Lauftraining mal anders: Frauenfußball meets Weltkulturerbelauf - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.05.2017 um 18:00 Uhr
Lauftraining mal anders: Frauenfußball meets Weltkulturerbelauf
MAGAZIN Der Weltkulturerbelauf in Bamberg hat sich in den vergangenen Jahren beinahe zu einem gesellschaftlichen Ereignis entwickelt. Nicht nur, dass – verteilt auf alle Läufe – mehrere tausend Starter auf die Strecke gehen, es sind darüberhinaus zigtausende begeisterte Zuschauer, die jeden Läufer geradezu frenetisch anfeuern. In diesen Genuss kamen auch etliche Spielerinnen aus der Region.
Von Bernd Riemke
Dreimal ertönte am Markusplatz in Bamberg, unweit der Konzert- und Kongresshalle am vergangenen Sonntag, 30. April 2017 der Startschuss für die einzelnen Veranstaltungen des Weltkulturerbelaufes. Über drei unterschiedliche Distanzen (4,4km – 11,2km – 21,1km) ging es bei allerbesten äußeren Bedingungen vorbei an Kloster Michelsberg, durch die Alte Hofhaltung am Dom vorbei in den Hain und schließlich durch die Straßen und Gassen der historischen Altstadt über die Alte Rathausbrücke bis zum Ziel am Maxplatz. Der Halbmarathon zog sich sogar bis hinauf zur Altenburg über die Dächer der malerischen Domstadt an den beiden Regnitzarmen. Ob die teilnehmenden Läufer und Läuferinnen im frühlingserwachenden Bamberg die bunten Blüten der Bäume genossen haben ist nicht verbürgt, doch zahlreiche Fußballerinnen aus allen Ligen blühten auf den Laufstrecken förmlich auf und schilderten anpfiff.info im Anschluss ihre Eindrücke von einem der ganz großen Highlights im Laufkalender des Jahres.

Die kleinen Genießer

Für Christin Hader, die für den SV Reitsch in der Landesliga verteidigt, war es persönlich das erste Laufevent. Sie wagte sich an die 4,4km heran und spulte diese in starken 21:31 Minuten herunter. „Ich bin in zwei Jahren auf jeden Fall wieder dabei“, zeigte sich die 20-Jährige begeistert von der Atmosphäre, da sie durch das Anfeuern der zahlreichen Zuschauer förmlich ins Ziel getragen wurde. Ähnlich äußerte sich auch Hannah Zahn. Das Ebinger Eigengewächs stürmt in der Bezirksoberliga für die SpVgg, schnupperte als Grundschülerin bereits WKEL-Luft und kam im vergangenen Jahr ins Lauffieber als sie mit Arbeitskollegen den Fränkische Schweiz-Marathon als Staffel lief. Nun absolvierte sie die gut 4km in etwas mehr als 23 Minuten und war mehr als angetan von dem besonderen Flair. „Die Kulisse ist einfach der Wahnsinn. Ab und zu sieht man Freunde und Bekannte am Straßenrand, die einen anfeuern“, schwärmt die 18-Jährige vom Weltkulturerbe-Feeling, bei dem es weniger auf immer neue Bestzeiten ankommt, sondern auch und vor allem darauf, den eigenen Lauf zu genießen und die besondere Stimmung aufzusaugen.

Corinna Köttig lieferte eine herausragende Zeit in ihrem Lauf.
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Die 10,9km, die mehr als elf waren

Aufgrund einer Baustelle im Stadtgebiet wurde der seit jeher auf 10,9km ausgelegte „Mittelstreckenlauf“ um gut 300m verlängert. Das hielt Daniela Neff, die gemeinsam mit ihrer Mannschaftskollegin Alina Montag vom SC Prölsdorf lief, nicht davon ab, eine Fabelzeit von 54:27 Minuten auf den Asphalt zu stampfen. Damit belegte sie einen mehr als beachtlichen 42. Gesamtplatz in der Damen-Konkurrenz. Nach ebenfalls bärenstarken 55:56 Minuten Nettolaufzeit erreichte Corinna Köttig die Ziellinie. Für die Torjägerin der Kreisliga-Frauen des RSC Oberhaid ist der Weltkulturerbelauf alle zwei Jahre ein Pflichttermin. „Es ist einfach etwas Besonderes, die Heimat aus einem anderen Blickwinkel zu sehen“, lobt die 25-Jährige nicht nur die gelungene Streckenführung, sondern im gleichen Atemzug die einmalige Stimmung entlang der Strecke, von der man wie auf einer Welle beinahe ins Ziel getragen wird. Dies war auch für Caro Schmitt einer der Beweggründe, sich spontan am Tag vor dem Lauf noch um eine Startnummer zu bemühen. „Dass man auf und neben der Strecke immer wieder Leute trifft, die man kennt und die einen anfeuern, das spornt total an“, so die Stürmerin des Bezirksoberligisten RSV Drosendorf, die sich 72 Minuten Zeit nahm eben jene besondere Stimmung aufzusaugen und sich von den stimmgewaltigen Zuschauermassen förmlich ins Ziel tragen zu lassen. „Mega!“, bringt es Nadine Janousch auf den Punkt. Die Abwehrchefin des Landesligisten SV Frensdorf ist WKEL-Frischling gewesen und zeigte sich anschließend vor allem davon begeistert, dass über die gesamte Laufstrecke von mehr als elf Kilometern Zuschauer – an engen Passagen auch in mehreren Reihen – gestanden waren, um jeden einzelnen Läufer anzufeuern. Das setzte auch bei der 25-Jährigen nicht nur auf den letzten Metern vom Gabelmoo zum Maxplatz enorme Kräfte frei, so dass sie nach 1:01 Stunden die Ziellinie überquerte. Gleich einen Dreierpack schickte BOL-Spitzenreiter SpVgg Stegaurach stilecht im Trikot des eigenen Vereins auf die Strecke. Katrin Schäder, Andrea Güßregen und Helene Bogensperger liefen auch im Gleichschritt nach 1:06 Stunden ins Ziel. Die Wiederholungstäterinnen – einzig Helene Bogensperger war WKEL-Newcomerin – hatten im Vorfeld wenig Mühe, ihre Mannschaftskameradin vom Mitlaufen zu überzeugen. „Die Atmosphäre muss man einfach einmal erlebt haben“, schließt sich Katrin Schäder der Begeisterung vieler anderer Läuferinnen an.

RSV Drosendorf wieder vereint: Kathrina Hildenbrand (li.) hat ihre
Fußballkarriere zwar inzwischen beendet und Diana Busch (re.) hat es ins
Allgäu verschlagen, doch Lisa Sommer (2.v.li.) und Nina Häublein kicken
noch gemeinsam für Bayernligist SpVg Eicha.
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Die, die nicht genug kriegen können


Lisa Sommer setzt sogar noch ein verbales i-Tüpfelchen obendrauf. „Das ist aufgrund der Streckenführung und der Zuschauer einer der schönsten Läufe in der Umgebung“, so die Spielführerin des Bayernligisten SpVg Eicha, die den Halbmarathon gemeinsam mit ihrer ehemaligen Mannschaftskollegin Diana Busch, die inzwischen für den Süd-Landesligisten SV 29 Kempten aktiv ist, in herausragenden 1:45 Stunden absolvierte. Gerade der schwierigste Streckenabschnitt hat es der Mittelfeldlunge der Trächerinnen besonders angetan. „Hinauf zur Altenburg. Das ist genial!“, zeigt sich Sommer von jenem gewaltigen Anstieg begeistert, der anderen Läufern schon beim Anblick die Schweißperlen auf die Stirn drückt. Auch wenn sich die fußballerischen Pfade ehemaliger Weggefährtinnen des damaligen Bayernligisten RSV Drosendorf trennten, so führt sie der Weltkulturerbelauf doch wieder zusammen. Denn neben Sommer und Busch wagten sich auch Nina Häublein (SpVg Eicha) und Kathrina Hildenbrand auf die gut 21 Kilometer und legten sie in knapp zwei Stunden zurück. „Ich bin froh, dass ich wohlauf ins Ziel gekommen bin“, lachte Astrid Kothe (TSG 05 Bamberg), die zum zweiten Mal am Weltkulturerbelauf teilnahm und ihren insgesamt bereits vierten Halbmarathon in 2:22 Minuten bewältigte. „Es ist toll, wie viele Leute an allen Teilen der Strecke stehen und anfeuern“, strahlte die 26-Jährige anschließend. Das Feld der zahlreichen Fußballerinnen aus der Region, die am Weltkulturerbelauf teilnahmen, komplettiert ein Dauergast. Bereits bei der Premiere 2003 ging Johanna Fehringer als Drittklässerin beim Schülerlauf an den Start. Jahr für Jahr tastete sie sich an größere Herausforderungen heran und ließ sich nun auch von einem sechsmonatigen Aufenthalt in Südamerika – sie betrat erst letzten Freitag wieder deutschen Boden – und einem eher durchwachsenen Trainingspensum nicht davon abhalten, den Halbmarathon in 1:59 Stunde hinter sich zu bringen.

W – K – E = Wirklich Klasse Event

Unabhängig von der Länge der Laufstrecke und den unterschiedlichen sportlichen Ambitionen, Bestzeiten zu schlagen oder die Atmosphäre einfach zu genießen, waren sich alle teilnehmenden Läuferinnen in einem doch alle einig: Der Weltkulturerbelauf hat Suchtcharakter, weil die Streckenführung den Blick der Läuferin immer wieder in die wundervolle fränkische Natur schweifen lässt und weil das begeisterungsfähige Publikum wirklich jeden Teilnehmer auf eine ganz besonders motivierende Art anfeuert, so dass jeder, der die Ziellinie überquert sich als Gewinner fühlen darf. Die jeweiligen Fußballtrainer werden wohl ob der eintägigen Abwanderung in eine andere Sportart auch mehr als nur ein Auge zugedrückt haben, denn Sprint hin, Technik und Taktik her – der WKEL ist eine willkommene zusätzliche Trainingseinheit im Ausdauerbereich und somit für alle Beteiligten augenzwinkernd eine klassische Win-Win-Situation!

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