Abschiedsspiel von Marek Mintal: Das Phantom verlässt seine Oper - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.07.2012 um 22:00 Uhr
Abschiedsspiel von Marek Mintal: Das Phantom verlässt seine Oper
MAGAZIN Eine große Profikarriere endete nach 204 Bundesligaspielen. 180 dieser Spiele machte er für nur einen Verein, den er 2011 verlassen hat. Nach nur einem Jahr kehrt er nun dorthin zurück, nicht um noch einmal in der Bundesliga zu agieren, sondern um seine Erfahrungen und sein Wissen an junge Spieler weiterzugeben. Zu seinem Abschiedspiel gegen den Deutschen Meister gab es neben 31.051 Zuschauer auch jede Menge Highlights.
Von Benedikt Dellert
Abschied von der großen Bühne: Marek Mintal (mit Nachwuchs) verabschiedet sich von seinen Fans in Nürnberg, um sich zukünftig verstärkt dem sportlichen Nachwuchs zu widmen.
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Nach einem einjährigen Intermezzo bei Hansa Rostock, welches nicht von Erfolg geprägt war, kehrt der am 2. September 1977 in Žilina (ehemalige Tschechoslowakei) geborene Marek Mintal zurück zum 1.FC Nürnberg. Der 21. Juli 2012 wird Marek Mintal, gleichermaßen wie dem Publikum, wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Zum Abschiedsspiel arrangierten die Nürnberger Verantwortlichen ein Spiel gegen den amtierenden Deutsche Meister aus Dortmund. Beide Mannschaften mussten auf einige ihrer Nationalspieler verzichten, da sich diese noch im Urlaub befinden, Trainingsrückstand aufweisen oder sich auf  Olympia vorbereiten.

Ehrungen und Abschiedsgeschenke

Schon vor dem Spiel glich Mintals Warmlaufen mehr einem Dauerlauf von Ehrung zu Ehrung und zur Abholung von Geschenken. Zu Spielbeginn wurde ein Programm abgeliefert das ausgewöhnlich war, aber den Stellenwert eines Marek Mintal beim FCN im vollen Maße würdigte. Kinder stellten sich mit Fahnen auf das Spielfeld, auf denen Mintal in verschiedenen Momenten seiner Karriere abgedruckt war. Der Stadionsprecher Martin Siegordner erzählte die Geschichte zu diesen „8 unvergesslichen Momenten“, die als 8 Fahne die 8 Jahre beim FCN versinnbildlichten. Gefolgt wurde diese Aktion von einem langen Tunnel von spalierstehender Freunde und Weggefährten, zudem auch die Mannschaften des 1.FC Nürnberg und des BVB gehörten. Dann bat der Stadionsprecher die Nummer 11 der Nürnberger auf den Rasen und man konnten schon das nächste Superlativ sehen: Die komplette Nordkurve im Nürnberger Stadion wurde zu einer riesigen rot – schwarzen Fahne auf der, der Name Marek sowie Bilder des Spielers zu sehen waren.

Gut gefülltes Stadion zum Abschied eines großen Idols.
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Fußball wurde dann auch noch gespielt und die Partie wurde zum nächsten Highlight, denn wer hätte schon zuvor mit einem 4:2-Sieg des Clubs gegen den BVB gerechnet. Nach der Führung des BVB durch Sebastian Kehl (15. Min.) konnte Hanno Balitsch 14 Minuten später ausgleichen. Kurz vor der Halbzeit kam es dann wie es kommen musste: Nach einem Foul des Dortmunders Subotic im Strafraum am Nürnberger Alexander Esswein, pfiff Schiedsrichter Aytekin Strafstoß. Mintal lief an, traf gegen Weidenfeller und erfüllte sich seinen Traum, vom Abschiedstor im letzten Spiel. Die Zuschauer feierten das Tor minutenlang und immer wieder schallten Mintal-Sprechchöre von den Rängen - dem einzigen dem nicht zum Feiern zu Mute war, war Jürgen Klopp, der mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden sein konnte. Nach dem Ausgleich durch Jakub Blaszczykowski stand der Nürnberger Neuzugang Timo Gebhardt bereit und auf der Auswechseltafel war die Nummer 11 zu sehen. Das gesamte Stadion erhob sich und verabschiedete sich von Marek Mintal, der als bescheidener und ruhiger Mensch bekannt war und durch seine Spielweise einst den Spitznamen "Phantom" bekam. Nach 64 Minuten Abschiedsspiel ist die Profikarriere von Mintal vorbei, auf seiner Habenseite stehen: 204 Bundesligaspiele mit 66 Toren, der DFB-Pokal Sieg 2007, 5 Mal Torschützenkönig (1 Mal in der 1. Bundesliga, 2 Mal in der 2.Bundesliga, 2 Mal in der Slowakei), 2 slowakischen Meisterschaften (mit dem MŠK Žilina) und 45 Länderspielen für die Slowakei (14 Tore). Eine Statistik, die sich sehen lässt! Auf seiner Ehrenrunde durch das Stadion zeigten auch die Dortmunder Fans ihren Respekt vor dem Stürmer und klatschten Beifall. Jürgen Klopp nahm den Nürnberger Stürmer, nach dessen Auswechslung, gar in die Arme. Durch die beiden Treffer seiner Teamkollegen Sebastian Polter (70.) und Maik Frantz (88.) und dem damit resultierenden 4:2-Sieg bekam die Abschiedsparty noch mehr glanz und das Stadion verwandelte sich ein Tollhaus. Noch lange Zeit nach dem Abpfiff wurde Marek Mintal vom Publikum und seinen Teamkollegen gefeiert. Es war Mintals Abschied vom Profifußball, aber kein Abschied vom Fußball dem er die Treu hält, genauso wie seinem Club. Den Vereinsverantwortlichen des 1.FC Nürnberg kann man zu einer im vollen Rahmen gelungenen Veranstaltung gratulieren.

Jubel nach dem Sieg über den Double-Gewinner. Wer Marek Mintal wieder sehen möchte, der kann das ab sofort in der Regionalliga Bayern machen.
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Wer den slowakischen Fußballer des Jahrzehnts noch einmal live auf dem Platz erleben will, kann dies zum Beispiel bei Spielen des 1.FC Nürnberg II, in der neugegründeten bayrischen Regionalliga. Danach wird er dem aktiven Sport den Rücken kehren und in die Jugendarbeit des 1.FC Nürnberg integriert werden, um hier sein Wissen an Jugendliche weiterzugeben.

Stimmen zum Spiel


Dieter Hecking (47) Trainer 1.FC Nürnberg:
"Ich denke, wir haben Marek in einem würdigen Rahmen verabschiedet und ich habe ihm sein Tor zum Abschied gegönnt. Das Spiel meiner Mannschaft war gut, aber es gibt noch Dinge die wir verbessern können und werden. Der BVB wird beim nächsten Aufeinandertreffen am 2.Spieltag anders auftreten als heute und uns viel mehr abverlangen. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass man mit viel Leidenschaft auch stärkere Mannschaften schlagen kann. Dieser Sieg ist besonders für das Selbstvertrauen unseren jungen Spieler gut."

Javier Pinola (29) Spieler 1.FC Nürnberg:
"Ich freue mich, dass Marek einen so schönen Abschied hatte, das hat er sich auch verdient. Ich wünsche ihm viel Erfolg mit der U23 und denke, dass er den vielen jungen Spielern in ihrer Entwicklung weiterhelfen kann."

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