Ein offener Brief: Ludwig Beer: "Futsal eine Chance geben" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 14.07.2013 um 06:00 Uhr
Ein offener Brief: Ludwig Beer: "Futsal eine Chance geben"
Mit einem offenen Brief hat sich Mittelfrankens Bezirksspielleiter Ludwig Beer an die Vereine, Presse und Spieler gewandt und für die Umstellung der Hallenturniere auf Futsal - also den Hallenfußball nach FIFA-Regeln - geworben.
Von Ludwig Beer
Liebe Fußballfreunde,

wie ihr sicher bereits wisst, führt der Bayerische Fußball-Verband den bisher parallel laufenden Spielbetrieb von klassischem Hallenfußball und Futsal zusammen und stellt ab dem kommenden Winter (Saison 2013/14) bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften auf Hallenfußball nach FIFA-Regeln (Futsal) um. Die parallele Organisation war bisher mit nicht unerheblichem finanziellem und organisatorischem Aufwand verbunden, ein effektives Sponsoring war nur für eine Meisterschaft möglich. Eine Fortführung des bisherigen Meisterschaftsdualismus machte also weder für die Vereine, noch für die Zuschauer, noch für die Verbandsmitarbeiter Sinn. Der BFV-Vorstand hat deshalb seit geraumer Zeit darüber beraten, welcher Hallenfußballvariante für die offiziellen Meisterschaften des Verbandes der Vorzug gegeben werden soll. Im Frühjahr 2013 bestand im Verbandsvorstand in sechs von sieben Bezirken der Wunsch, dass man nunmehr schnellstmöglich die Verbandsmeisterschaften auf Hallenfußball nach den Regeln der FIFA (Futsal) umstellen soll. Mit überwältigender Mehrheit (14:2-Stimmen) hat der BFV-Vorstand (unter vorheriger Einbeziehung und auf Vorschlag der BFV-Hallen- und Futsalkommission) daraufhin beschlossen, das Nebeneinander von zwei verschiedenen offiziellen Hallenmeisterschaften aufzugeben und sich bei den offiziellen Meisterschaften für die Variante entschieden, in der weiterführende Turniere gespielt werden können, die auf nationaler und internationaler Ebene boomt, die für den Nachwuchs und dessen Förderung attraktiver ist und in der deshalb auch in Zukunft noch in entsprechende Strukturen investiert werden wird – für Hallenfußball nach FIFA-Regeln.

Ludwig Beer
anpfiff.info

Für eure Gespräche mit Vereinen und Medienvertretern, die Futsal zum Teil kritisch gegenüberstehen, möchte ich euch gerne die Hintergründe der Entscheidung genauer erläutern und euch auch Argumentationshilfen an die Hand geben.

Zwei ganz wichtige Punkte vorweg:

Der BFV stellt jetzt bei den offiziellen Meisterschaften auf Futsal/Hallenfußball nach FIFA-Regeln um. Bis einschließlich der Bezirksebene kann jeder Bezirk in der Hallensaison 2013/2014 übergangsweise noch selbst entscheiden, wie gespielt wird. Zur Hallensaison 2014/15 erfolgt dann die flächendeckende Umstellung auf "Hallenfußball nach FIFA-Regeln" (für alle offiziellen Hallenfußballspiele und -turniere, also Vor-, Zwischen- und Endturniere der Kreismeisterschaften, Bezirksmeisterschaften und  Bayerische Hallenfußballmeisterschaft).

Der BFV plant, dass bei privaten Hallenturnieren im Erwachsenenbereich nach wie vor nach den bisherigen (zur letzten Hallensaison geänderten Regeln, das heißt z.B. ohne Grätschen etc.) gespielt werden kann. Wer zum Beispiel nach wie vor mit Bande spielen möchte, kann das vorerst bei Privatturnieren also gerne weiterhin auch machen.

Futsal eine Chance geben

Der traditionelle Hallenfußball erfreut sich in einigen Regionen Bayerns großer Beliebtheit, keine Frage. Das heißt aber nicht, dass Futsal dort nicht ein ebenso erfolgreiches Spektakel werden kann. Natürlich ist Futsal erst einmal neu, und noch relativ unbekannt und was unbekannt ist, wird in der Regel erst einmal kritisch, zum Teil auch ablehnend betrachtet (von Vereinen und auch den möglichen Turnierbesuchern). Fakt ist aber: Das Verletzungsrisiko, das einige Spieler und Mannschaften davon abhält, an Hallenturnieren teilzunehmen, ist beim Futsal wesentlich geringer. Der spezielle Ball ermöglicht eine wesentlich bessere Ballkontrolle, kommt daher den Ballkünstlern und Kombinationsfußballern in den Mannschaften entgegen und ist vor allem für die Nachwuchskicker deutlich attraktiver.

  • Warum findet Futsal gerade bei höherklassigen Trainern und führenden Verantwortlichen im Nachwuchsbereich mehr Zuspruch als der traditionelle Hallenfußball?
  • Warum soll eine Mannschaft von ihren Anhängern beim Futsalturnier weniger angefeuert werden, als beim Hallenfußball-Turnier?
  • Warum soll ein 0:1-Rückstand 30 Sekunden vor dem Ende beim Futsal weniger spannend sein, als beim Hallenfußball?

Die Spieler wollen hier wie da gleichermaßen gewinnen und die Zuschauer freuen sich hier wie da über Tore, Siege ihrer Mannschaft und das eine oder andere „Kabinettstückchen“ der Spieler. Wenn eine Mannschaft nie Futsal gespielt hat, deshalb nicht für ein Futsal-Turnier meldet, sondern für ein Hallenfußball-Turnier, ist es auch wenig überraschend, dass ein Futsal-Turnier weniger Besucherzuspruch erfährt, als ein seit Jahren stattfindendes Hallenfußballturnier. Ich glaube, dass ein Futsal-Turnier – am selben Tag, in der selben Halle, mit denselben Teams ausgerichtet und nicht zuletzt mit der identischen Vorberichterstattung in den Medien – auch den gleichen Zuspruch erfahren kann, wie das traditionelle Hallenfußballturnier.

Mehr Technik, weniger Verletzungen, schnelleres Spiel

Futsal, die weltweit einzige offizielle Hallenfußballvariante, unterscheidet sich vom bekannten Hallenfußball im Wesentlichen durch die fehlende Bande, kleinere Tore (Futsal wird auf Handball-Tore gespielt), einen kleineren Ball mit verminderter Sprungkraft sowie ein Regelwerk, das ein schnelleres, technischeres und körperloseres Spiel gewährleistet. Futsal ist anerkanntermaßen – wie bereits erwähnt - mit deutlich weniger Verletzungsgefahren verbunden als der klassische Hallenfußball. Im Vordergrund stehen die technischen Fertigkeiten im Umgang mit dem Ball, weshalb Futsal als ideale „Vorschule“ für die Entwicklung der Basisfähigkeiten im Fußball gilt. Einer der prominentesten Befürworter ist Bayern-Trainer Pep Guardiola, der sich schon in seiner Zeit beim FC Barcelona mehrfach engagiert für Futsal ausgesprochen hat.

Auswahlmannschaften werden gebildet

Innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes werden aktuell Länder- und Regionalauswahlmannschaften für Futsal gebildet und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der DFB eine Futsal-Nationalmannschaft stellen wird. Noch gehört der DFB zu den weniger als fünf europäischen Verbänden, die keine Futsal-Nationalmannschaft haben. Auch für die geforderte Mitwirkung des BFV ist deshalb eine Umstellung auf Hallenfußball nach FIFA-Regeln in Bayern notwendig. Nur so haben zudem bayerische Mannschaften in Zukunft auch eine Chance, im Vereinsspitzenfußball in der Halle national mithalten und sich auch international in der weltweit boomenden Sportart qualifizieren und weiterentwickeln zu können.

Futsal als Türöffner beim Schulfußball

Gerade angesichts der demografischen Entwicklung ist es wichtig, im Wettbewerb mit anderen Sportarten, Fußball auch zum Teil des Sportunterrichts in der Schule, insbesondere in der Grundschule, zu machen. Dort treiben aber nicht nur ausgebildete Nachwuchsfußballer Sport, sondern auch viele Kinder, die bisher noch kein Fußball gespielt haben und deshalb technisch weniger versiert sind als ihre im Verein spielenden Mitschüler. Der wesentlich kleinere Futsal-Ball, der nur zwei- bis dreimal aufspringt und dann am Boden liegen bleibt, erleichtert die Ballkontrolle und damit das Spiel. Lehrerinnen und Lehrer werden bei der Futsal-Variante im Schulunterricht viel leichter „ja“ zum Fußball sagen können.

Auch SFV spricht sich für flächendeckenden Futsal-Spielbetrieb aus

Auch der Vorstand des Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV), dem der Bayerische Fußball-Verband angehört, hat sich unter Einbeziehung des SFV-Ausschusses für Freizeit- und Breitensport ausdrücklich für die Einführung und Etablierung eines möglichst flächendeckenden Futsal-Spielbetriebs in seinem Verbandsgebiet (zu dem auch Bayern zählt) ausgesprochen.

Aufgrund der Gesamtgröße der süddeutschen Landesverbände wird die Bildung von mindestens zwei Futsal-Regionalligen (bei einer Staffelgröße von 8-10 Mannschaften) im Süden angestrebt, um die finanzielle Belastung der teilnehmenden Vereine nicht zu groß werden zu lassen. Die Zusammenstellung der Ligen soll sich dabei an den bestehenden Ligaspielbetrieben in Baden, Hessen sowie im Kreis Inn/Salzach und in der Oberpfalz (Bayern) orientieren. Ziel soll es ebenso sein, in den Futsal-Regionalligen einen geregelten Spielbetrieb in den Wintermonaten (Oktober bis März) in Form von Gruppenspieltagen zu etablieren, wobei die süddeutschen Landesverbände Flexibilität hinsichtlich der Terminierung (Fußball und Futsal) an den Tag legen müssen.

Notwendig ist neben der Teilnahme auch höherklassiger Mannschaften an Futsal-Turnieren ein Spielbetrieb in allen Altersklassen (durchgehend vom bereits bestehenden U15-Junioren- über U17 und 19 bis hin zum Herrenbereich). Grundvoraussetzung ist, dass die Teilnahme nicht nur den reinen Futsal-Spielern, sondern auch den Feldfußballspielern möglich sein muss.

„Futsal-Zweitspielrecht“ notwendig

Grundsätzlich darf Futsal aus Sicht des SFV und des BFV nicht als Konkurrenz zum Fußball betrachtet werden. Deshalb bedarf es zwingend neben der Einführung einer einheitlichen Futsal-Spielberechtigung auf allen Ebenen auch eines „Futsal-Zweitspielrechts“, d.h. es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass ein Spieler sowohl am traditionellen Fußballspielbetrieb als auch, ggf. für einen anderen Verein, am Futsalspielbetrieb teilnehmen kann.

Ich hoffe, dass ich euch bis hier her zum Hintergrund der Einführung ein wenig Aufklärungsarbeit betreiben konnte.

Bitte um Mithilfe

Am Schluss meiner Ausführungen darf ich eine Bitte an euch richten: Geben wir doch gemeinsam der neuen Art von Fußball in der Halle eine Chance und warten wir ab, wie sich die Meisterschaften entwickeln und diese angenommen werden. Wenn man von vorne herein eine Idee schlecht oder gar tot redet, dann wird dies – wie bei jedem anderen Projekt auch – nicht zielführend sein! Ich verspreche euch, dass wir nach dem ersten Hallenwinter kritisch bilanzieren werden und dann – sofern nötig – auch an Stellschrauben nachjustieren werden. Aber jetzt bereits Szenarien an die Wand zu werfen, die keiner, aber wirklich keiner, weder ich noch ihr, belastbar darstellen könnt, halte ich für wahrlich nicht treffend!

Ich weiß, und das ist für mich auch nachvollziehbar, dass nicht jeder Feuer und Flamme von diesem neuen Wettbewerb ist oder sein kann, aber ich denke schon, dass man diesem neuen Projekt eine Chance geben sollte!

Für eure Mithilfe und Unterstützung bedanke ich mich bereits im Voraus recht herzlich!

Bei Fragen könnt ihr euch selbstverständlich und jederzeit gerne an mich persönlich wenden.

Einen guten Start in die neue Saison und persönlich alles Gute wünscht euch

Ludwig Beer

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Das ist Futsal

Futsal ist die vom Weltfußballverband FIFA offiziell anerkannte Variante des Hallenfußballs. Der Name leitet sich vom portugiesischen Ausdruck futebol de salão oder dem spanischen fútbol sala (‚Hallenfußball‘) ab. „Futsal“ ist im deutschen Sprachraum derzeit (2012) noch relativ wenig bekannt und wird häufig mit dem Begriff „Hallenfußball“ gleichgesetzt; dies ist aber lediglich der Überbegriff für jede Art von Fußball-Spiel in der Halle, während Futsal die offizielle Variante ist.

Regeln

Futsal unterscheidet sich von anderen Arten des Hallenfußballs vor allem durch die fehlenden Bandenbegrenzungen. Es wird generell mit 5 Spielern auf Handballtore mit einem sprungreduzierten Ball gespielt, der einen Umfang von mindestens 62 cm bis höchstens 64 cm hat (Fußball 68 bis 70 cm). Der Ball hat relativ wenig Druck (0,6 bis 0,9 bar Überdruck gegenüber 0,6 bis 1,1 bar Überdruck beim Standard-Fußball der Größe 5). Zusätzlich gibt es die Vorgabe, dass der Ball beim Futsal bei einer Fallhöhe von 2 m nach dem ersten Aufprall nicht weniger als 50 cm und nicht mehr als 65 cm aufspringen darf. Das Spielfeld misst bei internationalen Wettkämpfen 38–42 × 20–25 m.

Gewechselt werden darf unbegrenzt und fliegend, der Einwurf ist durch den Einkick ersetzt, die Spielzeit beträgt zweimal 20 Minuten. Der Strafstoß wird aus sechs Metern ausgeführt. Fouls werden restriktiv geahndet. Das Grätschen am Mann wird grundsätzlich als Foul gewertet. Dabei ist Futsal keineswegs körperlos, wie es oft fälschlicherweise beschrieben wird. Der Körperkontakt in den Zweikämpfen ist dem Fußball sehr ähnlich. Durch die Sanktionierung eines direkten Freistoßes (= kumuliertes Foul), halten sich die Spieler automatisch zurück. Die Mannschaftsfouls werden (ähnlich wie beim Basketball) gezählt, wobei es ab dem fünften Mannschaftsfoul (je Halbzeit) für jedes weitere Foul einen direkten Freistoß ohne Mauer gibt, der auf den Zehn-Meter-Punkt verlegt werden darf. Nach einer roten Karte darf der betreffende Spieler nach Ablauf von zwei Minuten durch einen anderen ersetzt werden. Zudem gilt beim Futsal eine verschärfte Rückpass-Regel: Der Torwart darf den Ball nur einmal berühren und dabei nur höchstens vier Sekunden kontrollieren (dazu gehört auch der Abwurf), danach darf er den Ball erst wieder berühren, wenn zwischenzeitlich ein Gegner Ballkontakt hatte oder der Torwart sich in der gegnerischen Hälfte befindet. Der Torwart kann ähnlich wie beim Handball durch einen weiteren Feldspieler ersetzt werden. Die Rückpass-Regel ist dabei aber weiterhin zu beachten. Jede Mannschaft kann einmal pro Halbzeit eine Auszeit von einer Minute erhalten, sofern sie bei der folgenden Spielfortsetzung im Ballbesitz ist.

Weiter unterscheidet sich Futsal vom klassischen Hallenfußball in der Vier-Sekunden-Regel. Für ruhende Bälle (sowie Kontrolle des Balles durch den Torwart mittels Hand oder Fuß in der eigenen Spielfeldhälfte) stehen jeweils nur vier Sekunden zur Ausführung zur Verfügung. Wird die zulässige Zeit überschritten, wechselt der Ballbesitz zur gegnerischen Mannschaft. Die Zeit wird vom Schiedsrichter angezeigt, der den Ablauf der vier Sekunden, mit nach oben gestrecktem Arm, deutlich mit den Fingern mitzählt.

Quelle: wikipedia.de


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anpfiff.info Redaktion

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