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Artikel veröffentlicht am 27.10.2014 um 20:00 Uhr

Entspannt an die Tabellenspitze: "Wir haben jedenfalls kein Bauchweh!"

Einige Gerüchte rankten sich vor Saisonbeginn um die Damen der SpVgg Bayreuth. Vom Geheimfavoriten bis zu dem Team, das keine Mannschaft stellen kann, war alles dabei. Inzwischen ist fast die Hälfte der BOL-Saison absolviert und die Altstädterinnen straften bislang all ihre Kritiker Lügen – auf eindrucksvolle Art und Weise, denn vor dem Stadtderby grüßt Gelb-Schwarz vom Platz an der Sonne.

Von Bernd Riemke

„Einige werden sich noch wundern, mit welcher Kraft wir zuschlagen werden“, konterte Spielleiter Peter Kraus schon vor Saisonbeginn jene Unkenrufe, die dem Aufsteiger eine schwierige Saison prophezeiten. In der Tat scheint diese Kraft von Woche zu Woche zuzunehmen. Vom Paukenschlag gegen Mitaufsteiger FC Eintracht Münchberg (12:0) einmal abgesehen, war der Auftakt in die Saison zumindest punktemäßig noch durchwachsen. Insbesondere die völlig verdiente 0:5-Klatsche bei BOL-Dino FC Michelau schien jedoch der Weckruf zur rechten Zeit gewesen zu sein. Seither geht es mehr als nur steil bergauf. Aus den letzten vier Spielen ging die SpVgg bei einem Torverhältnis von 18:1 viermal als Sieger vom Feld. Vorübergehender Lohn ist der Sprung an die Tabellenspitze – wenn auch punktgleich mit dem Stadtrivalen der FC Eintracht; im Übrigen der kommende Gegner der Mannschaft von Meistertrainerin Renate Kraus.

Ein Kader der Extraklasse

Jene Meistermannschaft, die seit der Neugründung im Sommer 2011 in 46 Punktspielen in Folge als Sieger vom Platz ging und drei verlustpunktfreie Titel in Folge feierte, ging punktuell leicht verändert in die Premierensaison in der Bezirksoberliga. Kristin Krause wechselte aus beruflichen Gründen zurück zum FC Pegnitz und Dilara Türk wagte den Sprung zum ETSV Würzburg in die 2. Bundesliga. Nicht weniger schmerzlich wog der Verlust von Spielgestalterin Hannah Marquardt, die es in die USA zog. Die Verantwortlichen blieben jedoch nicht untätig und sorgten auf den vakanten Positionen für adäquaten Ersatz. Vom ASV Hollfeld wechselte die mehr als talentierte Theresa Roß an den roten Main und vom ASV Oberpreuschwitz kam gleich ein Trio, das auf Anhieb zu den erhofften Verstärkungen wurde. Allen voran Vjollca Mustafa, die mit gerade einmal 16 Jahren sogar noch in der U17 auflaufen darf, aber auch schon in der Frauen-BOL eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass sie weiß, wo das gegnerische Tor steht. Sie bildet quasi die „perfekte Ergänzung“ zu Stephanie Schneck. Die 22-Jährige besticht mit einer herausragenden Torquote von fast zwei Treffern pro Spiel in ihren bisher mehr als 50 Einsätzen für die SpVgg. Mit neun Treffern in sieben Spielen steht sie auch in der laufenden Serie schon wieder an der Spitze der internen Torjägerliste. Ebenfalls aus Oberpreuschwitz kamen Sarah Albrecht und Defensivkünstlerin Anna-Lena Goller, die der Abwehr zusätzlich Stabilität verleihen. Und zwischen den Pfosten steht mit Sabrina Sickl eine ehemalige U17-Auswahltorhüterin, die für den 1. FC Nürnberg schon in der Regionalliga das Tor hütete. Hinten hui – und vorne auch, könnte man also das Motto des Liga-Neulings zusammenfassen, denn neben den Neuen, die allesamt sehr gut eingeschlagen haben, verfügt Trainerin Renate Kraus über weitere spielerische Extraklasse im Kader. Um Mimmi Karlsson Brolin, Lena Ganster, die über reichlich Erfahrung in der Bayernliga beim FFC Hof verfügt und Amelie Steininger, die von der SpVgg Greuther Fürth einst in die Wagner-Stadt kam, beneiden nicht wenige die SpVgg Bayreuth, der es gelungen ist eine gesunde Mischung in der eigenen Mannschaft herzustellen. Selbst Julia Schneider (TSV Thurnau) und Alisha Lebrecht (SV Weidenberg), die aus unterklassigen Vereinen den Sprung zu den Gelb-Schwarzen wagten, fügten sich nahtlos ein in ein Ensemble, das nach knapp der Hälfte der Spielzeit nicht umsonst an der Tabellenspitze steht.

Gabriela Steger kurbelt als Spielführerin meist die Aktionen der Altstädterinnen an.

anpfiff.info

Nachhaltige Arbeit im Nachwuchsbereich

Mit Blick auf die Juniorinnen-Abteilung braucht den Verantwortlichen auch vor der langfristigen Zukunft nicht bange werden. „Die Talente aus der Region werden inzwischen darauf aufmerksam, dass sie bei uns ihren Sport unter engagierter Anleitung ausüben können“, bringt Peter Kraus die Förderung der U-Mannschaften auf den Punkt. Die SpVgg Bayreuth will sich dabei freilich nicht als alleinige Speerspitze verstanden wissen. „Die Einladung an andere Vereine zu überlegen, ob es einen gemeinsamen Weg gibt, steht immer offen“, so Kraus weiter, der seine Frauen vor allem in einem Jahr der Konsolidierung sieht, in dem es darum geht, als Einheit zusammenzuwachsen und sich an die gestiegenen Herausforderungen anzupassen. Ein Aufstieg sein in keinem Fall das „absolute Muss“, denn starke Konkurrenz lauert vor allem in der eigenen Stadt. „Die Eintracht leistet seit Jahren super Arbeit“, zollt Kraus den Nachbarn den verdienten Respekt. Eine eigene sportliche Heimat hat die SpVgg auf dem Gelände des Post SV am Mühlgraben in Bayreuth gefunden. „Dort richten wir uns unser eigenes Nest ein. Hinsichtlich der Infrastruktur sind einige Investitionen getätigt worden. Wir fühlen uns hier sehr wohl, fühlen uns aber natürlich trotzdem weiterhin der SpVgg angehörig“, so Kraus hinsichtlich des Umzuges der Damen aufgrund der Platzprobleme des Stammvereins.

Der Rückzug der Reserve

Die Abmeldung der zweiten Mannschaft, die erst im vergangenen Jahr den Aufstieg in die Kreisliga feierte, war dennoch unvermeidlich. „Einige Spielerinnen haben bei uns keine Zukunft mehr gesehen und sich dem SV Mistelgau angeschlossen“, bilanziert Peter Kraus die Spielerwechsel im Sommer, die dazu geführt haben, dass die SpVgg zumindest für die Saison 2014/15 nach insgesamt nicht weniger als 18 Abgängen keine Reserve-Elf mehr ins Rennen schicken konnte. „Natürlich haben wir es probiert, aber bevor wir personelle Klimmzüge machen, haben wir uns für diese Variante entschieden“, hatten die Verantwortlichen dabei in erster Linie das Wohl der Aktiven im Blick, die ansonsten bei einem sehr dünnen Kader womöglich dauerhaft zu Doppeleinsätzen am Wochenende gekommen wären. Da im Gegenzug 46 Mädchen aus der Juniorinnenabteilung des ASV Oberpreuschwitz den Weg nach Bayreuth fanden und sich weitere 30 Mädchen neu anmeldeten, wird Peter Kraus um die Zukunft des Mädchen- und Frauenfußballs bei der SpVgg nicht bange. „Spätestens im nächsten Jahr wagen wir auch mit der Zweiten wieder einen Neustart, dann aber leistungsorientiert“ mit Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs. Die SpVgg Bayreuth hat sich konzeptionell ausgerichtet und blickt in eine vielversprechende Zukunft. Die Ausgeglichenheit der Liga könnte zweifelsohne dazu führen, dass der insgeheim erhoffte Aufstieg in die Landesliga früher vollzogen werden kann als geplant – vielleicht auch schon im Sommer 2015…