"Wir haben genügend Qualität": Das Suchen nach der "Initialzündung" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 06.09.2016 um 18:00 Uhr
"Wir haben genügend Qualität": Das Suchen nach der "Initialzündung"
Nach einem sehr holprigen saisonstart schaffte der SV Marienstein am letzten Samstag endlich den lang ersehnten ersten Sieg gegen den FSV Bad Windsheim. anpfiff.info sprach mit Mariensteins Trainer Zengerle über den holprigen Saisonstart, die kommenden Aufgaben und eine sehr schwierige Vorbereitung. Vor allem die kurze Sommerpause ist dem Trainer dabei ein großer Dorn im Auge.
Von Florian Fraunholz
Herr Zengerle, wie würden sie den bisherigen Saisonverlauf mit ihren eigenen Worten beschreiben?
 
Stephan Zengerle: Diese Spielzeit war bisher in jeder Hinsicht schwierig. Wir hatten von Anfang an viele Verletzte und Urlauber. Es klappt auch einiges in den Spielen noch nicht so wie wir uns das vorstellen. Bis auf ein Spiel haben wir dennoch in jeder Partie mithalten können, doch leider werden unsere Fehler sofort bestraft. Somit zahlen wir bisher viel Leergeld. Das Hauptproblem ist jedoch ein Anderes. Ich möchte wirklich kein schlechter Verlierer sein, aber das man nur zwei Wochen Sommerpause hat, ist für mich einfach nicht begreifbar. Wir hatten bis Mitte Juni eine lange und anstrengende Saison und meine Spieler waren nach dieser selbstverständlich platt. In den 15 Tagen Pause hatten wir sechs Trainingseinheiten und drei Vorbereitungsspiele. So eine "Sommerpause" ist für mich Wettbewerbsverzerrung. Ich verstehe nicht, wie man das so planen kann. Das nun noch englische Wochen kommen macht die Sache nur noch schwieriger für uns.

Aus den letzten sieben Spielen holte ihre Mannschaft nur einen Sieg. Mangelt es dem Team an Qualität, oder fehlt einfach das Quäntchen Glück?
Stephan Zengerle: In meinen Augen hat Qualität viele Dimensionen. Uns fehlt auf der einen Seite die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Allein gegen Ornbau waren wir fünfmal alleine vor dem Tor und haben diese Chancen nicht genutzt. Wir machen auch noch leider zu viele taktische Fehler und stehen oft in der Defensive nicht kompakt genug. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir genug Qualität haben. Ab und an hat uns einfach uns am Ende die Kraft gefehlt. Wir hatten auch sieben Ausfälle durch Verletzung und Urlaub und auch wichtige Leistungsträger fehlten in den letzten Wochen. Gegen Bad Windsheim hat man aber absolut gesehen, dass wir in dieser Liga mithalten und gewinnen können.

Stephan Zengerle will sein Team aus der Abstiegszone führen.
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Macht sich die aktuelle Situation in der Mannschaft bemerkbar?
Stephan Zengerle: Man verliert natürlich nach den ganzen Rückschlägen an Selbstvertrauen. Selbstverständlich muss man in solchen Situationen kritisch und ehrlich miteinander umgehen. Insgesamt ist jedoch die Stimmung in der Mannschaft gut. Der Sieg gegen Bad Windsheim war sehr wichtig und ich hoffe, dass dieser Sieg der Mannschaft nun weiterhilft. Die Personalsituation gestaltet sich vor allem in der Offensive mit vielen Ausfällen schwierig, aber die Rückkehr einiger Stammkräfte wird uns weiterhelfen.

In welchen Bereichen hat ihre Mannschaft noch Defizite gegenüber den anderen Teams?
Stephan Zengerle: Uns fehlt in vielen Situationen noch die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Desweiteren stehen wir oft in der Defensive nicht kompakt genug und haben auch noch im taktischen Bereich Luft nach oben. Wir machen es dem Gegner oft leider zu leicht, Tore gegen uns zu erzielen. Meiner Meinung nach können wir uns auch noch im läuferischen Bereich weiterentwickeln. 

Sie stellen die schwächste Offensive der Liga. Ist dies ihr Hauptproblem in dieser Saison?
Stephan Zengerle: Ich würde nicht sagen, dass wir ein Hauptproblem in dieser Spielzeit haben. Zum Beispiel stehen wir defensiv gut, kassieren aber oft unnötige Gegentore. Man muss auch bedenken, dass die Mannschaft noch vor drei Jahren in der Kreisliga gegen den Abstieg kämpfte. Der Kader ist seit dem fast unverändert, somit sind wir noch nicht ganz auf dem Niveau der Konkurrenz. Dennoch zeigten die meisten Spiele bisher, dass wir vor keinem Gegner Angst haben müssen. 

Wie würden sie den Sieg gegen Bad Windsheim einordnen?
Stephan Zengerle: Wie erwähnt hoffe ich nun auf eine Art Initialzündung innerhalb meiner Mannschaft. Wir haben uns am Samstag endlich für unseren Aufwand belohnt und den Lohn für unseren Aufwand bekommen. In der ersten Halbzeit hatten wir wieder Chancen, die wir nicht genutzt haben. Dieser rote Faden zieht sich leider durch die ganze Saison. In der zweiten Halbzeit haben wir aber gut weitergespielt und am Ende absolut verdient gewonnen. Für die Mannschaft war der Sieg nach dem schwierigen Saisonstart sehr wichtig, da sie nun sieht, dass sie für den ganzen Aufwand auch belohnt wird. Auf den Sieg können wir aufbauen.

Stephan Zengerle (mi.) und seine Mannschaft arbeiten hart für die Wende.
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Ändern sie nun ihren Umgang mit der Mannschaft in diesen schweren Zeiten?
Stephan Zengerle: Ja und nein. Einerseits muss ich in solchen Situationen ehrlich und kritisch zur Mannschaft sein und den Druck im Training erhöhen. Aber ich werde gewiss nicht auf die Mannschaft draufhauen! So lange ich das Gefühl habe, dass die Mannschaft im Training mitzieht, werde ich auch sicherlich nicht laut werden. Ich muss es auch schaffen, im Training das Niveau anzuheben. 

Wie zuversichtlich sind sie denn noch, dass ihre Mannschaft die Klasse hält?
Stephan Zengerle: Man muss als Aufsteiger immer in der Folgesaison mit einem langen Abstiegskampf rechnen. Es war die Mannschaft und alle Verantwortlichen klar, dass diese Spielzeit schwer werden wird. Wenn wir nicht optimistisch wären, könnten wir auch gleich zurücktreten. Der Sieg am letzten Spieltag zeigt ja, dass wir nicht zu Unrecht denken, dass wir die Klasse besitzen um hier zu bestehen.

Würden sie im Falle eines Abstiegs mit in die Kreisliga gehen?
Stephan Zengerle: Solche Entscheidungen hängen auch immer von äußeren Umständen ab. Wenn das Team mitzieht, dann ziehe ich es natürlich mit durch. Ich bin jetzt über drei Jahre hier, was in der heutigen Fußballwelt für einen Trainer eine lange Zeit ist. Sollte der Verein irgendwann in eine neue Richtung gehen wollen, werde ich aber sicherlich nicht im Wege stehen.

Sind für die Winterpause Neuzugänge geplant, oder vertrauen sie dem bisherigen Kader?
Stephan Zengerle: Wir hätten uns noch einen Spieler mit Erfahrung gewünscht, der als Führungsspieler unser Spiel lenken kann. Aber es ist mit dem Verein abgesprochen, dass wir bei unseren Wurzeln bleiben werden. Wir werden jetzt gewiss nicht anfangen Gehälter zu zahlen, auch wenn das die Suche nach neuen Spielern erschwert. Wenn sich eine Möglichkeit am Markt ergibt, werden wir uns diese natürlich ansehen. 

Vielen Dank für das Gespräch. 

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