Warum ist es wichtig, ehrenamtlichen Mitarbeitern auch einmal zu danken?
Hermann Güller: Wir halten das Danke für ein wesentliches Element unserer Arbeit für das Ehrenamt und erklären unseren Vereinen immer wieder, wie wichtig es ist, die Leistung, die in den Vereinen unentgeltlich in der Freizeit erbracht wird, entsprechend zu würdigen. Auch wenn viele Ehrenamtliche betonen, dass ein Danke nicht nötig sei, haben wir doch festgestellt, dass es sehr wichtig ist, immer wieder zu sagen, dass der Amateurfußball ohne diese Arbeit nicht überlebensfähig wäre und wir stolz auf die Menschen im Ehrenamt sind. Ich glaube, dass diese Anerkennung mit ein Grund ist, dass so viele Ehrenamtliche über viele Jahre bei der Stange bleiben. Anerkennung ist der Lohn für ehrenamtliches Engagement.
Es gingen 340 Vorschläge ein. Sind Sie zufrieden mit der Resonanz?
Hermann Güller: Wir sind außerordentlich zufrieden, vor allem weil die Einsendungen einmal mehr belegen, mit welcher Leidenschaft und Hingabe die Menschen in ganz Bayern dafür sorgen, dass Woche für Woche der Ball rollt – von der Regionalliga bis hinunter in den Bambini-Bereich. Deren Einsatz beschränkt sich längst nicht nur auf die Organisation des Spielbetriebs. Dass sich überall in Bayern Menschen für Werte wie Respekt und Toleranz stark machen, Worte wie Integration mit Leben füllen, ausländische Vereinsmitglieder beispielsweise auch bei Behördengängen unterstützen und Trainer und Betreuer bei Problemen ein offenes Ohr für ihre Schützlinge haben, erfüllt mich mit Stolz. Auffällig war heuer auch, dass der Großteil der Bewerbungen von den Ehrenamtsbeauftragten eingereicht wurde. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Vereine verstanden haben, dass dieses Amt in der heutigen Zeit eine elementare Säule des Vereins darstellt.
War die Auswahl der Sieger aus so vielen Bewerbungen schwierig?
Hermann Güller: Angesichts von 340 Vorschlägen, die qualitativ alle auf einem sehr hohen Niveau sind und sich wirklich nur in Nuancen unterscheiden, ist das auf den ersten Blick eine echte Herkulesaufgabe. Unsere Kreis-Ehrenamtsbeauftragten beweisen bei der Auswahl der Kreissieger ein unglaubliches Fingerspitzengefühl und leisten einen großartigen Job. In München haben wir dann die Aufgabe, die 24 Kreissieger anhand von zehn Kriterien in eine Reihenfolge zu bringen. Die drei Kandidaten mit den meisten Punkten erhalten Geldpreise von BFV-Partner Lotto Bayern, die besten 15 melden wir dem DFB zur Mitgliedschaft im „Club 100“.
In diesem Jahr wurden besonders Kandidaten berücksichtigt, die sich für ein „Junges Ehrenamt“ im Verein engagieren. Was steckt dahinter?
Hermann Güller: Die Vereinsarbeit hat sich in vielen Bereichen in den vergangenen Jahren dramatisch verändert und ist wesentlich moderner geworden. Der technische Fortschritt hat auch vor dem Fußball nicht Halt gemacht. Wo früher mit Fax und Schreibmaschine gearbeitet wurde, dominieren heute Notebooks und Smartphones. Der Spielbetrieb wird nahezu komplett elektronisch abgewickelt, Homepage und Facebook sind zur Visitenkarte geworden. Mit der Möglichkeit, jederzeit von überall mobil auf das Internet zuzugreifen, sind auch die Ansprüche gestiegen. Also braucht es jemanden, der diese Werkzeuge bedienen kann. Ohne dass ich jemanden auf den Fuß treten möchte: Es ist es schlicht so, dass sich beispielsweise ein 20-Jähriger im Umgang mit einem Smartphone wesentlich leichter tut, als ein 60-Jähriger, der nicht von Kindheit an mit Handy und Computer aufgewachsen ist.
Spielt Erfahrung denn gar keine Rolle mehr?
Hermann Güller: Erfahrung spielt natürlich eine große Rolle, aber ohne Nachwuchs geht es nicht. Die Vereine haben zweifellos immer breitere Aufgabenfelder zu bewältigen. Andererseits bieten diese aber auch so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, junge Menschen über attraktive Projekte an die Vereine zu binden und an größere Aufgaben heranzuführen. Der eine kümmert sich um die Homepage oder den facebook-Auftritt, der nächste gestaltet vielleicht einen Flyer oder organisiert Schnuppertrainings. Da wünsche ich mir auch mehr Mut der Vereine und Vertrauen in die Fähigkeiten und Ideen der jungen Vereinsmitglieder.
Bei der Verleihung sind Sie selbst zum letzten Mal im Einsatz. Was hat sich verändert, seit Sie vor 15 Jahren diese Aufgabe übernommen haben?
Hermann Güller: Ich denke, dass vieles besser geworden ist. Das liegt aber weniger an mir, sondern vielmehr daran, dass unser Verband und auch der DFB sehr viel in die Förderung des Ehrenamts investiert hat – nicht nur finanziell. Wir haben heute deutschlandweit über 12.000 Ehrenamtsbeauftragte und davon alleine 2.735 in Bayern, die sich in den Vereinen um die Pflege des Ehrenamts kümmern. In Bayern haben wir beispielsweise mit dem Gütesiegel „Silberne Raute“ ein Zeichen gesetzt, das sehr gut angenommen wird. Über 20 Prozent unserer Vereine haben sich bereits der Qualifizierung unterzogen und bewiesen, dass sie fit für die Zukunft sind. Viele Vereine haben erkannt, wie eminent wichtig es ist, mit der Zeit zu gehen, Aufgaben flexibler und auch projektbezogen zu vergeben und mit guter Vereinsarbeit zu überzeugen. Ein Verein mit einem guten Image ist für neue Mitglieder und Helfer schlicht interessanter. Dabei kommt es nicht nur auf Qualität im sportlichen Bereich an, sondern auch, wie Verantwortliche und Trainer beispielsweise mit aktuellen gesellschaftlichen Themen umgehen. Die Entwicklung des Ehrenamtes wird wohl niemals enden. Ich kann aber mit Stolz sagen, dass wir damals zur rechten Zeit den wichtigsten aller Schritte gemacht haben – den ersten.
Was waren für Sie in dieser Zeit die persönlichen Höhepunkte?
Hermann Güller: Zu sehen, was wir in den vergangenen Jahren geschafft haben, was sich verbessert hat, macht mich zufrieden. Es war viel Arbeit, aber das Ergebnis zeigt: Jede Sekunde hat sich gelohnt. Höhepunkte gab es viele. Für mich war es immer etwas Besonderes, auf den Veranstaltungen Leute persönlich kennenzulernen, die dafür sorgen, dass in Bayern der Ball rollt, und Danke sagen zu können.