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Artikel veröffentlicht am 09.10.2013 um 12:00 Uhr

Glückliche Wendung: Halbe Mannschaft kommt aus Afrika

MAGAZIN In der vergangenen Saison kämpften die knapp besetzten A-Junioren der JFG Mainauen sportlich und mannschaftlich in der BOL ums Überleben. Einen sehr viel grausameren Existenzkampf haben sieben junge Somalier hinter sich, denen die Flucht nach Deutschland gelungen ist. Jetzt kicken die Afrikaner bei der JFG in der Kreisliga gemeinsam in Bayreuth.

Von Hans-Jürgen Wunder

„Unsere neuen Fußballer haben teilweise mit ansehen müssen, wie enge Familienmitglieder getötet wurden“, berichtet Martin Fraß, der als Trainer des Sportring Bayreuth zugleich Vorstandmitglied der JFG Mainauen ist, wo die Nachwuchsarbeit der Wagnerstädter organisiert ist. Seit 2006 tobt in Somalia ein Bürgerkrieg, in dem sich unterschiedliche Gruppierungen blutig bekämpfen und um die Macht ringen. Leidtragende sind, wie so oft, die Zivilbevölkerung, die nicht selten vor den Wirnissen flieht. Dabei ist es den sieben Jugendlichen gelungen, bis nach Bayreuth zu gelangen.

Afrikanische Ballkunst, präsentiert durch Osman Hirsi Amin (li.)

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Betreute Wohngemeinschaft

Die Organisation Condrobs ist eine überkonfessionelle Einrichtung, die gegründet wurde, um Jugendlichen in Not zu helfen und die in Bayern über 30 Einrichtungen unterhält. Ziel war es mit den 450 Mitarbeitern ursprünglich, suchtgefährdete Heranwachsenden eine drogenfreie und selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Mit der Zeit haben sich die Aufgaben der Organisation ausgeweitet, so dass sich Condrobs sich auch um junge Menschen kümmert, die sich durch ihre Flucht in einer schwierigen Lebenssituation befinden. Dabei wurde im Fall der somalischen Fußballer eine Wohngemeinschaft in Bayreuth gegründet, wo die Afrikaner rund um die Uhr von haupt- und nebenberuflichen Kräften betreut werden. Dabei stehen neben mehrstündigem, täglichem Deutschunterricht auch berufsvorbereitende Maßnahmen, aber auch Ausflüge wie jetzt nach Berlin auf dem Programm. Obwohl die somalischen Jugendlichen erst seit Frühjahr 2013 im Land sind, lässt Martin Fraß wissen: „Auch wenn sie noch kaum sprechen, verstehen sie schon fast alles – es sei denn, wenn wir im Bayreuther Slang reden.“ Dabei kristallisieren sich auch schon erste Berufswünsche heraus, die in Richtung Informatik oder Elektrotechnik gehen.

Kontakt über Post-Spielleiter

Seit mehreren Jahren ist Andreas Vogel, dessen Sohn bei der JFG Mainauen spielt und der zugleich beim Kreisklassisten Post SV als Spielleiter Arbeit verrichtet, beruflich bei der Stadt Bayreuth in der Betreuungsstelle tätig. Über Andi Vogel kam auch die Anfrage an die JFG, ob man interessiert sei, die fußballbegeisterten Jungs im Sportverein mit aufzunehmen. Das kam der mit chronischen Personalengpässen leidenden A-Jugendmannschaften absolut entgegen und auch die Tatsache, dass es gleich sieben Kicker waren, war hier mehr Lösung als Problem. Allerdings war der Anfang natürlich nicht unproblematisch. Weil die Jugendmannschaft erst später mit dem Training begonnen haben, wurden die Nachwuchskicker zunächst von Sportring-Trainer Martin Fraß unter die Fittiche genommen. „Die haben natürlich erst kaum Deutsch gekonnt, so dass ich mich in den ersten Wochen mit meinem abgehackten Schulenglisch beholfen habe“, verrät der langjährige Bayreuther Übungsleiter. Weniger problematisch war dagegen, für die jungen Moslems beim Saisoneröffnungsfest auch ein paar Putenspieße mit auf den Grill zu legen.

JFG-Trainer Martin Degelmann möchte neben den sportlichen Zielen auch Integrationsarbeit leisten

anpfiff.info

Eingliederung angestrebt

Natürlich ist bei einer größeren Gruppe, egal ob sie gemeinsam von einer anderen Mannschaft oder einem anderen Land kommt, das Problem, dass sie sich abkapselt und einen Verein im Verein bildet. „Da achten wir schon darauf, dass das nicht passiert“, verrät Martin Fraß. So legt JFG-Coach Martin Degelmann vor dem Spiel etwa die Trikots so auf die Plätze, dass sich die Truppe bunt gemischt umziehen muss. Natürlich müssen sich die jungen Afrikaner auch daran gewöhnen, mit taktischer Disziplin kicken zu müssen und die Positionen zu halten. Dennoch lobt der Sportring-Übungsleiter seine Neuankömmlinge: „Zwei von den Jungs sind richtig stark und es gibt nur einen Spieler, der vielleicht mit Fußball nicht so viel am Hut hat.“ Dennoch werden die Somalier natürlich, wenn irgendwie möglich, auch komplett eingesetzt. Davon profitiert auch die Leistungsstärke der Truppe, die nach verpatzten Saisonstart erst Tabellenführer Steigerwald mit 3:0 in die Grenzen verwiesen hat und dann auch noch Klassenkameraden Bayreuth West mit 5:1 aus dem Pokal geworfen hat.

Trainingskleidung fehlt

Obwohl für die Jugendlichen durch Condrops ein Budget auch für die Freizeitaktivitäten zur Verfügung steht, sind die Mittel natürlich wie überall knapp bemessen. Das hat auch dazu geführt, dass die Jungs beim Lauftraining am Buchstein mit Fußballschuhe erschienen sind. Nach zwei Trainingseinheiten auf dem hügeligen Gelände, das noch nach vielen Jahren so manchen Kicker den Angstschweiß ob der körperlichen Belastung auf die Stirn treibt, waren die Somalier aber nicht mehr beim Lauftraining gesehen worden, was aber nicht nur am unbequemen Schuhwerk liegen muss. Freilich treten jetzt Probleme auf, weil die Neuankömmlinge für das Herbst- und Wintertraining keine adäquate Kleidung wie Regenjacke oder Trainingspullover haben. „Sicher werde ich jetzt eben etwas herumfragen und bin natürlich für jede Unterstützung dankbar“, lässt Martin Fraß vor dem Wintereinbruch wissen.

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Somalia

Als Somalischer Bürgerkrieg werden die anhaltenden militärischen Konflikte zwischen Kriegsherren, Clans und diversen Gruppierungen und Milizen – mit verschiedenen Eingriffen von umliegenden Ländern und der übrigen internationalen Gemeinschaft – in Somalia bezeichnet. Er begann mit dem bewaffneten Widerstand diverser Akteure gegen die Herrschaft des Diktators Siad Barre und erreichte seinen Höhepunkt nach dem Sturz Barres 1991. Seither existiert in Somalia keine funktionierende Zentralregierung mehr, und die politische Entwicklung verlief in verschiedenen Landesteilen unterschiedlich: Im Norden des Landes haben sich die relativ stabilen Gebiete Somaliland und Puntland gebildet, die faktisch autonom sind. Die Hauptstadt Mogadischu war und ist hingegen heftig umkämpft. Auch Südwestsomalia und Jubaland waren Schauplatz von Kampfhandlungen. 2000 wurde eine international anerkannte Übergangsregierung gebildet, der es jedoch bisher nicht gelang, in Somalia allgemeine Akzeptanz zu finden und Frieden zu schaffen. 2006 erlangte die Union islamischer Gerichte die Kontrolle über weite Teile Süd- und Zentralsomalias und etablierte insbesondere in Mogadischu erstmals seit Kriegsbeginn eine gewisse Stabilität, bis sie Ende 2006 durch eine Militärintervention des Nachbarlandes Äthiopien verdrängt wurde. In der Folge fanden vor allem in Mogadischu schwere Kämpfe zwischen den Truppen Äthiopiens und der Übergangsregierung einerseits und Islamisten und weiteren Gegnern aus verschiedenen Lagern andererseits statt. Anfang 2009 wurden die äthiopischen Truppen abgezogen und der gemäßigte Islamist Sharif Sheikh Ahmed wurde neuer Präsident der Übergangsregierung. Seine Regierung wird jedoch weiterhin von radikaleren Islamisten bekämpft, die unterdessen weite Teile von Süd- und Zentralsomalia kontrollieren. In anderen Teilen herrschen lokale Clans und Milizen, zwischen denen es gelegentlich zu Konflikten kommt.

Quelle: wikipedia

Condrobs

Brücken ins Leben Als Selbsthilfe-Initiative von Eltern drogenabhängiger Kinder gegründet, ist Condrobs heute einer der größten überkonfessionellen Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern. Condrobs bietet ganzheitliche, von qualifizierten Fachkräften individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmte Angebote - Prävention, Suchtberatung und Suchthilfe, Therapie. Unabhängig von Alter, Geschlecht und der kulturellen Identität. Mit dem Ziel: gefährdete Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu schützen, noch bevor eine Abhängigkeit entsteht. Aber auch Eltern und Angehörige zu unterstützen, die mit den Problemen ihrer Liebsten einfach überfordert und daher auf fremde Hilfe angewiesen sind.

Quelle: www.condrobs.de