FUNiño-Festival in Kleinsendelbach: Mehr als 100 Kinder hatten Spaß - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 14.10.2015 um 06:00 Uhr
FUNiño-Festival in Kleinsendelbach: Mehr als 100 Kinder hatten Spaß
MAGAZIN Viele Trainer und Betreuer nutzten das FUNiño-Festival in Kleinsendelbach, um sich ein Bild von der neuen Art des Jugendfußballs zu machen. Manche Vereine waren das erste Mal dabei, andere Kinder waren bereits geübt und auch der 1. FC Nürnberg schickte drei Mannschaften vorbei. Insgesamt waren 110 bis 120 Kinder intensiv beschäftigt, auf acht Feldern konnten 64 Kids gleichzeitig spielen, lernen und sich ausprobieren.
Von Uwe Kellner
Am Sonntagvormittag ab 10 Uhr spielten auf dem Hauptplatz des SV Kleinsendelbach zuerst die U7/U8 und später die U9/U10. Insgesamt acht FUNiño-Felder wurden per Hütchen abgesteckt, wodurch 64 Kinder zeitgleich spielen konnten. Auch die Vorsitzende des SV Kleinsendelbach, Martina Kellner, staunte nicht schlecht und freute sich über den großen Zuspruch an diesem sonnigen Sonntag. „Der Dank gilt unseren Jugendleitern, die die Organisation komplett allein gestemmt haben. Ich freue mich, dass wir einen solch aktiven Jugendfußball im Kleinfeldbereich haben." Bratwürste, Kuchen und alles was das Herz begehrt wurden aufgetischt, so dass für das leibliche Wohl bestens gesorgt war.

Gesamtes Spielfeld voll

So richtig mitfiebern mit ihren Kids konnten beziehungsweise sollten die Eltern bei FUNiño jedoch nicht und mit den verschiedenen Spiel-Variationen, die von Initiator Matthias Lochmann vorgestellt wurden, waren zumindest die Muttis bald überfordert. In beinahe jedem Feld sollte nach anderen Regeln gespielt werden, zu welchem Zweck auch die Tore anders aufgebaut waren. Diagonales Spiel, Umkehrtore und vieles mehr. Matthias Lochmann wollte den Anwesenden auf diese Weise einen großen Einblick in den Variantenreichtum des Spiels geben.

Der SV Kleinsendelbach gegen den 1. FC Nürnberg. Die Kinder hatten ihren Spaß.
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Steigende Teilnehmerzahlen

Die Kinder freilich hatten kein Problem mit den Regeln und wuselten in einer Vielzahl bald auf dem Sportplatz umher. Das FUNiño-Festival war bereits das fünfte in diesem Sommer und die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften stieg von Festival zu Festival stetig an. „Anfangs haben wir unsere Turniere CUP genannt, aber es ist ja nicht so, dass es am Ende einen großen Sieger gibt. Bei uns sind alle Gewinner, da alle durchspielen und alle Tore schießen. Deswegen sind wir der Meinung, dass der Begriff Festival den Charakter der Veranstaltung am ehesten trifft", äußert sich Matthias Lochmann zur Namensgebung. In der Vorwoche war bereits die SpVgg Sittenbachtal der Ausrichter gewesen.

So war es nicht verwunderlich, dass Ronny Wittmann mit seinen Jungs auch in Kleinsendelbach aufschlug. Beim FUNiño heißt der Trainer nicht mehr Trainer, sondern Moderator. Immerhin ist der Grundgedanke der, dass die Kinder eigenständig Lösungen finden sollen und die Person, die außen steht, keine Anweisungen geben soll. Die Aufgabe des Moderators besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Regeln eingehalten werden und das Wechselspiel nach jedem Torerfolg erfolgt, so erhalten alle Kinder die gleiche Spielzeit. Darüber hinaus soll der Feldbetreuer die Kinder insbesondere bei guten Aktionen loben und in den Pausen durch geschicktes Fragen die Kinder zu neuen Lösungen animieren.

Keine Wartezeiten mehr

Da es ja keine Ersatzbank mehr gibt, heißt das Kind, welches bis zum nächsten Treffer kurz außen steht, nicht mehr abfällig Ersatzspieler, sondern Rotationsspieler. Der Oldie der "Taler", Ronny Wittmann, war selbst ein knallharter Verteidiger, freut sich aber nun, dass die Nachwuchstalente spielerisch an den Fußball herangeführt werden. „Es gibt keine Wartezeiten mehr, weswegen die Kinder kaum Zeit haben, irgendwelchen Blödsinn zu machen, wie etwa bei anderen Turnieren", hebt er eine Erleichterung hervor. „Die Kinder haben Spaß und sind nach so einem Turnier richtig ausgepowert, obwohl das Turnier nur 80 Minuten dauert. Außerdem haben wir letzte Woche zwei Mal gegen den Club gewonnen, das hat die Kids am meisten gefreut!"

Auf acht FUNiño-Feldern konnten etwa 70 Kinder gleichzeitig spielen. Das Interesse am "Straßenfußball des 21. Jahrhunderts" wächst stetig an.
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Positive Rückkopplung der Betreuer

Der angesprochene 1. FC Nürnberg war in Kleinsendelbach ebenfalls zugegen. Mit dabei Trainer Charly Merkel, der FUNiño mit seinen Kids bereits praktiziert. „Die Kinder bekommen sehr viele Spielzeiten. Auch die, die noch nicht so talentiert sind, dürfen mitspielen. Für mich lautet die Botschaft: den Spaß am Fußball wieder neu zu erwecken und den Stellenwert des Fußballs bei den Kindern zurückzuholen", so der Club-Trainer. Dass Jugendspieler eines Profi-Clubs dabei waren, war für viele Kids ein besonderer Anreiz und da bei FUNiño viele Tore fallen, gab es auch die Möglichkeit gegen den Club zu treffen. Wann hat man schon einmal dazu die Gelegenheit?

Der FC Dormitz und Elternteil Vitali Gneiding waren das erste Mal bei einem FUNiño-Festival dabei. Obwohl er selbst nicht der aktuelle Trainer der Jungs ist, hatte er keine Probleme damit, das Spiel zu "moderieren". „Ich finde es super. Es kommt jeder zum Einsatz und die Kinder sind permanent am Spielen. Die Jungs haben die Regeln schnell verstanden, allerdings muss ich zugeben, dass man den Unterschied merkt, wenn andere Mannschaften FUNiño schon öfter gespielt haben."

Rainer Trinczek vom VdS Spardorf, außerhalb des Sportplatzes Prof. Dr. Rainer Trinczek vom Institut für Soziologie, hob heraus, dass sich seine Jungs durch FUNiño spielerisch weiterentwickeln. „Durch die Schusszonen kannst du bei FUNiño kein Kick&Rush spielen lassen. So lernen die Kinder kluge Pässe zu spielen und eine bessere Übersicht über das Spielfeld zu bekommen. Das ist genau das, was wir bisher nicht so konnten." Er muss aber auch anmerken, dass seine Kinder die übliche Spielform mehr an das erinnert, was sie tagtäglich von ihren Idolen im Fernsehen sehen.

Charly Merkel war mit jungen Talenten des 1. FC Nürnberg beim FUNiño-Festival in Kleinsendelbach am Start.
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Austausch mit dem Verband

Die Intention von Prof. Dr. Dr. Matthias Lochmann vom Institut für Sportwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg war seiner eigenen Aussage nach erst einmal total egoistisch. „Ich wollte für die fußballerische Entwicklung meines Sohnes die beste Umwelt schaffen, die ich als Trainingswissenschaftler, Sportmediziner und Fachleiter Fußball der FAU weltweit kenne." Bei FUNiño sieht er dies vor dem Hintergrund der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnislage am besten gewährleistet. „Zudem ist es meine berufliche Aufgabe Innovationen im Sport zu entwickeln. FUNiño 4.0 ist das sinngebenste Projekt meiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn."

Einige Trainer und Betreuer am Turniertag wollten die neue Spielform lediglich als schöne Trainingsform abtun. „Sie übersehen hierbei allerdings, dass trotz der Einführung der Fair-Play-Liga, jene Probleme, die zu gigantischen Dropout-Raten im Kinder- und Jugendfußball führen, weiterhin bestehen bleiben. Diese sind, dass zum Beispiel bei 20 Kindern einer G-Jugend oder F-Jugend nur maximal zehn am Wochenende einen Platz im Kader erhalten und damit 50 Prozent aussortiert werden, bevor sie überhaupt richtig angefangen haben. Dann werden jene drei bis vier Kinder, die eigentlich die meiste Spielzeit benötigen würden auf die Bank gesetzt, da das Gewinnen wichtiger ist als die optimale Ausbildung.

Nur 10 Prozent werden gefördert

Damit bleiben noch 30 Prozent der Kinder übrig, die überhaupt eine optimale Spielzeit erhalten. Weiterhin werden die besten beiden Spieler oft im Angriff eingesetzt und die restlichen vier Spieler werden so aufgestellt, dass sie dem Spielziel am wenigsten schaden. Damit bleiben noch zwei Spieler, also zehn Prozent übrig, die Aussicht haben mehr zu lernen als die anderen Spieler. Aber selbst diese Spieler bleiben weit unter ihrem Leistungspotential, da die Anforderungen des Wettspiels in dem sie agieren nicht den Entwicklungsmerkmalen ihres Alters entsprechen. Nicht umsonst hat der DFB in seinem Forschungsprogramm die Evaluation und Entwicklung von alternativen Wettspielformen klar benannt", lautet das Plädoyer von Matthias Lochmann.

Auch der Bayerische Rundfunk hielt sein Mikrofon für einen Hörfunkbeitrag hin, als Matthias Lochmann die Kinder fragte, wer denn alles ein Tor geschossen hat. Alle Kids meldeten sich.
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Aufnahme in den Spielbetrieb

Insofern hat der Sportwissenschaftler nicht nur eine Welt geschaffen, in der die oben beschriebenen Probleme alle beseitigt wurden, sondern er nutzt die Aktivitäten auch dazu einen Antrag zur Wettkampfsystemforschung beim DFB zu stellen, um die Effekte von FUNiño in Form eines experimentellen Spielbetriebes zu evaluieren. Insbesondere zu solchen Zwecken enthält die Spielordnung des BFV einen Passus, der dies ermöglichen kann. Neben den wissenschaftlichen Aktivitäten wird es in Kürze mit FUNiño auch in der Halle weitergehen. Zu diesem Zweck wurden bereits Termine gebucht. Infos dazu werden auf der Homepage www.fussball4punkt0.de rechtzeitig veröffentlicht und Anmeldungen angenommen.

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Die Regeln

- vier Mini-Tore
- drei gegen drei, ohne Torhüter
- vier Spieler pro Team
- beide Teams Spielerwechsel bei Tor
- Tore nur aus 6m-Schusszonen
- Bälle im Aus einspielen, 3m Abstand
- Dauer: 2 x 4 bis 2 x 10 min, 2 min Pause
- getrennte Teambesprechung in der Pause

- der Coach überwacht nur die Regeln!
- der Coach moderiert statt instruiert!
- der Coach gibt keine Anweisungen!

Daten SV Kleinsendelbach

SV Kleinsendelbach
Gründung: 1956
Mitglieder: 450
Farben: blau-weiß
Abteilungen: Fußball, Damengymnastik
Internet: www.sg-kh.de

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