Christian Hofberger bei der GFT: Starker Fortbildungsauftakt ins Jahr 2014 - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 17.03.2014 um 23:23 Uhr
Christian Hofberger bei der GFT: Starker Fortbildungsauftakt ins Jahr 2014
Vollbesetzt war das Hallstadter Vereinslokal "Maastümpfl" bei der ersten Trainerfortbildung der GFT im Jahr 2014. Referent Christian Hofberger vom Württembergischen Fußballverband wusste bei seinem Thema "Ballorientierte Spiel, Spieleröffnung: schneller Gegenangriff" sowohl in der Praxis, die er mit Spielern von Don Bosco und der A-Jugend des FC Eintracht Bamberg durchführte, als auch in der Theorie zu überzeugen.
Von Markus Schütz
Ständige Angriffsbereitschaft aller Akteure, so Christian Hofberger, gebe man als Zielvorgabe bei der Trainerausbildung des WFV aus. Nicht mehr das Verteidigen im eigentlichen Sinn, sondern Ballbesitz - und im Falle des gegnerischen Ballbesitzes sofortiger Ballgewinn - sollen das Ziel jedes Spielers sein. Angefangen in vorderster Front: der Stürmer ist derjenige, der als Erster den Ballwiedergewinn anstrebt, bis hin zum Torwart, der eine Art Libero ist, der mitspielt, Anschluss hält und im modernen Fußball pro Spiel seine 30 Kontakte mit dem Fuß hat. "Soll man ernsthaft heute noch einen Spieler wie Philipp Lahm, der permanent in der Vorwärtsbewegung ist und sich ins Angriffsspiel mit einschaltet, Verteidiger nennen?", so die rhetorische Frage von Christian Hofberger, passend zur Spielphilosophie, die er und seine Kollegen vom WFV vertreten und an der er die versammelten GFT-Trainerkollegen in seinem kurzweiligen Vortrag teilhaben ließ.

Christian Hofberger ist Trainer beim Württembergischen Fußballverband.
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"Vertikal ist optimal"

Ausgehend von diesem Ansatz, sind zwei Fragen elementar: wo gewinnen wir den Ball und wann gewinnen wir ihn? Christian Hofberger bevorzugt wegen der größeren Anschlussmöglichkeiten in der Spielfortsetzung, den Ballgewinn im Zentrum und beschäftigte sich in seinem Referat mit dem Thema der Spieleröffnung gegen einen noch ungeordneten Gegner! "Es besteht also Zeitdruck, um diese Unordnung auszunutzen! Das Mittel ist Tempo und der sofortige Versuch, wenn möglich mit hohem Risiko vertikal zu spielen. Vertikal ist optimal!", so der Gymnasiallehrer, der mit 26 Jahren als Spielertrainer in der drittniedrigsten Liga einstieg und und bis hoch zur 3. Liga mittlerweile alles trainiert hat. Sechs Sekunden, so die Faustregel, benötige eine halbwegs organisierte und trainierte Mannschaft, um in ihre defensive Grundordnung zurückzukehren. "Der erste Blick des ballgewinnenden Spielers muss also nach vorne gehen! Er muss sich fragen und sofort entscheiden: 'Geht etwas nach vorne'?" Wenn diese Chance besteht, sollte der Spieler ein hohes Risiko gehen und den Ball in die Zielräume spielen. Zur Bestätigung dieses Risikos müsse man sich nur die Entstehung der Tore quer durch alle Ligen ansehen: "Die meisten Treffer fallen entweder im Anschluss an einen Standard, oder eben durch schnelles Konterspiel. In den seltensten Fällen entstehen Tore dadurch, dass sich eine Mannschaft von hinten bis vorne durch die Reihen eines formierten Gegners kombiniert und dann zum Abschluss kommt!" Deswegen sei es eben elementar wichtig für die Akteure, "so schnell wie möglich Lösungen für das vertikale Spiel zu finden. Ansonsten greift Plan B...!" Und dieser Plan B besteht, in der Reihenfolge der nächstbesten Möglichkeiten aus Flügelspiel ballnah, Flügelspiel ballfern, Spielverlagerung über die dritte Reihe. "Um die erfolgversprechendste Lösung zu finden und um den Ball nicht nur stur nach vorne zu kicken, braucht der Spieler schließlich Technik und Spielübersicht, Spielverständnis und Selbstvertrauen und auch einen Trainer, der klare Vorstellungen von dem Fußball hat, den er seinen Spielern und seiner Mannschaft vermitteln will - unabhängig von des Volkes Meinung am Spielfeldrand!"

"Ständige Angriffsbereitschaft" der gesamten Mannschaft ist das Credo in der Trainerausbildung des WFV.
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"Es ist ein schönes Spiel - lasst es auch schön spielen..."

Eine weitere Konsequenz des ballorientierten Spiels ist nach Ansicht des in Ditzingen wohnhaften Gymnasiallehrers mit A-Lizenz, "auch die offene Stellung bei der Verteidigung von Standards. Es wird ballorientiert im Raum verteidigt!" Konsequent ist im Sinne des sofortigen Ziels, wieder in Ballbesitz zu kommen, das Gegenpressing. Das heißt, dass niemand sich weg vom Gegner fallen lässt, um wieder in die Ordnung zu kommen und dem Gegner Raum zum Aufbauen lässt, sondern sofort wieder da in den Angriff übergeht, wo der Ball verloren wurde. Ein großes Anliegen ist dem Lehrer und Fußball-Lehrer auch die Kommunikation der Spieler untereinander auf dem Feld: "Ich bin der Meinung, keiner sollte schreien, der den Ball nicht hat. Der mit Ball entscheidet, ob er passt oder ins Dribbling geht." Hilfreich sind selbstverständlich Angaben an den Ballführenden wie "Ball halten!", "Abbrechen!", "Überzahl!" u.ä. Christian Hofberger ging bei seinem Vortrag noch weiter in die Tiefe, spielte zu Demonstrationszwecken Videobeispiele ein und gab den anwesenden Trainern zahlreiche Tipps für die Umsetzung bei ihren Vereinen mit an die Hand. Und schloss mit den Worten: "Fußball ist ein schönes Spiel - lasst es auch schön spielen!" Vorsitzender Heinz Eger lobte den Referenten ausdrücklich, bedankte sich und gab zugleich einen Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen im Mai und Juni, die in Weismain stattfinden werden. Genauere Angaben zu diesen Terminen folgen.

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