"I´m walking, yes indeed...": Walking Football am Frensdorfer Failsberg - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.12.2024 um 14:00 Uhr
"I´m walking, yes indeed...": Walking Football am Frensdorfer Failsberg
MAGAZIN Dienstagvormittag um 10 Uhr am Failsberg: Beim SV Frensdorf läuft es nicht, aber es geht... So könnte man es flapsig sagen, wenn man den Fußballern im gesetzten Alter bei ihrem Training zusieht. Die Art, mit der sie Fußball spielen, nennt man Walking Football. Das heißt: Rennen und Laufen verboten - Gehen erlaubt! Wir nahmen unter die Lupe, wie das geht, wenn man beim Fußball nur geht.
Von Markus Schütz
Beim SV Frensdorf wird Walking Football gespielt.
Markus Schütz, anpfiff

Walking Football wurde zum ersten Mal 2011 im englischen Chesterfield praktiziert, auf der Insel gibt es mittlerweile über 1000 Mannschaften, die nach folgenden Regeln Fußball spielen: Es ist weder Rennen noch Laufen erlaubt, nur Gehen. Das heißt, bei der Fortbewegung mit oder ohne Ball muss immer mindestens ein Fuß den Boden berühren. Der Ball darf nur flach gespielt werden, alles oberhalb von Hüfthöhe wird abgepfiffen. Es ist kein Körperkontakt erlaubt und die Abseitsregel wurde aufgehoben. Unter diesen Voraussetzungen wird meist im Sechs gegen Sechs auf kleine Tore gekickt. Es handelt sich also um eine altersgerechte und gesundheitsfördernde Art, Fußball zu spielen, die hilft, länger am aktiven Sport teilnehmen zu können.

Ältester Teilnehmer geht auf die 90 zu


An diesem Vormittag sind auf dem Hauptplatz des Frensdorfer Sportgeländes am Failsberg zwölf Rentner zusammengekommen und kicken munter drauf los. Der Älteste ist der 87-jährige Edmund Eberlein, der noch erstaunlich gut mithält. Das liegt zum einen an seiner außergewöhnlichen Konstitution, aber eben auch an der Art, Fußball zu spielen.
Walking Fußball haben in Frensdorf Friedrich Biesenecker und Norbert Neundorfer eingeführt. "Ich habe über einen Arbeitskollegen meiner Tochter davon erfahren, der kommt aus Unterspießheim, wo es schon länger gespielt wird. Dann haben Norbert und ich gesagt, das wird mal probiert." Aber nicht einfach nur mal so: Die Frensdorfer bereiteten sich akribisch vor, besuchten nicht nur im Sommer einen BFV-Lehrgang zu dem Thema in Fürth, sondern schauten sich das Ganze auch mal beim FC Nürnberg an. Und damit bei einem der wenigen Vereine in Nordbayern, bei dem Walking Football praktiziert wird. "Zwei Mann von uns durften sogar mal mitmachen, das Niveau bei denen ist natürlich richtig gut.", sagt Friedrich Biesenecker. "Im Mai vergangenen Jahres machten wir dann bei einem Turnier in Unterspießheim mit - und haben gleich Lehrgeld bezahlt." Was aber erwartbar war aufgrund der fehlenden Spielpraxis "und unserem hohen Altersdurchschnitt von 67 Jahren."

Friedrich Biesenecker (Bild) führte gemeinsam mit Norbert Neundorfer Walking Fußball beim SV Frensdorf ein. Neundorfer selbst hatte beim Foto-Termin keine Zeit - denn er ist Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Frensdorf und hatte eine wichtige Sitzung.
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Gehört dazu: Die dritte Halbzeit!

Das hielt die Frensdorfer Walking-Kicker aber nicht davon ab, seither regelmäßig zu trainieren. Alle 14 Tage - drei Halbzeiten. Die "dritte Halbzeit" ist dabei vielleicht sogar die wichtigste, wenn es darum geht, bei einem Mittagessen im Anschluss zusammenzusitzen. Für die Verpflegung ist der momentan verletzte Helmut Bruch zuständig. Der gesellige Teil außerhalb des Platzes kommt jedenfalls nicht zu kurz. Im Gegenteil, denn es gibt "im Jahr drei oder vier Veranstaltungen oder Ausflüge, die wir gemeinsam unternehmen.", erklärt Friedrich Biesenecker. So stand unter anderem ein Besuch der DFB-Zentrale mit anschließender Flughafenbesichtigung in Frankfurt oder Fußball-Golf in Grundfeld unterhalb von Vierzehnheiligen auf dem Programm. Am Dienstag, 10.12.2024, wurde gemeinsam der Jahresabschluss gefeiert.

"Technik und Taktik das allerwichtigste"

Was das Geschehen auf dem Platz angeht, da sind im Schnitt von den 23 Mann im Kader zehn bis 18 bei den Einheiten, von denen es 24 in 2024 gab. "Wir machen Fortschritte und werden immer besser.", lobt Friedrich Biesenecker. "Dadurch, dass man nur Gehen darf, müssen die Zuspiele genauer sein und in den Fuß kommen, die Technik und die Taktik sind also das alles entscheidende beim Walking Football.", erklärt er. "Aber über allem steht der Spaß. Es geht nicht zuletzt darum, sich ohne Verletzungsgefahr zu bewegen." Deshalb spielen die Frensdorfer auch nicht auf dem stumpfen Hallenboden, "unsere Einheiten in 2024 fanden alle draußen statt."

Auch der 87-jährige Ewald Eberlein (hinten, blaue Mütze) hat noch Spaß am Fußballspielen.
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Dr. Först: "Bis ins hohe Alter und mit Handicap"

Auch Dr. Andreas Först, Orthopäde, Unfallchirurg und Osteopath mit eigener Praxis in Hirschaid und den meisten als langjähriger Teamarzt der Brose Baskets bekannt, beurteilt Walking Football als "eine tolle Möglichkeit, Menschen wieder zum Sport zu bringen oder im Sport zu halten, die das mit anderen Sportarten nicht machen könnten.", so der Mediziner. Schonend sei vor allem, dass die "massiv-dynamischen Bewegungen wie Stopps oder rasche Richtungswechsel wegfallen." Die Art des Sports könne man deshalb "bis ins hohe Alter und auch mit Handicap durchführen" könne. "Da ist eines der Stichworte die Inklusion oder auch die Tatsache, dass Männer und Frauen ihn gemeinsam durchführen können.", so die Einschätzung von Dr. Först.

Die Truppe, die sich jeden zweiten Dienstag um 10 Uhr am Failsberg trifft, ist jedenfalls tatsächlich bunt gemischt von langjährigen ehemaligen, auch höherklassigen Fußballern bis hin zu Neulingen, die erst im "höheren" Alter angefangen und die Lust an dieser Form des Kickens gefunden haben. Oder solche wie Berthold Pfohlmann, Jahrgang 1957, der 30 Jahre kein Fußball mehr gespielt hat und nun wieder mit Begeisterung - und meist mit mindestens einem Fuß auf dem Boden - dabei ist. Oder Stephanie Daun, ehemalige Bayernligaspielerin, die derzeit aus beruflichen Gründen nicht regelmäßig mitspielen kann, aber von der ersten Stunde an als Frau mitkickte. Und vor allem mit Spaß und der Freude, den geliebten Freizeitsport noch im gesetzten Alter machen zu können: "Wie gesagt, das steht bei uns absolut im Vordergrund. Deswegen zählen wir auch die Tore nicht mit."

VIDEO:
Wer es sich in bewegten Bildern mal ansehen möchte, HIER stellen die Frensdorfer um Friedrich Biesenecker und Norbert Neundorfer den Walking Football am Failsberg vor!

P.S.: Wenn Sie, liebe Leser, mal bei einem Fußballspiel im Kreis sind und das Gefühl haben, es könnte vom Tempo her Walking Football sein - das sieht in manchen Partien und bei manchen Spielern nur so aus... ;-) Denn Walking Fußball wird unseres Wissens und in unserem Spielkreis nur in Frensdorf gespielt. Jeden zweiten Dienstag um 10 Uhr. Mit genau drei Halbzeiten.

Übrigens: Den WF-Verantwortlichen des SVF geht es nicht darum, den Kader auszubauen, in erster Linie wollen sie mit diesem Bericht das Spiel Walking-Fußball bekannter machen. Für interessierte Vereine, Gruppierungen, geben die Frensdorfer gerne Rat und Auskunft.

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Sportstätte SV Frensdorf

Failsberg Stadion
Am Failsberg 1
96158 Frensdorf
Von Bamberg kommend über die Staatsstraße 2254 nach Waizendorf. Kurz hinter Obergreuth liegt der Sportplatz auf der rechten Seite.


Vereinsheim SV Frensdorf

SV Frensdorf 1929 e.V.
Am Failsberg 1
96158 Frensdorf
Telefon: 09502-7378
Fax: 09502-7378
Sky-Übertragung: nein
Biersorte(n): Mahrs Bräu
Warme Speisen nach Spiel: nein

Daten SV Frensdorf

SV Frensdorf e.V.
Gründung: 1929
Mitglieder: 762
Farben: blau-gelb
Abteilungen: Fußball, Basketball, Fitnessgymnastik, Gymnastik 40+, Jazzgymn., Kinderturnen, Mountainbike, Tennis, Tischtennis

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