Jörg Mader im Interview: "So etwas habe ich noch nie erlebt" - anpfiff.info
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Artikel veröffentlicht am 23.10.2024 um 07:00 Uhr
Jörg Mader im Interview:
"So etwas habe ich noch nie erlebt"
INTERVIEW
Beim SC Worzeldorf übernahm Trainer Jörg Mader in der Winterpause der vergangenen Saison das Kommando und führte sein neues Team in der Kreisklasse 4 zum vorzeitigen Klassenerhalt. Der eigentlich gute Start in die aktuelle Spielzeit wurde insbesondere durch personelle Probleme beeinträchtigt, wie der erfahrene SCW-Coach im fussballn.de-Interview der Woche berichtet und gleichzeitig positiv nach vorne blickt.
Von
Fabian Strauch
Jörg Mader erlebte mit dem SC Worzeldorf einen bisherigen Saisonverlauf mit argen personellen Problemen.
fussballn.de / Gitzing
Hallo Jörg, euer für vergangenen Sonntag geplantes Auswärtsspiel beim TSV Sack wurde verlegt. Hatte das Franken-Derby in der 2. Bundesliga damit etwas zu tun?
Jörg Mader (45):
Ja, tatsächlich Die Anfrage zur Spielverlegung kam von Sack, da es dort - wie auch bei uns im Verein - viele Anhänger beider Seiten gibt. Daher haben wir uns im Einvernehmen darauf geeinigt, das Spiel auf den 7. November zu verlegen.
Hast du das Derby verfolgt und wenn ja, wem hast du die Daumen gedrückt?
Mader:
Ich habe den spielfreien Sonntag genutzt und das Derby als langjähriger Club-Fan vor dem Fernseher verfolgt. Die Leistung des FCN war in dieser Form nicht zu erwarten, hat mich aber natürlich sehr gefreut und könnte einen Impuls für den weiteren Saisonverlauf geben. Den Treffer zum 4:0 habe ich dann gar nicht mehr gesehen, weil ich dann zur Gegnerbeobachtung die Partie zwischen Altenfurt und Megas Alexandros vor Ort verfolgt habe.
Deine beiden Trainerkollegen Zorniger und Klose, die beim Derby gecoacht haben, waren vor ihrer Laufbahn an der Seitenlinie als Spieler aktiv: Wie bist du ins Trainergeschäft geraten?
Mader:
Ich habe bis zum Seniorenbereich auch selbst aktiv gekickt, bevor ich nach zwei Knie-Operationen leider die Schuhe an den Nagel hängen musste. Mit Mitte 20 habe ich dann bei meinem Jugendverein, dem SC Viktoria Nürnberg, meinen Trainerschein gemacht und gemeinsam mit meinem Vater die B-Jugend im Verein betreut. Insgesamt bin ich, bis auf eine eineinhalbjährige Pause, mittlerweile seit 25 Jahren als Trainer im Junioren- und Herrenbereich unterwegs.
Du bist seit der Winterpause 2023/2024 Trainer der 1. Mannschaft beim SC Worzeldorf. Wie kam es dazu?
Mader:
Das war eigentlich mehr oder weniger reiner Zufall! Ich habe nach der Saison 2023/2024 und dem damit verbundenen Ende meines Engagements beim TSV Katzwang ein halbes Jahr gar nichts gemacht und habe mir in dieser Zeit auch einige Spiele des SC Worzeldorf angesehen, nachdem ich noch zu Zeiten des SV 1873 Süd den Sohn von Jürgen Schüssler im Juniorenbereich trainiert habe. Da Jürgen damals noch 1. Fußball-Abteilungsleiter war, sind wir schnell ins Gespräch gekommen und haben uns letztlich auf eine Zusammenarbeit geeinigt.
Der ehemalige Worzeldorf-Akteur Fabian Schüssler war im Juniorenbereich beim SV 1873 Süd ein Schützling von Jörg Mader, der im Dezember 2023 über familiäre Verbindungen seine Zelte beim Sportclub aufschlug.
fussballn.de / Strauch
Du sprichst deine Verbindung zum SV 1873 Süd an. Welche Erinnerungen hast du noch an diese Zeit?
Mader:
Das war eine super schöne Zeit, die ich auf gar keinen Fall missen möchte! Ich habe dort meine ersten Jahre als Jugendtrainer verbracht und es ist immer noch jammerschade, dass der Verein damals zugrunde ging. Ein gewisser Dieter Rebel hat mir damals nach dem Machtwechsel im Verein angeboten, die U19-Junioren zu trainieren.
Lass uns wieder zurück zum SC Worzeldorf kommen: Welche Situation hast du dort bei deinem Amtsantritt im Winter 2023 vorgefunden?
Mader:
Zunächst einmal ging es darum, die Mannschaft kennenzulernen. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass ganz viel Potenzial in der Truppe steckt und der damalige Abstiegsrelegationsplatz die Qualität des Kaders nicht widerspiegelt. Daher war es notwendig, die Motivation wieder an Bord zu holen und sich an die Arbeit auf dem Platz zu machen.
Trotz der prekären Tabellenlage gab es am Saisonende ein Happy End. Schildere doch bitte kurz, wie dein erstes Halbjahr beim SCW abgelaufen ist.
Mader:
Wichtig war, dass der Spaß ganz oben stand, was uns mit den guten Phasen zum Start und Ende der verbliebenen Partien nach dem Jahreswechsel gelungen ist. Ein wichtiger Aspekt war auch, dass wir weitgehend verletzungsfrei geblieben sind und auch der nach seiner Verletzung zurückgekehrte Christoph Gier hat als Führungsspieler einen großen Teil zum vorzeitigen Klassenerhalt mit Platz 9 am Saisonende beigetragen.
In seinem ersten Halbjahr führte Jörg Mader den SC Worzeldorf sportlich in die richtige Richtung.
fussballn.de / Strauch
Welche Gründe waren für dich ausschlaggebend, um deinen Vertrag für die aktuelle Saison zu verlängern?
Mader:
Mir gefällt es grundsätzlich im Verein sehr gut und ich fahre immer gerne zum Gelände. Außerdem werden dort Ziele ausgegeben, die auch realistisch erreichbar sind. Sportlich gesehen bietet die tolle Jugendarbeit für die nächsten Jahre ein exzellentes Fundament für die Zukunft des Vereins. Daher war ich mir mit der Abteilungsleitung ganz schnell einig.
Wie bewertest du die Kreisklasse 4 insgesamt mit den zahlreichen Derbys?
Mader:
Ich schätze die Liga stärker ein als in der vergangenen Saison. Die Derbys sind natürlich super und es macht einfach Spaß, regelmäßig vor vielen Zuschauern, wie etwa gegen Flügelrad, zu spielen. Auch die Aufsteiger sind sehr interessant und ergeben eine Liga mit vielen schönen Fahrten quer durch Nürnberg.
Mit welchen Zielen seid ihr in die aktuelle Spielzeit gestartet?
Mader:
Wir möchten mit dem bisherigen Kader den nächsten Schritt in der Entwicklung jedes einzelnen Spielers gehen, was letztlich in einer sorgenfreien Saison münden soll, die wir ohne Druck auf einem einstelligen Tabellenplatz münden soll.
Wie würdest du dann euren bisherigen Saisonverlauf zusammenfassen?
Mader:
Der war ehrlich gesagt vogelwild, so etwas habe ich auch noch nie erlebt! Uns sind zum Start in die neue Saison in den ersten vier Spielen gleich vier Stützen der Mannschaft weggebrochen, weshalb wir für drei bis vier Spiele auf Hilfe der A-Jugend und der Alten Herren angewiesen waren. Daher möchte ich mich ausdrücklich bei den Spielern, die mehrfach die Doppelbelastung auf sich genommen haben, und den Trainern für die tolle Zusammenarbeit bedanken! Aber es ist durch die Rückkehrer wieder Licht am Ende des Tunnels zu erkennen und ich bin absolut davon überzeugt, dass wir die Kurve wieder bekommen.
Welche Teams hast du als Aufstiegsfavoriten auf dem Zettel und gibt es aus deiner Sicht eine Mannschaft, die dich bisher überrascht hat?
Mader:
Ich finde vor allem beeindruckend, wie Gostenhof nach dem Fehlstart mit zwei Niederlagen bisher abliefert und schätze auch Mögeldorf II stark ein. Auch die beiden Aufsteiger aus Fischbach und Altenfurt haben sich auf Anhieb gut zurechtgefunden, was auch auf den ESV Flügelrad, der vergangene Saison wie wir um den Klassenerhalt gekämpft hat, zutrifft. Deswegen bin ich insgesamt der Meinung, dass jeder gegen jeden gewinnen kann und finde es aktuell noch schwer, sich auf Favoriten festzulegen. Als Überraschung würde ich aber schon Gostenhof bezeichnen.
Offensivmann Fabian Viefhaus und sein SC Worzeldorf wollen am Donnerstagabend im Flutlicht-Derby gegen den ESV Rangierbahnhof in die Erfolgsspur zurückkehren.
fussballn.de / Strauch
Am Donnerstagabend steht das Nachhol-Derby gegen Rangierbahnhof an. Wie schätzt du den kommenden Gegner ein und wie sollen die drei Zähler in Worzeldorf bleiben?
Mader: Ich schätze die Rangers sehr, sehr stark ein, habe großen Respekt vor ihrer bisherigen Leistung und habe sie auch eine Halbzeit lang gegen Sack beobachtet. Für uns geht es nach den vielen Gegentoren in den vergangenen Spielen vor allem darum, defensiv im Kollektiv besser zu stehen und es dem Gegner mit Kampf und Leidenschaft so schwer wie möglich zu machen. Wenn wir so agieren, können wir auch den Schalter umlegen und uns mit einem positiven Ergebnis belohnen.
Wie bewertest du die derzeitige Tabellensituation mit Blick auf euer Restprogramm bis zur Winterpause?
Mader:
Die Liga ist allgemein sehr stark. Daher möchten wir uns bis zur Winterpause aus eigener Kraft so platzieren, dass wir eine ordentliche Vorbereitung abspulen können. Wir wollen in erster Linie auf uns schauen und eventuell gelingt uns ja auch eine ähnliche Serie wie von Gostenhof, um in die Erfolgsspur zurückzukommen.
Sind für die Winterpause schon Änderungen im Kader geplant?
Mader:
Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass aus dem Kader jemand aufhören oder wechseln will. Über den Jahreswechsel werden sich auch drei personelle Fragezeichen klären, die eventuell wieder zur Verfügung stehen werden. Yaroslav Yurchenko musste kurz vor Saisonbeginn in die Heimat zurück, Andi Rößner hatte sich im Spiel gegen Fischbach die Rippe gebrochen und Christoph Gier laboriert noch an einem kleinen Schaden am bereits operierten Knie. Unabhängig von den möglichen Rückkehrern werde ich aber versuchen, den ein oder anderen externen Neuzugang vom SC Worzeldorf zu überzeugen.
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