Frankens Nationalmannschaft: Neuer Versuch: Auf Helgoland im Sommer? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.01.2014 um 06:00 Uhr
Frankens Nationalmannschaft: Neuer Versuch: Auf Helgoland im Sommer?
MAGAZIN „Der Verband ist anscheinend völlig humorlos“, sagt Helmuth Weisensel. Der 51 Jahre alte Fußballtrainer aus Schleerieth im Landkreis Schweinfurt hatte mit zwei Freunden eigentlich vor, eine Nationalmannschaft Frankens unter der Trägerschaft eines Fränkischen Fußball-Bundes ins Leben zu rufen. Doch der Bayerische Fußball-Verband scheint dieses witzig gemeinte Vorhaben weiterhin mit aller Macht verhindern zu wollen.
Von Michael Horling
Als die Idee aufkam, eine Auswahl aus Spielern aus allen drei Teilen Frankens zu bilden, die es nicht in die echte Nationalmannschaft geschafft haben und auch nicht in den bezahlten Fußball, meldete sich recht schnell der BFV zu Wort. „Die Idee einer fränkischen Nationalmannschaft hat durchaus Charme und Witz“, erkennt auch der Bayerische Fußball-Verband in Person von Pressesprecher Thomas Müther an. „Trotzdem haben wir den Antrag zur Bildung einer Nationalmannschaft Frankens abgelehnt.“ Für Auswahlmannschaften in Bayern sei einzig der BFV verantwortlich, sagt Müther, „zudem sind wir als Verband durch die Verzahnung unserer Satzung mit den Bestimmungen des DFB und der UEFA oder FIFA dazu angehalten, ausschließlich gegen Mitglieder der nationalen oder internationalen Fußballverbände anzutreten.“ Die Gegner müssten also ebenfalls bei UEFA oder FIFA organisiert sein, was im konkreten Fall aber nicht der Fall ist.

Helmut Weisensel möchte trotz Absage im Sommer einen neuen Anlauf starten.
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Geplantes Spiel muss entfallen

Für den 16.02.2014 planten die Initiatoren im Gerolzhofener Steigerwaldstadion ein Spiel gegen die Tamilen. Auf der Seite der Confederation of Independent Football Associations www.conifa.org ist diese Partie sogar noch angekündigt. Der Gegner ist jedoch eine der Nationalmannschaften, die nicht FIFA-Mitglied sind. Wie auch die Provence, die Westsahara, Grönland, das Baskenland, die Isle of Man, der Kosovo oder Sansibar, um nur einige weitere zu nennen. Die Tamilen wollen im Februar nach Deutschland reisen und vier Vorbereitungsspiele für die WM 2014 im schwedischen Östersund bestreiten, wo dann auch Nordzypern, Kurdistan oder Okzitanien mitspielen werden. Gegen Helgoland, die Sorben und die Sinti und Roma planen die Tamilen zu spielen. Und sie wollten auch auf Franken treffen.

Nachdem der BFV aber seine Unterstützung untersagte, suchten Helmuth Weisensel und seine Mitstreiter, Matthias Schmitt und Jochen Pfeuffer, die beide im Fränkischen Bund aktiv sind und sich dort für den Erhalt von Kultur und Brauchtum der drei Regierungsbezirke einsetzen, nach Alternativen. Die waren an sich recht schnell gefunden: Ehemalige Fußballer aus Franken, Senioren also und alte Herren sowie nicht mehr Aktive, möglichst höchstens 40 Jahre alt und mindestens einst Bayernligaspieler, sollten die „Nationalelf“ bilden. Fünf bis acht Mann hatte er schnell zusammen. Darunter den 379-fachen Bundesligaspieler Martin Schneider (45) aus Schweinfurt oder Dieter Wirsching (40), Ex-Profi beim 1. FC Schweinfurt 05 und derzeit Trainer der Würzburger Kickers. „Die würden gerne spielen. Also haben wir das Gespräch mit dem Verband gesucht“, sagt Weisensel.
Kandidat für Franken: Martin Schneider (re.), bald Coach des FV Karlstadt.
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Schneider und Wirsching wären gerne dabei
 
Doch alles kam ganz anders. Der 51-Jährige berichtete von einem Telefonat mit Benjamin Daub, Abteilung Spielbetrieb beim DFB. Der habe sich solidarisch erklärt mit dem BFV und sein Veto eingelegt. „Ich habe keine Ahnung, warum man uns solche Steine in den Weg legt“, sagt Weisensel. Wirsching erzählt, dass er „die Idee geil“ findet. „Als lokaler Patriot hätte ich Helmuth gerne unterstützt, auch wenn ich nicht weiß, ob ich fußballerisch noch weiterhelfen kann“, lacht der Ex-Profi, der aber vom BFV einen Anruf bekam. „Man hat mich darauf hingewiesen, dass ich einen Spielerpass und eine Trainerlizenz vom BFV habe. Mir sind ein Stück weit die Hände gebunden“, sagt Wirsching offen. „Viele der Oldies sind heute Trainer. Somit wird für uns die Auswahl immer kleiner“, weiß Weisensel.

Martin Schneider, einst Jugend-Nationalspieler, der ab Sommer den FV Karlstadt Trainer wird, hofft auf weitere „Länderspiele“. Er findet die Sache lustig: „Ich wäre dabei. Aber ich will keinen Ärger haben. Man sollte mit dem Thema lockerer umgehen und nicht nur auf Paragrafen schauen.“ Trotz erteilter Zusage zog der FC Gerolzhofen schon im altem Jahr seine Bereitschaft zurück, das Steigerwaldstadion für die Partie zur Verfügung zu stellen. „Ich vermute, dass auch der BFV dahinter steckt. Wenn das der Fall ist, haben wir verloren“, befürchtete Weisensel. Der Verein begründete die Absage mit einer Entscheidung nach Absprache mit dem Platzwart, das Rasenfeld sei Mitte Februar nicht bespielbar.

Feste Einrichtung für Franken


„Scheinbar hat er Meteorologie studiert, wenn er das im Dezember schon weiß“, sagte Weisensel damals trocken. Enttäuscht vom BFV sei er, „weil der Verband die Sache anscheinend völlig in den falschen Hals bekommen hat“. Weisensel führt noch einmal aus, dass das Ganze auf einer witzigen Idee basierte, dass die Initiatoren eine feste Einrichtung aus der Nationalmannschaft Frankens machen wollten und eine Teilnahme an der Nicht-FIFA-WM freilich ein Ziel gewesen wäre. Oder ein Match gegen den von Giovanni Trapattoni trainierten Vatikan „mit dem Anstoß des Heiligen Vaters“, wie der 51-Jährige nicht ganz so ernst träumt.
 
Wäre als Spieler wohl mit dabei: Dieter Wirsching, Trainer der Würzburger Kickers.
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Für Sky war das Spiel interessant

Überhaupt sollte der Spaß im Vordergrund stehen und zudem ein Benefizgedanke im Hintergrund, denn die Erlöse waren als Spende gedacht. „Der gute Zweck liegt uns besonders am Herzen. Ein Teil des eingenommenen Geldes aus Gerolzhofen sollte an die Schweinfurter Kindertafel gehen“, versicherte Weisensel ganz konkret. Dass er sich seitens des DFB scheinbar den Vorwurf gefallen lassen musste, der andere Teil würde in die Taschen der Ideengeber wandern, bestärkt den Schleeriether in seiner Vermutung: „Dem Verband fehlt es einfach am Humor.“ Sogar bei Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen war Weisensel zu Gast und sagte im Beitrag: „Ich kämpfe weiter für eine fränkische Nationalmannschaft.“ Auch der Bundesliga-Bezahlsender Sky interessierte sich für das Thema. Stand heute soll im Sommer mit Jung-Senioren als Spieler ein Neuanlauf gewagt werden.

Dann könnte es gegen die Sorben, die Sinti und Roma oder Helgoland gehen. Helgoland? Richtig! Die Inselgruppe in der Nordsee will im Februar gegen die Tamilen auf Kunstrasen ihr erstes Nationalspiel austragen. Mathias Kaufmann ist Spieler und Mitorganisator und findet es „total gruselig“, dass den Franken scheinbar schwere Steine in den Weg gelegt werden. „Bei uns gab es keinen Ärger, niemand hat sich gemeldet. Das würde mich auch verwundern.“ Die Insel gehört fußballtechnisch zum Hamburger Verband, der dortige VfL nahm bis vor rund einem Jahrzehnt zumindest am Verbandspokal teil. Die Kicker sind alles Inselbewohner und dort beschäftigt. „Mit 16 Mann könnten nicht jede Woche aufs Festland reisen", erzählt der Kaufmann. Doch die Franken würden die Helgoländer gerne empfangen!

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Steckbrief H. Weisensel

Helmuth Weisensel
Alter
62
Geburtsort
Werneck
Wohnort
Schleerieth
Familie
ledig, 1 Kind
Größe
180 cm
Gewicht
89 kg
Beruf
Freiberuflicher Dozent
Hobbies
Geschichte, Heimat, Faustball


Organisationen

Das NF-Board wurde 2003 gegründet, um Länder und Regionen zu vertreten, die nicht als eigene Staaten anerkannt sind und somit kein Mitglied der FIFA werden können. Das NF-Board organisiert den VIVA World Cup und UNPO-Cup (Webseite).

Die CONIFA (Confederation of Independent Football Associations) wurde 2013 aufgrund von organisatorischer und personellen Problemen im NF-Board gegründet. Erstmals findet 2014 das CONIFA World Championship statt (Webseite).

Viva World Cup

Der VIVA World Cup ist eine alle zwei Jahre stattfindende, inoffizielle Fußball-WM für Regionen- und Volksauswahlen sowie Länder, die nicht in der FIFA organisiert sind. Ausgerichtet wird der Turnier vom Nouvelle Fédération Board (NF-Board) und wurde bislang fünf Mal ausgetragen (Webseite).

Mitglieder NF-Board

Westsahara
Monaco
Lappland
Nordzypern
Tibet
Chagos-Archipel
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Kaskadien*
Franken*
Kasachen*
Westindische Inseln*

* provisorisch (Webseite), Stand: 12.11.2013

Hall of Fame VIVA World Cup

2012 in Kurdistan
Gewinner: Kurdistan – Nord-Zypern 2:1
Spiel um Platz 3: Sansibar – Provence 7:2

2010 in Gozo
Gewinner: Padanien – Kurdistan 1:0
Spiel um Platz 3: Okzitanien – Sizilien 2:0

2009 in Padanien
Gewinner: Padanien – Kurdistan 2:0
Spiel um Platz 3: Lappland – Provence 9:8 n.E.

2008 in Lappland
Gewinner: Padanien – Assyrien 2:0
Spiel um Platz 3: Lappland – Kurdistan 3:1

2006 in Okzitanien
Gewinner: Lappland – Monaco 21:1
Spiel um Platz 3: Okzitanien – Südkamerum n.a.

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