Ernes-Team trifft auf Bayernauswahl des BVS: Zeichen gegen Diskriminierung setzen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.03.2011 um 16:00 Uhr
Ernes-Team trifft auf Bayernauswahl des BVS: Zeichen gegen Diskriminierung setzen
Ein Fußballspiel der besonderen Art findet am Samstag ab 12.30 Uhr als Vorbote der Landesliga-Begegnung des DVV Coburg gegen Viktoria Kahl statt. Die vom früheren Frohnlacher und Memmelsdorfer Rainer Lindner gecoachte Schulauswahl des Gymnasiums Ernestinum trifft auf die vom früheren Frohnlacher und Memmelsdorfer Mario Herrmannsdörfer trainierte Bayernauswahl für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Mit der Aktion soll ein Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt und für die Deutschen Meisterschaften der Auswahlteams des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes (BVS) in Bayreuth geworben werden.
Von Marco Heumann
Am Samstag beim DVV am Ball: Die Bayernauswahl für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung mit ihrem Trainer Mario Herrmannsdörfer.
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Toleranz, Verständnis und mehr

„Wie gehe ich mit meinem Gegenspieler um?“ Es sind Schülerfragen, wie diese, die Rainer Lindner, in den letzten Wochen immer wieder gezeigt haben, wie richtig und wichtig die Entscheidung für das Spiel gegen die Mannschaft des BVS, die sein langjähriger Mitspieler Mario Herrmannsdörfer betreut, war. Ohne diese Partie hätte sich der junge Mann wahrscheinlich nie Gedanken gemacht, was in einem Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung vorgeht, wenn er dem runden Leder nachjagt. „Aber auch Werte, wie Toleranz, Verständnis oder Kooperationsfähigkeit können vermittelt werden“, sagt der Latein- und Sportlehrer, der am Ernestinum die Schulmannschaft betreut, in der talentierte Jugendliche von 17 bis 18 Jahren aus dem ganzen Landkreis spielen.

Trainer der Bayernauswahl: Mario Herrmannsdörfer.
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"Ich bewundere Mario für sein Engagement!"

Mario Herrmannsdörfer, der seit einigen Jahren die Bayernauswahl für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung trainiert und auch schon Co-Trainer der Nationalmannschaft war,  kennt er aus gemeinsamen Jahren beim SV Memmelsdorf. „Ich bewundere Mario für sein Engagement in diesem Bereich schon lange.“ Kein Wunder, dass der frühere Bayernliga-Spieler, aktuell Coach beim Bezirksligisten FC Oberhaid, bei seinem einstigen Weggefährten offene Türen einrannte, als er ihn um Unterstützung bat. „Mario hat die Deutschen Meisterschaften der Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung nach Bayreuth geholt und will nun über Schulen Werbung für diese Veranstaltung machen, die bisher immer nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.“
In gemeinsamen Gesprächen mit der Schülermitverantwortung am Ernestinum wurde nach einer Möglichkeit gesucht, eine Begegnung mit der Bayernauswahl ins Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, an dem sich das Gymnasium beteiligt, einzubinden. Herausgekommen ist die Idee eines Trainingslagers der Bayernauswahl, zu der auch der Ahorner Daniel Lesch gehört,  mit abschließendem Spiel gegen eine Schulauswahl des Ernestinums. „Es geht dabei nicht so sehr um die übliche Form von Rassismus, sondern vor allem um Diskriminierung vermeintlich andersartiger Menschen im Alltag“, erläutert Schülersprecher Nathan Bedford-Strohm. „Dagegen wollen wir öffentlich eintreten.“

Rahmenprogramm mit Schulband und Unterstufenchor

Trainer der Schulauswahl: Rainer Lindner.
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Die Partie beginnt am Samstag, 26. März, um 12.30 Uhr am Floßanger, und findet als Vorspiel der Landesliga-Begegnung zwischen dem DVV Coburg und Viktoria Kahl statt. „Wir hoffen natürlich, dass viele Schüler, aber auch interessierte und engagierte Fußball-Fans kommen, um uns und unser Projekt zu unterstützen“, erklärt Rainer Lindner. Bereits ab 12.00 Uhr gibt es ein Rahmenprogramm mit der Schulband „Pressure Valve“, dem Unterstufenchor des Gymnasiums und einem Infostand. "Außerdem werden wir das Publikum aufrufen, eine Menschenkette zu bilden, um damit ein Zeichen der Solidarität mit den behinderten Menschen zu setzen", berichtet Nathan Bedford-Strohm. Fünftklässler werden als „Einlauf-Kids“ die Spieler beider Teams aufs Fußballfeld begleiten. Damit sind die verschiedenen Jahrgangsstufen des Gymnasiums eingebunden. Die Stadt Coburg hat mit ihrem Zweiten Bürgermeister Norbert Tessmer (SPD) die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen. Mit Spiel und Rahmenprogramm wollen sich die Ernestiner für den bundesweiten Wettbewerb "Mobben stoppen" bewerben. „Wir von der  Schülermitverantwortung denken, unser Projekt hat so ein großes Potenzial, dass wir uns für den Wettbewerb anmelden können", sagt Schülersprecherin Sophie Nestmann.

Trainer? Aktuell nein!

„Respekt, wie sich die Schüler reingehängt haben“, lobt Rainer Lindner das Engagement der Schülermitverantwortung und hofft, dass so viel Einsatz auch mit jeder Menge Besuchern belohnt wird. „Ich freue mich auf den Samstag!“ Wobei der Ausflug an die Seitenlinie vorerst nicht zur Regel werden soll. Zwar betreut der Ex-Memmelsdorfer mit viel Begeisterung die Schulmannschaft am Ernestinum, aber mehr, sprich ein Ende seines fußballerischen Ruhestands, den er vor dieser Saison angetreten hat, kann er sich im Moment nicht vorstellen. „Mir fehlt momentan durch den Beruf einfach die Zeit, bei einem Verein als Spieler oder gar Spielertrainer einzusteigen.“ Irgendwann jedoch könnte es durchaus eine Rückkehr geben. „Ganz ausschließen möchte ich das nicht.“

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