Wie geht es weiter?: Sporttotal meldet Insolvenz an - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 17.03.2025 um 21:00 Uhr
Wie geht es weiter?: Sporttotal meldet Insolvenz an
München/Neudrossenfeld – 135 Fußballvereine in Bayern übertragen ihre Spiele über den Anbieter Sporttotal live im Internet. Doch der hat nun Insolvenz angemeldet. Was das bedeutet?
Von Markus Schütz Christian Schuberth, Bayerische Rundschau
fussballn.de/Schlierf
Seit 2017 liefert die Firma Sporttotal AG Bewegtbilder von den Amateurfußballplätzen der Region - von der Kreisliga bis zur Regionalliga. Ein toller Service für beispielsweise ältere Fans, die ihren Lieblingsklub nicht mehr vor Ort unterstützen können. Aber auch für die Trainer, die sich für die Gegneranalyse weite Fahrten sparen und die Stärken und Schwächen bequem im Video analysieren können.

Doch nun steckt das börsenorientierte Medienunternehmen aus Köln, das 2023 einen Umsatz von 44 Millionen Euro machte, in finanziellen Schwierigkeiten. Am Mittwoch stellte die Aktiengesellschaft für ihre sechs Firmen, darunter der Streamingdienst Sporttotal.tv GmbH, Insolvenzantrag in Eigenverwaltung. Seitdem ist die Aktie, die beim Börsengang 2000 noch 33 Euro wert war und vor einem halben Jahr 56 Cent kostete, ins Bodenlose (0,2 Cent) gerutscht. CEO von Sporttotal ist übrigens der ehemalige Formel-1-Moderator von Sky, Peter Lauterbach.

"Mehrfach verschobene Großprojekte im internationalen Projektgeschäft hätten zu einer nicht mehr abzuwendenden Zahlungsunfähigkeit geführt", heißt es von Seiten der Firmenleitung. Sporttotal überträgt mit seinen vollautomatischen und KI-gesteuerten Kameras auch Partien vom Volleyball, Eishockey oder Basketball. Zudem stattete die Firma etliche Formel1-Rennstrecken mit Kamerasystemen aus und war für die Übertragung des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring verantwortlich.

Zu Jahresbeginn war bekannt geworden, dass der Westdeutsche Fußball-Verband den Vertrag mit Sporttotal mit sofortiger Wirkung gekündigt hat und zu einem Konkurrenten gewechselt ist. Wie das Medium Reviersport schrieb, seien die Vereine nach der Umstellung auf KI-gesteuerte, vollautomatisierte Kameras mit der Qualität nicht mehr zufrieden gewesen.

Das börsenorientierte Medienunternehmen Sporttotal AG aus Köln, das 2023 einen Umsatz
von 44 Millionen Euro machte, ist in finanziellen Schwierigkeiten.
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BFV-Vertrag läuft noch bis 2027

Der Bayerische Fußball-Verband kooperiert seit 2017 mit der Sporttotal.tv GmbH. "Der Vertrag läuft noch bis 30. Juni 2027", informiert BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth auf Nachfrage. Was die Insolvenz nun bedeutet, darüber konnte er noch keine Auskunft geben. "Wir haben noch nicht mit den Verantwortlichen von Sporttotal gesprochen."

Doch weil die Firmengeschäfte der Sporttotal AG auch nach dem Insolvenzantrag weiterlaufen, kann man davon ausgehen, dass die Übertragungen von den Fußballplätzen der rund 135 bayerischen Vereine mit einer Sporttotal-Kamera vorerst gesichert sind. Eine Anfrage unserer Redaktion an Sporttotal blieb bislang unbeantwortet.

TSV Neudrossenfeld hat schon gekündigt

Auch der TSV Neudrossenfeld hat seit einigen Jahren eine Kamera von Sporttotal. Der Anbieter hat diese mitsamt Masten auf eigene Kosten am neuen Kunstrasenplatz errichtet. Sporttotal ist für die Technik und die Onlineplattform zuständig, die Deutsche Telekom für die Datenleitung.  In der Anfangszeit wurde dem TSV für die Nutzung der Kamera und den Mobilfunkvertrag mit der Telekom nur eine geringe monatliche Gebühr in Höhe von 9,99 Euro berechnet.  Doch dann gab es eine massive Preissteigerung auf 99 Euro. "Weil wir frühzeitig verlängert hatten, haben wir zunächst nur 59 Euro gezahlt, inzwischen aber auch die 99 Euro", erklärt der Sportliche Leiter des TSV Neudrossenfeld, Daniel Stöcker.

Über die Verzehnfachung des Preises ärgerte man sich nicht nur beim TSV, sondern auch bei vielen anderen bayerischen Vereinen. Etliche haben seitdem gekündigt - auch der TSV Neudrossenfeld zum Saisonende.

Beim TSV Neudrossenfeld war man aber auch mit der Qualität der Übertragungsbilder nicht zufrieden, war doch die Kamera oft nicht auf Höhe des Spielgeschehens, vor allem dann, wenn es einen schnellen Richtungswechsel gab. Daniel Stöcker sagt: "Man hat viele Szenen gar nicht gesehen. Sporttotal hat mit der Preiserhöhung dafür geworben, dass eine neue 5G-Kamera aufgehängt wird. Aber gefühlt war die Qualität danach noch schlechter. Da darf man sich nicht wundern, wenn sich Vereine einen anderen Anbieter suchen."

Daniel Stöcker vom TSV Neudrossenfeld.
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Neue Plattform zur Spielanalyse

Der TSV Neudrossenfeld setzt nun auf das System von Veo, das auch die Verbandstrainer des Bayerischen Fußball-Verbandes für Spielanalyse nutzen. Die ebenfalls KI-gesteuerte Kamera kostet allerdings einen einmaligen Anschaffungspreis und muss bei jedem Spiel auf einem Teleskop-Dreibein am Spielfeldrand aufgebaut werden.

Diesen Aufwand betreibt der TSV Neudrossenfeld sogar bei Auswärtsspielen, und das aus gutem Grund, wie Daniel Stöcker erklärt:  "Wir haben es gekauft, als wir den Bereich Videoanalyse ausgebaut haben. Es ist aber auch als Service für die Fans gedacht.  Und wir wollen es zudem für die Vermarktung unserer Spiele auf den Social-Media-Kanälen nutzen."

Bei Veo zahlt der Bayernligist in den nächsten beiden Jahren 90 Euro monatlich. Dafür bekommt der TSV aber ein Sonderpaket, in dem unter anderem eine KI-gestützte Spielanalyse beinhaltet. "Da kann man sich dann alle Eckbälle, Torschüsse oder Standardsituationen in einem Spiel für die Analyse zusammenfassen lasen", weiß Stöcker. "Das hat für uns einen deutlichen Mehrwert."

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