Rechtssprechung bestätigt aktuelle Form: Ausbildungsentschädigung – ja oder nein? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 31.10.2012 um 06:00 Uhr
Rechtssprechung bestätigt aktuelle Form: Ausbildungsentschädigung – ja oder nein?
Zuletzt gab es in einer Lokalzeitung über den Fall eines mittlerweile 15-Jährigen einen interessanten Bericht für Vereine und Jugendspieler zu lesen. Ein junger Nachwuchskicker wollte zur neuen Saison den Verein wechseln und der abgebende Verein wollte die ihm zustehende Ausbildungs- und Förderentschädigung einfordern, wogegen sich der Spieler und sein neuer Verein wehrten. Allerdings ohne Erfolg, da das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde der Rechtsanwälte noch nicht einmal zur Verhandlung zuließ.
Von Manu Eichhorn
Das dies kein Einzelfall ist dürfte für jeden klar sein und ereignet sich wohl in jeder Wechselperiode erneut. Dann heißt es entweder, Ok, wir begleichen die Forderung des abgebenden Vereines oder man akzeptiert die Sanktionen des BFV, welche eine Aussperrung vom Spielbetrieb in Höhe von 3 Monaten zur Folge hat. Ein anderes, zuletzt auffallendes Mittel ist das einfache Aussitzen der Sperre. Denn nach 6 Monaten ohne Pflichtspiel wäre der entsprechende Kicker ebenso für einen neuen Verein sofort spielberechtigt.


Im Jugendbereich sollte das Wohl der jungen Nachwuchskicker im Vordergrund stehen. Dann kann man auch Talente fördern und beim Hobby motivieren.
Hier zu sehen U-19 Bayernliga Kicker des FSV Bruck und der SG Quelle.
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Auch hier treffen wie so oft zwei Meinungen aufeinander. Zum einen die des ausbildenden und abgebenden Vereins, der viel Anstrengung, Zeit sowie Geld in die Ausbildung eines Jugendlichen gesteckt hat und sich oftmals als kleiner Verein einfach ausgenutzt fühlt. Zum anderen möchte sich der neue Verein sportlich verbessern, sich aber, vielleicht nicht möglichen, zusätzlichen finanziellen Aufwand stellen. Oft ist ja auch für die betreffende Person, den Spieler, keine einfache Situation da er quasi zwischen den Stühlen sitzt.

Im Interesse der Nachwuchskicker?
 
Doch auch hier gibt es positive Beispiele für eine Einigung zwischen den Vereinen. Zum Beispiel wird ein erstmals „kostenfreier“ Wechsel gewehrt um dem Spieler auch eine unkomplizierte Rückkehr zum Heimatverein zu ermöglichen falls es ihm in der Fremde doch nicht gefällt. Bei allem Wechseltheater sollte jedoch, und da sind sich doch alle Ausbildungs- und Leistungsvereine einig, das Wohlbefinden und Interesse der Nachwuchskicker im Vordergrund stehen.
 
anpfiff hat sich entsprechend des heiklen Themas bei den hiesigen Fußballvereinen, klein und groß, umgehört, um sich ein Bild über die derzeitige Meinung im Kreis Erlangen-Forchheim und Pegnitzgrund zu machen.
 
Manfred Schmidt, langjähriger Jugendleiter und aktueller U17-Trainer des ASV Weisendorf:

"Ich halte es als absolut gerechtfertigt. Vereine ohne Jugendarbeit  würden sonst ohne zahlen zu müssen bei Vereinen mit guter Jugendarbeit wildern. Das tun sie sowieso aber die Vereine bekommen wenigstens eine Entschädigung für ihre jahrelange Arbeit. Wer einen Spieler will, muss dann halt entscheiden, ob er ihn unbedingt will oder nicht. Legt man die Ausbildungsvergütung nicht fest, hat man wieder den unschönen Zustand, dass Summen verlangt werden, die dann utopisch sind, und zu einer automatischen Sperre wegen Nichtfreigabe führen würden. Abschaffen der Ausbildungsvergütung ist das Ende der ehrenamtlichen Jugendarbeit und damit des gesamten Fußballs."
 

Thomas Luckner, U19-Trainer des Landesligisten Baiersdorfer SV: 
"Schwere Frage! Die Frage lässt sich nicht so schnell und pauschal beantworten! Viele sind hier recht schnell mit plakativen Aussagen dabei, das Thema ist allerdings sehr komplex. Prinzipiell finde ich es im Jugendbereich nicht gut, wenn dort schon mit teilweise unmöglichen Ausbildungsentschädigungen gearbeitet wird. Hier soll doch der Spaß und die Weiterentwicklung der einzelnen Spieler/Talente im Vordergrund stehen! Gerade bei Jugendlichen ist es doch so, dass sie vieles beginnen und schnell wieder die Lust daran verlieren. Welcher Verein zahlt da beispielsweise schon 500€ bis 1.000€ für einen 15-Jährigen! Das ist doch Wahnsinn! Und vier Wochen später hat er keinen Bock mehr auf Fußball und macht was anderes!
 
Viele Vereine haben jedoch Angst "ihre" Talente an höherklassig spielende Vereine zu verlieren, weil sich die Spieler dort vielleicht besser weiterentwickeln wollen und versuchen dann mit der Ausbildungsentschädigung den Wechsel zu verhindern oder noch schnell Kasse zu machen! Wenn ein Spieler den Verein jedoch wechseln will, dann tut er dies ja sowieso, ob mit oder ohne Ausbildungsentschädigung, das bedeutet: wenn er sich im Guten von seinem Heimatverein verabschiedet und der Verein einem Talent behilflich ist sich zu entwickeln - zeigen mir viele Beispiele, dass die Spieler den Weg gerne auch wieder zurück finden. Wenn dies anders ist, dann ist diese Tür oft für lange Zeit zu.
 
Geld sollte im Jugendbereich wirklich noch keine Rolle spielen! Wo kommen wir den da hin! So lange ich in Baiersdorf bin, haben wir noch für keinen Jugendspieler Geld bezahlt oder welches bekommen, wenn er im Jugendbereich gewechselt ist! Bisher hatte ich das Problem mit dem Geld-/Ausbildungsentschädigung nur mit zwei Vereinen! Die Spieler sind trotzdem bei uns und waren/sind sehr verärgert über die sture Haltung des Heimatvereins. Mit allen anderen Vereinen gab es eine gute Einigung und teilweise spielen die Spieler auch schon wieder dort!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man hier andere Absprachen treffen kann und wenn es dann in den Herrenbereich geht, lässt es sich mit dem Geld leider eh nicht mehr verhindern! Auch dort finde ich es übertrieben!
Es gibt leider immer zwei Seiten der Medaille und sicher kein richtig oder falsch!"
 

Hans-Jürgen Heidenreich, Ex-Profi des FCN und aktueller U19-Trainer des Bayernligisten FSV Erlangen-Bruck:
"Das ist ein heikles Thema. Falls ein Spieler von einem hochklassigen Ausbildungsverein wieder zurückkehren will, haben gerade die kleinen Vereine ohne Finanzkraft Probleme. Grundsätzlich bin ich gegen irgendwelche Entschädigungen oder Ablöse auch im Seniorenbereich bis zur Regionalliga."
 
Stefan Nützel, Abteilungsleiter des TSV Ebermannstadt:

"Wir als ausbildender Verein mit elf Jugend-Mannschaften erleben immer wieder das wir am Ende mit leeren Händen da stehen, weil die meisten Vereine – keine Ausbildungsentschädigung – zahlen wollen. Wir freuen uns ja wenn ein talentierter junger Spieler bei uns bleibt, aber sollte er den Weg höherklassig schaffen, ist das auch eine Bestätigung unserer jahrelangen Jugendarbeit. Jedoch lassen viele höherklassige Vereine unsere Spieler lieber sperren, weil sie kein Geld dafür ausgeben wollen und für uns ist das nur eine kleine Entschädigung dafür, dass der Spieler, wenn er es schafft, für längere Zeit nicht mehr beim TSV spielen wird. Zudem ist der Spieler und die Eltern noch sauer auf uns, weil er gesperrt wird. Wofür wir aber nicht viel können, denn auch wenn wir den Spieler ablösefrei gehen lassen, ist die Chance sehr gering das er wieder zu uns zurückkehrt. Leider haben wir das oft erleben müssen! Ich bin der Meinung dass hier noch stärker vom Verband drauf gedrängt werden müsse, dass die aufnehmenden Vereine zu zahlen haben.
Weil in den untersten Klassen der Herren muss man auch schon Minimum 250€ für einen schlechten Spieler hinlegen."
 
Norbert Scholz, U19-Trainer des SC Uttenreuth:

"Also ich bin der Meinung das es gerechtfertigt ist eine Ausbildungsentschädigung zu bezahlen!"

 
Marco Schlagbaum, erfolgreicher Nachwuchstrainer beim SK Lauf /Pegnitz:
"Ich finde es richtig, dass Vereine eine Ausbildungsentschädigung erheben, wenn die von ihnen ausgebildeten Jugendspieler nach dem Ende ihrer Jugendzeit zu einem anderen Verein wechseln. Schließlich hat der ausbildende Verein viel Zeit und Mühen in die Spieler investiert, sie technisch geschult und ihnen auch die Möglichkeit gegeben in höherklassigen Ligen Erfahrungen zu sammeln."
 
Wie ist Ihre Meinung?

Wie überall gibt es immer mindestens zwei Meinungen. Eine Patentlösung, die jeden zufriedenstellt gibt es wohl auch hier nicht.

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