In memoriam Harald Wich: Ein Leben für den TSV - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.03.2025 um 12:00 Uhr
In memoriam Harald Wich: Ein Leben für den TSV
Nicht nur der TSV Neukenroth trauert. Der „Fußballpapst“ ist viel zu früh und völlig überraschend von uns gegangen. Harald Wich trug seine Grün-Weißen im Herzen, war auf ebenso unvergleichliche wie bewundernswerte Weise und mit jeder Menge Herzblut ein Vorbild in Sachen Disziplin, Kameradschaft und Geradlinigkeit. Im Alter von nur 62 Jahren ist „Sepp“ verstorben.
Von Bernd Riemke

Seit Kindesbeinen an, war Harald Wich ein engagiertes Mitglied des TSV Neukenroth, dem er Zeit seines Lebens treu blieb. Seine herausragenden fußballerischen Fähigkeiten sorgten dafür, dass „Sepp“ schon 17-jährig für die 1. Herrenmannschaft freigemacht wurde, mit der er nicht nur 1985 die Meisterschaft in der damaligen C-Klasse feierte, sondern auch 1992 in die Kreisliga aufstieg. Nicht nur seine traumwandlerisch sicher geschlagenen Pässe, die maßgenau den eigenen Mitspieler fanden, ließen ihn weiter über die Grenzen der Gemeinde hinaus zu einem anerkannten Spielmacher seiner Gilde werden.

Ein Herz für die Jugend

Auch neben dem Fußballplatz agierte Harald Wich mit Weitblick. Zu Beginn der 1990er Jahre stellte er gemeinsam mit Dr. Erwin Fehn die Jugendabteilung beim TSV auf ganz neue Beine, indem schon die Kleinsten in eigenen Mannschaften dem Leder nachjagen durften. Mit seiner unvergleichlichen Überzeugungskraft trug er maßgeblich dazu bei, dass Neukenroth schon wenige Jahre später alle Nachwuchsmannschaften eigenständig besetzen konnte. Er ging in all seinem Tun mit vorbildlichem Einsatz voran und verfolgte die gesteckten Ziele mit geradliniger Konsequenz. Harald Wich besaß eine nahezu unwiderstehliche natürliche Autorität, die ihn zu einem gern gesehenen Gesprächs- und Diskussionspartner im Sportheim des TSV machten. Dabei folgte er klaren Prinzipien, war für seine Mitmenschen ein verlässlicher Partner und sprach Kritik stets klar und deutlich an. Harald Wich war einer, der mitunter aneckte, aber er war einer, der einer klaren Linie folgte und sich aufgrund jener unumstößlichen Verlässlichkeit das Ansehen aller verdiente.

Einmal TSV, immer TSV

Auf vielfältige Weise brachte sich Mister „100% TSV“ im Verein ein und fungierte über die Jahre hinweg unter anderem als Juniorentrainer, Schriftführer, Spielberichterstatter und war sich auch nicht zu schade, hinter dem Bratwurstgrill die Besucher an der Ochsenwiese zu verköstigen. Auf unnachahmliche Weise verstand Harald Wich es, andere für die gute Sache zu begeistern und mit seiner Euphorie anzustecken. Als Sportsmann trat er dabei jederzeit genauso fair und objektiv wie sachkundig auf.

Unvergessliche Trainerlaufbahn

Als gestandener Kreisligist war der TSV Neukenroth im Sommer 2000 verzweifelt auf Trainersuche – bis Harald Wich aus einer spontanen Bauchentscheidung heraus am Rande des Tennisplatzes seine Zusage gab und eine beispiellose Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm. Einen viel zu kleinen und noch dazu reichlich überalterten Kader führte er mit eiserner Disziplin zurück in die Erfolgsspur, ließ sich auch von einem zwischenzeitlichen Abstieg nicht beirren und feierte in seinem letzten Jahr als Trainer der 1. Mannschaft den direkten Wiederaufstieg in die Kreisliga. Der enorme Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft war nicht zuletzt der Konsequenz des Harald Wich geschuldet, der Einsatz und Leidenschaft in jeder Trainingseinheit vorlebte. Akribisch führte er handschriftlich zahlreiche Statistiken - mit Betonung auf "handschriftlich", denn zeitlebens verzichtete er auf Handy und Smartphone und war doch für jedermann zu jederzeit erreichbar. Das sorgsam aufbewahrte Flipchart der letzten Spielersitzung im Sommer 2005 ist ein „Dokument für die Ewigkeit“. Genau wie die Erinnerung an den Mann, der ein halbes Jahrzehnt lang unentgeltlich nicht nur einen Kreisligisten trainierte, sondern Geschenke für die Trainingsfleißigsten stets aus eigener Tasche bezahlte. Sein Wort hatte Gewicht. Sein Wort hatte Bedeutung. Aussagen des „Fußballpapstes“ kamen einer Doktrin gleich, weil Harald Wich ein von allen Seiten anerkannter Fachmann war. Einer, der sich darüber hinaus für Sportarten beinahe jeder Couleur begeistern konnte. Ob Basketball, Handball oder Eishockey, der Eintracht Frankfurt-Fan war ein Kenner auf allen Ebenen.

Der TSV Neukenroth erinnert an den unvergessenen Harald Wich.


„Sepp“ hat seinen Verein, von dem er nicht nur für seine 50-jährige Mitgliedschaft geehrt, sondern im Jahr 2018 auch zum Ehrenmitglied ernannt wurde, im Herzen getragen. Am 7. März 2025 ist der unerschütterliche, bescheidene Familienvater, der Ehefrau und zwei Söhne hinterlässt, im Alter von 62 Jahren viel zu früh und völlig unerwartet verschieden. Unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere tiefe Anteilnahme gehören der Familie und den Freunden, die Harald Wich als fairen Sportsmann und aufrichtigen Menschen in unvergesslicher Erinnerung behalten werden. Ruhe in Frieden.

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Steckbrief H. Wich

Harald Wich
Spitzname
Sepp
Alter
62
Todestag
07.03.2025
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Rangierer


Daten TSV Neukenroth

TSV Neukenroth
Gründung: 29.06.1893
Mitglieder: 550
Farben: grün-weiß
Abteilungen: Fußball, Kinderturnen, Damengymnastik, Tennis

Trainerstationen H. Wich

04/05
KK
03/04
KL
02/03
KL
 
01/02
KL
 
00/01
KL
 

Bilanz TSV Neukenroth

2004/05
1. 
Kreisklasse Kronach
2003/04
14. 
Kreisliga Kronach
2002/03
8. 
Kreisliga Kronach
 
2001/02
4. 
Kreisliga Kronach
 
2000/01
10. 
Kreisliga Kronach
 


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