DFB-Pokalsiegerin Julia Simic : "Ich bin hungrig nach mehr!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 27.05.2015 um 06:00 Uhr
DFB-Pokalsiegerin Julia Simic : "Ich bin hungrig nach mehr!"
MAGAZIN Erst in der vergangenen Winterpause wechselte Julia Simic von Titelanwärter Turbine Potsdam zu einem der großen Konkurrenten in die Autostadt nach Wolfsburg. Mit den Wölfinnen gewann sie auf Anhieb den DFB-Pokal, die Vizemeisterschaft und zog ins Champions League Halbfinale ein. Mit anpfiff.info wirft sie einen Blick zurück auf das erste halbe Jahr beim Vorjahres-Triple-Gewinner.
Von Bernd Riemke
Frau Simic, zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des DFB-Pokals. Den ersten nationalen Titel mit dem FC Bayern München konnten Sie verletzungsbedingt nicht richtig genießen. Ist das nun Ihr erster „echter“ Titel?
Julia Simic: Ja, das würde ich schon so sagen, obwohl ich im Finale am Ende nur sieben Minuten gespielt habe. Aber ich stand im Halbfinale und Finale auf dem Feld und es fühlt sich einfach eher wie ein Titel an, wenn man aktiv mithelfen kann. Beim FC Bayern musste ich in den entscheidenden Spielen auf Krücken zuschauen.

Die Meisterschaft gaben Sie als Spitzenreiter an einem dramatischen letzten Spieltag nach dem 1:1 beim FFC Frankfurt noch aus der Hand…
Julia Simic: Die Meisterschaft ist über eine lange Saison hinweg sicher der ehrlichste Titel und den hätten wir gerne mitgenommen. Aber man muss auch anerkennen, dass der FC Bayern als einzige Mannschaft ungeschlagen blieb und sich verdient den Titel geholt hat. Ich denke, dass es grundsätzlich ein Beleg für die Qualität der Bundesliga ist, dass drei Titel an drei verschiedene Mannschaften gingen, da der FFC Frankfurt auch noch die Champions League gewonnen hat.

Dort scheiterten Sie im Halbfinale an Paris St-Germain. Überwiegt nun der Stolz, eine starke Saison gespielt zu haben oder eher die Enttäuschung, „nur“ einen Titel gewonnen zu haben?
Julia Simic: Von allem ein bisschen. Es tut schon weh, wenn man erkennt, welche Chance einem durch die Lappen gegangen ist. Andererseits hätte die Partie in Frankfurt auch anders laufen können und dann wären wir mit ganz leeren Händen dagestanden. Letztlich haben wir unser Minimalziel mit der Qualifikation für die Champions League erreicht und darauf kann man mit einem gewissen Abstand auch stolz sein.

Zudem haben Sie nun den Ansporn, in der nächsten Saison wieder neu anzugreifen…
Julia Simic: Davon habe ich sehr viel. Ich bin absolut hungrig, weil ich weder Meisterschaft noch Champions League bisher in meiner Vita stehen habe. Ich denke, das ist gut für die Mentalität einer Mannschaft, wenn es Spielerinnen gibt, die  gierig auf ihre ersten Titel sind.

Die deutsche Meisterschaft feierte der FC  Bayern München - ihr ehemaliger Verein. Gab es besondere Glückwünsche nach dem letzten Spieltag?
Julia Simic: Ich habe mit Lena Lotzen auch in der Woche vor dem letzten Spieltag Kontakt gehabt, bei dem wir uns gegenseitig alles Gute gewünscht haben. Danach habe ich selbstverständlich gratuliert. Für den FC Bayern ist das Double gemeinsam mit den Herren sicher eine riesige Sache.

„Immer wieder Frankfurt“ könnte man bei Ihnen sagen? Schon im Vorjahr verspielten Sie dort mit Turbine Potsdam zwei Spieltage vor Schluss die Meisterschaft. Ist der FFC wirklich kein gutes Pflaster für Sie?
Julia Simic: Das ist mir selber noch gar nicht so bewusst gewesen. Ich spiele eher im Gegenteil sehr gern in Frankfurt. Unter dem Strich lag es für uns auch sicher nicht am Unentschieden beim FFC. Wir haben zuvor auch bei Turbine Potsdam 0:2 verloren und hätten die Meisterschaft eher für uns entscheiden können.

Julia Simic (li., hier im Zweikampf mit Frankfurts Kerstin Garefrekes) trägt seit dem Winter das Trikot des VfL Wolfsburg.
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Wie fällt Ihre persönliche Bilanz nach einem halben Jahr in Wolfsburg aus? Sie sind während der Saison zu einer homogenen Mannschaft gestoßen. Das benötigt zwangsläufig ein wenig Anlaufzeit.
Julia Simic: Anfangs war ich zufrieden mit meinen Einsatzzeiten, doch dann lag ich mit einem fiebrigen Infekt flach und habe ein wenig meinen Rhythmus verloren. Das war in einer Phase mit vielen englischen Wochen, in denen ich dann nicht die Zeit hatte, schnell zurückzukommen. Als Bankdrücker habe ich mich allerdings nicht gefühlt, denn es ist natürlich schwieriger im Winter zu einer Mannschaft zu stoßen, in der Abläufe einstudiert sind und man sich als Neue integrieren muss. Für die neue Saison bin ich in jedem Fall hoch motiviert und es ist nach wie vor mein Ziel, es mir und allen anderen zu beweisen.

Haben Sie sich denn konkrete Ziele für die neue Saison mit dem VfL Wolfsburg vorgenommen?
Julia Simic: Ich will und kann das gar nicht an Zahlen festmachen. Mein Ziel ist es, das Vertrauen der Trainer zu erkämpfen und mehr Einsatzzeiten zu bekommen. Ich möchte mich einfach in der Sommer-Vorbereitung in die Mannschaft finden und eine möglichst gute Rolle spielen. Das habe ich bisher eher mittelmäßig erreicht. Aber die Karten werden neu gemischt und dann möchte ich meine Stärken noch besser einbringen und einfach gute Spiele für den VfL abliefern.

Werfen wir einen Blick auf die Frauen-WM in Kanada. Welche Rolle trauen Sie der deutschen Nationalmannschaft zu?
Julia Simic: Ich glaube, dass Deutschland viel zu stark ist, um ein ähnliches Szenario wie bei der Heim-WM 2011 zu wiederholen und schon im Viertelfinale auszuscheiden. In der Mannschaft steckt richtig viel Qualität. Ich glaube fest an das Halbfinale. In den KO-Spielen warten aber natürlich auch richtig dicke Brocken. Zu meinen Favoriten zählen in jedem Fall die USA und Frankreich. Grundsätzlich glaube ich, dass bei dieser WM viel über die Physis und die Athletik entschieden wird.

Gibt es für Sie eine deutsche Spielerin, die sich ins Rampenlicht kicken kann?
Julia Simic: Melanie Leupolz spielt eine sehr gute Saison beim FC Bayern und wird aufblühen, wenn sie ihre Chance bekommt. Nicht zuletzt nach dem Titelgewinn der Deutschen Meisterschaft wird sie auch das nötige Selbstbewusstsein mitbringen. Es fehlen zwar einige etablierte Kräfte, aber ein Ausfall wie der von Lira Alushi kann manchmal eben auch die Chance für andere sein, in die Bresche zu springen.

Wie verbringen Sie Ihre fußballfreie Zeit? Sie sind sehr reisefreudig…
Julia Simic (lacht): Ich bin auch diesmal rund um die Uhr weg und unternehme fast eine kleine Weltreise. Zunächst fliege ich in die Karibik. Danach stehen auch noch die Küste Südfrankreichs und Fuerteventura auf dem Programm.


Vielen Dank, Frau Simic für das sympathische Interview. anpfiff.info wünscht Ihnen eine erholsame Sommerpause und neben viel Gesundheit vor allem einen sportlich gelungenen Start in die neue Saison!


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Steckbrief J. Simic

Julia Simic
Spitzname
Sici
Alter
35
Geburtsort
Fürth
Wohnort
Mailand
Nation
Deutschland
Größe
162 cm
Beruf
Fußball-Profi
Hobbies
Hund Coco, Musik, Freunde, Shoppen, Lachen
2006 U18 Länderpokalsieger

2007 U19 Europameisterin

2008 U20 WM Bronzemedaille

2009 Vizemeister FC Bayern München

2011 Supercup Sieger FC Bayern München

2012 DFB Pokalsieger FC Bayern München

2014 DFB-Hallencup Sieger und Champions League Halbfinale mit FFC Turbine Potsdam.

2015, 2016 und 2017 DFB-Pokalsiegerin mit VfL Wolfsburg

2017 Deutsche Meisterin mit VfL Wolfsburg.

140 Bundesligaspiele (39 Tore)
15 Einsätze DFB-Pokal (5 Tore)
19 Champions-League Einsätze (6 Tore).
2 Länderspiele (A-Nationalmannschaft).

16 Einsätze FAWSL für West Ham United (2 Tore)

4 Einsätze Serie A für AC Milan.

Stand: 01.07.2021


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