"Reiner will leben!": Stammzellen-Spendenaktion in Hof - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.03.2016 um 15:00 Uhr
"Reiner will leben!": Stammzellen-Spendenaktion in Hof
Von heute auf morgen hat sich das Leben von Reiner Franz schlagartig geändert. Vor sieben Wochen erhielt der langjährige Fußballer und ehemalige Jugendtrainer des VfB Moschendorf die erschütternde Diagnose Leukämie. Der 57-jährige Hofer ist dringend auf eine Stammzellenspende angewiesen. Sein Schwiegersohn Tim Schaller setzt nun alle Hebel in Bewegung, um genau diesen lebensnotwendigen Spender zu finden.
Von Thomas Nietner
„Reiner will leben“ bringt es der Flyer, den Tim Schaller und viele Helfer von der Freiwilligen Feuerwehr Hof derzeit fleißig verteilen, auf den Punkt. Zudem prangern zahlreiche Plakate in der Stadt. Selbst vor der Freiheitshalle läuft der Hinweis auf die Typisierungsaktion am übernächsten Sonntag über die elektronische Werbetafel. Tim Schaller will nichts unversucht lassen. Doch die Tragweite seines Engagements zeigt aber auch, wie dringend die Suche ist. „Reiner braucht dringend Hilfe. Die weltweite Suche in der Suchkartei der DKMS verlief leider erfolglos. Aber vielleicht findet sich ja in Hof der richtige Spender“, sucht der Schwiegersohn quasi die Nadel im Heuhaufen, nachdem innerhalb der Familie kein geeigneter Spender gefunden wurde. Dabei ist die Chance innerhalb der Familie mit einer Chance von eins zu drei noch relativ groß. Der Großteil der Patienten benötigt jedoch einen nicht verwandten Spender. Hier sind die Chancen jedoch unweit schlechter: Die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender außerhalb der eigenen Familie zu finden, liegt bei 1:20.000 bis 1:mehreren Millionen. Im schlimmsten Fall findet sich selbst unter mehreren Millionen niemand, denn die Gewebemerkmale werden von den Eltern auf die Kinder vererbt. Um "Fremdspender"  zu finden, registriert die DKMS daher so viele Stammzellspender wie möglich, damit möglichst jeder Blutkrebspatient eine zweite Chance auf Leben erhält. Auch Reiner soll diese zweite Chance erhalten. „Dafür müssen sich möglichst viele Leute registrieren lassen“, ruft auch sein früherer Jugendspieler und jetziger Wölbattendorf-Coach Markus Zeitler zur Spende auf. Der A-Klassist geht dabei mit gutem Beispiel voran. „Wir nehmen mit 15 Mann an der Aktion teil“, geht Markus Zeitler und sein Team mit gutem Beispiel voran. Genügend Spender können es letztendlich auch gar nicht sein. Denn bis jetzt findet leider jeder fünfte Patient keinen Fremdspender. 

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Von heute auf morgen 

Aber Tim Schaller kämpft ungeachtet dessen um die zweite Chance seines Schwiegervaters. Dafür hat er mit den Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr Hof zusammen mit der DKMS eine Typisierungsaktion organisiert. 90 freiwillige Helfer konnte er schon akquirieren. Zahlreiche Spenden gingen ebenfalls schon ein. Auch für das leibliche Wohl der Spender ist bereits bestens gesorgt. So spendeten die Hofer Metzger zum Beispiel die Wienerle, die Bäcker die Semmeln. Dazu gibt es noch kostenlos Kaffee und Kuchen für die Spender. Tim Schaller zieht alle Register und versucht möglichst viele potentielle Spender von der Teilnahme zu überzeugen. Selbst einen Stand mit alkoholfreien Cocktails wird er aufbauen lassen. Kosten fallen dem Spender dabei keine an. Zwar schlägt eine Typisierung mit 40 Euro zu Buche, doch die DKMS übernimmt diese Kosten, ist dabei aber natürlich grundsätzlich auf Spenden angewiesen. Jeder Euro zählt. Der Mannschaft des VfB Wölbattendorf sammelt daher zudem noch Geldspenden. „Egal ob Stammzellen oder Geld. Die Spenden sind gut angelegt. Wenn nicht für Reiner, dann auf alle Fälle für einen anderen Patienten“, so Markus Zeitler, der jedoch darauf hofft, dass sich auch für seinen ehemaligen Jugendtrainer und Feuerwehrkollegen ein passender Spender findet. Derweilen liegt Reiner Franz in der Uniklinik Erlangen. Die Diagnose erhielt der 57-Jährige dabei vor sieben Wochen eher zufällig nach einem Besuch beim Hausarzt. „Das kam aus heiterem Himmel“, erzählt Tim Schaller: „Nach der Blutentnahme war er quasi schon blutleer. Das war schon zu viel für ihn, denn die Blutwerte waren sehr schlecht. Er wurde danach auch sofort ins Krankenhaus eingeliefert.“ Dort erhielt der Maler dann die schockierende Diagnose: akute myeloische Leukämie (AML). Blutkrebs ist dabei der Oberbegriff für bösartige Erkrankungen des Knochenmarks bzw. des blutbildenden Systems. Dazu zählt auch die Leukämie. Bei diesen Krankheiten wird die normale Blutbildung durch die unkontrollierte Vermehrung von entarteten weißen Blutzellen gestört. Wegen dieser Krebszellen kann das Blut seine lebensnotwendigen Aufgaben nicht mehr ausführen, zum Beispiel Infektionen bekämpfen, Sauerstoff transportieren oder Blutungen stoppen. Die Diagnose ist aber bei weitem kein Einzelfall: Statistisch erhält alle 16 Minuten ein Mensch in Deutschland die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs. Viele Patienten sind Kinder und Jugendliche, deren einzige Chance auf Heilung eine Stammzellspende ist. Leukämien, von denen es verschiedene Formen gibt, gehören wie weitere Erkrankungen des blutbildenden Systems zu den Blutkrebsarten. Die Ärzte probierten es mit einer Chemotherapie. Doch diese schlugen bislang nicht an. Eine Stammzellenstransplantation ist daher die einzige Aussicht auf Heilung für Reiner Franz. 

Bangt um seinen Schwiegervater: Tim Schaller
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Jede Spende zählt

Grundsätzlich kommt dabei fast jeder als Spender in Betracht, der in Deutschland lebt, zwischen 17 und 55 Jahre alt und gesund ist. Als Stammzellenspender kann man sich direkt über die DKMS registrieren lassen. Das Lebensretter-Set mit zwei Wattestäbchen kann bequem über die  Website bestellt werden. Einige Tage nach der Anmeldung kommen dann die Wattestäbchen per Post. Den Wangenabstrich schickt man dann einfach wieder zurück. Alles ganz unproblematisch. Oder man kommt am 13. März zur Hofer Feuerwehr. „Wir erfassen erst die Daten und nehmen dann Blut“, erklärt Tim Schaller den Vorgang: „15 Minuten später hat man dann die Auswertung.“ Ob ein passender Spender dabei ist, muss aber erst im Labor festgestellt werden. Sollte ein Spender gefunden sein, gibt es zwei Verfahren: Bei 80% der Spenden wäre dies ähnlich einer Blutplasmaspende. Langzeitnebenwirkungen sind nach dem heutigen Forschungsstand dabei nicht bekannt. Bei den anderen 20% wird unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Nach der Entnahme kann für wenige Tage ein lokaler Wundschmerz entstehen – ähnlich dem einer Prellung. Das Risiko der Knochenmarkentnahme selbst ist jedoch gering. Es beschränkt sich im Wesentlichen auf das Narkoserisiko. Für den Patient bringt eine Spende meist die Rettung: Wie bei einer Bluttransfusion werden die Stammzellen nun transplantiert. Sie nisten sich in den Knochenhohlräumen des Patienten ein und beginnen dort neue, gesunde Blutzellen zu bilden. Es ist Reiner Franz zu wünschen, dass er auch er einen Spender findet. Jede Spende zählt! 

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Leser-Kommentare

Steckbrief T. Schaller

Tim Schaller
Alter
42
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland
Lieb.-Position
Allrounder - alle Positionen
Frühere Vereine: SpVgg Bayern Hof (Jugend), FT Hof, SpVgg Wurlitz


Spendenkonto

IBAN: DE83 7806 0896 0103 2182 36
BIC:
GENODEF1HO1
Bank:
VR BankHof

Wer kann Stammzellen spenden?

Prinzipiell kann jeder Blutstammzellen spenden, der zwischen 18 und 55 Jahre alt ist, mindestens 50 kg wiegt, in guter körperlicher Verfassung und gesund ist.


Um ein gesundheitliches Risiko durch die Stammzellspende für den Spender und den Empfänger soweit wie möglich auszuschließen, gibt
es verschiedene Einschränkungen und Ausschlussgründe, wann eine Blutstammzellspende nicht durchgeführt werden sollte.

Es gelten auch hier nahezu dieselben Ausschlussgründe wie für eine Blutspende.

Bei manchen der unten genannten Erkrankungen hängt der Ausschluss von der Schwere der Erkrankung ab und gilt auch nicht generell lebenslang. Die endgültige Entscheidung über den Ausschluss kann manchmal erst getroffen werden, wenn konkret eine Spende bevorsteht.

Im Zweifelsfall ist die gesundheitliche Eignung für eine Blutstammzellspende mit dem behandelnden Arzt zu klären, der Ihre spezielle Situation kennt.

Gewicht
Untergewicht: das Gewicht sollte nicht unter 50 kg liegen

Übergewicht: ein Body-Mass-Index größer als 40 ist ebenfalls ein Ausschlussgrund

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems

z. B. nach einem Herzinfarkt, behandlungsbedürftige Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit; schlecht eingestellter Bluthochdruck, Bypassoperationen

Erkrankungen des Blutes, des Blutgerinnungssystems oder der Blutgefäße
z. B. Beinvenenthrombose, Störung der Blutgerinnung z. B. Hämophilie A (Bluterkrankheit), Marcumarbehandlung, Thalassämie, Sichelzellanämie,  aplastische Anämie, Sphärozytose

Erkrankungen der Atemwege
z. B. chronische Bronchitis, schweres Asthma, Lungenfibrose, Lungenembolie

Schwere Nierenerkrankungen
z. B. Glomerulonephritis, Niereninsuffizienz, Zystennieren

Schwere medikamentös behandelte Allergien
Nicht jede Allergie ist automatisch ein Ausschlussgrund für eine Blutstammzellspende. Sprechen Sie darum bitte Ihre Allergien bei der Registrierung an, damit abgeklärt werden kann, ob Sie als Spender in
Frage kommen.

Infektiöse Erkrankungen
z. B. Hepatitis B oder C (auch wenn ausgeheilt), Borreliose, HIV-Infektion, Protozoonosen, Salmonellen-Dauerausscheider

Erkrankungen der Psyche und des zentralen Nervensystems
z. B. Epilepsie, Schizophrenie, Psychosen, behandlungsbedürftige Depressionen, Multiple Sklerose, Creutzfeld-Jakob-Krankheit

Bösartige Erkrankungen
Krebserkrankungen

Erkrankungen des Autoimmunsystems
z. B. Rheumatoide Arthritis, Kollagenosen (z. B. Sklerodermie), Morbus Crohn, Collitis Ulcerosa, Morbus Addison, Idiopathische Thrombozytopenische
Purpura, Lupus erythematodes, Sjörgen-Syndrom, Vaskulitis

Erkrankungen der endokrinen Drüsen

z. B. Diabetes mellitus, Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis

Nach einer Organtransplantation oder Fremd-Gewebe-Transplantation z .B. Niere, Leber, Herz, Haut, Hornhaut, Hirnhaut

Bei Vorliegen einer Suchterkrankung
z. B. Alkohol, Medikamente, Drogen

Wachstumshormone / Hypophysenhormone

Nach einer Behandlung mit Wachstumshormonen

Quelle: Zentrales Knochenmarkregister Deutschland

Leukämie: Beschreibung

Der Begriff „Leukämie“ umfasst eine Gruppe von Krebserkrankungen des  blutbildenden Systems (Knochenmark) und wird daher umgangssprachlich
auch Blutkrebs genannt. Seltener spricht man auch von einer Leukose.

Ausgelöst wird die Erkrankung durch eine Fehlschaltung bestimmter Gene, die den Reifungsprozess der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) beeinflussen.

Was ist Leukämie?

Bei einer Leukämie entstehen statt normaler, ausgereifter Leukozyten unreife Zellen im Knochenmark oder Lymphsystem. Sie sind meist nicht  funktionsfähig, können also ihre Hauptaufgabe – die Abwehr von Krankheitserregern – nicht erfüllen. Gleichzeitig neigen die entarteten Leukozyten dazu, sich sehr rasch und unkontrolliert zu vermehren. Sie gewinnen dadurch zunehmend die Oberhand und verdrängen gesunde weiße Blutkörperchen sowie rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Bei Laboruntersuchungen zeigt sich daher in einem typischen Leukämie-Blutbild eine deutlich erhöhte Zahl von Leukozyten. Darauf ist auch der Name der Erkrankung zurückzuführen – Leukämie heißt übersetzt „weißes Blut“.

Als Folge des Überschusses an krankhaft veränderten Leukozyten und durch den Mangel an anderen Blutzellen kommt es zu Blutarmut (Anämie), Infektionen und Störungen der Blutgerinnung. Blässe, nachlassende Leistungsfähigkeit, Infektanfälligkeit und erhöhte Blutungsneigung sind mögliche erste Anzeichen für Blutkrebs. Bei den chronischen Formen der
Erkrankung treten anfangs oft keine Symptome auf; sie beginnen schleichend und der Anteil der entarteten Blutzellen ist nicht so hoch wie bei einer akuten Leukämie. Bei seltenen Formen wie der Haarzell-Leukämie kann die Zahl der Leukozyten sogar vermindert sein.

Im Gegensatz zu anderen Krebsformen betreffen Leukämien von Anfang an den ganzen Körper: Die entarteten weißen Blutkörperchen verbreiten sich
mit dem Blutstrom im gesamten Organismus. Leukämien werden daher auch als bösartige Systemerkrankungen bezeichnet.

Man unterscheidet je nach Verlauf und entartetem Zelltyp verschiedene Formen der Erkrankung:

Lymphatische Leukämie:
Bei dieser Form entarten die Vorläuferzellen der Lymphozyten – Zellen des Lymphsystems, welche eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. Sie
kann akut auftreten (akute lymphatische Leukämie, ALL) oder chronisch verlaufen (chronische lymphatische Leukämie, CLL). Die CLL wird auch den Non-Hodgkin-Lymphomen zugeordnet, ähnlich wie die seltene Haarzell-Leukämie.

Myeloische Leukämie:
Hier sind bestimmte Stammzellen im Knochenmark betroffen, die sich normalerweise später zu Granulozyten und anderen Blutbestandteilen entwickeln. Es wird zwischen der chronischen myeloischen Leukämie (CML) und der akuten myeloischen Leukämie (AML) unterschieden.

Quelle: netdoktor.de

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