meist Verständnis für meine Sichtweise bekommen. Schmunzeln muss ich dann eher bei dem ein oder
anderen Zuruf mancher Zuschauer, die mit ihrem Verständnis für das Regelwerk in D-Mark-Zeiten hängen geblieben sind.
Andreas Göller: Wie schon erwähnt, man darf es auf keinen Fall persönlich nehmen. Die objektive Meinung zu meiner Leistung obliegt i.d.R. den Beobachtern.
Was macht für Sie die Gruppe Bamberg aus, wie wohl fühlen Sie sich?
Daniel Reich: Der Zusammenhalt zwischen den Qualifizierten-SR und den Jung-SR in Bamberg ist gut und wir pflegen unter uns Schiedsrichtern ein kollegiales Verhalten.
Alexander Distler: Das Besondere an der Gruppe Bamberg ist natürlich die hohe Anzahl an Schiedsrichtern. Man lernt im Laufe der Zeit sehr viele Kollegen unterschiedlichen Alters kennen, wodurch mit einigen durchaus gute Freundschaften entstanden sind. Es wird viel auch außerhalb des Pfeifens angeboten und unternommen, so dass man sich innerhalb der SR-Gruppe Bamberg einfach wohl fühlt.
Christian Sinne: Ich fühle mich sehr wohl! Gerade wenn man im Gespann unterwegs ist bildet sich ein Teamgeist, der einfach Spaß macht. Neben der Freude am Hobby sind dabei für mich auch echte Freundschaften entstanden. Wenn ich dann mit einer guten Leistung ein Stück zurückgeben kann, tue ich das natürlich sehr gerne.
Andreas Göller: Da die Gruppe Bamberg eine der größten Schiedsrichtergruppen ist, sind natürlich auch viele Schiedsrichter im selben Alter dabei. Dadurch ist schon die ein oder andere Freundschaft entstanden. Beim wöchentlichen Montagstraining lernt man immer wieder neue Leute kennen, so dass man, denke ich, schon von einer großen (Schiedsrichter-)Familie sprechen kann, in die man sich schnell einfügt und in der man sich auch schnell wohl fühlt.
Herzlichen Dank an die vier Schiedsrichter für ihre Zeit, Glückwunsch zum Aufstieg und viel Erfolg in der aktuellen Spielzeit!