Vor zehn Jahren: Ganz oben – und auf dem Weg nach unten - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.02.2008 um 03:00 Uhr
Vor zehn Jahren: Ganz oben – und auf dem Weg nach unten
MAGAZIN In nur zwei Jahren von der Kreisliga in die Bezirksoberliga – für Wacker Bamberg wurde 1997 ein Traum wahr. Ein Traum allerdings, der sich rasch zum Alptraum entwickelte. Denn was dem glanzvollen Aufstieg in Oberfrankens höchste Spielklasse folgte, ist mit dem Begriff „Absturz“ nur sehr unzureichend beschrieben.
Von Robert Schäfer
35:101 Tore und magere fünfzehn Punkte – lediglich der SV Weidenberg hatte am Ende der Saison 1997/98 noch weniger Zählbares vorzuweisen als der FC Wacker. Nach nur einem Jahr in der Bezirksoberliga musste der Neuling den bitteren Gang zurück in die Bezirksliga antreten. Ein Abstieg, der aus der Rückschau betrachtet eigentlich schon zu Saisonbeginn feststand.  

Mit Dieter Göbhardt begann der steile Aufstieg

Der steile Aufstieg des FC Wacker hatte Anfang der neunziger Jahre begonnen. 1993 verpflichtete die Vereinsführung Dieter Göbhardt als Spielertrainer, dieser formte aus einem vormaligen Abstiegskandidaten eine Mannschaft, die auf Anhieb Rang drei in der Kreisliga (der damaligen A-Klasse) belegte. Bereits in der darauffolgenden Saison, 1994/95, errang Wacker die Meisterschaft und schaffte in der Folge erstmals den Sprung in die Bezirksliga. Auch dort spielte die Göbhardt-Elf von Anfang an eine mehr als ordentliche Rolle, schloss die erste Spielzeit auf Rang vier ab und errang im Jahr darauf – trotz zahlreicher verletzungsbedingter Ausfälle – den Vizemeistertitel. Dieser berechtigte zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation, in der die Bamberger den ATS Hof-West mit 4:2 besiegten. Die Sensation war perfekt, Wacker war in die Bezirksoberliga aufgestiegen! Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte markierte jedoch zugleich auch den Anfang vom Ende des Höhenfluges. Die Saison 1997/98 sollte letztlich zum großen Wendepunkt für die Kleeblatt-Elf werden.  

Jedes Kreuz ein Abgang: Das Mannschaftsbild des FC Wacker aus der Saison 1996/97 verdeutlicht den enormen Aderlass, den der Verein beim Start in die Bezirksoberliga zu kompensieren hatte.
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Dem Meistertitel folgte der Massenexodus


Denn unmittelbar nach dem triumphalen Aufstieg fiel die Mannschaft um Dieter Göbhardt nahezu vollständig auseinander. Nicht weniger als zwölf Spieler verließen nach dem Aufstieg den Verein, allen voran Dieter Göbhardt selbst, den es zum Ligakonkurrenten Memmelsdorf zog. Mit ihm wechselten auch Dietmar Schönlein, Thomas Krümmer und Jürgen Pflaum in die Schmittenau, während sich Thomas Herzog dem SV Waizendorf anschloss. Manfred Hoff und Werner Hohner wechselten derweil zum ASV Gaustadt, Christian Hager zum TSV Scheßlitz, Keeper Ralf Baum und Michael Kühnpast zum 1. FC Bamberg – ein regelrechter Massenexodus der Leistungsträger! Als schließlich die Saison 1997/98 begann, standen aus der Stammformation der Aufstiegsmannschaft lediglich noch drei Spieler im Kader des FC Wacker: Harald Gügel, Matthias Kaiser und Luan Jefkaj. Zu wenig, um die Klasse halten zu können, wie sich bald schon zeigen sollte. Zwar verpflichtete die Vereinsführung mit Arno Bauerschmitt einen durchaus fähigen neuen Trainer, bei den siebzehn Neuzugängen, die er zu einer schlagkräftigen Truppe formen sollte, handelte es sich jedoch zumeist um Spieler aus unteren Klassen, die kaum über die nötige Erfahrung für das Abenteuer Oberliga verfügten. Ein „Team der Namenlosen“ nannte nicht ohne Grund der anpfiff die völlig umgekrempelte Wacker-Elf – und die erlebte in der BOL ein böses Erwachen.  

Das Pech klebte dem FC Wacker in der Bezirksoberliga förmlich an den Stiefeln. Auch das Derby beim ASV Gaustadt verlor der Neuling mit 2:0 und musste mit leeren Händen die Heimfahrt an den Margarethendamm antreten. In dieser Situation klärt allerdings Wacker-Keeper Wolfgang Teufel vor den Gaustadter Angreifern.
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Vom ersten Spieltag an ohne Chance


Vom ersten Spieltag an war die unerfahrene, nicht eingespielte Mannschaft hoffnungslos überfordert. Nach sieben Spieltagen standen für den Aufsteiger null Punkte und 9:31 Tore zu Buche, erst im achten Anlauf gelang gegen den späteren Mitabsteiger Weidenberg der erste Sieg, ein 3:0. Abgesehen von einem 1:0-Erfolg gegen Neuses sollte dies bis zum Ende der Vorrunde der einzige Dreier der Bamberger bleiben, mit mageren sechs Punkten auf der Habenseite ging Wacker in die Winterpause. Um die Klasse doch noch halten zu können, holte die sportliche Leitung zur Rückrunde einige namhafte Zugänge an den Margarethendamm, allen voran Lytvi Jefkaj vom FC Strullendorf und Jürgen Deuber vom 1. FC Bamberg, die beide reichlich Landesligaerfahrung mitbrachten. Alle Mühe war freilich vergebens. Zwar verbesserte sich der Aufsteiger in der zweiten Saisonhälfte unmerklich, doch mehr als fünfzehn Punkte und der vorletzte Platz sprangen unter dem Strich nicht heraus für die tapfer gegen den Abstieg ankämpfende Mannschaft. Dass Trainer Arno Bauerschmitt irgendwann entnervt und resigniert das Handtuch warf und durch Vorstand Fred Gräf ersetzt wurde, fiel da eigentlich kaum noch ins Gewicht. Der Höhenflug der Wackeraner war nach nur einem Jahr in der Bezirksoberliga abrupt zu Ende – und die Landung hart. Dem Sturz aus der Oberliga folgten noch zwei weitere Abstiege in Folge, mithin der freie Fall bis in die Kreisklasse. Erst danach begann sich der Verein allmählich wieder zu erholen von seinem Ausflug in die Höherklassigkeit.    

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