Skandalöser Vorfall in Berneck - Täter ermittelt: Unliebsame Begrüßung für Vatanspor - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.09.2011 um 16:55 Uhr
Skandalöser Vorfall in Berneck - Täter ermittelt: Unliebsame Begrüßung für Vatanspor
Eigentlich hätte es für Vatanspor Kulmbach ein ganz normaler Sonntagnachmittag werden sollen. Trotz miserabler äußerer Bedingungen spielten die Kulmbacher in der B-Klasse 7 ihr Auswärtsspiel bei der Reserve des TSV Bad Berneck. Doch aus dem ganz normalen Sonntag sollte nichts werden. Ein handfester Skandal überschattete die Partie am Fuße des Fichtelgebirges.
Von Andi Bär

Das Corpus Delicti: Die Schmiererei auf dem Platz des TSV Bad Berneck. 
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Die Verantwortlichen um Vorsitzenden Mustafa Mazioglu trauten ihren Augen nicht. Akkurat war mit Linienkreide am Anstoßpunkt ein Hakenkreuz aufgemalt. Darunter prangte in dicken Lettern "TSV Bad Berneck".

Das Lachen verging TSV-Vorstand Jürgen Zinnert am heutigen Sonntag gewaltig.
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Ein Schock für die Verantwortlichen und die Spieler von Vatanspor - denen seit jeher ein gutes Verhältnis zu den gegnerischen Vereinen am Herzen liegt. "So etwas habe ich noch nicht erlebt" zeigte sich Mazioglu erschüttert von den Geschehnissen auf dem Bernecker Sportplatz. Ungläubig schüttelte er noch nach dem Spiel mit dem Kopf, konnte nicht verstehen, welch krankem Gehirn eine solche Tat entspringt. Leider war Mazioglu für anpfiff telefonisch am Sonntag nicht mehr erreichbar. Sichtlich mitgenommen zeigte er dem zufällig anwesenden anpfiff-Spielkreisbetreuer das Foto mit dem Corpus Delicti, ehe er zur polizeilichen Vernehmung musste.

Doch nicht nur Mazioglu war der Schock ins Gesicht geschrieben. Auch die Verantwortlichen des gastgebenden Vereins waren massiv schockiert. Der telefonisch herbeigerufene TSV-Vorsitzende Jürgen Zinnert eilte sofort zum Sportgelände und machte sich selbst ein Bild von dem Geschehen. Die unverzügliche herbeigerufene Polizeiinspektion Bayreuth-Land nahm die Ermittlungen auf und vernahm sämtliche Beteiligte noch vor Ort. "Ich bin geschockt" so Jürgen Zinnert, der alles in seiner Macht stehende tun wird, den Verursacher ausfindig zu machen und auch postwendend nach der persönlichen Entschuldigung die unten zu lesende Erklärung verfasste.

Staatsschutz übernimmt die Ermittlungen

Mustafa Mazioglu: "So etwas habe ich noch nicht erlebt!"
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Neben einem sportgerichtlichen Verfahren - Schiedsrichter Stefan Bernet vom TSV Neudrossenfeld verfasste einen Zusatzbericht über den Vorfall - wird es auch zu zivilrechtlichen Ermittlungen gegen den Verursacher kommen. Das Verfahren selber wird polizeilicherseits vom K 5 (Staatsschutz) der Kriminalpolizeiinspektion Bayreuth übernommen, das in solchen Fällen zuständig für die Ermittlungen zeichnet. Nähere Auskünfte konnte die KPI zum momentanen Zeitpunkt am anpfiff-Telefon aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht geben.

UPDATE (Montag, 19.09.2011):  Bereits einen Tag nach der Tat konnte der Täter ermittelt werden. Ein 36jähriger aus dem Landkreis Bayreuth gestand, unter erheblichem Alkoholeinfluß das Hakenkreuz gestreut zu haben. Er bestritt dabei einen politischen Hintergrund und machte ausschließlich seinen alkoholbedingten Zustand für die Tat verantwortlich.

Persönliche Erklärung von TSV-Vorstand Jürgen Zinnert


Hier die gerade eben per E-Mail versandte Erklärung von Jürgen Zinnert, Vorstand des TSV und erster Bürgermeister der Stadt Bad Berneck im Wortlaut:

Verwendung des Hakenkreuzes anlässlich des Fußballspiels zwischen den Mannschaften des TSV Bad Berneck II und Vatanspor Kulmbach:

Persönliche Erklärung des 1. Vorsitzenden und Bürgermeisters

Ungläubig mussten die Spieler und Zuschauer des heutigen Fußballspiels zwischen den Mannschaften Bad Berneck II und Vatanspor Kulmbach
feststellen, dass vor dem Anpfiff dieser Begegnung durch Unbekannte auf dem Mittelkreis des Spielfeldes auf einer Fläche von ca. einem Quadratmeter ein Hakenkreuz aufgezeichnet worden war.

Dieser ungeheuerliche Vorfall hat nicht nur unsere türkischen Fußballfreunde aus Kulmbach zutiefst beleidigt, sondern kränkt und provoziert gleichermaßen sowohl unseren eigenen Sportverein als auch die Stadt bzw. den Schulverband Bad Berneck als Eigentümer des Sportgeländes.

Seit mittlerweile 65 Jahren hat der TSV Bad Berneck die Integration ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger als eines seiner obersten Ziele erklärt und sich dieser Aufgabe mit großem Engagement gewidmet. Über viele Jahrzehnte hinweg konnten so viele ausländische Sportbegeisterte aus den unterschiedlichsten Nationen sowohl als aktive Sportler als auch passive Mitglieder in unseren Verein aufgenommen werden, die stets eine tiefe Freundschaft mit den deutschstämmigen TSV-Mitgliedern verbunden hat.

Die Verständigung und Begegnung mit Menschen aus anderen Nationen und die gesellschaftliche Eingliederung ausländischer Mitbürger ist auch für die Stadt Bad Berneck oberstes Selbstverständnis.  Die unglaubliche Verwendung des verfassungs- und ausländerfeindlichen Symbols auf unserem Sportplatz, die unsere Stadt als auch den TSV Bad Berneck gleichermaßen beschämt, hat deshalb bei allen Verantwortlichen großes Entsetzen hervorgerufen.

Der Vorfall wurde von mir unverzüglich zur Anzeige gebracht und unser Verein wird alles in seinen Kräften Stehende tun, um bei der Ermittlung der Täter mitzuwirken. Mit außerordentlichem Bedauern entschuldige ich mich namens unserer Stadt und unseres Vereins insbesondere bei unseren Sportkameraden von Vatanspor Kulmbach und hoffe und wünsche, dass dieser ungeheuerliche Affront unsere gegenseitige Verbundenheit und Freundschaft nicht nachhaltig schädigen kann.

Bad Berneck, 18. September 2011

Jürgen Zinnert
Erster Bürgermeister der Stadt Bad Berneck
1. Vorsitzender des TSV Bad Berneck

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