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Artikel veröffentlicht am 10.06.2011 um 19:22 Uhr

U15-Länderspiel in Weismain: Steigerung in allen Bereichen

Nur zwei Tage nach dem Länderwettkampf in Bamberg trafen die U15-Nationalmannschaften von Deutschland und Portugal in Weismain erneut aufeinander. Dabei wurde die erste Begegnung mit einem 4:0 Erfolg der Gastgeber nicht nur sportlich überboten.

Von Hans-Jürgen Wunder

Mit einer länderspielreifen Kulisse und bester Stimmung überzeugte der Spielort Weismain auch Bundestrainer Frank Engel

anpfiff.info

Dort, wo sich einmal die Profis des 1. FC Nürnberg oder der Offenbacher Kickers mit den Akteuren des einheimischen SC in der Regionalliga die Hand gaben, herrschte lange Zeit Stille und Abgeschiedenheit. Nach dem Abstieg des SC Weismain von der Regionalliga bis in die Bezirksliga und der anschließenden Insolvenz war die aus dem Boden gestampfte Arena, in der schon Frauen- und Jugendländerspiele stattgefunden hatten, fast zum Biotop geworden. Durch die Initiative des ehemaligen Bauunternehmers und rührigen Stadionbesitzers Alois Dechant trägt jetzt immerhin die Spvgg Bayreuth regelmäßig Heimspiele hier aus und mit dem Länderspiel am Donnerstag rief sich das Fußballstadion in naturnaher Umgebung auch überregional wieder in Erinnerung.

Mehr Besucher, längere Spielzeit, höherer Sieg

Nur zwei Tage nach dem 3:1-Erfolg in Bamberg war zumindest auf deutscher Seite von Ermüdung oder nachlassendem Interesse nichts zu spüren. Mit 4950 Zuschauern in der Fußballprovinz wurde die ansprechende Marke aus der Domstadt sogar noch übertroffen. Auch die Spielzeit wurde gegenüber Bamberg von 2 x 35 auf 2 x 40 Minuten erhöht, was der Bundestrainer Frank Engel hinterher gegenüber anpfiff so erklärte: „Wir haben mit 22 Spielern einen großen Kader mit dabei. Da haben wir uns auf eine Verlängerung der Spielzeit geeinigt, um allen jungen Leuten Gelegenheit zu geben, sich zu beweisen.“ Mag sein, dass die Aussicht auf mehr Einsatzzeit die Akteure beflügelt hat. Ebenso kann die tolle Stimmung in dem reinen Fußballstadion ohne störende Aschenbahn, die vom versierten Moderator Christian Höreth immer wieder entfacht wurde, dazu beigetragen haben, dass die jungen Männer mit viel Schwung in die Partie gingen. Jedenfalls gerieten die Gäste schnell ins Hintertreffen und konnten danach nur noch versuchen, halbwegs unbeschädigt aus der Partie zu gehen.

Drei Treffer bis zur Pause

Für Abtasten war für die beiden Kontrahenten weder Zeit noch Wille vorhanden. Doch während die Portugiesen sich zu sehr auf ihre individuellen Fähigkeiten verließen, kombinierten die jungen Männer mit dem Bundesadler auf der Brust gefällig und kamen zu Chancen im Minutentakt. Dabei erzielte Bilal Kamarieh von Hertha BSC Berlin nach feiner Kopfballablage des Dresdners Patrick Pflücke schon früh den Führungstreffer, ehe Pflücke selbst per Kopf nachlegte und Julian Brand aus abseitsverdächtiger Position den 3:0 Pausenstand besorgte. Der einzige Franke in der Partie, der Nürnberger Torwart Florian Schwaiger, wurde wenig geprüft, zeigte sich aber bei einigen brenzligen Situationen stets auf dem Posten.

Der Berliner Bilal Kamarieh (in weiß) eröffnete mit seinem Treffer den Torreigen

anpfiff.info

Fast alle durften spielen

Bereits zur Pause machten beide Trainer lebhaft von ihren Wechselmöglichkeiten Gebrauch, worunter zwangsläufig der Spielfluss etwas litt. Allerdings konnte der deutsche Keeper Florian Schwaiger erst einmal sein ganzes Können beweisen, als er eine Freistoßgranate des auffälligsten Gästespielers, Romario Balde von Benfica Lissabon, aus 17 Metern entschärfte. Von den eingewechselten deutschen Spielern dürfte wohl am ehesten Vincent Stenzel vom Meister Borussia Dortmund auf sich aufmerksam gemacht haben. Nicht nur, dass der Youngster mit tollen Sololäufen auf der linken Angriffsseite immer wieder für Verwirrung in der gegnerischen Abwehr sorgte. Mit seinem 4:0 war es dem jungen Borussen auch vergönnt, den Schlusspunkt in einer überaus ansehnlichen Partie zu setzen. Dabei überzeugte die deutsche Mannschaft in der sehr fairen Begegnung mit hohem Tempo, Einsatzwillen und gutem Kombinationsspiel während die technisch starken Portugiesen etwas die Spritzigkeit fehlte, um das Treffen ausgeglichener zu gestalten.

Positive Bilanz

„Bayern scheint für uns ein gutes Pflaster zu sein“, meinte ein sichtlich zufriedener Bundestrainer Frank Engel, der als DDR-Auswahltrainer Ulf Kirsten, Thomas Doll oder Matthias Sammer unter seinen Fittichen hatte und als Co-Trainer von Jörg Berger für Alemannia Aachen tätig war. Allerdings macht sich dabei sicherlich auch positiv bemerkbar, dass mittlerweile die Nachwuchsförderung in dieser Altersklasse intensiviert wurde. Während es früher nur einmal im Jahr Schülerländerspiele in Berlin und Wembley gegen England gab, dürfen die Talente jetzt häufiger in Aktion treten. Wer es von den 133 Auswahlspielern geschafft hat, nach elf Lehrgängen und gemeinsamen 25 Tagen in den Kader zu den Länderspielen berufen zu werden, hatte Anteil an der bisher eindrucksvollen Bilanz von vier Siegen bei 14:2 Toren. Neben Spielintelligenz kommen bei der Ausbildung aber auch schulische Belange nicht zu kurz – der DFB hatte dafür gesorgt, dass sich unter den Tross für die Länderspiele auch einige Lehrer befanden.

Für Deutschland spielten:
Schwaiger, Florian (1. FC Nürnberg) - Bodenröder, Timo (FC Schalke 04) - Schröder, Ralf (FC Bayern München) - Baumgartl, Timo (SSV Reutlingen) - Regäsel, Yanni (Hertha BSC Berlin) - Pflücke, Patrick (SG Dynamo Dresden) - Seydel, Aaron (1. FSV Mainz 05) - Öztunali, Levin (Hamburger SV) - Wolf Yannik (Eintracht Frankfurt) - Brandt, Julian (FC Oberneuland) - Kamarieh, Bilal (Hertha BSC Berlin) - Multhaup, Maurice (FC Schalke 04) - Brauer, Hendrik (SC Paderborn) - Kranitz, Simon (VFB Stuttgart) - Parker, Devante (1. FSV Mainz 05) - Werner, Timo (VFB Stuttgart) - Öztürk, Erdal (Hertha BSC) -Stenzel, Vincent (Borussia Dortmund) - Rodas Steeg, Pedro Manolo (SC Freiburg)