Pfiff des Monats: Verletzung des Schiedsrichters - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.06.2015 um 10:00 Uhr
Pfiff des Monats: Verletzung des Schiedsrichters
Es war gerade einmal eine halbe Stunde im Topspiel der A-Klasse 4 zwischen der DJK Don Bosco Bamberg 3 und dem TSV Schammelsdorf 2 gespielt, als sich der Schiedsrichter verletzte und die Partie drohte abgebrochen werden zu müssen. Schließlich ließ sich eine Lösung finden. Doch war sie auch regelkonform?
Von Ralf Riemke
Am 18. April 2015 trafen sich die Reservemannschaften der beiden Kreisligateams bei herrlichem Wetter zum Topspiel auf dem Hauptplatz der Rudi-Ziegler-Sportanlage in Bamberg. Am Ende sollte der Gastgeber mit 2:0 die Oberhand behalten und damit den Sprung an die Tabellenspitze schaffen. Durch die Tore von Janos Wunder (58.) und Johannes Steger (89.) konnten die Domstädter einen verdienten Heimsieg einfahren.

Schwere Verletzung

Überschattet wurde die Partie allerdings von einer schweren Verletzung des Schiedsrichters. Der erfahrene Stefan Wolf vom 1. FC Strullendorf war für das Spitzenspiel eingeteilt worden. Nach Ansicht des Topspielreporters Markus Schütz leitete er die Begegnung bis zur 30. Minute ruhig, übersichtlich und souverän. Dann riss ihm die Achillessehne. Die entscheidende Szene geht aus dem Spielbericht so hervor: „Als er nach einem Foul eines Bambergers in Richtung Ort des Vergehens sprinten wollte, kam es zum Achillessehnenriss (…) Für Wolf übernahm nach einer halbstündigen Unterbrechungspause dankenswerterweise einer der beiden Assistenten des folgenden Kreisliga-Spiels, Dominik Modrzynski vom mittelfränkischen SV Puschendorf.“

Beim Einlaufen war Schiedsrichter Stefan Wolf noch bester Dinge. Kurz darauf musste er vom Rettungsdienst in das Krankenhaus gebracht werden.
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Glückliche Umstände

Den Umständen war es also zu verdanken, dass nach dem Spiel der 3. Mannschaft noch die 2. Mannschaft der DJK Don Bosco Bamberg gegen den TSV Schammelsdorf anzutreten hatte. Dominik Modrzynski war dafür als einer der beiden Assistenten für Schiedsrichter Rene Exner vom 1. FC Nürnberg vorgesehen. Die Anreise des Gespannes erfolgt in der Regel so, dass es bis eine Stunde vor dem Anpfiff ihrer Partie vor Ort ist. Anstoß der 3. Mannschaft war um 14 Uhr, Anstoß der 2. Mannschaft um 16 Uhr. Das Kreisliga-Gespann war um kurz vor 15 Uhr vor Ort. Deshalb konnte Dominik Modryznski also nach einer halbstündigen Unterbrechung der Partie einspringen und sie zu Ende leiten. Damit hatte die Begegnung einen amtlich geprüften Schiedsrichter.

Regelauslegung

Regeltechnisch ist ein solcher Fall eigentlich nicht vorgesehen. In der Regel 5 ist lediglich das verspätete Antreten des Schiedsrichters erwähnt. Aus irgendwelchen Gründen kann es immer wieder einmal passieren, dass ein eingeteilter Schiedsrichter zu spät am Spielort eintrifft. Denkbar ist beispielsweise ein Verkehrsstau oder ähnliches. Hat nun ein anderer Schiedsrichter oder irgendein Sportkamerad zwischenzeitlich die Leitung des Spieles übernommen, so hat er dem amtlich eingeteilten Schiedsrichter das Spiel zu übergeben, sobald dieser dazu in der Lage ist. Bei der Übergabe ist es wichtig, bestimmte Punkte zu beachten. So muss dem ursprünglich eingeteilten Unparteiischen mitgeteilt werden, wie viele Minuten bereits gespielt wurden, wie der Spielstand lautet, ob es persönliche Strafen gab, ob es zu besonderen Vorkommnissen kam, welche Mannschaft in der 1. Halbzeit Anstoß hatte und ob Auswechslungen durchgeführt wurden. Hat jedoch die 2. Halbzeit bereits begonnen, bevor der ursprünglich eingeteilte Referee eingetroffen ist, so soll der bisherige Schiedsrichter das Spiel zu Ende leiten. Der amtlich Eingeteilte hat dann keinen Anspruch mehr darauf, das Spiel zu übernehmen.

Drei mögliche Vorgehensweisen

Diese Regelung kann im Prinzip analog zu dem hier vorliegenden Fall angewandt werden. Denn gemäß den Vorgaben war nach der Verletzung von Schiedsrichter Stefan Wolf zunächst zu prüfen, ob ein neutraler und amtlich geprüfter Schiedsrichter vor Ort war. Der war zwar nicht sofort vor Ort, eine Wartezeit von einer halben Stunde war jedoch angemessen. Die Verantwortlichen der beiden Teams hatten sich offensichtlich darauf verständigt, diese dreißig Minuten in Kauf zu nehmen. Theoretisch wären zwei Alternativen zu diesem Vorgehen möglich gewesen. Die erste davon wäre gewesen, einen amtlich geprüften Schiedsrichter von einem der beiden Vereine, also DJK Don Bosco Bamberg oder TSV Schammelsdorf, zu finden. Die zweite wäre gewesen, irgendeinen anderen Sportkameraden (ob Schiedsrichter oder nicht) zu finden, der die Partie zu Ende leitet.

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Tabelle A-Klasse 4 Bamberg

Liga-Tabelle

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
4
23
90
:
43
47
5
23
51
:
40
43
6
24
54
:
51
33
8
23
42
:
61
26
10
23
44
:
58
23
11
24
37
:
53
18
12
23
31
:
94
13
13
23
28
:
91
12

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