Hirschaids Fabio Jentsch führt mit 17 Treffern die Torschützenliste der Kreisliga an.
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"Ne, warte lieber noch ein wenig, das ist noch zu früh!", das bekam Fabio Jentsch als Sechsjähriger zu hören, als er beim TSV Hirschaid mit dem Fußballspielen beginnen wollte. "Dann bin ich kurzerhand nach Sassanfahrt - und habe dort begonnen. Und bin auch gleich gut aufgenommen worden!", erinnert sich der heute 25-Jährige Einzelhandelskaufmann, der als Marktleiter tätig ist. Mittlerweile hat sich der Kreis allerdings geschlossen, denn Fabio Jentsch läuft seit dieser Saison für den aktuellen Fünften der Kreisliga auf und traf in seinen bisherigen 22 Einsätzen bereits 17 Mal. Damit führt er die Torschützenliste der Liga vor dem Noch-Rattelsdorfer Jeffry Stade (15) an.
Club, Sechzig, Greuther Fürth
Sassanfahrt war damit zwar die erste, aber eine kurze Station, denn als der junge Fabio Jentsch bei einem Fußballcamp des Ex-Profis Reinhold Hintermaier angemeldet war, wurde sein Talent erkannt und er wechselte nach Nürnberg zum Club. Dort schaffte er es später bis in die B-und A-Junioren-Bundesliga, wurde Süddeutscher Meister und Vizemeister. Als B-Jugendlicher erhielt er sogar einen DFB-Fördervertrag und wechselte für ein halbes Jahr zum TSV 1860 München. "Das war dann die Phase, in der ich mich entscheiden musste: Ausbildung oder den riskanten Weg in Richtung Profifußball versuchen!", blickt er auf diese Zeit zurück. Weit weg von daheim, in der Obhut eines Beraters - und dazu hätten "meine Eltern quasi das Sorgerecht an einen Spielerberater "abtreten" müssen...!" Jentsch entschied sich - gemeinsam mit seinen Eltern - für eine Berufsausbildung und gegen die Chance auf Profifußball. "Es ist müßig darüber nachzudenken, was hätte sein können... Ich bin zufrieden, so wie es gelaufen ist! Ich habe beim Club, bei 1860 München und bei Greuther Fürth Erfahrungen sammeln dürfen, die mir keiner mehr nimmt!" Aber er hat auch enormen Aufwand betreiben und auf vieles verzichten müssen, seit er als F-Jugendlicher den Weg nach Nürnberg antrat: In der B-Jugend hatten wir vier oder fünf Mal Training in der Woche. Und für eineinhalb Stunden Training war ich fünf oder sechs Stunden am Tag unterwegs!", gibt er einen kleinen Einblick in Zeit und Mühen, die er mit der Unterstützung seiner Eltern investierte.
Schon früh schnürte Fabio Jentsch (vorne, 3.v.re.) die Schuhe für den 1. FC Nürnberg.
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Mlapa, Bender-Zwillinge, Moritz Leitner
"Als junger, 14- oder 15-jähriger Fußballer verspürt man den Druck eigentlich gar nicht so sehr, aber er ist natürlich immer da. Denn das Aussieben ist schon brutal. Von dem Kern aus etwa 50 Mitspielern, mit denen ich zusammengespielt habe, haben es schlussendlich eigentlich nur drei geschafft: Peniel Mlapa, die Bender-Brüder und Moritz Leitner!", so Fabio Jentsch. "Ich selbst, das gebe ich zu, hatte während meiner Zeit bei 1860 München dann auch ziemliches Heimweh. Unvergessen trotzdem die Flüge ins Ausland zu Turnieren und Übernachtungen in Suiten, die so groß waren, wie unsere Eigentumswohnung heute!", blickt er zurück. "Schlussendlich ist der Fußball einfach auch ein Geschäft und es zählen viele Faktoren, nicht nur Talent und Einstellung!"
"Fußball ein wenig in den Hintergrund gerückt"
Natürlich ist für einen der Satz: "Fußball war früher Alles für mich!" nicht verwunderlich. Gerade aber durch den Beruf und vor allem durch die Geburt seiner Tochter, ist der Sport doch ein wenig in den Hintergrund gerückt. "Allerdings ist schon auch klar, dass ich unbedingt gewinnen will, wenn ich auf dem Platz stehe!", erklärt er. "Zudem habe ich hier zuhause jemanden, der mir vor jedem Spiel enormen Druck macht!", grinst Fabio Jentsch und spricht dabei von seiner Frau, die einst selbst für Sassanfahrt und Burk auf Torejagd ging. "Unter zwei kommst heut nicht heim...!", zitiert er lachend seine bessere Hälfte. Ein Satz, den mancher Fußballer so ähnlich auch schon hörte. Bei Fabio Jentsch bezieht er sich allerdings auf die Tore während und nicht die Seidla nach dem Spiel... Aber Spaß beiseite: "Wir sind jetzt seit acht Jahren zusammen und ich bin wirklich froh und stolz, dass meine Frau den Fußball so mitträgt und mich unterstützt!"
Fabio Jentsch (li., hier im Trikot des TSV Hirschaid in einer Partie gegen Buttenheim) erzielte in seinem ersten Punktspiel für den TSV gleich drei Treffer.
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Einstand nach Maß beim Heimatverein
Nachdem er sein letztes halbes Jahr in der Jugend beim FC Eintracht Bamberg verbrachte, wechselte er im Herrenbereich zunächst zum FC Strullendorf unter dem damaligen Trainer Rolf Radeck. Und Ausbildung in der Jugend hin oder her: Im Herrenbereich hieß es nun, sich erst einmal durchzubeißen. "Ich habe da ein paar Mal sprichwörtlich ganz schön auf die Fresse bekommen. Einmal habe ich im Training Manuel Ostriz getunnelt... Das habe ich aber nur einmal gemacht, danach hat es ganz schön gescheppert!", grinst Fabio Jentsch, der sich hier die Robustheit für die Landesliga holen musste und holte. Der 25-Jährige, der "kein klassischer Stürmer" ist, sondern sich "auf der offensiven Außenbahn oder als Zehner" wohler fühlt, wechselte danach zum SV Memmelsdorf, für den er 44 Mal auflief. Es folgten drei Spielzeiten, ebenfalls in der Landesliga, beim SV Pettstadt. Gerne denkt er an die gute Kameradschaft zurück. Und hier lernte er auch die zwei Seiten der Fußball-Medaille in kürzester Zeit kennen: Erfolg und beinahe Aufstieg, dann der Abstieg aus der Landesliga. Nach dem kehrte er für eine Spielzeit zum SV Memmelsdorf zurück: "Ich wollte es nochmal wissen, aber irgendwie hatte ich in dem Jahr einfach die Kacke am Schuh...!", blickt Fabio Jentsch selbstkritisch zurück. Vor der laufenden Spielzeit dann der Wechsel nach Hirschaid - im zweiten Anlauf und nach etwa 18 Jahren also, die Möglichkeit, das Trikot des Heimatvereins überzustreifen.
Fabio Jentsch (re.) im Trikot des SV Memmelsdorf, hier im Einsatz für die Zweite Mannschaft bei einem Relegationsspiel.
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"Es fehlt noch ein wenig die Konstanz"
"Es gibt trotz allem nichts besseres, als für den Heimatverein aufzulaufen!" Und gleich der erste Auftritt war ein voller Erfolg: drei Mal schlug Fabio Jentsch beim 5:1-Auftaktsieg über Stappenbach zu. Der zweite Treffer war nach seiner Ansicht dabei sogar sein schönstes Tor bisher... "Ich fühle mich hier richtig wohl und es macht Spaß, beim TSV Hirschaid Fußball zu spielen. Im Umfeld wird viel für die Fußballer getan, wir haben einen super Trainer und sportlich gesehen läuft es ganz anständig!", so das bisherige, sehr zufriedene Fazit von Fabio Jentsch. "Natürlich wäre es Wahnsinn, wenn wir noch auf den zweiten Platz rutschen würden, aber Druck haben wir keinen. Wir tun viel für den Erfolg und arbeiten gut, aber vielleicht fehlt uns dafür auch einfach noch die Konstanz!", gibt er zu.
Insgesamt fühlt er sich wohl in der Kreisliga, "denn taktisch sind viele der Mannschaften schon sehr weit und in jedem Team gibt es zwei, drei richtig starke Fußballer!" Dennoch gibt es immer noch im Hinterkopf den Traum "ganz nach oben zu kommen. Auch, wenn die Chancen natürlich recht gering sind - träumen muss als Fußballer erlaubt sein!", erklärt er mit einem Augenzwinkern. Für die mittelfristige Zukunft könnte er sich vorstellen, auch als Spielertrainer einzusteigen. Welche Mannschaft er dann auch übernehmen würde, sie könnte sich auf einen Coach einstellen, der "Fußball spielen (!)" lassen würde. Und der viel Wert auf eine gute Mischung aus Lockerheit und Erfolgswillen legt: "Der Spaß gehört beim Fußball unbedingt dazu!" Und den verspürt Fabio Jentsch momentan beim TSV Hirschaid sichtbar - und statistisch in der Torschützenliste der Liga nachprüfbar!
Zum Abschluss noch die Torheiten von Fabio Jentsch:
Fabio Jentsch (li.) im Einsatz für den SV Pettstadt, für den er drei Spielzeiten in der Landesliga auflief.
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Mein allererstes Tor im Trikot...
... oje, das weiß ich nicht mehr. Aber es wird wohl für den ASV Sassanfahrt gewesen sein.
Mein erstes Tor im Herrenbereich...
... habe ich beim FC Strullendorf unter Trainer Rolf Radeck erzielt, in einer Partie gegen Trailsdorf.
Die meisten Tore in einem Spiel...
... waren für den Club in der B-Jugend mal sechs Stück.
Die meisten Tore in einer Saison...
... waren in der Jugend-Bundesliga mal 16 - und eben die bisher 17 heuer für den TSV Hirschaid.
Eine Ladehemmung...
... hatte ich leider im letzten Jahr beim SV Memmelsdorf. Ich wollte es nochmal wissen, hatte aber irgendwie die Kacke am Schuh. Es wollte irgendwie nicht laufen.
Mein wichtigstes Tor...
... war der Siegtreffer für den 1. FC Nürnberg gegen den Karlsruher SC zum Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft.
Mein schönstes Tor...
... habe ich heuer im ersten Saisonspiel gegen Stappenbach erzielt: Einen Diagonalball habe ich am Sechzehnereck volley abgefasst und der Ball ging im Bogen ins lange Dreieck. Den treffe ich nie wieder so... ;-)
Ein kurioses Tor...
... ist gleichzeitig ein Eigentor, mein einziges bisher: Bei einem gegnerischen Freistoß springen wir mit der Mauer hoch, der Ball geht mir gegen den Kopf und senkt sich als Bogenlampe ins Tor.
Unangenehmster Gegenspieler: Ex-Mitspieler David Friedrich.
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Ein typisches "Jentsch-Tor" sieht so aus...
... ein Freistoß ab 20 Metern.
Am liebsten treffe ich in/gegen...
... Don Bosco Bamberg.
Mein unangenehmster Gegenspieler...
... war David Friedrich, mit dem ich in der Jugend bei Greuther Fürth und später beim SV Memmelsdorf spielte.
Meine Stärken...
... sind Schnelligkeit, Dribbelstärke, Kopfballspiel und mein Schuss.
Daran muss ich noch arbeiten...
... ich muss noch zielstrebiger zum Torabschluss ziehen und uneigennütziger werden.