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Artikel veröffentlicht am 23.09.2016 um 16:00 Uhr

Voller Erfolg in Wichenstein: FC Wichsenstein traf auf die Traditionself des FCN

Bereits vor der Partie, die schon am 16. September in Wichsenstein stattfand, berichtete anpfiff.info über den Hintergrund der Partie. Die Aktion, deren Erlös der Familie und dem Dorf von Muhammed Abubakar dient, war ein voller Erfolg. Auch der Spieler selbst fühlt sich beim FCW pudelwohl und wurde bestens integriert.

Von Manuel Trenz

Hier der offizielle Nachbericht von Seiten des FC Wichsenstein, denen für die Integration und Wertschätzung für Mohammed Abubakar viel Lob gebührt.

Der FC Wichsenstein sammelt 3500 Euro für die Familie und das Dorf von Muhammed Abubakar in Nigeria

Vor Boko Haram geflohen: Benefizspiel für Wichsensteiner Kicker und seine in Nigeria verweilende Familie gegen die Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg war ein voller Erfolg

Die Traditionself des 1.FC Nürnberg mit Organisator Thomas Ziemer gastierte zu einem ganz besonderen Spiel im Oberland, bei dem das sportliche Ergebnis noch mehr im Hintergrund stand als bei den sonstigen Auftritten der Promis. Es ging darum, die finanzielle Not der nigerianischen Familienangehörigen eines Wichsensteiner Kreisklassen-Kickers zu lindern, der vor der Terrormiliz Boko Haram floh.
Muhammed Abubakar steht nach dem Spiel etwas verlegen in der Nähe des Mittelkreises. Der 20-Jährige fühlt sich, ohne Ball in der Nähe, etwas überfordert mit dem Rummel. „Mir geht es in Wichsenstein sehr gut“, sagt er. Grund zum Jubeln hat er aber nicht. Denn die Aktion, für die alle Beteiligten an diesem Abend zusammengekommen sind, hat einen tragischen Hintergrund. Islamische Milizen versetzen die Bevölkerung in seiner Heimat Nigeria regelmäßig in Angst und Schrecken. Im, gemessen an seinen Bodenschätzen und Erdölvorkommen, reichen Land in Westafrika, leben viele Menschen in Armut. Nach der Ermordung seines Vaters durch die Terroristen von Boko Haram war Abubakar zu Hause und aufgrund der ethnischen Unterschiede auch in einem anderen Landesteil nicht mehr sicher.

Hier die beiden Teams beim Einlaufen.

anpfiff.info

Der junge Mann ließ 2015 Mutter und Schwester zurück, das lebensgefährliche Reiseabenteuer endete im Sommer nach tausenden Kilometern in einer Asylunterkunft in Gößweinstein. Dort erfuhr der Neuankömmling große Hilfsbereitschaft, fand im Sportverein schnell Anschluss und Ablenkung von den Sorgen um die Familie. Im Sommer dieses Jahres tauschte Abubakar nur das Trikot und geht seitdem für den FC Wichsenstein in der Kreisklasse auf Torejagd. Abteilungsleiter Markus Stenglein kümmerte sich auch privat um seinen Schützling, den er als aufgeschlossen und ehrgeizig beschreibt. Abubakar bekam nicht nur einen vierwöchigen Deutschkurs vermittelt, sondern zudem ein einjähriges Berufsvorbereitungsjahr bei Fliesen Knöller in Reuth. Die Aussichten für eine Ausbildung im Anschluss nach seinem mittlerweile begonnenen Berufsqualifizierungsjahr stehen gut. „Wir sind überzeugt, dass sich Abu weiter integriert und sich eine eigene Zukunft aufbauen kann und bieten bei sämtlichen Aufgaben unsere Unterstützung an“, sagt Stenglein. Allein durch die Zeit im Vereinsumfeld würden die erlernten Sprachkenntnisse in der Praxis geübt und die Gesellschaftskultur verinnerlicht.

Landrat als Linienrichter

Für Abubakars Familie aber stehen die Zeichen weniger optimistisch und die Lebensmittel im Dorf sind knapp, weshalb die Vereinsfamilie eine Spendensammlung bei Mitgliedern und Sponsoren initiierte. 2000 Euro konnten an einen Laden überwiesen werden, über den die Angehörigen in Nigeria Zugriff auf die Hilfsgelder erhielten. Ein Bankkonto haben sie nicht. Dass es außerdem gelang, die Club-Traditionsmannschaft um Thomas Ziemer, den Weingartser Helmut Rahner und den mittlerweile fast 75-jährigen Meisterspieler Steff Reisch zu einem Benefizspiel zu engagieren, freut Stenglein ganz besonders. Ziemer, als Organisator der Club-AH, habe sofort zugesagt. Die Partie wurde von 220 Zuschauern besucht, die noch vor Beginn schmunzeln durften. Dem sichtlich verdutzten Landrat Hermann Ulm drückte ein Funktionär mal eben die Linienrichterfahne in die Hand. Nach kurzem, zwecklosem Widerspruch nahm der gelegentliche Hobbyfußballer die Herausforderung an. Auch wenn er, sicherlich nur aufgrund seines unpassenden Outfits nicht immer auf Ballhöhe war, überzeugte er mit Autorität. So delegierte er die Aufgabe nach einiger Zeit an Stellvertreterin Rosi Kraus weiter. Den Einwand, dass sie als gebürtige Wichsensteinerin nur einmal in ihrer Jugend mit Fußball zu tun hatte, ließ Ulm nicht gelten. Unterstützung erfuhr Kraus durch Reisch, der sie nach seiner Auswechslung in die Regeln einwies.
Die Führung der Gastgeber, in der von DJ Major Tom unterhaltsam moderierten Partie durch Schüpferling, nahmen die Alt-Cluberer noch mit Humor, doch als dann von Außen die Info kam, dass sowohl die Profis in Bochum als auch die U23 gegen Bayreuth zurücklagen, war das für die Vereinsehre dann doch zu viel. Steffen Mehl und Ziemer, dessen Ballbehandlung immer noch eine Augenweide ist, stellten noch vor der Pause auf 1:2. Spielverderber wollten die Altstars aber auch nicht sein. Per Eigentor genehmigten sie der AH-Auswahl der Gastgeber in der Schlussphase noch den Ausgleich. Das Ergebnis war aber Nebensache, der Abend ging mit toller musikalischer Begleitung der Band „My Wood“, die kostenlos aufgetreten ist, noch einige Stunden weiter und brachte den erhofften Erfolg. Ein großes Dankeschön an alle, die dieses Event unterstützt haben, den Helfern, Spendern, Zuschauer und Gästen.

Das Event wurde durch Geldspenden von Privatleuten und Sponsoren (Metzgerei Endres, Liquido24, inMedias, Dipak Sapre, Schiedsrichtergruppe Forchheim), mit Grillgut (Metzgerei Wehrfritz) und Getränke (REWE Ebermannstadt, Kulmbacher) und in der Vorbereitung und Durchführung von mediahochdrei, MJ Events LW Flyerdruck unterstützt. Der Erlös aus Eintrittsgeldern und Verkauf liegt bei 3.500 Euro.