GFT-Fortbildung mit Roberto Pätzold: Immer die richtigen Finten finden... - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 14.03.2013 um 11:00 Uhr
GFT-Fortbildung mit Roberto Pätzold: Immer die richtigen Finten finden...
Am vergangenen Montag startete die Gemeinschaft Oberfränkischer Fußballtrainer ihre Fortbildungsreihe 2013. Als Auftakt-Referent, konnte der seit September letzten Jahres als Stützpunktkoordinator tätige Roberto Pätzold gewonnen werden. Kompetent und anschaulich absolvierte er sowohl den Praxisteil auf dem Hallstadter Kunstrasen, als auch sein anschließendes Referat im Sportheim. 
Von Markus Schütz
Wie immer, waren die Reihen auch bei der Fortbildungsveranstaltung mit Roberto Pätzold, dicht besetzt.
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Es war bereits der zweite Besuch des Stützpunktkoordinators innerhalb von zwei Tagen auf der Anlage des SV Hallstadt. Schon am Samstagvormittag gehörte er, neben dem GFT-Vorsitzenden Heinz Eger und Vorstandsmitglied Jochen Däumer, zum dreiköpfigen Prüferteam beim sogenannten Leistungstest für angehende Fußballtrainer. Dieser Test ist der C-Lizenz verpflichtend vorgeschaltet für alle, die später ihren Trainerschein ablegen möchten. 15 Interessenten mussten zunächst in einem schriftlichen Teil ihren fußballerischen Werdegang, ihrem derzeitigen Betätigungsfeld und ihre Ambitionen darlegen, aber auch ihre Meinung zu einem aktuellen, fußballbezogenen Thema zu Paptier bringen. Im Anschluss daran ging es auf den Fußballplatz, wo die praktischen Fertigkeiten abgeprüft wurden. Speziell wurden die Kandidaten beim Dribbeln, Jonglieren, Ballan- und mitnahmen, Flugbällen aus der Bewegung, Kopfbällen im Sprung, Torschüssen, Eins-gegen-Eins-Ausspielvarianten oder beim Vier-gegen-Zwei unter die Lupe genommen. Natürlich auch bei einem abschließenden, freien Spiel.

Am Montagabend pfiff dann ein eisig kalter Wind über die Hallstadter Sportanlage, als der gebürtige Berliner Roberto Pätzold mit seiner Vorführtruppe, 22 Mann der B-Jugend des FC Eintracht Bamberg, eine Trainingseinheit für die anwesenden GFT-Mitglieder vorführte. Dem Referenten und insbesondere den jungen Fußballern von Trainer Christian Musik, gilt schon alleine für ihr Stehvermögen bei extrem ungemütlichem Wetter, höchster Respekt. Konzentriert setzten sie die Anweisungen des Stützpunktkoordinators um, der zum Thema "Elementares und komplexes Techniktraining - Fintieren, Passen, Flugball- und Torabschlusstechniken", ein Trainingsprogramm mit mehreren Stationen vorbereitet hatte - aufbauend vom Einfachen, hin zum Komplexen.

Auch Vorsitzender Heinz Eger hörte aufmerksam zu.
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Im Theorieteil bewies Pätzold, dass er nicht nur gut vorbereitet ist, sondern auch einer, der sich hauptamtlich mit der Materie Fußball beschäftigt. Entsprechend sicher trat er auf und dementsprechend tief stieg er in die Materie ein. Einleitend und Bezug auf das vorhergehende Training nehmend, wies er darauf hin, dass idealer Weise alles auf dem Trainingsplatz ballorientiert geschehen soll. Wichtig gerade im Hinblick auf die Arbeit mit jungen Spielern. "Das Erlernen der Grundtechniken ist ein Prozess, der ganz einfach Jahre dauert!" Ziel ist es, gewisse Bewegungsabläufe in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, so dass sie automatisiert angewendet werden können. Gerade in der heutigen Zeit wird dabei die Schulung der Koordination immer wichtiger, schließlich haben Studien gezeigt, dass gerade diese Fähigkeit bei den heutigen Jugendlichen mehr als zu wünschen übrig lässt. "Viele können nicht koordiniert rück- und seitwärts laufen...!" Anhand der Trainingsinhalte, soll der Fußballer in die Lage versetzt werden, auf alle Problem- und Aufgabenstellungen, die ihm im Spiel begegnen, zu reagieren! 

Immer wieder gab Pätzold aber auch Tipps für die Trainer, die nicht nur auf Inhalte, sondern auf das Verhalten des Trainers selbst zielten: "Es ist wichtig, auf die Aufnahmefähigkeit der jeweiligen Altersklasse einzugehen. Je älter die Spieler sind, desto verbalisierter kann die Vermittlung erfolgen." Umgekehrt gelte: je jünger, desto bildhafter sind im Idealfall die Erklärungen und Demonstrationen. "Warum also bei den jüngeren Jahrgängen nicht die Vorzüge des Internets nutzen und die auf youtube zu sehenden Tricks der Stars vorführen!? "Natürlich wollen wir keine Zirkusspieler - aber es gilt im modernen Fußball mehr denn je, sich auf technischem Wege und unter hohem Gegner- und Zeitdruck, auf engstem Raum zu behaupten!" Und wer anders, als die Ronaldos oder Messis dieser Fußballwelt, könnten dieses Behaupten anschaulicher demonstrieren! Eine wichtige Waffe des ballbesitzenden Spielers, ist dabei das Fintieren. 

"Es gibt nichts Fußballnäheres als das Fintieren!", will Roberto Pätzold den Trainern die Wichtigkeit bewusst machen, sich mit einer Finte vom Gegenspieler lösen zu können, Überzahl und dadurch eben Räume zu schaffen. Auch hier gilt, das Erwerben der Fähigkeiten soll Stück für Stück zur Automatisierung führen. Das Training der einzelnen Finten (Übersteiger, Matthews, usw.) lässt sich wunderbar ins Aufwärmprogramm, ins Torschuss- oder ins Taktiktraining einbauen. Wichtig ist immer ein ausgeruhter Zustand der Spieler für das Techniktraining, für das stets gilt: Präzision vor Geschwindigkeit! Und natürlich ist es wichtig, die Übungen immer so aufzubauen, dass die Beidfüßigkeit trainiert wird. Schlussendlich ist ein weiterer Vorteil der hohen Wiederholungszahlen, dass auch im Ausdauerbereich Wirkung erzielt wird.

Roberto Pätzold referierte zum Thema "Elementares und komplexes Techniktraining".
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Irrglaube: Trainer muss für abwechslungsreiches Training sorgen

"Ein großer Irrglaube ist", so der Referent, der vom badischen Fußballverband nach Oberfranken wechselte, "dass Trainer für ein abwechslungsreiches Training sorgen müssen!" Das Gegenteil sei der Fall: die elementaren und wichtigen Bewegungsabläufe müssen regelmäßig wiederholt werden. "Natürlich soll und kann man leichte Veränderungen einbauen, aber Ziel ist ja gerade, dass Grundlagen und Abläufe automatisiert werden - und das geht eben nur bei hoher Wiederholungszahl!", erklärt er. Wichtig sei darüber hinaus in jedem Training, das während des Trainings Geübte, immer abschließend in freien Spielformen zur Anwendung kommen zu lassen. "Unser aller Ziel soll sein", wandte er sich an die versammelten Trainerkollegen, "jeden Einzelnen zu verbessern!" Dabei gelte es, sich als Trainer auch immer wieder zu hinterfragen und zu korrigieren, was ein Zeichen von Stärke sei. Pätzold bat alle aktiven Übungsleiter, ihre Spieler "zur Risikobereitschaft und zur mutigen Kreativität im Offensivspiel" anzutreiben. Manche elementaren und wichtigen Dinge werden allerdings zu oft vernachlässigt. Eines seiner Beispiele brachte sicher den einen oder anderen Trainer zum Nachdenken: "Fragt doch mal eure Stürmer, wie viele Kopfbälle sie in der letzten Woche gemacht haben? Zwei, drei im vergangenen Spiel, dazu im Trainingsspiel den einen oder anderen. Das ist zu wenig - bei einem Stürmer kann oft ein Kopfball kurz vor Schluss die einzige und entscheidende Aktion sein!" Und sollte dementsprechend geübt werden - nur so wird eine Technik sicher beherrscht. Hoffnung machte der A-Schein-Inhaber den älteren Semestern: "Je früher, umso besser, aber: man kann sich auch im fortgeschrittenen Fußballalter noch verbessern! Es kann auch ein AH-Spieler noch lernen, einen vernünftigen Druckpass mit dem schwachen Fuß zu spielen!" Ein tröstlicher Schlusssatz, auch für den Verfasser dieser Zeilen... 
GFT-Vorsitzender Heinz Eger, mittlerweile seit 1986 im Amt, bedankte sich bei Roberto Pätzold für seinen kurzweiligen Vortrag und lobte ihn als einen, der "vom Fußball, über die Wissenschaft, wieder zum Fußball" gekommen ist. 

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