Dr. Rainer Koch findet es gut: Freistoß-Spray im Amateurfußball? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.07.2014 um 10:30 Uhr
Dr. Rainer Koch findet es gut: Freistoß-Spray im Amateurfußball?
Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, Dr. Rainer Koch, hat sich für den Einsatz des Freistoß-Sprays im Amateur-Spitzenfußball ausgesprochen. Zuvor hatte sich bereits Wolfgang Niersbach positiv über das Freistoß-Spray und die Torlinien-Technologie geäußert. anpfiff.info hat sich bei Trainern und Funktionären aus dem Amateurbereich umgehört und auch der BFV hat sich dazu geäußert.
Von Sebastian Baumann
"Die Torlinien-Technologie hat sich bei dieser WM bewährt. Es gab zwei, drei Situationen, die vom menschlichen Auge wohl nicht erkannt worden wären. Auch die Schaum-Geschichte sehe ich total positiv. Diese ewige Schieberei bei einem Freistoß - hier ist Ruhe. Das ist eine erhebliche Erleichterung für die Schiedsrichter", sagte Niersbach. BFV-Präsident Dr. Rainer Koch könnte sich ebenso das Spray in den Amateurligen vorstellen. "Die Zeiten, in denen die Schiedsrichter Schwerstarbeit leisten mussten, um den richtigen Ausführungspunkt und den 9,15 Meter-Mauerabstand durchzusetzen, sind vorbei. Das Freistoß-Spray wirkt sich sehr positiv auf das Spiel aus. Ich würde mich freuen, wenn wir es schon bald zumindest in den Spitzenklassen des Amateurfußballs nutzen würden", betonte Koch.

Ein Freistoß-Spray gibt es  im Übrigen aktuell nur im Versandhandel aus den USA und kann für 19 US-Dollar je Dose bezogen werden. Es sind aber keine Verbrauchswerte bekannt, wie oft das Spray verwendet werden kann.

Dr. Rainer Koch
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Doch wie sehen es die Amateure?

Thomas “Happy” Foth (Trainer SpVgg Ansbach 2)

"In höheren Ligen, wie in der Regionalliga, kann ich es mir vorstellen. In der Bayernliga schon eher nicht. In der Regionalliga denke ich kann man es machen, weil da richtig gut Fußball gespielt wird. Aber weiter unten macht das gar keinen Sinn."

Thomas Schneider und Thomas Foth (rechts)
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Thomas Schneider (Trainer TSV 1860 Weißenburg)

"Man muss glaube ich schon die Kirche im Dorf lassen. Früher ist es auch ohne gegangen. Warum muss man das dann bei den Amateuren einführen. Bei den Profis ok, da geht es um viel. Aber bei uns ist das denke ich nicht nötig."

Günther Reitzner (Schiedsrichterobmann Bamberg)

G. Reitzner
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"Ich bin ehrlich gesagt dagegen, das Spray auch in den Amateurligen einzusetzen. Bei der WM hat es sich wohl bewährt, aber ich denke nicht, dass man das auf den Amateurbereich übertragen sollte. Vom Profibereich bis hinunter zu uns liegen Welten. Und wenn der Schiedsrichter genügend Autorität besitzt, wird der Abstand auch eingehalten. Zudem kann er bei Nichteinhalten auch strafend einwirken. Bei uns sehe ich den Aufwand also nicht gerechtfertigt, da gäbe es wichtigere Sachen, um die man sich kümmern sollte. Ich selbst pfeife seit 43 Jahren - ca. 3.500 Spiele - und bei keinem einzigen Spiel dabei, weder bei einer WM, noch bei einer EM und auch bei keinem einzigen Bundesliga-Spiel, hat es ein Problem mit der Mauerbildung von 9,15 m gegeben.
Bei all diesen Spielen/Turnieren gab es bis jetzt keine einzige Gelbe Karte wegen dem "Nichtabstand". Hierzu können sämtliche Sportzeitungen (kicker) seit Jahrzehnten nachgeschaut werden. Was ich ausdrücken will ist, dass es bisher im Fußball auch ohne dieses Spray ging. Es ist unnütz wie ein Kropf.... Ganz anders ist es mit der Torlinien-Kamera: Hier haben wir SR Probleme mit der Erkennung "Ist der Ball hinter oder vor der Linie??". Diese neue Regelung begrüßen wir SR selbstverständlich, weil es eine Erleichterung ist. Durch die Tatsachenentscheidung in der Hundertstelsekunde, was mit dem normalen Auge nicht gesehen werden kann, sind wir SR immer die Buh-Männer der
Nation. Und dies werden wir auch solange bleiben, bis sich die Vereine auf DFB-Ebene finanziell darüber einigen."

Normann Wagner (Trainer FSV Erlangen-Bruck)

"Eigentlich ist es mir egal.Aber wahrscheinlich kommen dann wieder auf die Vereine irgendwelche Kosten zu und dann wäre es ein Schmarrn. Wenn sonst alles gleich bleibt, dann können Sie es gerne machen. Wenn der Schiedsrichter seine Schritte nicht richtig abzählt, dann bringt das Spray auch nichts."

Hendrik Baumgart (links) und Normann Wagner
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Hendrik Baumgart (Trainer SC Eltersdorf)

"Ich finde es nicht schlecht. Wir werden in ein paar Jahren einige Dinge im Amateurbereich machen, die es jetzt noch nicht gibt. Deswegen finde ich es nicht negativ. In den Amateurligen gibt es allerdings sowieso nicht so viele Freistoßspezialisten, bei denen es um Zentimeter geht."

Joachim Uhsemann (Manager SC Eltersdorf)


"Ich halte das für überzogen. Wir bewegen uns immer mehr weg vom normalen Fußball. Ich weiß nicht, ob es sein muss dass der Schiri mit dem Spray rum laufen muss. Je mehr Einfluss von außen auf das Spiel kommt, um so mehr geht der Fußball von seinem Weg weg."



Bernd Eigner (Trainer FC Sand)

"Als ich finde es aus Trainer- und Fußballer-Sicht gut. Es gibt bei Freistößen keine Diskussionen mehr, weil eine klare optische Ansage an die Spieler da ist: 'Bis hierher - und nicht weiter!' Natürlich kann der Schiedsrichter auch bisher bei Nichteinhalten des Abstandes Gelb zeigen. Aber solche - gerade für Trainer ärgerliche und unnötige Karten können, denke ich, dadurch schon verhindert werden. Denn man sieht ja, dass die Spieler sich recht gut an diese 'Grenzziehungen' halten."

Gerd Schimmer (Trainer DJK Don Bosco Bamberg)

"Ich halte das Spray für sinnvoll. Durch die Visualisierung halten sich die Spieler eher an den Abstand. Und ich denke auch, dass es insgesamt Zeit erspart. Schließlich nutzen es die Spieler halt manchmal aus, wenn sich der Schiedsrichter nach dem Stellen der Mauer dem Schützen zuwendet und verkürzen dann den Abstand. Wenn dann der Schiedsrichter Nachjustieren muss, dauert das seine Zeit. Insofern sehe ich das Spray als einen Vorteil für alle Beteiligten an und hätte gewiss nichts gegen eine Einführung in den höheren Amateurligen." 

Stefan Stadelmann (Schiedsrichterobmann Erlangen-Pegnitzgrund)


"Ein SR der so was braucht, hat keine Autorität. Ich habe  mit Verwarnungen oder Ansprache an die Spieler alle Möglichkeiten die Mauer zu stellen.  Wenn die Schiedsrichter gemäß Anweisung des DFB endlich mal diese Unsportlichkeiten bei der Mauerstellung rigoros unterbinden würden, dann würde keiner nach einem Spray fragen. Der Fußball sollte so sein wie er ist.  Ich glaube nicht, dass wir so etwas im unteren Bereich brauchen."

Update: Der BFV wird über das Thema diskutieren

Auch der BFV hat sich mittlerweile zu dem Thema geäußert. "Der BFV wird nun zunächst den Bericht des deutschen WM-Schiedsrichters Felix Brych sowie die Beratungen im DFB- Schiedsrichterausschuss abwarten. Nach dem Verbandstag im Juli diskutiert der neue Verbands-Schiedsrichtausschuss des BFV dann in Ruhe über eine mögliche Einführung des Freistoß-Sprays in den bayerischen Amateurspitzenligen, also der Regionalliga Bayern und den Bayern- und Landesligen.", erklärt Thomas Müther. Laut Aussage des Pressesprechers ist es auch nicht geplant kurzfristig - also in der kommenden Saison - das Spray einzuführen.

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