David Landry So: Bälle ins Tor, Worte zu Papier... - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.09.2016 um 12:00 Uhr
David Landry So: Bälle ins Tor, Worte zu Papier...
MAGAZIN David Landry So ist vor der Saison zum FC Strullendorf gewechselt. In sieben Partien traf der Ivorer, der in Bamberg studiert, bereits neun Mal. Unter die Torschützen ist er also schon lange gegangen, nun ging der 28-Jährige auch unter die Schriftsteller, denn er hat vor Kurzem ein Buch herausgebracht. Wir nahmen den schnellen Außenstürmer, der 2011 nach Deutschland kam, ein wenig näher unter die Lupe.
Von Markus Schütz
Geschrieben hat er sein Buch auf Französisch, der Amtssprache des Heimatlandes von David Landry So, der Elfenbeinküste. "Souvenir d'un passé récent - Un témoignage ivoirien", heißt sein Erstlingswerk. Andenken einer jüngeren Vergangenheit - Ein ivorischer Erfahrungsbericht. Frei übersetzt. Das Buch beschreibt das Heranwachsen eines fiktiven Jungen in dem westafrikanischen Land am Atlantischen Ozean, seine Erfahrungen und Schwierigkeiten. Und seiner Sehnsucht nach Bildung und Ausbildung in Europa. Und schließlich seinem Weg nach Deutschland. Natürlich zeigt das Werk autobiografische Züge. Drei Jahre lang schrieb David Landry So an seinem Buch, das in der 1. Auflage mit 500 Exemplaren erschienen ist. "Ich habe vor allem immer dann geschrieben, wenn ich Heimweh hatte oder wenn es mir schlecht ging!", gibt So zu. Und Heimweh ist natürlich auch heute noch ein Thema für ihn: Seit er 2011 nach Deutschland kam, hat er die Heimat nicht mehr besucht und zu seiner Mutter und seinen Brüdern lediglich telefonischen Kontakt. David Landry So hat seinen Bachelor in Germanistik und Geschichte gemacht, nun schreibt er an seiner Masterarbeit in Geschichte. Das Thema lautet, passend für einen leidenschaftlichen Fußballer: Fußball als Symbol der Einheit am Beispiel der Elfenbeinküste.

Wenn er seinen Master in der Tasche hat, wird er seine Heimat für einen Monat besuchen, um dann anschließend wieder nach Deutschland zu kommen und zu promovieren!

David Landry So vor dem Hauptplatz des FC Strullendorf, für den er seit dieser Spielzeit aufläuft.
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Mit Gervinho auf der Straße gespielt

Die fußballerischen Anfänge eines jungen Ivorers sind mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. "Die Kinder eines Viertels spielen auf der Straße und organisieren das untereinander selbst. Bei uns in Anyama waren das meist so um die 100 Kinder. Vereinsmäßig, mit Ligabetrieb, so wie hier in Deutschland - das kannte ich in meinen jungen Jahren nicht!", erzählt er. "Für die technische Entwicklung der fußballerischen Fähigkeiten, war das Spielen auf dem meist unebenen Untergrund aber sicher förderlich." Und auf der Straße werden auch die meisten Talente, die von der Elfenbeinküste kommen, entdeckt. Scouts fahren übers Land und sichten die "Straßenfußballer". In dem Viertel in Anyama, in dem David Landry So kickte, wuchs auch Gervinho auf. Der ivorische Nationalspieler, der einst für den FC Arsenal oder für AS Rom auflief, war ein guter Freund von David Landry So und war nicht selten bei ihm zuhause. "Er nahm das Angebot der ASEC Mimosas Academy an und ging seinen Weg!", freut er sich über den Erfolg des ehemaligen Freundes, mit dem der Kontakt über die Jahre hinweg natürlich eingeschlafen ist.

David Landry So ist mittlerweile unter die Schriftsteller gegangen, hier zeigt er sein Erstlingswerk, das in einer Auflage von 500 Stück gedruckt wurde.
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Schulische Bildung vor fußballerischer Ausbildung

"Auch ich hatte das Angebot, als Jugendlicher der Academy beizutreten und hatte auch schon erfolgreich eine Woche Probetraining absolviert. Aber meine Mutter wollte das nicht!", blickt David Landry So, der seinen Vater früh verlor, zurück. "Sie ist selbst Lehrerin und legte großen Wert auf die schulische Bildung! Ich bereue im Nachhinein diese Entscheidung nicht. Im Studium läuft es gut und wer weiß, wie weit ich es als Fußballer gebracht hätte!?", ist So realistisch. "Einige meiner Kumpels haben es als Fußballer nach Europa geschafft, die meisten allerdings eben nicht. Meine schulische und studentische Ausbildung war die sichere und dadurch eben vernüftigere Variante!"

2011 nach Deutschland, erster Verein Walsdorf

Weil David Landry So bereits in der Schule Deutsch als Unterrichtsfach hatte, fiel ihm die Eingewöhnung in Deutschland nicht schwer. "Womit ich allerdings noch heute Probleme habe, ist der fränkische Dialekt...!", lacht er. "Da habe ich Schwierigkeiten, manche Wörter zu verstehen!", gibt er zu. Dass trotzdem das eine oder andere hängen geblieben ist, beweist er mit einem fast perfekt ausgesprochenen "Bassd scho". Und damit kommt man schon mal ziemlich weit. "Aber ernsthaft: Ich kann wissenschaftliche Arbeiten auf Deutsch verfassen, das klappt ganz gut. Aber literarisch reicht es noch nicht ganz. Deshalb habe ich mein Buch auch auf Französisch verfasst!" Sein erster Verein in Deutschland war der SV Walsdorf, wohin ihn ein afrikanischer Bekannter des damaligen Trainers Jonsson Beck vermittelte.

Fußballerische Umstellung fiel nicht leicht

David Landry So kam in Deutschland relativ schnell und problemlos zurecht: "Es gibt vier oder fünf weitere Studenten aus der Elfenbeinküste in Bamberg, dazu hatte ich von Beginn an eine sehr gute Betreuung. Die Dozenten sind alle super, dazu habe ich tolle Freunde gefunden!", ist er dankbar für das Umfeld, das er in der Fremde vorfand. Fußballerisch allerdings tat sich David Landry So schwerer: "Am Anfang war ich schon ein wenig enttäuscht, weil die Umstellung für mich fußballerisch nicht so leicht war und es nicht so gut geklappt hat!", blickt David So zurück. Aber auch im sportlichen Betätigungsfeld klappt die Anpassung, nach seinen weiteren Stationen TSG 05 Bamberg und FC Viereth, spielt er nun für den FC Strullendorf. Auch in der Bamberger Uni-Auswahl hat er neben höherklassig erfahrenen Akteuren Fuß gefasst und nahm kürzlich an der Reise nach Südkorea teil.

Aktuell neun Treffer in sieben Spielen sind ein guter Wert, nur Pascal Römer vom ASV Sassanfahrt traf ebenso häufig. "Wir sind wieder auf einem guten Weg!", ist sich der Stürmer sicher. "Es läuft gut und ich denke, wir haben noch die Möglichkeit, am Ende unter den ersten fünf oder sechs Teams zu landen.", ist er optimistisch. Eingelebt hat er sich beim neuen Verein mittlerweile auch im Umfeld gut: "Alle sind sehr nett, ich fühle mich richtig wohl. Ich habe mich bisher in allen Vereinen, für die ich in und um Bamberg gespielt habe, sehr wohl gefühlt!" Insgesamt hat der schnelle Rechtsfuß in 116 Partien 58 Tore erzielt, im Schnitt trifft er also pro Partie 0,5 Mal bzw. in jedem zweiten Spiel. Wenn es für ihn weiter so gut läuft, wie in der Anfangsphase dieser Saison, übertrifft er diesen Schnitt heuer deutlich.

Und vielleicht kann David Landry So in seinem nächsten Buch von einem fiktiven ivorischen Fußballer berichten, der in einer oberfränkischen Kreisklasse Tor auf Tor schoss... dieses Buch hätte dann mit Sicherheit auch autobiografische Elemente.

David Landry So (li.) im Laufduell mit Sassanfahrts Spielertrainer Marcel Burkard. Nach sieben Spieltagen hat So bereits neun Treffer auf dem Konto.
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Zum Abschluss David Landry So's Torheiten:

Mein allererstes Tor...
... erzielte ich in meiner Heimat auf der Straße ;-)

Mein erstes Tor in Deutschland...

... war für die Zweite Mannschaft des SV Walsdorf.

Die meisten Tore in einem Spiel...
... waren zuletzt die vier Treffer beim 10:0 gegen Mistendorf.

Die meisten Tore in einer Saison...
... das waren jeweils elf in zwei Spielzeiten für die TSG 05 Bamberg.

Eine Ladehemmung...
... hat jeder Stürmer mal für ein paar Spiele. Dann bin ich enttäuscht, aber ich nehme auch die Kritik von Trainer und Mitspielern ernst.

Mein wichtigstes Tor...
... war ein Treffer für die TSG in einem Bamberger Derby zum 1:0, das wir dann gewonnen haben.

Mein schönstes Tor...
... also schön war - nach Aussage der Zuschauer - zuletzt das vierte Tor gegen Mistendorf, als ich zuerst einen Gegenspieler getunnelt, dann den Torwart ausgespielt und den Ball ins Tor geschoben habe.

Ein typisches "So-Tor" sieht so aus...
... ich starte von der rechten Seite, bekomme den Ball in den Lauf und laufe dann mit Tempo aufs Tor zu.

Mein unangenehmster Gegenspieler...
... den gibt es eigentlich nicht! Ich sehe es so: Entweder der Gegenspieler ist besser als ich oder ich bin besser als er...

Meine Stärken sind...
... meine Schnelligkeit, aber auch meine Technik.

Daran muss ich noch arbeiten...
... an meinem Kopfballspiel und an meinem Defensivverhalten.

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Steckbrief David Landry So

David Landry So
Spitzname
Larsson
Alter
36
Geburtsort
Anyama (Elfenbeinküste)
Wohnort
Bamberg
Familie
ledig
Nation
Elfenbeinküste
Größe
175 cm
Gewicht
63 kg
Beruf
Student
Hobbies
Fußball, Literatur, Musik
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
- Reise mit der Uni-Auswahl nach Südkorea
Stationen in Deutschland:
- SV Walsdorf
- TSG 05 Bamberg
- FC Viereth
- FC Strullendorf


Bilder-Galerie


Saisonbilanz D. So

 
21/22
5
3
0
1
R
0
0
19/21
16
5
1
4
R
0
0
19/21
2
1
0
0
R
0
0
19/21
5
2
0
0
R
0
0
18/19
13
10
0
1
R
0
0
18/19
9
5
2
0
R
0
0
17/18
9
0
1
7
R
0
0
17/18
2
0
0
0
R
0
0
16/17
30
25
9
0
R
0
0
15/16
25
7
1
2
R
0
0
14/15
28
10
0
1
R
0
0
13/14
21
11
0
2
R
0
0
12/13
15
11
1
3
R
0
0
12/13
3
1
0
0
R
0
0
11/12
13
6
0
5
R
0
0
11/12
3
1
0
0
R
0
0
Gesamt
199
98
15
26
0
0
0

Bilder-Galerie


Spielstenogramm

Tore: 1:0 Niemann (16.), 2:0 So (22.), 3:0 Niemann (34., Schardig L.), 4:0 Neundörfer J. (41., Krüger), 5:0 Niemann (45., Schardig L.), 6:0 So (48., Krüger), 7:0 Niemann, Foulelfmeter (52.), 8:0 So (77., Isgören), 9:0 Isgören (85., Schardig L.), 10:0 So (90.)
Gelbe Karten: Schlauch (54.) / Jähn (51.)
Zuschauer: 120 | Schiedsrichter: Carlos Brodmerkel (ASV Viktoria Bamberg e.V.)

Torschützen Kreisklasse 2 Ba


Torschützen FC Strullendorf

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