Spitzenreiter-Besieger: "Diesmal wollten wir die Sensation schaffen" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 20.04.2016 um 10:00 Uhr
Spitzenreiter-Besieger: "Diesmal wollten wir die Sensation schaffen"
Eine fausticke Überraschung hielt der letzte Spieltag der Bezirksoberliga der Frauen parat. Am heimischen Maindamm empfing der FC Michelau den bis dato verlustpunktfreien Tabellenführer und designierten Meister Schwabthaler SV. Dass dieser mit 2:0 in die Knie gezwungen wurde, darf getrost als kleine Sensation bezeichnet werden.
Von Bernd Riemke
Einsam und allein zieht der Schwabthaler SV an der Spitze der Bezirksoberliga seine Kreise. Elf Spiele, elf Siege und gerade einmal zwei Gegentore. Noch einmal so viele musste der SSV am vergangenen Samstag bei den Korbmachern schlucken – doch darauf deutete im Vorfeld nicht wirklich viel hin. Den FC Michelau als Lieblingsgegner des letztjährigen Landesligisten zu bezeichnen trifft es ziemlich gut. Im Hinspiel wurde die Stammberger-Elf mit sage und schreibe 7:0-Toren nach Hause geschickt und seit SSV und FCM gemeinsam in der Bezirksoberliga spielen gab es für die Spielerinnen vom Maindamm noch keinen einzigen Zähler zu holen. Aus acht Begegnungen ging Schwabthal als Sieger hervor. Selbst das letzte geschossene Tor lag bis zum vergangenen Wochenende schon über drei Jahre zurück. Am 17. November 2012 beim legendären 4:5 aus Michelauer Sicht als der FCM bis zur 87. Minute in Führung lag, zappelte der Ball zuletzt im gegnerischen Tor. Die Bilanz seither: 0:5, 0:5, 0:5 und 0:7. Doch im letzten Derby unter der Regie des Michelauer Trainer Urgesteins Uwe Stammberger sollte alles ganz anders kommen…

Frau Schütz, Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Husarenstreich gegen den Spitzenreiter.
Lisa Schütz: Vielen Dank. In diesem Spiel hat einfach die Einstellung bei jeder Spielerin gepasst. Jeder war heiß und wir haben daran geglaubt, diesmal die Sensation schaffen zu können.

Worin lag der Schlüssel zum Erfolg?
Lisa Schütz: Unser Trainer hat die Aufstellung ein wenig verändert. Obwohl wir sonst mit Dreier-Mittelfeld und drei Angreiferinnen agieren haben wir diesmal auf ein Vierer-Mittelfeld umgestellt, um die Außen zu besetzen. Dort galt es vor allem Maria Vogt und Jessica Keil im Spielaufbau zu stoppen und das ist uns wirklich richtig gut gelungen. In einer geschlossenen Mannschaftsleistung hat jeder die Marschroute des Trainers befolgt.

So haben Sie dem Gegner mit taktischer Disziplin den Zahn gezogen?
Lisa Schütz: Wir wussten, dass es richtig schwer wird, wenn Schwabthal erst ein oder zwei Tore schießen würde. Deswegen galt es von Anfang an, konzentriert zu Werke zu gehen. Wir haben sie bis zur Mittellinie kommen lassen und dann haben unsere beiden Angreiferinnen gut verschoben. Teilweise hat es der Gegner dann mit langen Bällen versucht, aber wir standen sehr gut und haben auch von hinten heraus recht ordentlich gespielt.

Lisa Schütz feierte nach langer Verletzungspause erst vor wenigen Wochen ihr Comeback.
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Wann haben Sie ernsthaft angefangen daran zu glauben, die Überraschung schaffen zu können?
Lisa Schütz: Wir fanden es schon eine kleine Sensation, dass wir bis zur Pause das 0:0 gehalten haben. In der Kabine haben wir uns alle nochmal gepushed. Ausschlaggebend war dann der Elfmeter kurz nach Wiederanpfiff, den Melanie Stettner als Gefoulte selbst verwandelt hat. Ab da haben wir gewusst, dass wir mehr reißen können als nur ein Unentschieden.

Trotzdem ist eine Ein-Tore-Führung gegen den sturmgewaltigen Spitzenreiter kein beruhigendes Polster.
Lisa Schütz: Wir haben kurz darauf nach toller Vorarbeit von Jennifer Schmitt durch Annalena Haderlein, die nur noch einschieben musste, das 2:0 gemacht und auch im Anschluss sehr konzentriert weitergespielt. Natürlich hatte Schwabthal den ein oder anderen Freistoß und zahlreiche Ecken, aber wir konnten die Dinger immer rausköpfen.

Können Sie die Gefühlswelt nach dem Schlusspfiff im Team beschreiben?
Lisa Schütz: Zunächst hat das Spiel schon unheimlich viel Kraft gekostet. Aber es ist einfach ein geiles Gefühl zu wissen, dass wir solche Siege schaffen können. Wir KÖNNEN es, setzen es nur viel zu selten um.

Sie sprechen es an. Bis auf die „Pflichtsiege“ gegen die drei hinter Ihnen platzierten Teams gelang Ihnen in der laufenden Serie kein einziger weiterer Punktgewinn.
Lisa Schütz: Hauptsächlich liegt das daran, dass wir unsere Chancen nicht nutzen. Wir haben genug, benötigen aber zu viele, um ein Tor zu machen. Am Samstag hatten wir nicht viele, aber haben sie endlich konsequent genutzt. In einem Derby ist eben alles möglich mit der richtigen Einstellung. Dieser Sieg war wie ein Befreiungsschlag.

Trainer Uwe Stammberger hängt am Saisonende das Taktiktäfelchen endgültig an den Nagel.
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Abstiegskampf ade, Spitzengruppe außer Reichweite. Werden Sie zur „grauen Maus“ der Liga oder soll es in den kommenden Jahren wieder nach oben gehen?
Lisa Schütz: Wir wollen schon das bestmögliche aus der Mannschaft holen. Vor der Saison hatten wir uns ganz andere Ziele gesetzt und wollten unter die ersten Vier. Für die Landesliga allerdings bräuchten wir einige junge Spielerinnen, die zu uns kommen, denn wir haben aktuell einfach keinen ausreichend großen Kader, um uns höhere Ziele zu stecken. Mittelfristig würden wir freilich gerne wieder nach oben schnuppern…

Dann allerdings ohne Uwe Stammberger, der den FCM im Gründungsjahr der BOL zu Meisterehren und in die Landesliga führte, am Saisonende aber endgültig aufhört.
Lisa Schütz: Er ist der Meinung, dass es nun an der Zeit wäre aufzuhören. Das wird ohne Zweifel ein ganz schwerer Abschied von ihm, denn wir hatten nie einen anderen Trainer. Unser Uwe ist einfach unser Uwe. Er kennt uns in- und auswendig und hat alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Umso schöner ist es, ihm sozusagen als frühzeitiges Abschiedsgeschenk mit diesem Derbysieg gegen Schwabthal zu erfreuen.

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Spielstenogramm

Tore: 1:0 Stettner, Foulelfmeter (50.), 2:0 Haderlein (52.)
Gelbe Karten: - / Vogt M. (48.), Kestler (50.)
Zuschauer: 20 | Schiedsrichter: Christian Mang (ASV Möhrendorf)


Tabelle Bezirksoberliga

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
12
44:4
33
3
12
42:10
23
4
12
29:14
21
5
12
22:17
18
6
12
19:20
16
7
12
24:32
15
8
12
15:46
9

Torschützen 1. FC Michelau

2
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