Ein "Großstadtmädchen" kehrt heim: Reitsch - Hamburg - London - Reitsch! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.04.2015 um 06:00 Uhr
Ein "Großstadtmädchen" kehrt heim: Reitsch - Hamburg - London - Reitsch!
MAGAZIN Miriam Krug strahlt Zufriedenheit aus. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die gebürtige Coburgerin auszog, um die Welt zu erobern. Über die Elbmetropole und Englands Hauptstadt führte ihr Weg nun zurück in die Heimat, wo sie „genau das macht, was ich immer schon wollte“. Mit anpfiff.info spricht sie über Per Mertesacker, Krabbenbrötchen und jede Minute Fußball, die sie auf dem Rasen genießen darf.
Von Bernd Riemke
„Ich habe mir die Frage gestellt, ob das schon alles gewesen ist“, bringt Miriam Krug ihre Beweggründe auf den Punkt, die beschauliche oberfränkische Heimat zu verlassen und ihren Wohn- und Studienort in die Elbmetropole nach Hamburg zu verlagern.

Von Rödental bis Reitsch

Da Papa Thomas im Jahr 2000 die DJK/TSV Rödental trainierte, der seinerzeit auch just zum gleichen Zeitpunkt eine Mädchenmannschaft ins Leben rief, war der Weg des blonden Wirbelwindes eigentlich schon früh vorgezeichnet. Mit zarten sieben Jahren schnürte sie zum ersten Mal die Fußballstiefel und sollte die Leidenschaft bei der Jagd nach dem runden Leder bis heute nicht mehr ablegen. Der Weg der Krug-Geschwister – Bruder Michael (18) hütet inzwischen für den VfL Frohnlach 2 in der Landesliga den Kasten – führte dabei gleichmäßig nach oben. „Ich habe mich geschmeichelt gefühlt und wollte es höherklassig probieren“, erklärt die heute 22-Jährige rückblickend ihren Wechsel zur SpVg Eicha, wo sie in der Bezirksoberliga im zentralen Mittelfeld die Fäden zog und sporadisch in der Bayernliga ihre Einsatzzeiten bekam. Diese weckten schließlich die Lust auf mehr und so nahm Krug beim SV Reitsch einen neuen Anlauf. „Ich war motiviert und gefrustet zugleich, weil ich es in Eicha nicht in die 1. Mannschaft geschafft hatte. Aber ich wollte mir selbst beweisen, dass ich die Qualität habe“, so der technisch versierte Rechtsfuß, dem das sportliche Glück bei der neuen Herausforderung an neuer Wirkungsstätte allerdings zunächst nicht hold sein sollte. Ein Kreuzbandriss beendete jäh das Unterfangen, sich bei den Oranjes zu etablieren und so schloss Miriam Krug (vorläufig) nach acht Bayernliga-Einsätzen das Kapitel SV Reitsch.

Das Studium öffnet neue Türen

„Ich wollte eigentlich schon immer etwas mit Sport machen“, schoss es ihr während des BWL-Studiums in Bayreuth mehrfach durch den Kopf. Dieses begann sie „zwangsweise“, weil die angestrebte Zulassung zur Sportökonomie am Eingangstest scheiterte, den man mit einem Kreuzbandriss selbstredend schwerlich absolvieren kann. Beinahe in einer Nacht-und-Nebel-Aktion packte Krug schließlich ihre Koffer und schrieb sich in Hamburg für den Studiengang des Sport-, Event- und Medienmanagements ein. Die „beste Entscheidung ihres Lebens“ sollte es werden, denn im hohen Norden startete sie endgültig durch. Dort erwachte schließlich auch ihr Wunsch, die Welt zu bereisen: unter Abu Dabi, Dubai und Bali konnte sie bereits einen Haken setzen – unter London auch, denn dort verbrachte sie ein Auslandssemester mit Wohnsitz unmittelbar an der Themse. „Unfassbar viele Eindrücke sind auf mich eingeprasselt und ich habe Freunde aus unterschiedlichsten Kulturen getroffen und kennengelernt. Ich bin eben ein Großstadtmädchen und möchte auch künftig in einem Unternehmen arbeiten, das international ausgerichtet ist“, fasst Krug ihre Zeit auf der grünen Insel zusammen. Mit dem neu gewonnen Selbstvertrauen, dem englischen Einschlag in der Sprache – „ich möchte das Maximum aus meinen skills herausholen“ – und jeder Menge positiver Erfahrungen startet Miriam Krug, die im September ihr Studium mit der Bachelorarbeit beenden wird, zurück in Deutschland weiter durch. Ihre Bewerbung bei act.³, dem Exklusivpartner der adidas-group im Bereich Eventmarketing fand großen Anklang und so trägt sie seit wenigen Wochen die drei Streifen eines der  Weltmarktführers auf der Brust.

Mit 18 Jahren debütierte Miriam Krug (re.) für den SV Reitsch in der Landesliga. Nun kehrt sie zu ihren Oranjes zurück.
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Kicken mit Merte

Ihre allerersten Schritte machte Miriam Krug freilich bei ELBKICK.TV als redaktionelle Mitarbeiterin eines lokalen Fußballmagazins. Als St.Pauli-Legende Marius Ebbers in die 6. Liga zum VfL 93 Hamburg wechselte, führte die gebürtige Fränkin souverän das Interview, doch so sehr sie daran auch Gefallen fand, so sehr wurde ihr im gleichen Maße bewusst, dass ihre wahre Berufung im Eventmarketing liegt. „Das ist genau das, was ich machen will. Events planen und umsetzen. Dadurch bin ich wieder viel unterwegs und kann die Welt bereisen“, schließt sich für die sympathische 22-Jährige damit der Kreis. Als Praktikantin bei act.³ schnuppert sie jetzt schon in das Metier hinein, das sie später so sehnlichst anstrebt. „Unsere Abteilung ist unter anderem an der EURO 2016 beteiligt und ich hoffe natürlich, dass ich die Chance bekomme, da einbezogen zu werden“, so Krug, die unlängst im Firmensitz in Herzogenaurach sogar schon weltmeisterlichen Flair inhalieren durfte. WM-Torschützenkönig James  Rodriguez gab sich ebenso ein Stelldichein, wie „Eistonne“ Per Mertesacker, für dessen Ankunft auf dem obersten Parkdeck des Firmensitzes extra mit Klebestreifen ein Fußballfeld aufgezeichnet wurde, damit er mit den Mitarbeitern eine Runde kicken könne. Nachdem Merte den Aufzug verließ durfte er jedoch unter dem Motto „But first – let me take a selfie“ das Bad in der Menge der wartenden Belegschaft genießen, was ihn selbst ins Staunen brachte. „Ich dachte, wir wollen Fußball spielen“, quittierte er stets fröhlich strahlend die Zuwendung der begeisterten Fans.

Ihr Fußballherz schlägt orange!

Dass die Fußballfanatikerin aus dem Frankenland ihre Stiefel auch während ihres zweijährigen Aufenthaltes im hohen Norden nicht an den Nagel hängen konnte, versteht sich beinahe von selbst. Eine Internetrecherche nach einem Traditionsverein brachte sie schließlich zu Altona 93, wo Miriam Krug in der Verbandsliga auf der Sechser- oder Zehnerposition im zentralen Mittelfeld die Fäden zog. Unvergesslich bleiben in diesem Zusammenhang nicht nur die mehrtägigen Trainingslager im Süden Dänemarks, wo das Fitwerden am Sandstrand gleich doppelt so viel Spaß macht, sondern vor allem erneut die dauerhaften Freundschaften, die daraus entstanden sind. Dank ihrer offenen und zuvorkommenden Art fand die 22-Jährige auch in London beim fünftklassigen Kikk United Anschluss und bereicherte die Uniauswahl mit ihrer Spielkunst. Jede einzelne Erfahrung bereicherte die persönliche Entwicklung der Miriam Krug, für die es nach ihrer Rückkehr in die fränkische Heimat eine logische Konsequenz darstellt, sich wieder ihrem SV Reitsch anzuschließen. „Der Kontakt war nie abgebrochen. Ich habe mich dort unglaublich wohlgefühlt und einige Freundschaften sind auch über die Jahre erhalten geblieben“, so die Rückkehrerin, die mit einer erfreulichen Portion Gelassenheit an ihre alte neue Aufgabe herangeht. Miriam Krug ist sichtlich gereift. Verbissen um den Erfolg hat sie auch vor ihrer Auszeit schon gekämpft, doch nun mischt sich der enorme (nicht nur sportliche) Ehrgeiz mit dem Wissen darum, dass der Fußball vor allem die „schönste Nebensache“ der Welt ist. Nicht zuletzt deshalb weiß sie ihre Ambitionen und Fähigkeiten sehr genau einzuschätzen, wenn sie fröhlich strahlend konstatiert: „Ich freue mich über jede Minute, die ich für Reitsch auf dem Platz stehen kann!“


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Leser-Kommentare

Steckbrief M. Krug

Miriam Krug
Alter
32
Geburtsort
Coburg
Wohnort
Bamberg
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
166 cm
Beruf
Studentin
Hobbies
Reisen, Fitnessstudio
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")
Stationen: 
2000 DJK/TSV Rödental,
SpVg Eicha,
2011 SV Reitsch,
2012 Altona 93,
2014 KiKK United,
ab 2015 SV Reitsch


Entweder...oder

Krabbenbrötchen oder Bratwurst
Es geht nichts über ein Krabbenbrötchen. Wenn man am Samstag früh um 5 Uhr vom Feiern vom Kiez heimkommt, dann war das Krabbenbrötchen auf dem Fischmarkt Pflicht.
Bier oder Gin Tonic
Gin Tonic ist einfach mein Lieblingsgetränk. Im Sommer wie im Winter, egal an welchem Ort.
Fußball spielen oder Berichterstattung
Selber spielen, weil es einfach das Geilste ist, auf dem Platz zu stehen. Ich bin lieber ein Teil des Teams, das um den Sieg kämpft als jemand, der darüber schreibt.
HSV oder FCB
FC Bayern! Ich bin von Kindesbeinen an FC Bayern-Fan. Mit dem HSV sympathisiere ich aber, weil ich dort schließlich zwei Jahre gelebt habe.
Chic oder Casual
Casual! Ich fühle mich im T-Shirt mit Blazer und einer Jeans dazu am wohlsten.
Englisch oder Deutsch
Englisch! Das spreche ich viel lieber und auch Filme oder TV-Serien schaue ich mir lieber auf englisch an, weil bei der Synchronisation so viel verloren geht.

Bilder-Galerie


M. Krug auf der anpfiff-Couch

Meinen nächsten Urlaub plane ich…
In Australien, weil ich einfach die Welt bereisen will. Mein Motto lautet dabei: So weit weg wie möglich!

Dafür habe ich zum letzten Mal viel Geld ausgegeben
Im adidas-Shop beim Schuhe und Pullover-Shoppen, aber auch in London habe ich meinen Geldbeutel ganz schön geleert (lacht).

Zum letzten Mal geweint habe ich…
Als ich London verlassen habe, sind mir schon ein paar Tränchen heruntergelaufen. In den fünf Monaten, in denen ich dort war, habe ich tolle Freundschaften geschlossen und beinahe jeden Tag mit diesen Freunden verbracht. Da war ich beim Abschied schon unfassbar traurig, weil wir auch nicht wussten, wann wir uns wiedersehen würden.

Wenn ich HSV-Trainer wäre…
Würde ich Rafael van der Vaart und Heiko Westermann einfach rausschmeißen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wenn ich einen Tag lang Bundeskanzlerin wäre…
Würde ich ein einheitliches Schulsystem schaffen, das Chancengleichheit herstellt. Da würde es vielleicht schon reichen, wenn ich Bildungsministerin wäre… (schmunzelt)

Wenn ich ein Event organisieren dürfte…
Dann wäre ich gerne im Team für eine Fußballwelt- oder europameisterschaft. Ich würde eine EURO aber nicht in verschiedenen Ländern stattfinden lassen, weil da die Euphoriewelle auf die Zuschauer nicht so überschwappen kann. Die WM hätte ich allerdings auch nicht nach Katar vergeben – wer will schon Public Viewing mit Glühwein?!



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