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Artikel veröffentlicht am 11.12.2013 um 14:00 Uhr

Joel Hildebrand: Fußball als Lebensanker für die Armen

MAGAZIN Nicht viele 24-Jährige verbringen ihren Urlaub damit, in einem fremden Land Hilfsbedürftige zu unterstützen. Joel Hildebrand, Kreisliga-Fußballer bei der DJK Gaustadt schon. Er war drei Wochen in einem Armenviertel in Kolumbien und kann davon erzählen, wie sehr ein für uns ganz normaler Kunstlederball, dort Kinderaugen zum Leuchten bringt. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen und über sein Hilfsprojekt!!

Von Markus Schütz

Joel Hildebrand

anpfiff.info

Über 200000 in den ca. 3500 Vereinen registrierte, aktive Fußballer gibt es in Kolumbien, der 42 Millionen Einwohner zählenden Republik im nördlichen Teil von Südamerika. Etwa in der Mitte des Dreiecks der drei größten kolumbianischen Städte Bogota, Medellin und Cali, liegt die Stadt Pereira mit über einer halben Million Einwohnern. Im Armenviertel des Stadtteils Villa Santana ist das Kinder- und Jugendhaus des Vereins "Pan de Vida" ("Brot des Lebens") beherbergt. Umgeben von Armut und Kriminalität in einer Gegend, in der jedes Fenster in den Gebäuden aus Angst vor Raub und Diebstahl mit Eisengittern gesichert ist. Es gilt das Recht des Stärkeren, die Polizei ist längst machtlos - oder korrupt. In der Obhut der 2009 gegründeten, christlichen Hilfsorganisation befinden sich rund 55 Kinder, die jeden Tag nach der Schule ein Mittagessen erhalten und um die sich gekümmert wird. Drei Wochen verbrachte Joel Hildebrand dort, um "mit den Kindern zu beten, zu singen, zu lernen, für sie zu kochen und sinnvoll Zeit mit ihnen zu verbringen!", erzählt der gelernte Einzelhandelskaufmann, der in Kürze eine Umschulung zum Heilerziehungspfleger beginnen wird. Zwar beherrschte Joel Hildebrand schnell ein paar Brocken Spanisch, "aber die Verständigung funktionierte mehr mit Händen und Füßen." Vor allem mit den Füßen: denn im Umgang mit den Kindern des kolumbianischen Armenviertels, spürte Joel Hildebrand dann am eigenen Leib die verbindende Wirkung des Fußballs - und zum wichtigsten spanischen Wort wurde: "Futbol". Die Regeln des Sports sind auf der ganzen Welt die gleichen, "die Voraussetzungen aber komplett verschieden. Die Verhältnisse sind im Unterschied zu denen, die wir kennen, schon krass!" Deswegen ist es eher unwahrscheinlich, dass einem der Kinder aus Villa Santana den Weg zur Berühmtheit eines Carlos Valderrama gelingt, der durch seine "Wunderheilung" im WM-Spiel 1990 gegen Deutschland auch hierzulande in Erinnerung blieb. Oder eines Rene Higuita, des exzentrischen Keepers, den sie "el loco", den Verrückten nannten. Ebenfalls noch auf dem Schirm dürfte ("el tren") Adolfo Valencia sein, der 1994 mit Bayern Deutscher Meister wurde. Aber darum geht es vordergründig nicht.

Joel Hildebrand im DJK Gaustadt-Trikot auf dem Fußballplatz im Armenviertel von Villa Santana in Kolumbien.

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"Beim Anblick meines Balles leuchteten die Augen der Kinder"

"Bei uns besitzt jedes Kind mindestens einen Ball, das ist etwas ganz Normales. Für die Kinder im Armenviertel von Villa Santana ist ein Kunstleder-Ball, wie ich einen dabei hatte, aber eine Besonderheit, sie kicken in der Regel mit einem notdürftig und halbwegs rund aus Fetzen zusammengenähten Etwas. Unglaublich, wie deshalb die Augen der Kinder zu leuchten begannen, als ich meinen Ball hervor holte!", erinnert sich Joel Hildebrand zurück. "Fußball ist eine Möglichkeit und eine Chance, gerade die Kinder in den Armenvierteln von der Straße zu holen! Wenn sie gemeinsam kicken, vergessen sie ihre Sorgen!", so Joel Hildebrand. Denn solange sie ihre Zeit auf einem der vielen Fußballplätze verbringen, deren Untergrund meist Beton ist, lenkt das zum einen von den zahlreichen in den Familien vorherrschenden Problemen wie Kindesmissbrauch, Mangel- und Unterernährung oder Ausbeutung ab. Zum anderen kann vielleicht der Weg in die allgegenwärtige Prostitution, den Drogenhandel und die Kriminalität verhindert werden. So schwitzte der Bamberger viele Stunden unter der glühenden kolumbianischen Sonne auf einem der seltenen Kunstrasenplätze, wie einer hinter dem Kinder- und Jugendhaus angelegt ist, mit den sechs- bis dreizehnjährigen Kindern. "Die älteren Jungs, so ab 16, standen außerhalb, nahmen Drogen und der eine oder andere hatte eine Schusswaffe im Hosenbund stecken!", zeigt er auf, wohin der Weg eines Heranwachsenden im Armenviertel in aller Regel führt.

Joel Hildebrand mit einem Schützling in den Räumlichkeiten von "Pan de Vida", einer christlichen Hilfsorganisation.

anpfiff.info

Als Bruder von Schweinsteiger angekündigt...

Bei aller Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit, mit der der junge Joel Hildebrand seinen Glauben lebt, der ihm die größte Motivation ist, hat er auch humorvolle Geschichten aus seiner Zeit in Kolumbien zu berichten. Als ein Besuch in einem Nachbarviertel anstand, wurde er tags zuvor von seinem spanischsprechenden Kollegen als "der kleine Bruder von Schweinsteiger" telefonisch angekündigt - ohne sein Wissen. Eine gewisse Ähnlichkeit zum Bayern-Star ist vielleicht sogar vorhanden. "Jedenfalls rechneten wir mit ca. 20 Kindern, mit denen wir Fußball spielen wollten. Als wir ankamen, war ich überrascht, als mehr als 100 Leute auf uns warteten. Mein Kollege hat mich dann aufgeklärt, als wen er mich angekündigt hat. Beim Fußballspielen selbst, es war einer meiner ersten Tage und ich hatte mich noch nicht an die Hitze gewöhnt, ging mir schon nach zehn Minuten die Puste aus...!", erzählt Hildebrand lachend. "Im Nachhinein haben sich einige Kolumbianer sicher gefragt, wie zwischen Brüdern so ein Leistungsunterschied bestehen kann...!" Und tatsächlich: die Karrierehighlights des im Sturm oder im offensiven Mittelfeld des Kreisligisten DJK Gaustadt eingesetzen Kickers sind überschaubar: "Ich habe erst sehr spät vereinsmäßig begonnen. Mein erfolgreichstes Erlebnis ist ein vorentscheidender Treffer, den ich gegen die Sportfreunde Bamberg bei einer Zwei-Mann-Unterzahl schoss!", schmunzelt er. Die Vorbilder des Bayern-Fans sind Akteure wie David Alaba oder Kaka, "die ihren Glauben offen nach außen bezeugen." Auch der 24-Jährige tut das: "Ich bete täglich. Übrigens auch vor Fußballspielen dafür, dass ich und alle Beteiligten gesund bleiben, für einen Sieg bete ich nicht!", weiß er, dass dafür in erster Linie die Akteure selbst verantwortlich sind. "Ich will Jesus Christus nachfolgen, seine Botschaft weitersagen!" Und Gutes tun. Deshalb bittet er die Vereine oder auch Privatpersonen, "alte Trikots oder Bälle zu spenden! Alles, was bei uns als alt und ausgelutscht gilt, ist in Kolumbien der Renner!"

Wer an dieser Aktion - wie Hildebrands Verein DJK Gaustadt - teilnehmen möchte, kann Bälle oder Trikots bei der Gärtnerei Lamprecht in der Annastraße 7 in Bamberg oder bei der Firma Lipfert in der Wöhrdstraße 44 in Lichtenfels
zu den üblichen Geschäftszeiten abgeben.

Eine schöne und im wahrsten Sinne des Wortes runde Sache, die der bescheidene junge Mann angestoßen hat. anpfiff.info möchte mit gutem Beispiel vorangehen und spendet für das Projekt von Joel Hildebrand drei neue Fußbälle.

Wer spenden möchte, der Weg für ihn nach Bamberg oder Lichtenfels aber zu weit ist, kann sich gerne unter markus.schuetz@anpfiff.info an uns wenden.
Wir vereinbaren dann eine Übergabe mit einem ortsnahen anpfiff-Mitarbeiter und leiten die Sachspenden an Joel Hildebrand weiter, der sie dann nach Kolumbien verschickt.

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Steckbrief J. Hildebrand

Joel Hildebrand

Alter

Geburtsort

Bamberg

Wohnort

Amlingstadt

Familie

verheiratet, 4 Kinder

Nation

Deutschland

Größe

180 cm

Beruf

Erzieher

Hobbies

Was mit meiner Familie unternehmen, Lesen, Wagner´s Hall ;-)

Starker Fuß

Rechtsfuß

Lieb.-Position

Sturm

Erfolge

- Aufstieg DJK Gaustadt Kreisliga

- Mitspieler von Luis Schardig & Dodo Wagner

- Teil einer Mannschaft gewesen zu sein mit Namen wie Bergen, Engelhaupt, Fuchs & "el Capitano" Düsel ;)

Lebensmotto:

In Gott liegt meine Kraft